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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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#1 |
abgemeldet
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Am letzten Julitag des alten Jahres,
mein Auto hob den Staub im Hinterland, geschah mir etwas gänzlich Sonderbares, die Zeit blieb einfach stehn am Straßenrand. Als sie mich sah, erhob sie prompt den Daumen, ich hielt gleich an und fragte nach dem Ziel, und dann zu meinem völligen Erstaunen, erzählte sie, sie sei grad nicht mobil. Es sei ihr einerlei, wohin wir fahren. Sie müsse eben einfach weg von hier. Ihr Handgepäck aus aufgebrauchten Jahren, warf sie gleich auf den Rücksitz hinter mir. Bisher bekam ich graues Haar und Falten, nichts weiter hielt sie je für mich bereit, mit ihrem ausnahmslosen Durchverwalten und keiner Atempause weit und breit. Sie fragte mich nach Liebe, Leid und Leben und ob mir etwas fehlt, das ich begehr. Ich konnte nur ein „Nein“ als Antwort geben, mit deinem Bild vor Augen wars nicht schwer. Dann war der Sitz gleich neben meinem leer... |
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#2 |
Ein wunderschönes und sehr melodisches Gedicht.
Die Zeit als Person, interessante Idee. LG DieSilbermöwe |
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#3 |
Forumsleitung
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Sorry. Für mich klingt es überladen und sperrig.
Bei der ersten Zeile stellt sich mir die Frage: Was ist bedeutsam am "letzten Julitag des alten Jahres" im Vergleich zum "Julitag des neuen Jahres"? Wer vom letzten Tag des alten Jahres spricht, hat mit etwas abgeschlossen, das neue Jahr steht an. Aber wer schließt denn mit dem letzten Julitag ab, wenn nicht einmal der Sommer vorbei ist? Und dann diese unnötigen Wörter wie "gänzlich" und "einfach" - was sollen sie aussagen? Warum nicht einfach so, um die ersten beiden Strophen zu nehmen: Am letzten Tag des alten Jahres, mein Auto hielt im Hinterland, geschah mir etwas Sonderbares: Die Zeit blieb stehn am Straßenrand. Als sie mich sah, hob sie den Daumen, ich fragte sie nach nach ihrem Ziel, und sie erzählte, mir zum Staunen, sie sei momentum nicht mobil. So einfach kann nämlich Lyrik sein. LG Ilka sie sei momentum nicht mobil. |
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#4 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 2.025
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... mir gefällt es, wie es steht. Tolle Idee flüssig umgesetzt.
wsT dT |
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#5 |
abgemeldet
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Danke an die Kommentierenden,
die Idee kam mir tatsächlich auf einer langen Fahrt durch die Moore um Meppen herum. Ich habe die Form von meiner "Libelle" gewählt, die wieder von Rilkes Panther abgeguckt war. Ich wollte nochmal etwas in der Form verfassen. Silbermöwe, danke für den Favoriten. Ilka, bedeutsam ist an diesem Tag, dass am 31. Juli des Vorjahres das LI eben die Zeit am Straßenrand aufgegabelt hat. Nicht am 14. Mai oder am 04. Oktober. Ich hab mich für diesen Tag entschieden. Und davon berichtet das LI jetzt. Warum es da mit dem Sommer oder sonst etwas abschließen sollte, erschließt sich mir nicht. Was die unnötigen Wörter betrifft, so ist das eine Diskussion, die wir hier schon oft hatten. Ich frag mich dann immer, ob wir in Lyrik nur die ganz harten Fakten reinhauen sollen. Was ist schon unnötig? Natürlich dienen sie teils dazu, dem Rhythmus treu zu bleiben, aber ist "gänzlich" oder "einfach" so ein Fauxpas? Man sagt ja zum Beispiel auch: "Heute geht es mir einfach nicht gut." Ich finde das ziemlich gängig. Dein Änderungsvorschlag steht natürlich in einer ganz anderen Form. Ich finde ihn übrigens gut, aber aufgrund der Kürze, geht da ziemlich viel verloren. Mir ist es nämlich wichtig, dass es im Hinterland staubig ist. Das ist da komplett rausgefallen, was mit der einfachen und kurzen Form zu tun hat. Zumal es ja auch gar nicht mehr im Sommer spielt. Ich will, dass der Leser an Einöde, Staub und Grillengezirpe denkt. Ich will es gar nicht einfach. Das war mir bei so nem abstrakten Thema auch nicht möglich. Aber danke für den Änderungsvorschlag. Ich bewundere, wie schnell du sowas grundsätzlich hin bekommst. Dunkler Traum, ebenfalls Danke für Reinschauen. Gruß Pennywise |
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#6 | ||
Zitat:
Zitat:
Dann wurde mein Wortschatz beanstandet - nicht hier, aber trotzdem - (zu wenig) und schließlich wird bemerkt, dass Füllwörter doch gar nicht so schlimm sind. Man macht es sowieso verkehrt, deswegen plädiere ich dafür, zu schreiben, wie man es selbst für richtig hält. |
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#7 |
abgemeldet
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Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich "einfach" hier als Füllwort bezeichnen würde.
"Die Zeit blieb stehn am Straßenrand" "Die Zeit blieb einfach stehn am Straßenrand" In der zweiten Version drückt das Geschriebene meiner Meinung nach durch das "einfach' noch ungläubiges Staunen aus. "Stell dir mal vor, die Zeit ist einfach stehen geblieben. Die Zeit! Hättest du das gedacht?" Ich finde schon, dass solche Wörter als Verstärker dienen können. Und ich finde das auch nicht ganz unwichtig, wenn ich ehrlich bin. Ich möchte eigentlich gepackt werden, wenn ich etwas lese. Ich gebe aber wie gesagt auch zu, dass ich mich gerade bei der Wahl längerer Verse mal mit Füllwörtern beschäftige. Ich denke aber, dass das dosiert passieren sollte. Gruß Pennywise |
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#8 | |
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#9 |
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Der Autor des Buches hat allerdings, was Füllwörter betrifft, ausschließlich gesprochene Alltagssprache zitiert, aber kein einziges Mal geschriebene literarische Sprache. In letzterer stören sie und gehen dem Leser auf die Nerven.
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#10 |
Forumsleitung
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Nein. Das Gegenteil ist der Fall. Füllwörter haben immer eine relativierende Funktion und schwächen damit jede Aussage. Es ist ein Unterschied, ob jemand sagt. "Ich meine ja nur, dass ..." Oder: "Ich meine, dass ..."
Es ist liegt auch ein anderes Gewicht in einer Aussage wie "Ich habe sie mal eben geküsst ..." als in "Ich habe sie geküsst ...". Zwischen "ich habe ja nur ..." und "ich habe ..." liegen Welten. Dessen sollte sich ein Autor bewusst sein. In der ersten Aussage klingt eine Rechtfertigung mit ("Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst ..." - Zigeunerbaron), in der zweiten die Bereitschaft, sich zu binden und Verantwortung zu übernehmen. Der Autor muss wägen, was er dem Leser vermitteln will. |
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#11 |
abgemeldet
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Guten Morgen Ilka,
erstmal danke für Deine Antwort, denn ich finde es für mich wichtig, das mit diesen Wörtern zu verstehen. Die Beispiele, die Du aufführst, leuchten mir ein. "Nur" und "eben" sind ja klare Reduzierungen bzw. Relativierungen. Aber "tatsächlich" schwächt doch nichts ab, oder? Es steht ja quasi für "wirklich". Ich finde das irgendwie unterstreichend. Und so ist das auch gemeint. "Genau" wäre glaub ich auch als klassisches Füllwort zu sehen. Und da erkenne ich keine Schwächung. Ich hab mir da aber auch ehrlich gesagt nie große Gedanken drum gemacht. In keinem meiner Texte. Umso interessanter ist das... Ich habe noch eine Bitte, weil sich das Wort "einfach" wiederholt und mir das nicht gefällt. Kannst Du es in dem Vers in der ersten Strophe mit dem Straßenrand in "plötzlich" ändern? Und hier würde ich gerne wissen, ob das auch als Füllwort zu verstehen ist. Es gilt als Temporaladverb. Sind das auch klassische Füllwörter? Gruß Pennywise Geändert von Ex-Pennywise (23.05.2023 um 08:41 Uhr) |
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#12 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.725
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Hallo Pennywise,
deine Art zu schreiben gefällt mir, du verwendest ungewöhnliche Bilder. "Die Zeit bleibt stehen" hat in deinem Gedicht eine originelle Doppelbedeutung. Zitat:
Lieben Gruß Nöck |
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#13 |
Forumsleitung
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Es kommt auf den Kontext an, ob ein Wort Gewicht hat oder nur ein Füllsel ist. Wörter wie "tatsächlich" und "wirklich" sind immer überflüssig. Sie schwächen eine Behauptung ab und stellen sie in Frage.
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#14 |
Hallo Pennywise,
die Idee mit der Zeit als Anhalterin gefällt mir sehr gut. Besonders gefällt mir das Bild vom "Handgepäck aus aufgebrauchten Jahren". Bei der Frage, welche Worte sind überflüssig in einem Gedicht, wird es wohl nie eine einhellige Meinung geben. Gedichtformen, die eine regelmäßige Metrik erfordern, verführen dazu einfach mal eine Wort einzufügen, weil es der Rhythmus erfordert. Nur großen Künstlern gelingt es, dafür nicht einfach das nächst beste passende Wort herzunehmen. Herzliche Grüße, AlteLyrikerin. |
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#15 |
Lieber Pennywise,
das ist wieder eines deiner Gedichte, das in meine Favoritenliste gehört ![]() Einfach so, aus heiterem Himmel. Als ob plötzlich die Erde stillsteht, irgendwo im Nirgendwo, und Raum schafft für Gedanken über die eigene Lebenszeit. Wie eine unverhoffte Pause in Zeitlupe. Und kaum zu Ende gedacht, ist der Moment auch wieder vorbei - und die Zeit wieder weg. Das ist ziemlich cool! ![]() Liebe Grüße |
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#16 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Trotz der vielen lobenden Worte bleibe ich bei meiner Kritik, aber nicht, um dich, Pennywise, oder die anderen Kommentatoren zu ärgern oder mich profilieren zu wollen, sondern weil mir das Gedicht zu viele Mängel aufweist. Zum einen ist es durch die vielen Füllsel aufgebläht, was ich bereits bemeckert habe. Für mich lesen sich die Verse deshalb nicht flüssig, sondern sperrig. Der Leser merkt allzu deutlich, dass du dich dabei verkrampft hast, den Rhythmus zu halten und dafür die Verse mit Ballast zu beschweren. Aber es gibt auch inhaltliche bzw. logische Mängel: Wenn in der ersten Strophe steht, die Zeit bleibe einfach am Straßenrand stehen, muss sie vorher mitgegangen, mitgefahren, mitgeflossen oder was immer sein, sie muss also das Lyrische Ich im Auto begleitet haben. Wie kann sie dann am Straßenrand "stehenbleiben" und auf Trampen machen? Die Zeit nach ihrem Ziel zu fragen ist etwas heikel, denn jeder kennt es: Sie reist eindimensional in die Zukunft, weicht nicht aus und geht nicht zurück. Aber okay, es handelt sich ja um eine Allegorie. "Dann war der Sitz gleich neben meinem leer ...": Hier sieht man, was ein Füllwört anrichten kann. Der "Sitz gleich neben meinem" suggeriert, dass es darüber hinaus noch weitere Nebensitze geben müsse, sonst wäre ein genauer bestimmendes Wort wie "gleich" nicht nötig. In einem gewöhnlichen Pkw gibt es aber neben dem Fahrersitz nur noch einen Sitz. Das ist keine Kino-Sitzreihe, bei der man vom übernächsten oder dritten Sitz neben meinem reden könnte. Sie fragte mich nach Liebe, Leid und Leben und ob mir etwas fehlt, das ich begehr. Hier gehört der Konjunktiv angewandt: ... ob mir etwas fehle ... Wie gesagt: Ich meckere nicht herum, um jemanden zu ärgern. Ich finde es lediglich schade, dass in dieses schöne Thema so viel Künstlichkeit reingepackt worden ist, obwohl man viel mehr aus ihm hätte rausholen können. Es lohnte sicherlich, sich nochmal dranzusetzen und zu feilen. Lieben Gruß, Ilka |
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#17 |
abgemeldet
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Die Zeit als Reisebegleiterin.
Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen. Glückwunsch! |
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#18 | |
Zitat:
Und weil es das eigentlich gar nicht gibt und das Ganze sowieso nicht logisch ist, braucht man auch nicht künstlich logisch drumherum zu argumentieren im Sinne „Sie muss mitgefahren sein." Nein, die Zeit tut, was ihr gefällt, völlig unabhängig vom LI und seinem Fahrzeug. Wie wäre es mit ein wenig mehr Fantasie? Da würde manches Argument von selbst verstummen. Aber selbst vollkommen fantasielos könnte man gegenargumentieren mit: „Wieso? Ist doch klar, die Zeit fährt immer mit. Was denn sonst?" Und dann braucht man auch nicht sonderlich darauf hinzuweisen, dass sie ja schon im Auto war. |
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#19 |
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Phantasie bedeutet nicht, dass alles Ausgedachte funktioniert. Es muss in sich logisch sein. Es gibt in der Literatur einen Marsianer, der auf einem unwirtlichen Planeten Wasserwirtschaft betrieben und Kartoffeln angebaut hat, um zu überleben. Die Story wäre albern gewesen, wenn der Autor es nicht verstanden hätte, die Möglichkeiten des angeblich Unmachbaren logisch zu begründen, um sie für den Leser glaubhaft zu machen.
Das gilt für jede Kunst: Sie kann noch so grotesk sein, aber sie muss in sich geschlossen und logisch sein. Dann glaubt man auch, dass Harry Potter zaubern kann. Eine Allegorie über die Zeit ist von diesem Grundsatz nicht ausgenommen. Beißt man der Phantasie den Faden ab, wenn man das Gedicht von seinem Ballast befreit, aber inhaltlich nichts daran ändert? Am letzten Tag des alten Jahres, mein Auto fuhr durchs Hinterland, geschah mir etwas Sonderbares: Die Zeit stand dort am Straßenrand. Als sie mich sah, hob sie den Daumen, ich fragte sie nach ihrem Ziel, und sie erzählte, mir zum Staunen, sie sei momentum nicht mobil. Ihr sei egal, wohin ich fahre, Sie müsse einfach weg von hier. Ihr Handgepäck verbrauchter Jahre gab sie den Sitzen hinter mir. Bisher bescherte sie mir Falten, hielt graues Haar für mich bereit mit ihrem strengen Durchverwalten und keiner Pause weit und breit. Sie fragte mich nach Leid und Leben ob was mir fehle, ich begehr, ich musste „Nein“ als Antwort geben, mit dir vor Augen war's nicht schwer - dann war ihr Sitz auf einmal leer … Lyrik kann sehr einfach sein. Wie Sprache überhaupt. |
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#21 |
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Fand ich nicht. Es ist eine große Kunst, einen Film mit einer One-Man-Show durchzuziehen. Da wird dem Hauptdarsteller alles abverlangt. Im "Marsianer" ist es der Computer, mit dem er Konversation betreibt. In "Robinson Crusoe" ist es der Papagei. Und in "Cast Away" mit Tom Hanks ist es ein Ball namens Wilson. Wäre ich ein Schauspieler, würde ich mich um so eine Rolle reißen.
Das ist hier aber nicht das Thema. Du hast an die Phantasie appelliert. Was, bitte sehr, tut der Phantasie Abbruch, ein Thema ohne Füllsel zu präsentieren? |
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#22 |
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Kann ... nicht muss. Ich schrieb "kann".
Es hat übrigens etwas mit Sprachgefühl und Liebe zur Sprache zu tun. Und damit, aufmerksam zu lesen, statt sich mit Wortgeklingel die Ohren zu Blumenkohl begießen zu lassen. Das mag arrogant klingen, aber damit muss ich leben. Mir läge auch mehr daran, mich mit Pennywise über sein Gedicht auszutauschen, denn er scheint in diesem Forum vieles mitgenommen zu haben, was ihn zu dieser Künstlichkeit seines Gedichts verführt hat. Ihm kann ich die Botschaft vermitteln: Auch ein Großer wie Heine hat sich nicht an den Rhythmus gehalten. |
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#23 | ||
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Aber selbst, wenn ich das jetzt so unbesehen stehenlasse: Heißt das nun, pfeift auf den Rhythmus? |
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#24 | |
Forumsleitung
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Ich habe kein Problem damit, dass man die Zeit irgendwann und urplötzlich am Straßenrand stehen sieht. Das ist aber etwas anderes, als wenn man schreibt, dass sie plötzlich stehenbleibt. Erkläre mir, wie etwas, das einerseits bei mir war und plötzlich stehenbleibt, andererseits am Straßenrand gestanden und auf mich gewartet hat, um den Daumen zu heben und im Auto mitgenommen zu werden. |
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#25 |
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#27 |
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Das ist doch Quatsch. Ein Physiker wird dir eine völlig unlyrische und anti-allegorische Antwort geben: Die Zeit steht nicht still.
Genau das hat Pennywise in seinem Gedicht verarbeitet: Die Zeit fährt mit. Man entgeht ihr nicht. Sie bringt sich ins Bewusstsein, indem sie sich zu dir setzt, aber dann wieder verschwindet und vergessen wird. Sehr klug gedacht. Aber im Gedicht zu umständlich geschildert. |
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#28 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.725
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Ich finde, an dieses Gedicht sollte man nicht mit Logik rangehen, es gehört in die Rubrik "Fantasy" und da ist alles möglich ohne nüchtern hinterfragt zu werden.
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#29 |
abgemeldet
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Moin zusammen,
ist ja richtig was los hier. Ich versuche es kurz zu machen, weil es ja ziemlich oft, recht ausufernde Kommentarbereiche in diesem Forum gibt. Zunächst mal gebe ich Silbermöwe recht, dass es schwierig ist, über die Zeit, die als Anhalter am Straßenrand auftaucht, logisch zu diskutieren. Wo war sie? Wohin hat sie geguckt? Stand sie schon? Ging sie schon? Hier bin ich tatsächlich dabei, wenn die Leute sagen, dass es da eher andere Fragen geben sollte. Warum ist sie überhaupt als "Person" da? Da die ganze Sache an sich aber schon sehr unlogisch ist, ist es schwierig da eine ernsthafte Diskussion draus zu machen. Der Marsianer ist übrigens ein Vergleich, der ein bißchen hinkt. Ich fand den Film übrigens auch genial, Ilka. Aber hier wurde immer noch versucht, Dinge mit den Naturgesetzen zu erklären. Wenn auch sehr abstrakt. Das dürfte bei der Zeit als über die Erde wandelnder Anhalter etwas schwieriger zu vermitteln sein. Zumal in deiner ersten Version auch Logikfehler enthalten waren, wie zum Beispiel, dass die Zeit den Daumen hob, obwohl das Auto des lyrischen Ichs ja bereits vorher angehalten hatte. Die zweite Version enthält diesen "Fehler" nicht mehr. Ich finde diese zweite Version übrigens ziemlich gut. Es gibt nur ein Problem. Sie enthält unfassbar viele Dinge, die in meinem Text eine gewisse Atmosphäre schaffen sollten nicht mehr. Es soll eben Sommer, Staub, Hitze und Einöde sein. Klar kann Lyrik einfach sein. Und sie klingt bei Dir in Deiner Version auch verdammt gut. Aber das geht eben auch oftmals zu Lasten der Details. Ich bin zum Beispiel voll bei Dir, was den Fehler mit dem Konjunktiv betrifft, der mir da reingerutscht ist. Der ist auch sehr ärgerlich und wirklich erwähnenswert. Ebenso ärgert es mich, dass ich zwei Mal "einfach" verwendet habe. Womit wir bei den Füllwörtern sind. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und mir ein paar meiner anderen Sachen rausgekramt und durchgelesen. "Mietfrei in deinem Kopf" war so ziemlich meine erste Wahl. Ein Text, der rhythmisch ziemlich rund ist, würde ich sagen. Aber eines ist meiner Meinung nach klar. Er enthält zwei oder drei Füllwörter. Das musste eigentlich auch so sein, weil ich bisher da nie so sehr drauf geachtet habe. Ich bin ja tatsächlich etwas rhythmusversessen. Ist vielleicht auch etwas übertrieben. Aber zurück zu dem angesprochenen Gedicht. Du hast es sehr gemocht. Da war kein Wort von Füllwörtern zu hören. Und da möchte ich einfach verstehen, ab wann das in einem Text "erlaubt" ist und wann nicht. Ich frage mich, ob das nicht ganz einfach das total subjektive Empfinden ist. Mal nervt einen das und mal fällt es vielleicht gar nicht auf. Wir reden da immer von gewissen Regeln. Hier gibt es scheinbar eine Reihe von Leuten, denen dieser Text hier gefallen hat. Ilka, ich bin selber der Meinung, dass ich schon Besseres geschrieben habe. Aber auch Schlechteres. So ist das nun mal. Aber irgendwas scheint die Leute ja anzusprechen. Ist das dann immer nur Wortgekringel? Die meisten hier lesen ja nicht nur ein Gedicht im Monat. Vielleicht funktioniert Lyrik nicht immer nach den fest zementierten Gesetzen. Vielleicht weckt sie halt manchmal bei dem Einen oder Anderen einfach ein Gefühl oder lässt ein Bild entstehen. Klar, und bei wiederum einem Anderen hinterlässt sie Kopfschütteln. Letztlich lässt sie uns diskutieren. Und das ist auch gut so. Aber ich glaube, es ist immer ziemlich schwierig zu sagen, dass etwas falsch ist, weil das eben seit Ewigkeiten so gesagt wird. Man kann über den Konjunktiv reden. Das muss man sogar. Man kann auch über sich wiederholende Wörter reden, oder über ein stolperndes Metrum (was hier aber denke ich nicht der Fall ist). Aber selbst zu entscheiden, welches Wort häßlich ist (ein anderer aktueller Text von mir), oder welches zuviel ist. Das finde ich etwas ausufernd. Denn mir zum Beispiel fehlen bei Deiner Version einfach zu viele Wörter. Aber.... Ich habe das ja bereits öfter gesagt. Ich habe hier in diesem Forum viel gelernt. Genauer gesagt habe ich das Meiste hier gelernt. Und eines nehme ich aus dieser Diskussion mit. Ich werde in Zukunft mehr auf Füllwörter achten. Denn das hat sich selbstverständlich eingeprägt. Als letzte Anmerkung: Du sagst, dass sich die ganz Großen nicht an einen Rhythmus halten. Zumindest nicht immer. Ich beherrsche das nicht. Bei mir wird es dann ein Gestolpere. Es ist auch wirklich so, dass ich die Sätze schon automatisch in diesen Formen bilde. Heinz hat mir mal zu "Die Libelle" gesagt, dass ich diese Art von Form, die ich gewählt habe, auch ungereimt schreiben könnte. Falls ich das mal üben wolle. Die wenigen Male, die ich derzeit noch schreibe, verharre ich aber irgendwie in der Komfortzone. Das gebe ich zu. Ich werde aber sicher bei mehr Zeit mal ein wenig rumexperimentieren. Ich weiß, das war jetzt auch sehr ausufernd. Lieben Gruß Pennywise |
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#30 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Als ich Kind war, gab es eine Verfilmung von "Peterchens Mondfahrt". Es ging darum, einem Käfer namens Summsemann ein verlorenes Krabbelbein zurückzugeben. Dazu mussten zwei Kinder zum Mond reisen. Völlig bekloppt, könnte man denken. Aber die Geschichte ist in sich rund und geschlossen. Obendrein spannend. Vielleicht kann ich hier niemandem nahebringen, was ich meine. Aber sei's drum. |
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#31 |
Forumsleitung
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Na klar. Dafür sind wir ja hier.
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#32 |
abgemeldet
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Ich weiss... Ich bin krachend mit dem Vorhaben gescheitert.
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#33 |
abgemeldet
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