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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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29.05.2005, 20:41 | #1 |
Heute, mitternachtsbemäntelt
Heute, mitternachtsbemäntelt, steigen
alte Begierden aus den Jadekatakomben und nehmen Platz im Elfentempel ein Träume wie geriebene, apfelduftige Säuglinge, in ihrer weißfiedrigen Reinheit werden von Sperlingen getragen, die Schnäbel durchbrechen den Gazehimmel und rostige Nägel bohren sich durch die Wolkendecke, schmecken nach Predigers Zorn und ein jeder verliebte Junge wird zweifach die Münze werfen, bevor er sich entscheidet ob er im Elfentempel von der alten Sünde rein gewaschen werden will oder bleiben. Sperlinge, des Todes ewige Boten, tragen unverbrauchte Träume in den monolithischen Himmel und mästen die Prediger mit neuen Ideen Doch der Junge, der bei den Elfen blieb zertritt die Barriere und holt mit einem leisen Lächeln aus den Katakomben seine Begierden empor um das Leben zu meißeln und nicht zu erflehen. |
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30.05.2005, 13:15 | #2 |
uff klingt das gestelzt. da komm ich ja gar nicht durch. ist mir zu umständlich.
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01.06.2005, 14:40 | #3 |
RE: Heute, mitternachtsbemäntelt
Hi Nathschlaeger,
Dein Gedicht hat meine Neugier geweckt. Allerdings ist es recht kryptisch, da stimme ich ravna zu. Es will mir nicht richtig gelingen, die Bilder- und Bedeutungskomplexe auseinanderzudividieren. Kannst du mir helfen? Positiv: Begierden, Traeume, Saeuglinge, Sperlinge, unverbraucht, apfelduftig, weissfiedrig Negativ: Rostige Naege, Predigers Zorn, alte Suende, Tod, Barriere. Wofuer stehen Elfentempel, Elfen? Orte: Stufe 1) Jadekatakomben – Ort von Tod oder Schlaf, Hart und starr aber schoen (Jade) – dort waren die Traeume und Begierden verschlossen Stufe 2) Elfentempel, Gazehimmel, Wolkendecke: der Himmel - ein weicher, fast immaterieller Ort, dorthin werden die Traeume nun freigelassen. Traeume sind die Vorboten der Begierden (Strophe 4) Stufe 3) Monolithischer Himmel, bohren, zertreten, meisseln: Sobald die Traume in den Himmel eindringen – wirken wie Fremdkoerper – wird der Himmel hart, materiell, (wie der Ort von dem die Traeume kamen), verliert seine „himmlischen“ Eigenschaften. Ist vom Tod gezeichnet (Sperlinge werden zu Boten des Todes) Das Thema, dass sich abzeichnet, scheint mir: Selbstbestimmung/ -befreiung (gegen Religioese Bevormundung), aber zu hohem Preis. Ist es ueberhaupt ein Gedicht ueber Religion, oder nehme ich es damit noch zu woertlich? Ist bestimmt amuesant, ein eigenes Gedicht (fehl?)interpretiert zu sehen, oder? Wenn du Lust hast poste mal ein paar Kommentare, wuerde mich echt interessieren. Stained |
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01.06.2005, 15:40 | #4 |
Ich bin ja sonst nicht so der Fan von Interpretation oder Gedichterklärung, da ich mich unter normalen Umständen einer sehr klaren Sprache bediene. Das da oben ist allerdings doch etwas kryptisch geworden, was nicht zuletzt daran liegen mag, dass ich es vor ein paar Tagen auf dem Bauch liegend im Freibad geschrieben habe und mir dabei die Sonne auf den Kopf knallte.
Es lässt sich relativ leicht erklären: Die Katakomben sind die Orte, in die wir unsere "animalischen", sinnlichen Begierden sperren, um in das große Bild einer zivilisierten Gesellschaft zu passen. Jade, weil Jade schön und grün ist - damit will ich illustrieren, dass manche unserer Wünsche dort vorsichtig und mit Respekt abgelegt werden. Der Elfentempel ist der Ort, an dem wir die Entscheidungen treffen. Unser Gewissen. Der Elfentempel kann nur solange existieren, solange wir selbst bereit sind, unsere moralischen Entscheidungen selbst zu treffen und nicht einem Prediger zu überlassen (Einer monolithischen Kirche). Viele der von uns als unanständig oder unmoralische empfundenen sinnlichen Wünsche sind in Wirklichkeit rein und neu wie Säuglinge - weil sie noch nicht ausgelebt oder weil sie erst neu entdeckt wurden. Die Sperlinge als Todesboten (In manchen Kulturen gelten Sperlinge als Todesboten) tragen ebendiese reinen Träume und Wünsche, die nur aufgrund einer vermassten Meinung als unschicklich gelten, direkt von ihrer Entstehung weg in den Himmel - in einen Himmel der ebenso Platz für Gott bietet wie auch von polemischen Politikern mißbraucht wird - dies sind die rostigen Nägel, die die Wolken durchstechen (Auch ein Bild für Atomraketen, die durch die Wolken herabstechen). Während wir also zulassen, dass unsere Wünsche in den Himmel getragen werden, nutzen andere unsere moralische Unfähigkeit zur Entscheidung, um uns damit zu domestizieren (Predigers Zorn). Doch wer im Elfentempel bleibt um seine Entscheidungen selbst zu treffen, moralisch wachsen will, muß auch - und das nicht ohne sinnliche Lust, seine Träumen und Begierden aus den Katakomben holen um sie selbst beurteilen zu können. Ich hoffe, ich konnte Dir so halbwegs veranschaulichen, dass dieses Gedicht für jedermann ist - für jeden, der es lesen mag. Es ist ein Spiel mit Worten und Bildern. Die Resolution ist einfach: Bewerte Deine moralischen Fragen anhand dessen, was Dir Dein Herz (Und der wohl auch naturgegebene Instinkt) sagt und nicht, was Dir durch monolithische Politkaster und Religionen und durch die vermassenden Medien vorgekaut wird. lg/Peter |
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01.06.2005, 16:10 | #5 |
Hi Peter,
Freibad... Sonne... du hast es gut Danke fuer die Kommentare. Guter Inhalt. Im Gedicht finde ich nach wie vor, dass die Bedeutung von Elfentempel – als Ort moralischer Entscheidungen, zwischen den Katakomben und dem Himmel – nicht klar genug rauskommt. Schade, denn das Konzept gefaellt mir richtig gut. Beim Lesen musste ich spontan an Freuds Modell vom Es/Ich/Ueber-Ich denken: da bestehen doch Parallelen. (Nicht, dass ich mich mit Psychologie auskennen wuerde, nur von Hoerensagen) Gruss Stained |
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