Sie

[MerjaSinovsk]

An der stillen Dämmerung verlöschender Gefühle,
erscheint sie chimärenhaft, diese Heilige und Hure,
gekleidet in schwebende, finstere Nachtkühle,
öffnet sie zum geheimen Flur erwartungsvoll die Türe.

Dort, im tiefsten Grabe ihres Herzens,
dort, wo sie innig ihre Beuten verführte,
am Ort der süßen, der unterdrückten Schmerzen,
dort, wo sie zaudernd ihre Seelen berührte.

Sie hielt sich inwendig an ihnen wie am Kreuze,
hoffte zu finden, was sie allzu früh verloren,
sie verbarg Liebesschwüre und Seufzer,
an des Nebellebens gespenstischen Toren.

Im Zwielicht über dem gefrorenen Nebelmeere,
lachte sie auf und griff mit männlich starker Hand,
dahin, wo Allzutiefes lebte in der dunklen Schwere,
bleiern, glimmend, allmächtig und unverwandt.

Vom süßen Wahne stets begleitet,
von Visionen, die wenige nur sehen,
weihevoll durchs Leben schreitend,
versucht sie immer, zu verstehen.

[C.Alvarez]

Liebe MerjaSinovsk,
ich habe mir deine Gedichte nochmal angeschaut weil mir die Offenbarung so gut gefallen hat. Dabei habe ich dieses gefunden, und das ist genauso grossartig. Diese Mystik, die du voll im Griff hast und so perfekt beschreibst, in Bildern die sich öffnen und einen staunen lassen. Die heilige Hure ist ein Thema, dass ich liebe und du hast es so umgesetzt, wie das Thema es verdient hat.
Lass dich bloß nicht durch Kritik anderer beirren und verunsichern, gehe diesen Weg weiter.

Liebe Grüsse

Corazon

[Ilka-Maria]

Erschlagt mich, ihr süßen und weihevollen Adjektive!
Weniger wäre mehr und täte auch dem Rhythmus gut.

[C.Alvarez]

Zitat von Ilka-Maria

Erschlagt mich

Wir wollen dich doch nicht verlieren, soooo schlimm sind deine Kommentare ja auch nicht...

[MerjaSinovsk]

Danke schön, liebe Corazon, für den lieben Kommentar. Ja, die Adjektive sind sehr zahlreich.