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Kolumnen, Briefe und Tageseinträge Eure Essays und Glossen, Briefe, Tagebücher und Reiseberichte. |
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21.02.2017, 20:42 | #1 |
Spektieren 1
Ich liege im Bett und spektiere. Ich introspektiere, retrospektiere, disrespektiere und frage mich dann, ob ich diese Worte in diesen Konstellationen überhaupt gibt. Ich beantworte mir meine Frage mit nein und freue mich debil grinsend darüber das ich noch vor dem ersten Keramikkontakt 3 geile Neologismen erschaffen habe.
Ich setze mich auf die Bettkante, wobei meine karierte, aus 95 Prozent Altplastik zusammengedübelte Billigschlafbuchse knistert wie ein Kaminfeuer. Mir tut der Kopf weh. Der Schlaf war unruhig und unterbrochen von kleinen gierigen Zügen an nie vollständig gerauchten Zigaretten. Die auf der Hälfte der Distanz verloschene Zündschnur für die Nagelbombe aus Ideen die, für andere unhörbar, unter dem praktisch kurz geschorenen Haar tickt. Draußen klopft der Regen an die Scheibe, penetrant, aber doch von milder Mutlosigkeit. Die Glasscheibe ist nicht unzerstörbar. Regen ist nur nicht konsequent. Regen ist der kleine Vorbote eines miesen Tages. Das sanfte "Heute wird's nichts mit dem Glück." Ich will nicht zum Spiegel. Aber ich muss. Ich blicke in Lachfalten um meine Augen und frage mich: Wann war ich ausgelassen genug, um sie zu verdienen? Ich wende den Blick ab, putze schweigend die Monumente frühschulischer Demütigungen und nebele mich ein. Der Tag beginnt mies, wenn alles nach Pfefferminz schmeckt. Eistee Pfirsich schmeckt wie getrunkener em-eukal Sirup. Zuviel Eukal. Warum ich das schreibe weiß ich auch nicht. Ich hab nichts mitzuteilen. Ich defragmentiere bloß. |
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21.02.2017, 20:50 | #2 |
abgemeldet
Dabei seit: 01/2017
Ort: Köln
Beiträge: 376
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21.02.2017, 20:56 | #3 |
Danke vielleicht wird es was
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21.02.2017, 21:06 | #4 |
Forumsleitung
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21.02.2017, 22:53 | #5 |
R.I.P.
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Ich schließe mich an.
Defragmentieren ist gut! Also nicht nur auf Computer anwendbar. |
22.02.2017, 18:31 | #6 |
Lieber Versard,
gleichzeitig war ich beim Lesen vergnügt und niedergeschlagen.
Ich mag den Text, kann ihn aber noch nicht in mein Archiv ordnen. Macht er mich nun ehr traurig, oder erheitert er. Ich bin verwirrt, wahrscheinlich liest man dies je nach Tagesverfassung anders. Heute piekt er mich, es regnet, wie soll es dann auch anders sein. Unar |
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22.02.2017, 20:12 | #7 |
Danke euch
Ich möchte mich in nächster Zeit ein wenig an Texten versuchen und mein Spektrum erweitern. Die Spektieren-Texte dienen mir ein wenig als Übung. Ich bitte im Vorhinein schon um Nachsicht sollte nicht jeder Text gelingen, aber das ist bei Gedichten nicht anders. Gedichte fallen mir meist leicht, deshalb fordere ich mich einfach ein bisschen selbst heraus. |
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23.02.2017, 16:01 | #8 | ||
Zitat:
was soll ich sagen? Das phosphoresziert und fließt sprachlich, findet einige beeindruckende Metaphern und Allegorien, hat dabei eine existentialistische Tiefe, die für mich in dem Regen-Absatz voll durschlägt. Wenn das nur Fingerübung ist, lechze ich nach mehr. Du hast Pageturner-Potential. Ist mir egal, ob Du was zu sagen hast oder nicht Vielleicht kultivierst Du einfach das mentale Defragmentieren, Kaffefilter-Leeren? Ich bin dabei. Nur formal solltest Du nochmal drüberschauen. Kommata-Fehler und so ein paar Tipper haben sich eingeschlichen, bzw. wurden nicht ausgemerzt. Siehe z.B. Absatz 1, wo ein "es" stehen müsste: Zitat:
Elysium |
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24.02.2017, 20:19 | #9 |
Danke Elysium, der Fehler ist mir durchgerutscht. Und nicht nur der
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25.02.2017, 12:03 | #10 |
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269
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Lieber Versard,
wieder sehr versardisch! „aus 95 Prozent Altplastik zusammengedübelte Billigschlafbuchse knistert wie ein Kaminfeuer.“ Hier frage ich mich, ob das positiv oder negativ zu verstehen ist! Für mein Empfinden ist da knistern eines Kaminfeuers positiv und dann fällt es für mich aus dem Kontext des Textes. Wenn juckt’s. Sehr gern gelesen, so wie immer! Liebe Grüße Gylon |
25.02.2017, 12:47 | #11 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.492
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Erinnert mich an meine Dr. Faust Geschichte, aber verständlicher geschrieben.
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