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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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07.02.2011, 12:41 | #1 |
In einem Zug aus Kehlen
Dies fahlgereiste Vieh zwingt vage Enge, zwängt Vokale
aus Qual und Kehlen. – Gutturale Reise, greises Kind! – Auf schmalvergleister Länge reiben sie sich wunder, sind ekstatisch statisch, wirr und wir. Sind Tänzer hier im Saale? Sind Jäger Joviale? Wer lädt sonst zum Reihen ein, wenn Ratter-Bretter-Gitterklänge tönen, leises Kind? Lass diese Treiber wissen, dass wir keine Tiere sind, und singe jenen Mitleid, -laut und lass uns Menschen sein. |
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07.02.2011, 12:45 | #2 |
R.I.P.
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Halli Hallo,
das trifft mich sehr tief. Weckt erneut Alpträume. Du hast das wundervoll ge- und beschrieben! Vegetarische Grüße! Thing |
07.02.2011, 12:47 | #3 |
Hallo Noster,
das hat mich tief erschüttert. Ich hatte gleich die Bilder der Deportationen vor dem inneren Auge. Wirklich sehr eindringlich und der große Schrecken kommt am Schluss, auch wenn man vorher schon - in Anmutung eines Vieh-Transportes - das Gesicht schmerzvoll verzogen hatte. Allein das "greise Kind" lässt mich grübeln. Verlorene Jugend, Kindheit? Frühzeitiges Ergreisen im Angesicht des Schreckens? Grüße von Lux |
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07.02.2011, 13:38 | #4 |
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Meine Güte...!
Obwohl ich seit 31 Jahren Vegetarier bin, hätte ich niemals gedacht, dass man darüber ein Gedicht machen kann, und dazu auch noch ein sprachlich hervorragendes, emotional berührendes, nein, bewegendes! P. |
07.02.2011, 14:53 | #5 | |
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Es klingt gut und bietet einen schönen Rhythmus. Aber falls in diesem Gedicht tatsächlich Vegetarismus thematisiert wird, indem Viehtransporte verurteilt werden, was hat es dann mit folgender Zeile auf sich:
Zitat:
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07.02.2011, 14:58 | #6 | |
Hallo Odiumediae,
ich glaube, es hängt an dieser letzen Zeile: Zitat:
Grüße Lux |
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07.02.2011, 15:08 | #7 |
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Das macht es auch nicht plausibler, finde ich.
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07.02.2011, 15:35 | #8 | ||
Ich verstehe es so:
Zitat:
Zitat:
Aber alles ungelegte Eier. Bin mal gespannt, was der Autor sagt. |
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08.02.2011, 14:49 | #9 |
Hallo Ihr Vier,
vielen Dank für das Interesse und euer Kopfzerbrechen. Diese Gedicht ist wirklich nicht einfach zu entdichten, und dafür muss ich mich schon mal ein wenig entschuldigen. Eure Assoziationen, Lux und Odiumediae – also Deportation, Transport in Konzentrationslager – sind das, was ich beabsichtigte – mehr als die reine Beschreibung von Viehtransporten. Dass man als Leser allerdings gedanklich auf dieser Ebene bleiben kann, kann ich gut nachvollziehen. Die erste Strophe beschreibt die Enge, Not, das Gestöhne (Vokale) und die Apathie der langen Qual. Das LyrI ist selbst in dem Wagon, empfindet sich und seine Mitgefangenen als besagtes Vieh (dies fahlgereiste Vieh … sind wirr und wir.) und richtet seine Frage, Aufforderung nach verbleibender Menschlichkeit (Tänzer) an das greise, leise Kind. Dieses Kind wird in der zweiten Strophe vom LyrI aufgefordert, die tierischen, gutturalen Laute (Vokale aus Qual und Kehlen) mit Konsonanten (Mitlaute: versteckt in «Mitleid, -laut») und letztlich der Menschlichkeit (Mitleid, auch für jene Treiber) zu verbinden und zu sprechen, Mensch zu sein – zu singen. Ich hoffe, das hilft ein wenig, das Gedicht besser zu verstehen und es aufzudröseln. Ich sehe mich in ein paar Wochen aber auch schon davor sitzen und nichts mehr kapieren. Vielen Dank und viele Grüße Noster |
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08.02.2011, 14:57 | #10 |
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Ich muss gestehen, dass ein Gedicht für mich durch das interpretatorische Eingreifen eines Autors etwas verliert. Gedichte müssen m.M.n. für sich sprechen. Und wenn der Autor den Sinn oder Inhalt erklären "muss", dann lief da etwas schief - entweder im Gedicht oder im Farrellen ...
P. |
08.02.2011, 15:01 | #11 |
R.I.P.
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Ich stand an der österreichisch-teschischen Grenze.
Dort ein abgestellter Viehtransporter, aus dem all die herzzereißenden Töne, Klagelaute, das Brüllen, das Stöhnen klang, das Du geschildert hast. Weit und breit keine Polizei, die Grenzer völlig desinteressiert, weil wahrscheinlich abgestumpft. Das bereitet mir heute noch Alpträume. Und so habe ich nun einmal Dein Gedicht interpretiert. Deine Darstellung ist mir zu verschlüsselt. Selbstverständlich ist das "Kind" in Deinem Gedicht Indiz für eine andere Sichtweise. Aber Kälber sind in meinen Ohren auch Kinder. Thing |
08.02.2011, 15:46 | #12 |
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