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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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12.11.2023, 14:29 | #1 |
Der Mann auf der Brücke 2
Der Wind weht bedächtig in raunenden Brisen,
der Mond zeigt schweigend die Scharen von Ratten der Atem der Nacht umhüllt langsam die Wiesen, und durch die Gassen wischen düstere Schatten. Im Dunstkreis der Brücke fällt plötzlich ein Schrei, ein zitternder Mann schaut in die Tiefen hinein, seine wackligen Beine sind schwerer als Blei, und sein Rucksack voll Trübsal ist nicht mehr klein. Der Wassersog spiegelt sein weinendes Auge, er buddelt nach Träumen im Metallgerüst im Luftstrom flattert eine einsame Taube, einsam wie der Mann, der die Absperrung küsst. Die Fluten von Bildern aus alten Tagen drehen sich um seinen nahenden Tod, die Fratzen am Abgrund mit drängenden Fragen verlachen ihn in seiner bitteren Not. Ein einziger Sprung hinunter mit Tücke ein einziger Satz in den sicheren Tod ein Hechtsprung in die abscheuliche Lücke das Blut, es bebt wallend in ihm, purpurrot. Ein heftiger Kampf entbrennt in seinem Innern Blitze, sie beben und ihm tropft der Schweiß Er würde gerne heulen in finsteren Zimmern Gedankenversponnen keimt doch noch ein Schimmer um sich zu erheben, im Regen, ganz leis. Geändert von TravisBeamer (12.11.2023 um 17:14 Uhr) |
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12.11.2023, 16:04 | #2 |
Hallo Travis
ich hoffe es ist ok, ich wollte nur mitteilen, dass ich den Text in seiner neuen Fassung angenehmer zu lesen finde. Er klingt melodischer, was am Sprachrhythmus liegt. Aber auch der Wortlaut wirkt poetischer als in seiner ersten Fassung. Hast du einen Amphybrachen zum Ziel gehabt? Und wenn ja, war das bewusst oder nach gehör gewählt? Er ist nicht immer ganz sauber aber fügt sich gut deiner mir bisher bekannten Wortwahl. Die erste Strophe im Vergleich Version 1 Der Wind weht bedächtig in kalten Brisen, schickt seine Boten und am Wasser sind Ratten kühle Böen umfangen flüsternd die Wiesen und durch die Brücke wischen düstere Schatten. xXxxXxxXxXx XxxXxXxXxxXx XxXxxXxXxxXx xXxXxXxXxxXx Version 2 Der Wind weht bedächtig in frostigen Brisen, der Mond zeigt schweigend die Scharen von Ratten der Atem der Nacht umhüllt langsam die Wiesen, und durch die Gassen wischen düstere Schatten. xXxxXxxXxxXx xXxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx xXxXxXxXxxXx der Einstieg in deiner Überarbeitung ist harmonischer als zur originalversion. Dann aber verebbt der Singsang wieder. Die Doppelungen im Text sind nicht unbedingt störend, aber ich frage mich ob sie aus dem Affekt heraus entstanden sind. Wind weht bedächtig - frostige Brise ich erkenne hier leider keinen direkten Unterschied. Auch der Atem der Nacht (Nebel?) ist etwas das mich fragend hinterlässt. Ist Nebel nicht eine morgendliche Erscheinung? Vielleicht gibt es einen Denkanstoss, wenn ich etwas vorgebe im Sinne deiner ersten Strophe. Der Wind weht bedächtig, er streift die Markisen, der Mond weist verschwiegen auf Scharen von Ratten der Atem der Nacht legt sich feucht auf die Wiesen, in Gassen erhascht man nur düstere Schatten. xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx Im Dunstkreis der Brücke fällt plötzlich ein Schrei, ein zitternder Mann schaut hinein in die Tiefen, auf wackligen Beinen, fast schwerer als Blei, sein Rucksack voll Trübsal als alle noch schliefen. xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx Ok ich mach erstmal halt, aber der Lesefluss gefiele mir auf die Weise ganz gut und dein Text würde dadurch an Ausdruck gewinnen. Ich glaube du darfst deinem Sprachgefühl gerne mehr vertrauen entgegen bringen und dich selbst nicht zu schnell verunsichern. Wenn du dir unsicher bist, hilft es manchmal sich nicht auf den Reim zu fokussieren, sondern einfach eine Zeile/Vers zuende zu bringen und den Sprachfluss regeln zu lassen. Ich sehe ja, dass er bei dir vorhanden ist. An deinem Sprachgebrauch sollte es nicht scheitern, zumindest mir gefällt er sehr gut. Lg Mono |
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12.11.2023, 16:24 | #3 |
Mein Ziel war es, den Lesefluss besser zu treffen. Es freut mich, dass mir das offensichtlich ganz gut gelungen ist und dass du dir die Mühe gemacht hast, die erste Version nochmal zu lesen und zu vergleichen.
Was die erste Strophe angeht, sind deine Einwände größten Teils berechtigt. Vielleicht fällt mir selber noch was ein. Mit freundlichen Grüßen, Travis Beamer Geändert von TravisBeamer (12.11.2023 um 19:19 Uhr) |
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13.11.2023, 09:58 | #4 |
Ich habe die letzten beiden Strophen nochmal geändert.
Ich hoffe es sieht nach einer Verbesserung aus. In tiefen Gefilden versteckt sich die Tücke der Mann sinnt verwegen dem sicheren Tod ein Sprung ist es nur in die schändliche Lücke sein Blut badet wallend in ihm, purpurrot. Eine Suche nach Farben erglüht in seinem Innern Blitze, sie beben und ihm tropft der Schweiß wie wehrhafte Winde würd er gern wimmern um sich zu erheben, im Regen, ganz leis. Geändert von TravisBeamer (13.11.2023 um 15:58 Uhr) |
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19.11.2023, 12:57 | #5 |
ich habe es nochmal etwas verändert.
Der Mann auf der Brücke Der Wind weht bedächtig durch flackernde Häuser, im Mondschein erleuchtet der eisige Regen nur Meere aus Smogdunst ummanteln die Sträucher, im Bett rauscht ein Fluss einer Kleinstadt entgegen. Auf Brückenterrain fallen schluchzende Schreie, ein zitternder Mann schaut in den Krater hinein, die wackligen Beine sind schwerer als Bleie, sein Rucksack voll Trübsal ist nicht mehr klein. Der Wassersog spiegelt sein weinendes Auge, er buddelt nach Träumen im Eisenskelett im Luftstrom flattert eine einsame Taube, so einsam wie der Mann im Geisterkorsett. Die Fluten von Bildern aus alten Tagen entwerfen Visionen von dampfendem Brot, doch Fratzen am Abgrund mit drängenden Fragen verlachen ihn in seiner bitteren Not. In tiefen Gefilden versteckt sich die Tücke der Mann sinnt verwegen dem nahenden Tod ein Sprung ist es nur in die schändliche Lücke sein Blut badet wallend in ihm, purpurrot. Die Suche nach Farben erglüht in sei'm Innern, Nuancen verschwimmen von Dunkel bis Weiß, eh schimmernde Töne im Zwielicht erflimmern, um sich zu erheben, im Regen, ganz leis. Geändert von TravisBeamer (19.11.2023 um 19:39 Uhr) |
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20.11.2023, 08:12 | #6 | ||||||
Huhu
das klingt aus meiner Sicht tatsächlich wesentlich besser, zumindest der Rhythmus von Strophe 1 und 2, wie auch 5 und 6. Strophe 3 und 4 huggeln noch etwas. Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir erneut dein Metrum aufzeige wie ich lese und Großteils auch die meisten anderen die hier mitschauen. Zitat:
xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxXx sehr schön du hast anscheinend bemerkt, dass zweisilbige Worte oft als Betonungsträger auf der ersten Silbe Betonung finden. Deine Wortbildungen erstellen oft Zweisilber die für sich alleine sehr Gleich klingen und ohne Kontext eine unbetonte schwer zu definieren wäre (Mondschein/Smogdunst/Kleinstadt) Mir gefällt dass diese aus Pleonasmen bestehen (Wortzusammenschlüsse mit Artverwandter Bedeutung) Gut daran ist, dass du durch die Alternation zuvor klar gestellt hast, wie das Metrum voran gehen soll, bzw wie es alternierend fortgeführt wird. (in deinem Sinne Amphybrach, bezogen auf die verwendeten und wiederholenden Versfüße xXx) Zitat:
xXxxXXxxXxxX (hier funktioniert es nicht, ich erläutere gleich warum) xXxxXxxXxxXx xXxxXxXxxX (ebenfalls bricht hier das Metrum) * ein zitternder Mann schaut in den Krater hinein, (dein Satz) ein zitternder Mann schaut hinein in die Tiefen, (mein Vorschlag) * In deinem Satz verlagert sich die Betonung auf einen Artikel (den) das ist ungünstig, da ich diesen nicht betonen möchte. Warum ist dir wichtig, dass das Reimwort auf "hinein" fällt? (trägt es für dich eine besondere Betonung?) So wie es jetzt da steht erzeugt (Mann schaut) im Kontext einen Hebungsprall der aus meiner Sicht unschön klingt. - In meinem Satz hatte ich die Verlagerung berücksichtigt, daraufhin hatte ich sogar den Reim umgestellt (Tiefen/schliefen) und das tat ich zum Wohle des Textes und dem Erhalt des Amphybrachen. Es ist aber nur ein kleines stolpern, ich komm darüber hinweg und was ich anspreche müssen nicht alle so sehen. Es ist nur schwer für "mich" es nicht zu sehen. - Z4 ist hingegen seltsam verkürzt, aber vielleicht liegt es an mir, da ich auch das berücksichtigt hatte. Es lag wohl nicht in deinem Sinne, was natürlich in Ordnung ist. Da hatte ich mich dann zu sehr drauf eingeschossen es in Einklang zu bringen. Zitat:
xXxxXxxXxxX xXxXxXxXxxXx (zuviele Zweisilber die den Amphybrachen stören) xXxXxXxXxxX (zuviele unbestimmte Silben) "Einsame" trägt eine klar definierte Betonung, da sich dessen erste Silbe nicht deklinieren lässt "ein-fühlen, ein-stellen, ein-dringen, ein-same..." you see. Auch im Bezug auf "Zahlenworte" würde ich hier keine Beugung des Wortes "ein" erstellen. "Ein" ist ein sehr starkes Wort, auch wenn es allein steht im Alleinstellungsmerkmal. Ich kann es nicht beugen. Der Anfang von Z1 und Z2 gefällt mir sehr gut, der Zeilenübergreifende Rhythmus gefällt mir. Dann ab Z3 riss es mich heraus. Zitat:
xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxX Hier passt es ganz gut mit dem Rhythmus, nur die erste Zeile ist Katalektisch (verkürzt) anstatt "alten Tagen" vielleicht "uralten Tagen"? Das wäre jetzt eine spontane Idee um die Betonung klarer zu definieren und die Katalexe zu beheben. Sonst ist das Metrum sehr klar und eindeutig umgesetzt. Zitat:
xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxX uhhhhh sehr angenehm, schöner Lesefluss und auch der Inhalt gefällt mir. Fast. Ich möchte gerne hinterfragen, wie das Blut in einem badet? Wie gesagt, schöne und angenehme Worte, aber hier erschliesst sich mir der Sinn nicht recht. Wäre "pulsieren" nicht sinngemäßer? "pulsierend sein Blut, wallt in ihm, purpurrot" vielleicht auch mit Gedankenstrich - für den Nachdruck. Zitat:
xXxxXxxXxxX xXxxXxxXxxXx xXxxXxxXxxX Abermals sehr schöner Sprachfluss im Amphybrachen Versfuß. Mir persönlich gefällt nur die Auslassung in Z1 absolut nicht, zudem glaube ich auch dass sie nicht korrekt ist, da sich Auslassungen meines Wissens nur auf Vokale beschränken? ich bin mir da aber selber unsicher. Aus meiner Sicht aber Alles in Allem ein sehr großer Schritt voran. Ich danke dir für deine Offenheit und deine Geduld und sorry, dass meine Antwort auf sich warten ließ. Gerne gelesen. Lg Mono |
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