|
|
Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
26.09.2013, 16:49 | #1 |
Deutsche Sprache
Hallo liebe Freunde,
die deutsche Sprache ist schwer, das merken wir oft selbst. Wieviel schwerer ist sie dann für Ausländer, für Zugereiste. Seit längerer Zeit geistert ein Wort durch unsere Sprache, m.W. steht es auch nicht im Lexikon, es ist das Wort. b r ä u c h t e ! Niemand weiß wer es erfunden hat, aber es ist (leider) überall zu hören. Selbst Nachrichtensprecher wie -Tom Burow- hat es benutzt. Ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht und er hat es bis jetzt unterlassen. Es hört sich doch blöd an wenn jemand beim Bäcker sagt: "Ja und dann "bräuchte" ich noch zwei Semmeln"! Aber auch in allen anderen Situationen ist es unpassend. (ich möchte bitte..., oder ich brauche"!) das wäre m.M. ein korrektes Deutsch "Leute, das geht doch garnicht"! Was meint Ihr zu diesem Thema? Auch -hier- wird dieses (un)Wort gebräucht..natürlich gebraucht. Eure Meinung würde mich sehr interessieren. Also los. LG vom Twiddy... Geändert von Twiddyfix (26.09.2013 um 20:39 Uhr) |
|
26.09.2013, 17:08 | #2 |
R.I.P.
|
Ja, das ist sehr ärgerlich.
|
26.09.2013, 19:21 | #3 |
Dabei seit: 06/2012
Ort: Erstwohnsitz: Der Himmel, ein Schneeweißes Wolkenbett
Alter: 63
Beiträge: 1.722
|
Seit längerer Zeit geister ein Wort unter dem fehlendem (t)
vielleicht ich: bräuchte Bräute breite Bretter bricht bald bitter Bier bestes bring Blut - Bracula Baldrian bin busig bam busela Du machst mich fertig Twiddyfix |
26.09.2013, 20:19 | #4 | |
Dabei seit: 01/2013
Beiträge: 538
|
Hallo Twiddy,
das von Dir genannte Wort wird oft fälschlicherweise als Konjunktiv angesehen. Der Konjunktiv II von brauchten heißt "brauchte", was identisch mit dem Imperfekt ist. Daher, denke ich, haben viele das "a" einfach durch ein "ä" ersetzt. Zitat:
Liebe Grüße, Jana |
|
26.09.2013, 23:17 | #5 |
gesperrt
|
Das "bräuchte" ist halt zur Umgangssprache geworden. Vielleicht steckt eine Milderung dahinter:
Ich brauche eine Brille. (Ohne Bedingungen) Ich brauchte eine Brille. (Hab ich schon eine?) Ich bräuchte eine Brille. (Ich brauche eine, falls der Preis stimmt.) Ich denke, "bräuchte" soll die Absicht erkennen lassen, dass man etwas braucht, falls die Bedingungen stimmen. Es gibt auch noch andere Irrläufer: backt und bäckt, kauft und käuft, fragte und frug. Früher buk man Brötchen, heute bakte man sie (grausam). Wie auch immer, wir müssen das klären, allgemeinverbindlich, völkerübergreifend, damit Twiddyfix seine Ruhe findet. Jeronimo |
27.09.2013, 03:10 | #6 |
Ich sehe das nicht so tragisch - die Sprache ist nun mal eben ein dynamisches Gebilde. Selbst Goethe und Konsorten hatten da ihre "eigenen" Regeln. So las man zB nicht selten Sonn' statt Sonne - und das finde ich persönlich viel "schlimmer" als "bräuchte". Der Duden wird sich darauf einstellen - noch gibt es den Hinweis "umgangssprachlich", irgendwann ( vermutlich) nicht mehr.
|
|
27.09.2013, 09:26 | #7 |
ich finde, wer "schlampig" mit der eigenen Sprache umgeht, merkt garnicht, wie schön unsere Sprache ist.
Man sollte sich nicht hinter die frühere Sprachweise stellen, aber man sollte schon wissen, wie man sich auszudrücken hat. Das bei Poeten manchmal, -weil es sich besser reimt-, "Sonn" statt Sonne geschrieben wird, ist doch ohne weiteres hinnehmbar. Aber " b r ä u c h t e ", nur weil es sich "vornehm" anhört, ist das Letzte was unsere Spraxche noch gebrauchen konnte. Hier sollte doch jeder an sich selbst arbeiten, denn dieses Wort würde bei einer Klassenarbeit mit einer "5" belohnt werden. |
|
27.09.2013, 09:41 | #8 | |
Zitat:
Ich finde Sonn ist ein abolutes NO-GO, dieses Wort gibt es noch nicht mal in der Umgangssprache - es zu verwenden ist ein lyrischer Offenbarungseid. Man schreibt ja auch nicht Lüg statt Lüge, Wieg statt Wiege, oder Aut statt Auto. |
||
27.09.2013, 11:44 | #9 |
gesperrt
|
Hallo Andere Dimension,
eigentlich hat mich das auch immer genervt, wenn sich die alten Meister das immer rausgenommen haben, des Reimes wegen die Endungen nach Belieben zu kürzen, wie Lieb statt Liebe, die Sonn, die Stern, die Seel. Und das war nicht umgangssprachlich, sondern eine Art Vorrecht, denn sonst kam niemand auf die Idee, die Sprache so zu verhunzen. Da hätte es schon einen Twiddyfix gebräucht, um da mal gepflegt auf den Tisch zu hauen. Jeronimo |
27.09.2013, 13:32 | #10 |
R.I.P.
|
Aber selbst in "uralten" Zeiten sagt man wie auch heute noch:
"Du meiner Seel!" um zu betonen, daß etwas schier unglaublich ist. Das "bräuchte" hat sich umgangssprachlich schon in meiner Jugend durchgesetzt. (Ich muß den Traktor zum Laufen bringen; dazu bräucht ich aber nen neuen Keilriemen) Den er nicht bekam. |
27.09.2013, 16:09 | #11 |
von mir hätte er einen bekommen, wenn er "brauch" oder "brauche" gesagt hätte
Aber sag doch mal selbst,...."dazu bräucht ich einen"..., das ist doch kein Deutsch" Wir verhunzen und verschlampen unsere Sprache doch selbst, aber es wird dann nicht mehr lange dauern und irgend wer wirft uns dann Bananen zu. Gruß von mir...Twiddy |
|
27.09.2013, 19:53 | #12 |
gesperrt
|
Da muss ich dir Recht geben, Twiddyfix.
Das ist schließlich den Sachsen auch schon mal passiert. Jeronimo |
27.09.2013, 20:16 | #13 |
R.I.P.
|
Darf ich noch ein Beispiel anfügen?
Ich füge hinzu das einfach gräßliche "in etwa". Etwa hat die gleiche Bedeutung wie ungefähr. "In etwa" ist lediglich bei Zeit- oder Entfernungsbestimmung erlaubt, z.B. in etwa 10 Minuten fährt mein Zug oder in etwa 250 m kommt die nächste Kurve. Und heutzutage? Noch nicht einmal ein Regierungssprecher wird schamrot, wenn er öffentlich behauptet: "Das kommt so in etwa ungefähr hin" ! Da könnte ich mit Fäusten dreinschlagen. |
27.09.2013, 20:33 | #14 |
Forumsleitung
|
Gesprochene Sprache ist anders als geschriebene Sprache - oft merken die Sprechenden gar nicht (oder zu spät), dass sie etwas Ulkiges von sich gegeben haben. Zwei Lieblingsstellen von mir aus der OFC-Mitgliederversammlung vom Mittwoch: "... eine feste Konstante" und "... Barbara Klein mit ihrem unbestechlichen Charme ..." (statt "bestechenden Charme" oder "unwiderstehlichen Charme"). Und niemandem ist es aufgefallen.
Vor Jahren habe ich mal etwas Lustiges erlebt: Eine Kollegin kam mit einem unserer führenden Herren ins Gespräch, und da entfuhr ihr der Satz: "Sie sind ein begehrenswerter Mann." Was sie sagen wollte, war: "Sie sind ein begehrter Mann." Nämlich wegen seiner beruflichen Qualifikation. Ihr war das gar nicht aufgefallen, erst als ich sie später darauf hinwies, musste sie selbst darüber lachen. Was auch beliebt ist: "die numerische Unterzahl" der Fußballmoderatoren. |
27.09.2013, 20:44 | #15 |
R.I.P.
|
|
28.09.2013, 12:44 | #16 |
gesperrt
|
Gerade auch bei Fußballern ("Wir wussten vorher, dass..") sehr beliebt ist das auch (falsche) umgangssprachliche "wo".
In der Kabine, wo der Trainer gesagt hat.. Dieses "wo" bei jeder Gelegenheit haben die Bayern bis an die Küste geschleppt. Jeronimo |
28.09.2013, 17:40 | #17 |
R.I.P.
|
Dank an Twiddy, daß er diesen Faden eröffnet hat!
|
28.09.2013, 17:55 | #18 |
Forumsleitung
|
Wenn er denn zu mehr Sensibilität im Sprachgebrauch führt - klar!
In der geschriebenen Sprache ist das zu begrüßen. In der gesprochenen Sprache ist es dagegen ein Kampf gegen Windmühlenflügel. Da schießen die Verballhornungen schneller aus dem Boden, als man Zeit hat, die Lanze zu heben. Könnte, müsste, bräuchte - das alles ginge, wenn ich nicht verhindert wäre oder die Gewissheit hätte, dass ich es nicht bekomme. Wieso gibt es umgangssprachlich das "ich wöllte" noch nicht ? Ich wöllte ein neues Kleid (wenn ich das Geld dazu hätte), ... ich wöllte mehr Toleranz (wenn ich selbst dazu bereit wäre) ... Ich wöllte das so nicht haben ... Stattdessen sagt man: Ich würde das so nicht haben wollen ... Warum? |
04.10.2013, 09:23 | #19 |
Mein persönliches Unwort ist der/ die/ das "Einzigste, da könnte ich mich stundenlang aufregen.
Was soll das überhaupt bedeuten? Einziger als einzig - also gar nicht? Zu knabbern habe ich auch an der Wendung "Ein Ding jagt das nächste". Früher jagte nämlich "ein Ding das andere". Wie soll es auch das Nächste jagen, das kommt doch erst nach ihm, oder? |
|
04.10.2013, 11:30 | #20 |
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747
|
"Der Kampf ums Überleben ist ihre einzige Hoffnung."
Trailer-Zitat aus'm Privatfernsehen. Leute, es geht immer noch schlimmer... |
04.10.2013, 11:56 | #21 |
gesperrt
|
Als Einzigster bräuchte ich die Sünd ausm Fernseher nich.
Da kuck ich lieber inne Zeitung oder sitze in etwa anm Empfangsgerät. Muss ich jetzt auch nach Tokio? Jeronimo |
05.10.2013, 21:01 | #22 |
abgemeldet
|
der einzigste ist noch einziger als der einzige. er ist so außergewöhnlich, dass er immer wieder um seine daseinsberechtigung kämpfen muss. das macht ihn oder sie so einzigartig ....
„Gute Nacht, Engel. Einzigstes, einzigstes Mädchen, und ich kenne ihrer viele.“ (Goethe) |
05.10.2013, 21:05 | #23 | |
R.I.P.
|
Zitat:
"Das Adjektiv einzige kann nicht gesteigert werden, wenn es im Wortsinne "nur einmal [in seiner Art] vorhanden" gebraucht wird. Lediglich in übertragener Bedeutung, im Sinne von "hervorragend, ausgezeichnet", ist – als Ausdruck besonderen Überschwangs in der dichterischen Sprache – eine Steigerung denkbar: "Gute Nacht, Engel. Einzigstes, einzigstes Mädchen, und ich kenne ihrer viele." (Goethe)" Quelle: http://www.korrekturen.de/beliebte_f...inzigste.shtml |
|
05.10.2013, 21:11 | #24 |
R.I.P.
|
Viel schlimmer:
Minister xxx und Staatspräsident yyy weihten gemeinsam das Museum in Z*** ein. Ersterer übereichte ein wertvolles Gemälde, Letzterer wurde zum Ehrenkurator ernannt. Zweiterer, Dritterer, Vierterer und Fünfterer applaudierten dezent. |
05.10.2013, 21:18 | #25 |
abgemeldet
|
ach, wir leben doch in einem nachgoethischen zeitalter, da könnte man sich steigern wie man will. vielleicht sind es ja die cupidines der postmoderne, dass ungewöhnliche ausklammern zu wollen, aber das allereinzigste taradei meiner allerliebsten nachtigallin währt ewiglich ...
|
05.10.2013, 21:25 | #26 |
abgemeldet
|
hm, ich kann nur "deutsch die biografie einer sprache" von karl-heinz göttert empfehlen, da kann man sich köstlich über die prachtvolle entfaltung immer mehr gesteigerter wortformen amüsieren ....
|
05.10.2013, 21:46 | #27 |
abgemeldet
|
als nichtreimer habe ich noch älteres eruiert:
„Aliis si licet, tibi non licet.“ |
05.10.2013, 23:29 | #28 |
gesperrt
|
Oder auch: Quod licet Iovi, non licet bovi.
|
06.10.2013, 14:31 | #29 |
abgemeldet
|
Vielen Dank Jeronimo ! Aber Thing brachte diesen Spruch schon
Schnell Wiki's Einlassungen hier noch zum Nachlesen nachgetragen: Was dem Jupiter erlaubt ist, ist dem Ochsen nicht erlaubt fg der rivus |
06.10.2013, 21:11 | #30 |
gesperrt
|
Ja, Rivus, ich werde alt, aber
Repetitio est mater studiorum! |
Lesezeichen für Deutsche Sprache |
|
Ähnliche Themen | ||||
Thema | Autor | Forum | Antworten | Letzter Beitrag |
Deutsche Ingenieurskunst | Orakel | Sonstiges Gedichte und Experimentelles | 6 | 10.04.2014 07:14 |
Die Deutsche Sprache | Berchner | Sonstiges Gedichte und Experimentelles | 5 | 26.04.2013 16:41 |
Deutsche Eiche | Thing | Lebensalltag, Natur und Universum | 9 | 12.01.2013 15:42 |
Deutsche Meisterschaft | Chris2304 | Philosophisches und Nachdenkliches | 0 | 27.09.2011 01:04 |
Deutsche Sprache pflegen | Thing | Sonstiges und Small Talk | 26 | 15.11.2010 17:20 |