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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 17.08.2023, 20:48   #1
männlich MonoTon
 
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Standard Brombeeren

Brombeerstrauch an deiner Palisade
eben stand er noch, jetzt ist er fort.
Ob er dich begleiten,- einfach zu dir wollte?
Ließt ihn still zurück, auch mich am Ort.

Brombeer war im Sommer deine Liebe,
trugst es nuanciert auf deiner Haut.
Deine roten Haare sahen aus wie Brombeertriebe,
welche sich noch nicht zum Brombeerton getraut.

Flieder, Raps, Lavendel, Sommersprossen
sah ich über deine zarten Wangen springen.
Liebevoll hast du den Brombeerstrauch begossen
noch bevor die Sommer mit dir schlafen gingen.

Letzte Woche sah ich dich zuletzt, erneut.
Brombeer hüllte dich in Samt und feine Seide ein
auch die Lippen trugen Brombeer zu der Zeit
und dein Brombeerstrauch, er wartet schon
an deinem Brombeerstein.

Geändert von MonoTon (18.08.2023 um 08:43 Uhr)
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Alt 18.08.2023, 13:00   #2
männlich dunkler Traum
 
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... sorry, außer einer Ode an die Brombeere vermag ich keinen Sinn zu erkennen. Löst du das Rätsel noch auf?

Bei mir kämpfen Brombeeren, wilder Wein und Efeu um die besten Plätze, da hab ich keinen Favoriten.

wsT
dT
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Alt 18.08.2023, 14:15   #3
männlich MonoTon
 
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Die Brombeere ist eine Anapher und würde ich dir meinen Text erklären, bräuchte ich ihn nicht als Text Schreiben.
Schade, dass dich die Texte der letzten Tage auf diesem Forum scheinbar desensibilisiert haben für konkretere Inhalte. Brauchst du eine Rubrik um den Text emotional zuzuordnen? Dann hätte ich ihn vielleicht lieber in Trauer und Düsteres gestellt.
Dennoch danke für dein Interesse.

Wofür steht wsT?

Lg Mono
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Alt 18.08.2023, 14:36   #4
männlich dunkler Traum
 
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Standard Hallo Mono

... ja, das hatte ich vermutet, doch meine Tagesform scheint der Erschließung nicht förderlich. Bin derzeitig auf Ratio getrimmt, komme gerade noch zum reifen dunklen Brombeer, dann ist Schluss.

wünsche schöne Träume
dT
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Alt 18.08.2023, 15:09   #5
männlich MonoTon
 
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Nun gut.

Der Text ist eigentlich recht simpel gehalten.
Die Brombeere war etwas, das Lyr.du lieb und teuer war und das Lyr.du seit kleinauf begleitet hat.
Lyr.du ist verstorben. Der Brombeerton (blaugehalt) auf den Lippen sollte das andeuten.
Die Beere als Frucht im Sommer stellt etwas verspieltes und wildes dar.
Als Farbton ist sie dem warmen wie auch dem kühlen zuzuordnen. (rot mit hohem blauanteil) Im Text sogar dem Tod untergeordnet. Es war die lieblingsfrucht und auch lieblingsfarbe des Lyr.du.
Der Brombeerstrauch ziert nun den Grabstein des Lyr.du.

Schade..ich sehe in meinen Texten vermutlich mehr als sie hergeben.
Nichts für ungut, der Text kann an sich geschlossen werden.
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.08.2023, 15:22   #6
männlich dunkler Traum
 
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Standard Hallo Mono

... nee, nee, lass offen.
Mein unterdrücktes Rechtshirndenken hatte so eine leichte Ahnung.
Hab noch einen kleinen Fehler in Zeile 4 entdeckt, ließ ohne t erscheint mir korrekt.
Ich hätte deinen Text nicht kommentiert, wenn er nicht etwas angerührt hätte. Mit deiner Erläuterung weiß ich endlich, was. Danke.
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.08.2023, 17:29   #7
weiblich DieSilbermöwe
 
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Hallo MonoTon

ich finde das Gedicht wunderschön. Trauriges, aber schönes Gedenken an das verstorbene LD.

LG DieSilbermöwe
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Alt 18.08.2023, 18:29   #8
männlich TravisBeamer
 
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ja ich finde auch - das lässt sich sehr gut lesen.
Mit freundlichen Grüßen,
Travis Beamer
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Alt 19.08.2023, 10:00   #9
männlich Epilog
 
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Standard Denkanstöße

Ich habe es als Kind geliebt, an der Wende vom August zum September mit meinem Vater die großen, wildwachsenden Brombeerhecken zu durchstreifen und die (meistens) süßen, schwarzen Beeren kiloweise einzusammeln. Das war natürlich immer mit Kratzern verbunden, die man in der Obstabteilung beim Discounter heute nicht mehr kennt. Das ganz wurde von Mutter zu Saft und Marmelade eingekocht. Ja, Brombeeren sind für mich eindeutig schwarz, nur wenn man ihren unreifen Zustand berücksichtigt, sind Rot- und später Lilatöne nicht von der Hand zu weisen. In späteren Jahren haben sich Brombeersträucher mir allem als fruchtlose, dornenbesetzte und extrem widerstandsfähige Ranken ins Gedächtnis eingeprägt - im Garten meiner Eltern habe ich genauso wie hier im Steingarten vor meiner Haustür zum Teil tatsächlich meterlange Stränge aus der Botanik gezogen und nur unter großen Mühen kappen können. Ich glaube deshalb auch nicht, wie MonoTon schreibt, dass Brombeersträucher überhaupt begossen werden müssen. So sind die Assoziationen selbst aus Sicht nur einer einzigen Person sehr unterschiedlich - @ dunkler Traum, warum würde vor diesem Hintergrund eine "Ode an die Brombeere" nicht sinnvoll sein, um Erinnerungen heraufzubeschwören und auszutauschen?

Dass es beim Text um Trauer und Erinnerung an eine Verstorbene geht, lässt sich (für mich) bereits beim ersten Lesen anhand bestimmter Sprachbilder und Formulierungen "erahnen". Der abschließende "Brombeerstein" erscheint als Grabstein, "bevor die Sommer mit dir schlafen gingen" ist so ein gewollt geheimnisvoller Vers, der aber zu entsprechenden Deutungen einlädt (bin ja selber Spezialist für sowas). Einige Aussagen sind auch eindeutiger: "(Du) Ließt ihn still zurück", "sah ich dich zuletzt" usw.

@ MonoTon, darf ich zumindest zwei Anmerkungen machen/Fragen stellen - als Zeichen, dass mich Dein Text beschäftigt?

Zum einen sprichst Du in Deiner ersten Antwort von der Brombeere als Anapher. Tatsächlich kommt das Wort in verschiedenen Kombinationen überaus häufig im Text vor. In klassischer Definition ist eine Anapher jedoch die gleichartige Wortwiederholung am Beginn aufeinanderfolgender Sätze oder auch Gedichtstrophen. Etwa im Sinne von "Brombeere - Kindheit und Erinnerung. Brombeere - schwarze Süße voller Dornen" usw. Meintest Du somit nicht eher, dass die Brombeere (vor allem Ihre Farbe) hier als Metapher, also als sprachliches Bildsymbol zu verstehen ist?

Zum anderen verstehe ich die erste Strophe logisch nicht ganz (ich weiß, dass man Lyrik nicht in erster Linie so lesen sollte ...): Zuerst heißt es (der Breombeerstrauch) "jetzt ist er fort" , und zwei Zeilen weiter (Du)"ließt ihn zurück, und auch mich am Ort". Ist er nun fort oder noch da? Letzteres erscheint mir "logischer", während das Lyr.Du verschwunden ist.

So, jetzt reicht es aber. Ich wünsche euch ein schönes (Spät)Sommerwochenende

Epilog
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Alt 19.08.2023, 11:52   #10
männlich MonoTon
 
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Beiträge: 1.108

Hallo Silbermöwe, Travis und Epilog.

Zitat:
Zum einen sprichst Du in Deiner ersten Antwort von der Brombeere als Anapher. Tatsächlich kommt das Wort in verschiedenen Kombinationen überaus häufig im Text vor. In klassischer Definition ist eine Anapher jedoch die gleichartige Wortwiederholung am Beginn aufeinanderfolgender Sätze oder auch Gedichtstrophen. Etwa im Sinne von "Brombeere - Kindheit und Erinnerung. Brombeere - schwarze Süße voller Dornen" usw. Meintest Du somit nicht eher, dass die Brombeere (vor allem Ihre Farbe) hier als Metapher, also als sprachliches Bildsymbol zu verstehen ist?
Ich sehe das Problem, ich denke selbst das Anapher alleine nicht die korrekte Bezeichnung ist. Vielmehr handelt es sich um, wie du richtig erwähnst, Metaphern, vermutlich auch Allegorien (Bild des Sommers/ wärme und kälte durch farbdiversität, Lebensbejahend, frisch und rot - Totenfärbung, blass und blau/ langlebigkeit der Pflanze- vergänglichkeit des Menschen) und ein wenig Anapher als Beilage.

Zitat:
Dass es beim Text um Trauer und Erinnerung an eine Verstorbene geht, lässt sich (für mich) bereits beim ersten Lesen anhand bestimmter Sprachbilder und Formulierungen "erahnen". Der abschließende "Brombeerstein" erscheint als Grabstein, "bevor die Sommer mit dir schlafen gingen" ist so ein gewollt geheimnisvoller Vers, der aber zu entsprechenden Deutungen einlädt (bin ja selber Spezialist für sowas). Einige Aussagen sind auch eindeutiger: "(Du) Ließt ihn still zurück", "sah ich dich zuletzt" usw.
Ich lege viel Wert auf begleitenden Unterton, selbst wenn die Worte es nicht hergeben, so kann man doch oft am Ton entweder einzelne, oder auch die Gesamte Stimmung/Grundstimmung heraus hören beim lesen.
Ebenso verhält es sich mit der angesprochenen Mehrdeutigkeit von Versen.
Ich mag es Dinge offen zu lassen. Somit geht nahezu jede Interpretation stets in die richtige Richtung, selbst wenn sie nicht in meiner Intention lag. Sie muss nur am Text schlüssig sein.

Zitat:
im Garten meiner Eltern habe ich genauso wie hier im Steingarten vor meiner Haustür zum Teil tatsächlich meterlange Stränge aus der Botanik gezogen und nur unter großen Mühen kappen können. Ich glaube deshalb auch nicht, wie MonoTon schreibt, dass Brombeersträucher überhaupt begossen werden müssen. So sind die Assoziationen selbst aus Sicht nur einer einzigen Person sehr unterschiedlich
Es stimmt, ein Brombeerstrauch muss nicht gegossen werden, er ist wie Unkraut
aber die Zeilen
"Liebevoll hast du den Brombeerstrauch begossen
noch bevor die Sommer mit dir schlafen gingen."

Haben zwei Sichtweisen
Erzählendes Lyr.ich, das zuschaut wie Lyr.du etwas "liebevoll" gießt.
und Lyr.du, die emotional etwas am Leben erhalten möchte.
Vielleicht auch etwas tut, das nicht mehr ganz Logisch erscheint.
Es wird ebenfalls nicht erwähnt womit begossen wird.
Dieser Brombeerstrauch hat Lyr.du ein Leben lang begleitet.
Und zum Umpflanzen von Brombeeren braucht es nie die Ganze Pflanze, nicht einmal die Wurzel. Wie bereits gesagt, Unkraut. Setzt man die Spitze eines neuen Zweiges in die Erde dann wurzelt er gut an.
Der Einzige der etwas dagegen haben könnte wäre vielleicht der Friedhofsgärtner und demnach wäre es mit Sicherheit verboten eine Brombeere auf ein Grab zu setzen. Ich berufe mich aber auf künstlerische Freiheit und setze sie dort einfach trotzdem.

Zitat:
Brombeerstrauch an deiner Palisade
eben stand er noch, jetzt ist er fort.
Ob er dich begleiten,- einfach zu dir wollte?
Ließt ihn still zurück, auch mich am Ort.
Zwischen "eben und jetzt" liegt die Erinnerung.
Es kam dem Erzählenden Lyr.ich vor als war es eben erst, das "Zurück lassen" dient dem Übertragenen Sinne.
Man kann nichts mit in den Tod nehmen. Jedes Momentum wurde für sich, am Ort zurück gelassen. Vom Erzähl Lyr.ich ein Ausdruck des vermissens. Er spricht sogar für den Brombeerstrauch, welcher allerdings, anders als E-Lyr.ich noch an ihre Seite zurück kehrt, bzw woanders dann schon auf sie wartet. Dem Brombeer war es erlaubt sie zu begleiten und jetzt lebt sie durch ihn weiter.
Er ist zwar nur symbolisch, aber dieser Brombeerstrauch machte Lyr.du für (vermutlich) sehr viele Menschen aus. Man hat sie damit assoziiert.
Und auch ein Brombeerstrauch hat Dornen, denn niemand ist perfekt.
Das ändert aber nichts an der Liebe zu etwas, das einen für gewohnt umgibt und seit Kindauf begleitet.

Ein Brombeerstrauch kann ja an vielen Orten sein, je nachdem wie er geschnitten und weiter versetzt wird.
Der Strauch war eben vielleicht noch dort wo sie ihn zurück gelassen hat, aber das was den Strauch ausmacht ist jetzt woanders.
Was zählt ist, dass Erzählendes Lyr.ich "das Wesen/die Seele" des Brombeerstrauches als "gegangen/fort" betrachtet, aber etwas das man als Brombeerstrauch definieren kann zurück gelassen hat.


Vielen Dank für Euer lesen und kommentieren meines Textes und die damit verbundene Mühe die ihr Euch gemacht habt.


Zitat:
Hab noch einen kleinen Fehler in Zeile 4 entdeckt, ließ ohne t erscheint mir korrekt.
Ich glaube nicht, dass das falsch ist, nur weil kein "Du" den Satz einleitet.
"(Du) ließt ihn still zurück, auch mich... "

Die Verkürzung entstand durch das Aufrechthalten des Trochäus, von betont zu unbetont.

Lg Mono
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