Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Liebe, Romantik und Leidenschaft

Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 06.08.2022, 15:50   #1
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Standard Blöde Gans!

Schenk mir, Herzblatt, deine Liebe
und bewirte meine Triebe.
Doch denk nach: Von deinen Schwestern
ist nicht eine mehr von gestern.
Mach dir im Verstande klar:
Du bist täglich austauschbar.

Schenk dein dummes Herz doch her
ohne Preis und Gegenwehr!
Du bist eine unter vielen
und nicht mehr wert, als zu spielen.
Danke sagt mein dicker Hans,
jetzt verpiss dich, blöde Gans!

06.08.202
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.08.2022, 17:10   #2
männlich Ex-Tristanhirte
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2021
Beiträge: 139

Hi Ilka,

ein hübsches Gedicht, die aufgewühlte, wohl noch etwas unreife Innenwelt des LI wurde sehr schön eingefangen. Einzig der Reim „Liebe - Triebe“, wirkt auf mich ein wenig „von gestern“, wobei er durch das jeweils vorangehende „deine/n“ eine gewisse Glätte erhält. Ansonsten wieder flott gereimt, gern gelesen

LG

Geändert von Ex-Tristanhirte (06.08.2022 um 19:41 Uhr) Grund: Nonsense
Ex-Tristanhirte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.08.2022, 20:17   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Tristanhirte Beitrag anzeigen
Einzig der Reim „Liebe - Triebe“, wirkt auf mich ein wenig „von gestern“, ...
Das ist er zweifellos auch, aber "Liebe" ist eins von den zigtausend Wörtern im Deutschen, auf die sich nur wenig bis gar nichts reimt, und schon gar nichts, das sinnvoll wäre. Ich hätte die kleine Auswahl gehabt von

Getriebe
Hiebe
Fettgriebe
Geschiebe

Und das wär's.

Die deutsche Sprache ist zu Dichtern, die reimverrückt sind, wenig freundlich. Das ist noch schlimmer geworden, seit man das "g" am Ende bestimmter Wörter nicht mehr weich, sondern hart spricht, also z.B. "König" statt "Könich" oder "Zweig" statt "Zweich". Da hatte es Goethe noch besser, denn durch die alte Aussprache hatten er und seine Zeitgenossen eine weit größere Auswahl beim Reimen.

Aber wer weiß das heute noch?
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.08.2022, 20:27   #4
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Liebe/lieben
Diebe
geblieben
Siebe/sieben (letzteres als Zahl und im Sinn von etwas durch ein Sieb geben) -
darf ich das noch anfügen?
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.08.2022, 22:37   #5
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Liebe/lieben
Diebe
geblieben
Siebe/sieben (letzteres als Zahl und im Sinn von etwas durch ein Sieb geben) -
darf ich das noch anfügen?
Heinz
Diebe und Siebe, okay, wenn man Wörter in Mehrzahl sinnvoll unterbringen kann, was aber in der Fortführung der Verse zu neuen Problemen führen kann. Aber "sieben"? Oder ein Partizip wie "geblieben"? Na ja, ich weiß nicht. Ist aber egal, denn tauglich wäre für mein Gedicht keins von diesen Wörtern.

Die eleganteste Lösung wäre, "Liebe" nicht an das Ende eines Verses zu stellen, aber ich fürchte, dann hätte ich ein anderes Versende, auf das sich nichts reimt. Das sagt mir die Erfahrung. Es ist nämlich erstaunlich, wie groß die Menge an deutschen Wörtern ist, auf die sich kaum etwas reimen lässt. Solche Probleme haben die Angelsachsen und Frankophonen nicht.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2022, 01:09   #6
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Es waren der Zwerge sieben,
die wollten Schneewittchen wohl lieben.
Doch es vergaß am Schmalz die Grieben,
so ists bei dem Wunsche geblieben;
so habens die Brüder Grimm geschrieben.

Im übrigen: Auch die ganz Großen der Dichtung haben sich nicht gescheut, auch dialektgefärbte Wörter zu verwenden. Siehe:

Ach neige,
du Schmerzensreiche
(gesprochen: Ach neiche,
du Schmerzensreiche)
oder
Es dringen Blüten aus jedem Zweig
und tausend Stimmen auch dem Gesträuch
(gesprochen: Es dringen Blüten aus jedem Zweich
zbd tausend Stimmen aus dem Gesträuch)
Beides von einem Hessen geschrieben. Zu welchen Verirrungen/Fehlinterpretationen das führen kann, ist die fehlerhafte Ausdeutung der letzten Worte Goethes auf seinem Sterbebett. Üblicherweise bird berichtet, er habe gesagt: "Mehr Licht!"
Der letzte Seufzer des Dichterfürsten ist nicht vollständig zitiert. Angesichts seines Bettes (ein recht kurzes für unsere Art in einem Bett zu liegen). Als Halbhesse versteht man ihn besser: "Mer liecht hier schlecht!" (Man liegt hier schlecht)
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2022, 01:16   #7
männlich Ex-Tristanhirte
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2021
Beiträge: 139

Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen

Die deutsche Sprache ist zu Dichtern, die reimverrückt sind, wenig freundlich. Das ist noch schlimmer geworden, seit man das "g" am Ende bestimmter Wörter nicht mehr weich, sondern hart spricht, also z.B. "König" statt "Könich" oder "Zweig" statt "Zweich".
Dann fahr mal nach Hamburch

Aber das mag wohl mit ein Grund dafür sein, warum Benn seine Wortneuschöpfungen oftmals am Versende platzierte, an letzter oder vorletzter Stelle. Allerdings begibt er sich damit nicht selten in abstrakte Welten, denen ab einem gewissen Punkt wohl nicht mehr alle folgen wollen und in allen metaphorischen Einzelheiten nur wohl nur noch von Hardcore-Germanisten entschlüsselt werden können. Grundsätzlich kann man deine Abneigung gegen den Reim aber durchaus in dem Versuch erkennen, ihn durch das gemeinsame "deine" klanglich auszubauen. Vielleicht ließe sich durch einen gemeinsamen vorletzten vollständigen Reim das "Problem" lösen?

LG
Ex-Tristanhirte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2022, 02:45   #8
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Im übrigen: Auch die ganz Großen der Dichtung haben sich nicht gescheut, auch dialektgefärbte Wörter zu verwenden.
Mit dem hessischen Dialekt hat das nichts zu tun, auch wenn man das auf den Frankfurter Bub Goethe zurückführen könnte. Tatsächlich geht die weiche Aussprache des "g" bei vielen Wörtern auf deren mittelniederdeutsche Herkunft zurück:
Zweig = twich
Honig = honich/honnich
Burg = borch

Für alle Wörter, die auf "g" enden, muss das also nicht gelten.

Erhalten geblieben ist die weiche Aussprache vor allem bei der Endung auf "-ig", die Theaterschauspieler haben noch lange so gesprochen. Und auf der Bühne war Goethe ja bekanntlich auch zu Hause.

Ich hatte mal einen Boss mit Namen König, der sich selbst nie anders als "Könich" nannte, und der war kein Hesse.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2022, 09:28   #9
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Man lernt nie aus.
Wie spricht man (ich will niemand veräppeln) dann "königlich" aus? Sagt man "königlich" oder "könichlich"?
H.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2022, 10:20   #10
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.082

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Man lernt nie aus.
Wie spricht man (ich will niemand veräppeln) dann "königlich" aus? Sagt man "königlich" oder "könichlich"?
H.
Das "g" wird nur am Ende, also bei "König", weich gesprochen. Ich habe es mir, um sicherzugehen, bei LEO angehört, und da spricht man es immer noch als "Könich" aus (das wissen bloß die wenigsten Leute); bei "königlich" bleibt das "g" indessen hart. Auch bei "Honig", "ewig", "samtig", "wichtig" und "hurtig" spricht man bei LEO die Endung "-ig" weich aus, das ergaben meine Stichproben. Es darf, denke ich, davon ausgegangen werden, das diese Aussprache bei dem "-ig", wenn es das Ende eines Wortes markiert, grundsätzlich richtig (sprich: richtich) ist.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Blöde Gans!

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Blöde Geschichte Opak Humorvolles und Verborgenes 0 29.01.2022 21:20
Gustav und die goldene Gans (Für Silver) Ex-Ralfchen Gefühlte Momente und Emotionen 33 14.02.2020 23:03
Angestellt, der Blöde! Phönix-GEZ-frei Sprüche und Kurzgedanken 4 05.09.2013 16:18
Das blöde Mädchen Ilka-Maria Geschichten, Märchen und Legenden 19 23.12.2010 03:46


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.