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14.12.2007, 21:04 | #1 |
Der Mann im Zug
Das ist im Prinzip eine überarbeitete Version des etwas älteren Originals was ich vor einiger Zeit mal geschrieben habe (ich überarbeite recht selten einmal geschriebene Gedichte/Geschichten).
Es war ein kalter Novemberabend. Ein kleines Mädchen saß allein im Zug. Die Abteilbeleuchtung war noch nicht angeschaltet, das Licht kam noch von der Welt außerhalb der Fenster. Ein Blick nach draußen ließ jede Vorstellungen eines romantischen Herbsttages in ihr verblassen. Das Laub war nicht farbenfroh, sondern durch den Regen dunkelbraun und matschig geworden. Dicke Tropfen fielen stumm aus den grauen Wolken, welche den ganzen Himmel verdeckten. Das monotone Rattern des Zuges hing wie ein akustischer Schleier über der Szenerie. Bis ins Abteil hinein kroch das ermattende Halbdunkel, der nun viel früher endenden Tage. Es regnete hinein. Die Fenster waren allesamt geöffnet und ließen nicht nur den Regen sondern auch die Kälte herein. Das Mädchen fror. Sie war zu klein um die Fenster schließen zu können, auch wenn Außenstehende sie gewiss nicht als jung bezeichnen würden. Ihr zartes Gesicht wies deutliche Abnutzungsspuren auf, keine Lachfalten schmückten ihre Mundpartie, nur weiter oben schaffte es die Stirn nicht die Spuren langer Sorge und Nachdenkens zu verbergen. Das Mädchen sah sich um, der ganze Zug schien menschenleer, nicht einmal der Schaffner ließ sich blicken. Seufzend blickte sie wieder nach draußen und zitterte ein wenig. Der Sturm der letzten Nacht hatte einige Baumstämme angeknickt, die Blätter waren allesamt abgefallen. Die kahlen Äste ragten gen Himmel wie die Arme eines um sein Leben bettelnden Verwundeten im Krieg. Während das Mädchen noch diesen und ähnlichen Fantasien nachging öffnete sich die Abteiltür mit einem leisen Zischen. Ein älterer Mann trat langsam herein und setzte sich ihr gegenüber. Sein grauer Anzug war durchnässt und sein Haar hatte schon lange den Weg zum Boden gefunden. Unter buschigen Augenbrauen schienen zwei müde Augen direkt durch das Mädchen hindurchzugehen. Kein Wort war bisher gesprochen und der Mann schien das Mädchen auch gar nicht zu bemerken. Er saß einfach da und rührte sich nicht. Zaghaft, fast schon schüchtern fragend kam ein "Hallo" über die Lippen des Mädchens und verhallte ungeachtet. Etwas lauter, aber immer noch mit zittriger Stimme wiederholte sie die Frage, doch der Mann schien immer noch keine Notiz von ihr zu nehmen. Langsam bekam das kleine Mädchen Angst, sie wollte aufstehen und sich woanders hinsetzen, doch ihre Glieder waren schwer und unbeweglich. Schweißperlen traten ihr auf die Stirn bei dem Versuch, ihren Körper dazu zu zwingen ihrem Willen zu gehorchen. Einige Minuten später gab sie auf und hing irgendwo zwischen Panik und Resignation. Doch bevor sie sich entscheiden konnte, stand der Mann auf und verließ das Abteil. Ein Blick nach draußen verriet die verstrichene Zeit. Mittlerweile war es noch dunkler geworden und der Regen hatte aufgehört. Das typische Geräusch dass nun erklang als die Beleuchtung ansprang beruhigte das Mädchen ein wenig. Irgendwie hatte es etwas normales. Doch die Ruhe währte nur kurz, denn erneut ging die Tür mit einem Zischen auf. Ein Mann mit Aktentasche und in einem schwarzen Anzug kam herein und setzte sich dem Mädchen gegenüber. Kurz verzog er das Gesicht als er bemerkte dass sein Sitz noch vom Herrn vor ihm nass war und er setzte sich einen Platz weiter. Diesmal war es nicht die Ohnmacht, die dem Mädchen Angst einjagte, es war der Mann selbst. Instinktiv hatte sie das Gefühl, sie müsse sich vor ihm fürchten, als wären er und sein Aktenkoffer voller Gefahren. Eine Zeitlang herrschte Stille, dann wurde dem Mädchen schwarz vor Augen. Schwer atmend und schweißgebadet wachte ein kleines Mädchen auf. Beängstigende und düstere Erinnerungen schwirrten noch durch ihren Kopf als sie realisierte dass sie immer noch im Zug saß. Doch ein Blick nach draußen weckte Vorstellungen eines wunderschönen Sommertages. Die Sonne stand tief und strahlte warmes Licht, der Himmel war blau wie das Meer am Horizont. Die Bäume erstrahlten in einem saftigen Grün und man konnte die spielenden Kinder nahezu bis ins Abteil hinein lachen hören. Die Angst des Mädchens verflog und ein Lächeln trat auf ihr Gesicht. Den Blick vom Fenster abwendend bemerkte sie einen Mann, der ihr gegenüber saß. Quietschbuntes Hawaii-Hemd, kurze Hose und Badelatschen, dazu ein Strohhut auf dem Kopf und nur wenig darunter fröhlich blitzende, warme Augen. Die Sonne ging unter und der Mann stand langsam auf. Freundlich lächelte er und nickte dem Mädchen zu. Doch in ihrem Gesicht stand nichts als blanker Horror. |
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14.12.2007, 21:42 | #2 | ||||||||||||
Hallo Terror,
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Zum Inhalt: Das ist mir noch ein Rätsel. Es ist recht surreal, das Mädchen entspringt offenbar einer alten Seele, die drei Männer stehen für irgendetwas. Aber wofür? Der erste ist alt und ignoriert das Kind, der zweite angsteinflößend, der Dritte aus irgendeinem Grund fröhlich, aber der Horror. Die ersten beiden erscheinen im Herbst, der dritte im Sommer. Herbst und der alte Mann würden mich auf Tod oder Sterben bringen, wobei der Sommer wie eine Hölle mit Illusion anmutet. Aber was soll dann der zweite Mann für eine Funktion haben? Nee, das bringe ich nicht zusammen. Eventuell wäre es besser, mehr Hinweise einzubauen. Aber nur eventuell, da ich vielleicht auch auf dem Schlauch stehe. Grüße Struppi |
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14.12.2007, 21:57 | #3 | ||
Mal nur zu den Dingen, die nicht auf Fehler bezogen sind ( )
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2. Nein, im Schlussteil ist schon beabsichtigt, dass es "ein kleines Mädchen" ist, da nicht gegeben ist, dass das Mädchen vorher mit dem hinterher identisch ist. 3. Ja, es ist surreal. Das stimmt schon und es ist schwer zu verstehen, stimmt auch. Mehr Hinweise hinzufügen werde ich jedoch nicht, die habe ich in der Überarbeitung sogar teilweise entfernt weil es zu offensichtlich war. Die Männer stehen auch für irgendetwas, aber du darfst nicht in Jahreszeiten denken, beschränke dich auf kleinere Zeiträume. Am leichtesten ist es vielleicht noch beim zweiten Mann. Vor was haben denn oft kleine Kinder Angst? Danke für die Kritik und ich hoffe ich konnte beim Verständnis etwas weiterhelfen. |
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14.12.2007, 22:05 | #4 |
Ok, dann nochmal.
Der Zug steht als Lebensweg. Die drei Männer sind immer der gleiche Mann, beleuchten aber andere Facetten von ihm. Da Du fragtes, wovor kleine Mädchen Angst haben: Der schwarze Mann. Der erste Mann ist also alt und ignoriert sie. Das Mädchen will seine Aufmerksamkeit erregen. Vor dem zweiten hat sie Angst. Aber die Angst ist diffus; sie begreift nicht, woran es liegt. Der dritte hält den Schein eines glücklichen Lebens aufrecht. Man könnte spekulieren, dass der Vater des Mädchens gemeint ist, der sie missbraucht. Der Akt geschieht im vierten Abschnitt. Edit: Dass der Sitz vom ersten Mann nass ist, wird neben dem Wetter wohl auch eine andere Bedeutung haben. Aber das muss ich ja nicht ausführen. |
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14.12.2007, 22:17 | #5 | |
Zitat:
Gut, noch einen Ruck in meine Richtung: Den Zug könnte man als Lebensweg sehen, ja (auch hier habe ich mehr oder weniger unterbewusst abgeguckt bei "Kollegen" (mehr oder weniger fähige Hobbydichter). Und ich redete von Zeiträumen, nicht von Gestalten. Der schwarze Mann kommt nicht vor Vielleicht reicht ja auch als Hinweis: 1. Es sind drei verschiedene Männer, aber sie symbolisieren alle (im Prinzip) das Gleiche. 2. Nein, der nasse Sitz hat außer dem Wetter keine weiter Bedeutung, aber das Wetter IST entscheidend. |
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22.12.2007, 22:06 | #6 |
hmm also ich würde da irgentwie sowas wie lebensabschnitte rein interpretieren...
vielleicht auch damit verbundene eigenschafften ... den zug als "lebens" reise bwz die fahrt.. |
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