|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
07.05.2005, 09:44 | #1 |
Rabenherz
Branntest einst in hellen Flammen
für die kalten Wintersbräute. Schenktest liebend falschen Schlangen Lebenskraft zur fetten Beute. Wärmtest diese kalten Herzen, doch die Sehnsucht ließ dich bluten Mit so bitterbösen Scherzen spien sie in die Liebesgluten. Eisgekühlt vernarbten Wunden jahrelang in toten Nächten. Doch in diesen schwarzen Stunden holtest Du aus tiefen Schächten, kalte Kraft aus deinen Gründen. Bis zum Wahn sie hast erschlossen, mitleidlos und frei von Sünden, deine Wallfahrt hast genossen . Frei von menschlichem Begehren fliegst du in den wandelnd Zeiten. Lass die Andern sich verzehren Lieben, hassen und sich streiten. Du bist tot und lebst zugleich. |
|
19.05.2005, 19:38 | #2 | ||||||
Zur äußeren Form:
Es lässt sich wunderbar flüssig lesen, die Wortwahl und die umschreibungen gefallen mir. :up: Ich wünschte ich könnte so schreiben. Und nun das, worauf ich eigentlich aus war: Mein eigener kleiner Interpretationsversuch. Denn das gefällt mir äußerlich SO gut, dass ich mich ein wenig mit dem Inhalt auseinandersetzen möchte. Nungut, dann wollen wir mal... (es wäre übriegnds nett wenn du noch sagen würdest, ob ich richtig lag oder nicht.) *Finger knack* 1. Strophe: Zitat:
Es 'brannte einst in hellen Flammen' heißt für mich, dass es in vergangenen Zeiten sehr leidenschaftlich war, eventuell sehr impulsiv und von seinen Gefühlen erfüllt und geführt. Die hier genannten 'kalten Wintersbräute' würde ich (das klingt schonwieder sexuell angehaucht in meinen Ohren - oh weh.) tatsächlich als Frauen deuten. Frauen, die eventuell gefühllos gegenüber dem angesprochenen Herzen bzw. dem Besitzer des Herzens waren und/oder sind (kalt, Winter...), denen das Herz/die Person jedoch seine Leidenschaft und Liebe geschenkt hat. Es hat ihnen seine Lebenskraft, sein ein und alles als eine 'fette Beute' überlassen. Und sie haben es weggenommen ohne gleich zu empfinden. Könnte also eventuell mit vergangenen Beziehungen zusammenhängen. Schlag mich, wenn ich die 'Bräute' jetzt wirklich zu wörtlich genommen habe. Eine andere Möglichkeit will mir grade aber nicht in den Sinn. 2. Strophe Zitat:
3. Strophe Zitat:
4. Strophe Zitat:
Jetzt frage ich mich allerdings, was der Angesprochene 'erschlossen' haben soll. Die Schächte oder die Gründe? Letzteres wäre in Bezug auf meine momentane Interpretation merkwürdig und irgendwie unlogisch. Tippe ich als auf die Schächte. Der Angesprochene hat also (scheinbar?) versucht zu sich selbst zu finden, bis er wahnsinnig wurde. Wahnsinnig ist jetzt mal nicht zu ernst zu nehmen, ich schätze einfach, jeder der versucht sich selbst zu verstehen muss iregndwann feststellen, dass er sich eben nicht versteht oder finden kann, das macht einen schon irgendwie irre. Nunja. Nicht vom Thema abkommen: Er genießt seine Wallfahrt, Pilgerfahrt... (Wohin geht die? In die Schächte?) die ohne Mitleid seinen Mitmenschen oder sich selbst gegenüber ablief, während der er sich keiner Schuld bewusst war oder sich nichts hat zu schulden kommen lassen. Wie gesagt: Bei mir bleibt die Frage nach dem Wohin offen. 5. Strophe Zitat:
6. Strophe (Letzte Zeile) Zitat:
Gesamtkram: Das Gedicht beschreibt, wie die Gefühle einer Menschen auf Grund von Enttäuschungen, Trauer und Sehnsucht abflachen und letztendlich sterben. Es ist sozusagen ein innerlicher Sterbeakt. So. Abschlusswort nochmal: Es gefällt mir wirklich! :up: P.S.: Rechtschreibfehler bitte, bitte übersehen. Irgendwann berichtige ich nochmal, aber da fehlt mir jetzt der Nerv zu. P.P.S.: Nanu, ich hab ja garnichts zum Titel gesagt... Tue ich das jetzt: "Rabe" ist eigentlich - zumindest in Fabeln - ein recht negativ behaftetes Tier. Es wird als dumm dargestellt, von niemandem gemocht und immer nur verscheucht und so weiter... Auf das Gedicht bezogen passt das also. Derdiedas angesprochene ist eben ein metaphorisches Rabenherz oder hat das metaphorische Herz eines Raben. Oder so. |
|||||||
19.05.2005, 20:27 | #3 |
Du hast das Gedicht einigermaßen verstanden. Nur mit den "Gründen" hast Du schiefgelegen. Hiermit ist das psychische Fundament des lyrischen Ichs gemeint. In dieser Strophe wir eine Metamorphose beschrieben eben hin zum Rabenherz, wobei der Rabe eher eine Mischung aus der Konnotation die in Rabeneltern steckt und dem Odinsvogel ist. Auch sollte man vielleicht an Egar Allen Poes Der Rabe denken. Ich weiß ja nicht was Du so für Fabeln liest. Aber das ist halt die Gefahr bei den Metaphern. Ich hoffe Du hast Dich amüsiert.
Lieben Gruß demon17 |
|
19.05.2005, 20:37 | #4 | ||||
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Ich kenne größtenteils nur Fabeln von Phaedrus... ein paar von ... umm, Namen vergessen, jedenfalls noch 2 andere. Ich beschäftige mich nicht wirklich damit. Zitat:
|
|||||
19.05.2005, 21:07 | #5 |
Also zu Deinen Fragen, die letzte zuerst, am besten Du liest es selbst. http://www.poedecoder.com/essays/raven/ Da hast Du auch eine Menge zur Symbolik des Raben in der Antike.
Zu den Schächten, das lyrische Ich bohrt sein Innerstes an, es gräbt Schächte um zu sehen was tief in ihm verborgen liegt und treibt diese durch den Grund seiner psychischen Grundlagen. ...bis in den Wahnsinn. Rabeneltern verstehst Du wohl, schlechte Eltern, schlechter Liebhaber, nach der Metamorphose. Die Odinsvögel sind zwei Raben, die Odin als Boten und Augen dienten. Deshalb auch der Flug des Herzens im letzten Vers. Ich hoffe ich habe Deine Fragen beantwortet. Dark Dreams demon17 |
|
19.05.2005, 22:09 | #6 |
Jetzt verstehe ich die Strophe mit den Schächten hoffentlich richtig.
Aber so wie ich das jetzt sehe... Wem soll das Herz als Bote/Auge dienen? |
|
19.05.2005, 22:32 | #7 |
Die Botschaft ist z.B. das Gedicht. Das Auge steht für die veränderte Sichtweise, die durch die Metamorphose zum Rabenherz entsteht. Vielleicht kennst Du den Satz, Liebe macht blind ?
|
|
20.05.2005, 00:10 | #8 |
Okay. Danke, danke.
Bist du denn sonst zufrieden mit mir? Interpretationstechnisch? |
|
20.05.2005, 15:07 | #9 |
Doch sehr zufrieden. Wenn ich auch Deine Ironie nicht immer ganz angebracht finde, angesichts meiner tiefschürfenden Lyrik , so kommst Du im Kern der Sache sehr nahe.
|
|
20.05.2005, 15:20 | #10 |
Tschuldigung, ich kann nichtmal das was ich ernst nehme letztendlich wirklich ernst nehmen. Es liegt wohl daran, dass ich mich und mein Leben nicht unbedingt ernst nehme. (Ich sollte damit mal anfangen )
Dankesehr nochmal, jetzt fühl ich mich bestätigt. |
|
20.05.2005, 17:52 | #11 |
bleib so
|
|