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20.04.2020, 14:56 | #1 |
Stille...
Sie drehte den Schlüssel und machte die Haustür auf. Als sie drin war, ließ sie die Tür ins Schloss fallen und warf ihren Schlüssel auf die Kommode im Flur. Die Geräusche vom Zufallen der Tür und das Nachklingen der Schlüssel waren plötzlich so laut. Obwohl es so ruhig im Haus war, kam ihr jedes Geräusch viel zu laut vor. Lag das an der Stille, die heute im Haus herrschte?
Wenn sie sonst nach Hause kam, lief in der Küche das Radio - viel zu laut; und im Wohnzimmer schallte es vom Fernsehprogramm heraus. Heute war alles verstummt und nur die Geräusche, die sonst in dieser Lautstärke untertauchten, waren nun zu hören. Das Brummen vom Kühlschrank im Gleichklang mit dem Wasserhahn, der im Takt dazu tropfte. Das Blubbern vom Filter im Aquarium ergänzte diese merkwürdige Melodie. Sonst war immer alles hell beleuchtet, wenn sie die Wohnung betrat. Heute ging sie in jedes Zimmer, das in Dunkelheit gehüllt war, und schaltete das Licht ein. Jedes mal ein lautes Klacken vom Schalter. Suchend schaute sie in jeden Raum. Doch sie war allein. Ganz allein. Zurück in der Küche, ließ sie sich auf einen Stuhl sinken. Sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und brach in Tränen aus. Er fehlte ihr. Alles war so leer und einsam - sogar in ihr. Warum musste das passieren? Warum er? Immer wieder er... Sie hatte Angst um ihn. Hoffentlich würde alles gut gehen. Oh, hoffentlich... Dann dachte sie an damals, als sie ihn kennen lernte, und er ihr heimlich kleine Zettelchen am Auto an den Scheibenwischern hinterließ. Diese süßen kleinen Gedichte und Liebesschwüre von ihm zauberten damals schon ein Lächeln auf ihre Lippen. >Meine Güte! Das ist schon so lange her< dachte sie. Dann erhob sie sich vom Stuhl und ging ins Schlafzimmer. Sie wusste, wo sie suchen musste. Da waren sie! Alle schön aufbewahrt in einem prall gefüllten Briefumschlag: All seine kleinen Zettelchen mit seinen Gedichten und süßen Worten. Sie hatte alle aufbewahrt - die ganzen 23 Jahre. Inzwischen war der Alltag in ihre Beziehung eingezogen. Vieles wurde so selbstverständlich, was ihr damals noch so besonders erschien. Ja, das war ein richtiger Beziehungs-Killer, dieser sogenannte Alltag. Zusammen haben sie schon so vieles durchgestanden und nichts und niemand konnte sie auseinander bringen. Nur dieser eine große Feind einer jeden Beziehung namens Alltag war echt gefährlich, weil er sich still und gemächlich anschlich... Ein lautes >Klick< war zu hören. Ach ja, das Licht vom Aquarium hatte sich abgeschaltet. Sie blickte zur Uhr an der Wand und erschrak fast ein wenig. Schon Mitternacht! Dann legte sie die kleinen Schätze sorgsam wieder in den Briefumschlag und tat ihn zurück in die Schatulle. Als sie kurze Zeit später in ihrem Nachthemdchen auf dem großen Bett saß, blickte sie auf seine Seite, die leer und kalt war. Sonst hatte sie ihn fast jede Nacht angestupst, weil er so laut schnarchte. Aber in dieser Nacht würde es ihr fehlen... Sie legte sich ins Bett, schaltete das Licht aus und legte ihre Hand dorthin, wo er sonst lag. Es duftete nach seinem Rasierwasser. "Schlaf gut mein Bärchen. Bald wirst du wieder bei mir sein. Ich liebe Dich" flüsterte sie in die stille Dunkelheit und schloss ihre verweinten Augen... |
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20.04.2020, 17:05 | #2 | |
Forumsleitung
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Zitat:
manches an der Geschichte könnte man eleganter ausdrücken, ich will aber nicht zu viel kritteln, sondern mich auf den Schluss konzentrieren. Zunächst einmal ist mir unklar, wieso von einem "Nachthemdchen" die Rede ist, denn die Protagonistin ist meinem Verständnis nach kein Kind, sondern eine erwachsene Frau. Mit fehlt an der Story das spannende Moment. Dabei hätte es gut noch am Ende untergebracht werden können. ... Sie schreckte hoch. Das Telefon ... Schlaftrunken hob sie den Kopf und sah auf die Nachttischuhr: erst drei Uhr ... noch mitten in der Nacht. Ihr Herz begann zu rasen. Das war also der Moment, den sie immer gefürchtet hatte. Sie ließ den Kopf wieder in das Kissen sinken und blieb liegen wie gelähmt. Vielleicht war es nur ein Albtraum, und sie war gar nicht wach, sondern würde wie immer bis sieben durchschlafen. Doch das Telefon läutete erbarmungslos weiter. Sie nahm das Kissen, stülpte es sich über den Kopf und drückte es mit beiden Händen auf ihre Ohren ... Nur ein Vorschlag. |
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20.04.2020, 17:16 | #3 |
Hallo Ilka,
vielen Dank für deine Verbesserungsvorschläge. Diese Geschichte ist nun mal so geschehen, wie ich sie beschrieben habe. Es war der Tag, als mein Mann mit Schlaganfall ins Krankenhaus kam. Aus der Einsamkeit und meiner Sorge um ihn entstand diese Kurzgeschichte. Nachthemdchen deswegen, weil es meiner Meinung nach besser hinein passt, als zum Beispiel ein Pyjama. Liebe Grüße, Silly. |
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20.04.2020, 17:26 | #4 |
Forumsleitung
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Das ist bitter.
Aber auch biografische Texte sollten für den Leser interessant sein. Die Dramatik oder auch Verlorenheit, die du offensichtlich erlebt hast, geht nicht sonderlich eindringlich daraus hervor. Im Gegenteil: Am Ende relativierst du, so dass der Leser den Eindruck hat: So schlimm scheint es nicht zu sein. |
20.04.2020, 18:54 | #5 |
Ja, ich verstehe was Du meinst. Stimmt... und es macht mich nachdenklich.
Einen schönen Abend für Dich. |
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Lesezeichen für Stille... |
Stichworte |
erinnerungen, geräusche, liebe |
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