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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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14.08.2022, 21:33 | #1 |
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Beinahe Familie
Den Wunsch meiner Eltern, sich Kinder zu schenken
hat ihnen das Leben bis heut nicht erfüllt. Nun sind sie mit müden und morschen Gelenken komplett in die Farben des Alters gehüllt. Ich sehe sie vage durchs Blattwerk der Buchen das Knirschen der Kiesel dringt leise zu mir. Sie kommen mich einmal im Monat besuchen und lassen im Sommer Hortensien hier. Der Klang meiner Stimme war nie zu vernehmen, der Blick meiner Augen nur glasig und leer. Ich führte kein Leben mit Glück und Problemen, für mich gab es weder zu leicht noch zu schwer. Sie kommen mich einmal im Monat besuchen, dann sind sie mir nah und auch ebenso fern. Mein Körper liegt zwar bei den Wurzeln der Buchen, am nachtschwarzen Himmel, da glüh ich als Stern. Für Y. |
14.08.2022, 21:38 | #2 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.877
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Hallo Pennywise,
das Gedicht hat mich erschreckt, denn so viel Traurigkeit vermittelt es. Da es mir die Sprache verschlägt, nur: Handwerklich gut gemacht und herzergreifend. Liebe Grüße, Heinz |
14.08.2022, 21:48 | #3 |
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Du weißt wie ich über deine Werke denke. Dieses hier, bildet keine Ausnahme.
Beim ersten Lesen fiel mir das auf: Der Klang meiner Stimme war nie zu vernehmen, (Komma) der Blick meiner Augen nur glasig und leer. Betonung der „Hortensien“ ist streitbar, aber passt schon. :-) Dir eine schöne Woche, Pennywise. |
14.08.2022, 21:48 | #4 |
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Moin Heinz,
das gibt die Thematik leider nur her. Aber immerhin ein Stern bleibt über... Immer! Gruß Pennywise |
14.08.2022, 21:52 | #5 |
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Moin Petrucci,
danke für das Komma. Das habe ich übersehen. Hortensie ist wahrscheinlich wieder eines jener Worte, die eine Diskussion auslösen können. Ich betone im Alltag auf Silbe 2. Gruß Pennywise |
14.08.2022, 22:05 | #6 | |
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Zitat:
Das Werk funktioniert. Liest du elisabethanische Lyrik respektive englische? Lg |
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14.08.2022, 22:15 | #7 |
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Bei Wörtern mit einer größeren Silbenanzahl gibt es da bei Amphibrachien öfter unterschiedliche Meinungen. Die Auswahl ist da eh sehr begrenzt.
Nein, mein Englisch ist sehr eingerostet. Warum fragst Du? Gruß Pennywise |
14.08.2022, 22:24 | #8 | |
Hallo Pennywise
Deine Schreibweise erinnert mich sehr an Rilke und ich mag den sehr, du schaffst es mit Worten eine gezielte Stimmung zu verfassen und ihr Farbe zu geben. Nie sprichst du konkret ein Gefühl an, sondern lässt das Wort selbst als Gefühl im Leser entstehen. Alleine dadurch, dass du dessen Umgebung und werden aufzeigst. Das schätze ich sehr. Emotion zu transportieren, ohne Emotion auszusprechen ist eine großartige und erinnerbare Weise etwas unvergessen zu machen. Ein Autor der es versteht sich der Empathie des Lesers zu bedienen, ohne dabei Grenzen zu überschreiten und immer haarscharf entlang an der greifbaren Liebe und der vernehmbaren Trauer zu tanzen. Seelenballerina. Und das meine ich (so seltsam es auch klingt) als Kompliment. Deine Schreibweise erinnert mich an Indigo. Das Wort Hortensien ist im Kontext korrekt in die Betonung eingegliedert da "si-en" zwei suffix bilden die einer deklination untergeordnet werden können. Ich hoffe ich habe das korrekt wiedergegeben, falls nicht versuch ich es anders. In der deutschen Betonungslehre folgen, soweit bekannt, nie mehr als 2 unbetonte auf eine Betonung. Zudem handelt es sich bei den 2 Endsilbern nicht um eine Diphtong, sie werden separat voneinander gesprochen. Zitat:
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14.08.2022, 22:26 | #9 | |
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Zitat:
Ich frage aus Neugier. Es gibt im Englischen wahre Perlen und das Gute ist, mittlerweile gibt es auch gute Übersetzungen, falls das Englische rostig sein sollte. Da sind mit Sicherheit Sachen, die dir gefallen würden. (Blake, J.Clare, Wordsworth -> Irrer Name für einen Dichter!) Keine Einsteigerlyrik ist John Keats und Shakespeare auch nicht wirklich (Shakespeare war etwas zerrissen in seiner Schreibe, da sind selbst gute Übersetzer teilweise überfordert). Ansonsten lohnt es sich, wenn der Schuster bei seinen Leisten bleibt. Fürs Englische muss man etwas brennen. Lg |
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14.08.2022, 22:34 | #10 |
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Moin Pennywise,
mir gehts da ähnlich wie petrucci und Mono, ich mag deine Werke sehr (suhlen sich vielleicht nicht so exzessiv in Metaphern wie manch andere meiner Favs, aber das macht ja nichts ^^). Das hier erschlägt tatsächlich mit seiner bedrückenden Stimmung, und ist in seiner beklemmenden Traurigkeit trotzdem auch wieder sehr schön, denn allen Widerständen zum Trotz wird ein Funken Hoffnung bewahrt, wenngleich er wohl in diesem Leben nicht mehr erfüllt werden kann (kommt damit recht nahe an Benn (freilich ohne exzessiven Metapherngebrauch((Wortwahl u Handwerk tun ihr übriges))). Stimmung und Gehalt taugte gut für eine Adorno-Kontextualisierung, die wiederum für die Stimmung aber wohl etwas abträglich wäre. Naja, für mich ein Fav Liebe Grüße |
14.08.2022, 23:36 | #11 |
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Danke...
Danke, für das Feedback. Ich gehe nur kurz darauf ein.
@petrucci Zum Englischen fehlt mir der Bezug. Ich bin tatsächlich durch deutsche Musiktexte zum Schreiben gekommen bzw. habe ich mich durch einige Textpassagen inspiriert gefühlt. Das passiert auch heute noch. Liegt aber wie gesagt auch daran, dass mein Schulenglisch schon echt übel verrostet ist. @MonoTon Vielen, vielen Dank. Ich bin mit dem Text eigentlich gar nicht so zufrieden. Ich kann das aber erklären. Wie ihr seht, steht darunter eine Widmung. Das Thema trage ich schon lange mit mir herum. Und ich bin der Meinung, dass ich das gar nicht angemessen verarbeiten kann. Ich weiß ja nur selber, wo ich eigentlich hinwollte. Da ich mich hier aber an einen Reim gebunden habe (wie eigentlich immer), habe ich einige Barrieren gehabt, die nicht ganz das Bild entstehen lassen haben, das ich wollte. Am Anfang war da nur das Paradoxum, dass von Eltern die Rede ist, die nie Kinder bekommen haben. Das war Wochenlang als Satz im Handy gespeichert. Es freut mich, dass es gefällt, so traurig die Thematik der Sternenkinder auch ist. @tristanhirte Danke für den Favoriten und die netten Worte. |
15.08.2022, 00:05 | #12 | |
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Zitat:
Bevor ich allerdings zu dem Schluss käme, müsste viel Zeit des Studierens vergehen. Ich schaue auf YouTube oft einen Schmiedemeister zu. Für eine Arbeit braucht er ca. ein halbes Jahr, an der er täglich 12 Stunden sitzt (Kyle Royer). Bei Rilke und seinem Panther, war das nicht viel anders. Dir viel Erfolg! Lg |
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15.08.2022, 00:09 | #13 |
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Na ja, ich bleibe scheinbar immer beim Reim. Das passiert. Habe es ein paar Mal anders versucht und beim Schreiben keine Freude gehabt. Schuster bleib bei deinen Leisten und so...
Einen guten Start in die Woche wünsche ich. Pennywise |
15.08.2022, 00:39 | #14 | |||
Zitat:
Dem Sternenkind, wie du es nennst, nimmt es somit etwas an Freiheit. Aber vielleicht hilft es auch beim begreifen und erden? Eine Widmung ist immer etwas das erinnern soll und begleitend ist. Aber weniger begleitet es das Sternenkind, vielmehr begleitet es die Eltern. Ein loslassen wird nie ganz der Fall sein. Das immerwährende Gefühl von Festhalten und weiter Lieben macht sich breit und die Frage nach einem warum. Bis man sich wieder sieht, das warum vergisst und einfach nur Liebt. Eigentlich ist es nicht meine Art derart auf den Inhalt von Widmungen einzugehen, aber es hat mich tatsächlich berührt und mich interessierte wohl warum mir der Reim in einem eigentlich eher abgelösten Thema so ansprach. Es gibt im eigentlichen keine Grundformel für reimlose Gedichte. Falls meine Vorgehensweise da interessiert und hilft? Ich tendiere oft dazu in Gleichlaute über zu gehen und wenn ein solcher Gleichlaut oder eine Assonanz sich nicht einbringen lässt, versuche ich es mit gleichwertigen Tropen innerhalb des Textes und vielen weichen konsonanten und dezente Alliterationen, oder auch Binnenreime und Pleonasmen. Bisher fiel sowas in meinen Gedichten/Texten so gut wie nie auf, egal ob gereimt oder nicht. Und ich reime eigentlich eher weniger. Zitat:
Zitat:
Zudem faszinierte mich deine Motovation aus der Sicht des Sternenkindes zu schreiben. Eine Art offener Brief an die Eltern, damit diese sich eventuell endlich lösen können und zumindest einen Teil der Liebe zurück erhalten, den sie über all die Zeit zu den Sternen schickten. Lg Mono |
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15.08.2022, 21:50 | #15 |
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@ MonoTon
Du hast mir dazu netterweise ja ein paar Anregungen gegeben, um mich doch mal in die Welt des Ungereimten (hört sich ja fast schon paranormal an ) zu wagen. Ich gehe da noch drauf ein. Dauert aber. Heute schnupper ich nur kurz hier rein. Das was Du speziell zum Thema und zu Deinen Empfindungen schreibst, kann ich nur unterstreichen. Ich sehe das ähnlich. Ich hatte die Befürchtung, dass speziell der Schluss etwas drüber ist, aber ich denke, Hoffnung ist hier ein Stilmittel, das benutzt werden darf, ohne gleich kitschig zu wirken. Gruß Pennywise |
16.08.2022, 09:36 | #16 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Vielleicht so: Nun sind sie mit müden und morschen Gelenken in herbstliche Farben des Alters gehüllt Das ergäbe auch einen schönen Übergang zur nächsten Strophe mit dem "Blattwerk der Buchen". |
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16.08.2022, 11:06 | #17 |
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Moin Ilka,
Du hast Recht. Deine Formulierung klingt gut und schafft einen guten Übergang. Ich habe mich bis jetzt gar nicht so an "komplett" gestört. Ich war da sowieso etwas einfacher unterwegs. Ich wollte zwar lyrisch klingen, aber auch ein bißchen ungeschliffen, denn das lyrische Ich ist in diesem Fall ja das Sternenkind. Ich glaube sogar, dass ich dafür in den Formulierungen und Begrifflichkeiten noch zu gehoben unterwegs war. Jedenfalls gefällt mir Dein Vorschlag. Gruß Pennywise |
16.08.2022, 12:34 | #18 |
Mir wäre "herbst" zu warm in den Farben mit all seinen rot, pink, braun, gelb, orange tönen. Im Kontext zu lebensfroh.
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