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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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06.08.2007, 22:35 | #1 |
Die alte Kathedrale
Uraltes Licht küsst schillernd
den neuen Staub des Bodens, zaghaft ertränkt es Gerippe in seiner kalkblauen Milch. Ein durchtränkter Rosenkranz singt sein Lied im einsamen Schiff, er summt von seiner Blütezeit, da reist sein altes Fräulein mit. Eng umschlungen mit Dämonen wiegen sich die Spinnennetze von außen zeigt man mit dem Finger bis die Mauersteine springen. |
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11.10.2007, 21:25 | #2 |
RE: Die alte Kathedrale
Hi lichtelbin,
die erste Zeile finde ich richtig toll! "Uraltes Licht" gefällt mir (besonders im Zusammenhang mit "küssen") sehr gut! Aufgrund des "neuen Staubs" könnte man erahnen, dass die Kathedrale wahrlich alt ist (was ja auch im Titel steht) - so mancher Wind hat verjährten Staub weggefegt. Die zweite Hälfte der ersten Strophe hätte ich persönlich anders geschrieben, denn das Licht ist ja die Milch. Ich habe mehrfach überlegt, wie man es umschreiben kann, aber mir ist nichts eingefallen. Die mehrdeutigkeit der Rose in "Rosenkranz" und im Bezug auf "Blütezeit" ist phantastisch! Das (Kirchen-)Schiff leuchtet auch ein, aber wer ist das Fräulein? Und zur letzten Strophe... Die Kathedrale ist alt und hat endlose Jahre überdauert. Werden ihre Mauern denn zerspringen? Die Dämonen wird es auch damals schon gegeben haben. Oder sind die, die von außen zeigen, die, die vor Jahren in ihr Zuflucht und Heil gesucht haben? Sie fehlen... Grüße, ein in Gedanken versunkener Meta |
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11.10.2007, 21:39 | #3 |
Vielen dank für Deine Kritik!
Natürlich ersteinmal auch für das Lob ich hatte es schon für verschollen erklärt, aber du hast es wieder ausgegraben ja, da hast du recht, das licht ist die milch ok, ich bin am überlegen, vielleicht kommt mir noch was, obwohl es mich persönlich jetzt nicht soooo stört fräulein: altes fräulein, das fräulein gehört dem rosenkranz, nichtmehr umgekehrt, sie betet ihn nicht mehr aktiv, der rosenkranz lässt sich beten, ein altes fräulein freilich, eine eingetrocknete kirchenbankdurchsitzerin irgendwann werden die steine der kathedrale bestimmt springen, ihre ehre zumindest, ab und an findet man ja schon gefallene kirchen Oder sind die, die von außen zeigen, die, die vor Jahren in ihr Zuflucht und Heil gesucht haben? Sie fehlen... du hast es erfasst engelsgruß, lichtel |
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15.01.2008, 21:52 | #4 |
Hi Lieblingslichtel,
ich hab jetzt viele Aussichtspunkte besichtigt. Dies ist einer der mir gefällt. Positiv wirkt auf mich die geordnete Atmophäre, und damit in Verbindung die deutliche Bildsprache. Ich glaube, du hast Phantasie. Etwas negativ wirkt das durchgehende "Tut" in den Strophen. Es wird immer von Aktionen berichtet. Schöner wäre es, wenn die Strophen etwas mehr in sich verwoben wären bzw. auf einander aufbauen. Die Platzsprünge sind etwas mehr für den Durchgeknallten, denke ich, als für den sanft Umherblickenden, der die verwobene Atmophäre in seiner Besinnlichkeit erkennt. Dennoch gern gelesen! LG |
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16.01.2008, 22:53 | #5 |
Schön, dass du es wieder ausgegraben hast, Inline.
Das Gedicht hing mir sehr am Herzen, als ich es geschrieben habe, jetzt wurde es schon zweimal wieder ausgegraben... Danke für dein Lob, dass ich Phantasie habe nehme ich jetzt mal als Kompliment auf einerseits hast du recht, ja, ich springe in den plätzen, irgendwie nicht ganz freiwillig, rein ruckartig aber das hat auch irgendwie einen grund (auch, wenn dieser nicht bewusst als ein solcher galt, als ich es geschrieben hab) zumindest mir geht es so, dass ich etwas, wie eine kathedrale niemals ganz erfassen kann, ich muss es durch einzelne details festlegen, das ist es ja Ja, du magst eventuell recht haben, dass die einzelnen strophen voneinander abgehackt sind dass die zweite strophe vom "Tun" durchzogen ist... ich fürchte, dass es sonst langweilig wird... ich bin außerdem fasziniert von rosenkranzbetenden alten weibern, ich weiß nicht, ob du sowas schonmal gesehen hast, sie sind statisch und nicken die ganze zeit mit den köpfen und klammern sich verkrampft fest und sehen alle so abwesend aus, als ob die rosenkränze die lenkräder von autos wären aber vielen dank für die kritik, vielleicht finde ich doch noch das ein oder andere, was mich stört und dir etwas mehr wohlbehagen bereitet engelsgruß, lichtel |
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18.01.2008, 20:30 | #6 |
OK.
Die Phantasie wurde positiv betont. Sie ist für mich eines der wichtigsten Dinge an einem Gedicht. Ich kann mir das Bild der alten "Weiber" vorstellen. Sitzen in den letzten Bänken, haben aber immer ein Gesangsbuch dabei. Zwar hört man sie kaum, selbst wenn man daneben steht, aber sie singen tatsächlich mit. Das gemeinsame Sprechen in der Kirche ist etwas besonders. Das Gemeinschaftsgefühl, und auch das meditative auf Grund der Wiederholungen... Ich gehe nicht oft in die Kirche, aber ich mag die Situation. Bis dann! |
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18.01.2008, 23:39 | #7 |
Hey Lichtel,
ich habe dieses Gedicht jetzt schon öfter gelesen, aber nie die angemessene Zeit gefunden, es zu würdigen und mit ein paar Worten zu bekränzen... Jetzt wage ich es endlich mal... Ich kann mich meinen Vorrednern anschließen. Ich bin ein Leser, der vor allem darauf achtet, inwieweit welche Stimmung erzeugt wird. Und diese Stimmung ist Wahnsinn und rundum stimmig. Sie erinnert mich an Gemälde von Caspar David Friedrich... Sehr gut gefällt mir die letzte Strophe, da sie so etwas von Ewigkeit versprüht... Ein sehr schön gelungenes Gedicht! Alles Liebe, Isa |
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19.01.2008, 18:05 | #8 |
vielen lieben dank für das lob
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