|
|
Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
30.10.2024, 12:06 | #1 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.885
|
Seitenwechsel
Kurz lasse ich deinen Vorwurf wirken, |
31.10.2024, 11:06 | #2 |
Hallo dunkler Traum,
Deine Zeilen gefallen mir sehr gut, da sie eindringlich und intensiv sind. Wer wünscht sich nicht eben diesen Perspektivwechsel, um den Anderen besser verstehen zu können.
Es grüßt Silver |
|
31.10.2024, 13:39 | #3 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.885
|
danke Silver
... ganz toll wäre es noch, wenn man dies während eines Streites beachtet. Doch da es beim Streit eher meist um Emotionen, als um rationale Argumente geht, scheint die Hoffnung klein.
Man sollte Streitschulen einrichten. wsT dT |
31.10.2024, 17:15 | #4 |
Hallo, dunkler Traum.
Ich rolle gerade mit den Augen. Deine Zeilen sind an mich gerichtet, oder? Der wechseljährige Alltag hat es in sich und ich wünschte, mein Gegenüber könnte sich in mich hineinversetzen. Schwierig ... Grüße zu dir, Candlebee |
|
31.10.2024, 17:42 | #5 |
Forumsleitung
|
Hallo, ihr beiden, schaut euch mal, wenn sich die Gelegenheit ergibt, den Film "Die Katze" mit Jean Gabin und Simone Signoret an. Er ist ein psychologisches Meisterstück darüber, wie eine Beziehung aussieht, in der man nicht mehr miteinander spricht. Ein Streit ohne Worte, nämlich mit der schlimmsten Waffe: die alltägliche Niedertracht. Kein gemeinsames Essen mehr, jeder sitzt allein an seinem Tisch. Auch sonst geht man sich aus dem Weg. Simone versucht, ihrem Mann die Liebe zu seinr Katze madig zu machen - gelingt nicht. Und so geht es den ganzen Film hindurch, nichts als nonverbale gegenseitige Verletzungen.
Auch das sind Emotionen, denn ohne Emotionen geht beim Menschen nichts. Rational ist er eher selten. Solange man streitet, ist einem der Partner noch wichtig. Außerdem ist das Streiten demokratisch, er darf eben bloß nicht unter der Gürtellinie ausgetragen werden. Nur wenn einer allein das Sagen hat, gibt es keinen Streit. Natürlich kann passieren, dass man sich nicht genau erklären und deshalb einen Konflikt nicht beilegen oder seine Interessen nicht durchsetzen kann. Dann ist es besser, den Streit ergebnislos zu beenden und den Konflikt später nochmal aufzugreifen. Ich glaube nicht, dass man eine Streitschule braucht, um das zu lernen. LG Ilka |
31.10.2024, 19:54 | #6 |
Das erinnert mich daran, das man Allgemeingesehen erst einmal Kritik sacken lassen soll und nicht an sich heranlässt. Und bei wem eigentlich der Auslöser für die eigene Wut zu finden ist, sobald ein fremder über die verfassten Worte "wertet" und man es aus persönlicher Emotionaler Bindung zum Text, oft als Abwertung der eigenen Person empfindet.
Gerne gelesen. Mir gefällt, dass das Ende sich dazu entschließt, mit dem Thema abzuschließen, um nicht versehentlich selbstverschuldet alte Wunden aufzureißen. Lg Mono |
|
01.11.2024, 01:33 | #7 | |
Hallo!
Wie wahr! Genau so und nur so kann es gelingen, chronischen Streit aufzulösen, der eskaliert ist. Hier ein typisches Kommunikationsmuster. Carla und Nick sitzen schweigend am Abendtisch und essen Pizza. Carla: "Die Pizza ist vom Bäcker. Schmeckt sie dir?" Nick: Habe ich was gesagt?" P A U S E Carla: "Rede mit mir!" Nick: "Ich habe doch gerade mit dir geredet!" Carla: "Immer muss ich zuerst was sagen, von dir kommt nichts!" Nick: "Stimmt doch nicht Und du musst immer meckern. Carla: "Immer ziehst du dich raus!" Nick: "Ach, lass mich doch in Ruhe!" Carla: "Gib doch zu, du willst gar nicht hier sein!" Nick: "Lass mich doch wenigstens abends einmal nur in Ruhe! Carla. "Dann geh doch, wenn es dir nicht gefällt!" Nick: "Ich kriege keine Luft; ich muss hier raus!" Carla: "Jetzt willt du schon wieder abhauen!" Nick: "Das hält ja kein Schwein aus!" Carla hält ihn fest. Nick reißt sich los. Carla: "Immer lässt du mich alleine!" Nick: "Lass mich los, du Klette!" Carla: "Wenn du gehst, dann bringst du mich um!" Nick stößt sie zurück und eilt schnaubend zur Tür Nick: "Ich kann hier nicht atmen, muss raus!" Carla wirft ihm ihren Schuh hinterher und stolpert über den Teppichrand. Carla: "Aua, verflucht!" und dann: "Komm ja nicht morgen angedankelt!" : Nick:"Blöde Kuh!" Carla: "Arschloch!" Nick steigt ins Auto, fährt schnell los und nimmt das Gartentor mit:"Scheiße!" Carla schmeisst seine Bürosachen auf den Boden und trampelt darauf: "Die Pest soll ihn treffen!" Muster: Das ist ein sich verstärkender Kreislauf, potentiell auf ewig angelegt. Nick zieht sich zurück - Carla geht auf ihn zu Carla: A weil B deswegen ist Nick schuld! Nick: B weil A deswegen ist Carla schuld! Resultat: Carla fühlt sich alleine - Nick fühlt sich bedrängt Gegenmittel: Zitat:
Natürlich ist alles viel komplizierter! Grüße Flocke Geändert von Flocke (01.11.2024 um 11:41 Uhr) |
||
01.11.2024, 12:53 | #8 |
Hallo,
hi, dunkler Traum es gibt sozusagen Streitschulen; schau mal z.B. "Gewaltfreie Kommunikation" nach Marshall Rosenberg! ----------------------------------------------------------------------------- mein vorheriger Beitrag ist analytisch und absreakt. Jetzt versuche ich, eine realistische Szene zu arrangieren. Diese Szene passt m.E. zu dem Text "Seitenwechsel" von Dunkler Traum. An verschiedenen Stellen könnten die beiden Protagonisten den "Seitenwechsell" vollziehen und die Vollkatastrophe abmildern oder sogar beenden. Aber jeder von uns weiß, Theorie und verstanden haben, ist das eine. das andere, einen Seitenwechsel in unserem Leben einzubringen, ist oft genug unendlich schwer. Liebe Grüße! Flocke Ich bin ich, du bist du „Hast du mit Marie über deine Krankheit gesprochen?“ „Nein!“ Meine Stimme klang dünn. Ich drückte mich an ihr vorbei, wollte mir ein Glas Wasser holen. Unsere Schultern berührten sich zu fest, um als zufällig geschehen durchzugehen. Die verwachsene OP-Narbe juckte. Sie schaute mir nach. "Sie ist deine Tochter!" Dieser Blick, ich kannte ihn zu gut. Ich spürte, wie er mich förmlich am Kragen packte. Ich wusste, sie würde sich nicht von ihrem Platz rühren, sie würde mit verschränkten Armen einfach stehenbleiben und "böse" schauen. Ich atmete tief ein und drehte mich um: da war er, der Blick, ein Kieselstein traf auf die kleine Senke zwischen meinen Augebrauen. Ich versuchte, mich dagegen zu positionieren und erwiderte ihren Blick. Nur eine Sekunde - dann platzte es aus mir heraus: „Was ist?“ Der Satz prallte an ihr ab. „Ich wollte ja, ich konnte es ihr nur nicht sagen; es war nicht der passende Augenblick!" kamen meine Worte. Sie nahmen den Singsang der Rechtfertigung an, den ich so hasste! "Es ging nicht! Verstehst du!!" „Schrei mich nicht an!“, entfuhr es ihr. „Ich schreie nicht!“, brüllte ich zurück; nur nicht durchdrehen! Wir rangen beide nach Luft, unser Blick vibrierte. „Lass uns reden!“, stieß ich hervor. „Reden, reden, reden! Mir brauchst du damit nicht zu kommen. Mit deiner Tochter musst du reden!“ Sie ließ mich nicht los. „Aber der Herr ist ja krank! Er kann ja nichts tun! Es geht ihm ja so schlecht!“ Sie lachte kurz auf. „Immer muss ich mich rechtfertigen! Ich will das nicht!“, polterte ich. Es stoppte sie nicht. „Wie soll das alles nur enden? Alles muss ich alleine machen. Nicht mal eine Pflegeversicherung kannst du abschließen! Wie oft habe ich dich darum gebeten!“ Ich presste mir mühevoll ein Grinsen ab, damit mir das Gesicht nicht entgleiste: „Zum letzten mal“, ich betonte jedes Wort: „Mich – nimmt - keine – Versicherung! Ich bin krank, hörst du, krank!“ Sie hörte mir nicht zu! Wir schauten aneinander vorbei. „Glaub ja nicht, dass ich dich pflegen werde!“, sprach sie, gerade so laut, dass ich sie noch hören konnte. Die Bemerkung traf mich mit Verzögerung, wie ein Messerstich von hinten. "Was?", hörte ich mich sagen.! Mein Blut zog nach unten, es fehlte zum Denken, mir wurde schwindelig. Ihre Botschaft drückte mich zusammen, als ob auf meinem Nacken ein Sack nassen Zements läge. Sie würde mich nicht pflegen! Jetzt hatte sie es gesagt. Sie ekelt sich vor mir, sie will mich nicht! Und ich verstand! Da war keine Spur von Liebe. nicht mal Zuneigung! Es würde nicht mehr lange dauern, dann wäre ich allein. „Lieber verrecke ich, als mich von dir pflegen zu lassen!" hielt ich ihr entgegen. Nie mehr sollte mich diese Frau anfassen! Ich atmete schneller: „Mach dir wegen mir keine Gedanken. ich trete auch ohne dein Zutun früh genug ab! Dafür sorge ich schon!" Beiläufig und cool sollte es wirken! Aber es klang nur tonlos und leer; kein Zeichen des Erschreckens auf ihrem Gesicht, keine Angst!o Ich sah, wie sie ihren Körper durchstreckte, um bessere Luft zu finden - kein Mitgefühl, kein Verstehen "Du zitterst!" sagte sie nur. Sie hatte recht. Mit einem mächtigen Ruck schaffte ich es, mich aus meiner Starre zu lösen. Ich stolperte an ihr vorbei. Wir berührten uns nicht, und doch kribbelte mein Arm beim Vorübergehen und unsere Kleidung rauschte. "Kranksein ist nicht schön!“ murmelte ich. Es klang in meinem Ohr wie ein Mantra: "Kranksein ist nicht schön, ist nicht schön!" Die Jacke hatte ich hastig übergezogen, die Mütze fand ich nicht. Ganz egal, scheißegal! Was brauch' ich die! "Ich muss hier raus!" Ich hasse diese Frau. Sie bringt mich um! |
|
01.11.2024, 13:30 | #9 |
Forumsleitung
|
Du bist ja richtig in Hochform, Flocke, was das Kommentieren von Texten angeht! So fleißige User wünscht man sich. Zunächst einmal: Du kannst dich nicht nur gut ausdrücken, sondern scheinst dich auch gut in Situationen anderer Menschen hineindenken zu können.
Ob die von dir beschriebene Szene allerdings schon ein handfester Streit ist, bezweifle ich. Hier geht es um eine Extremsituation, die Stress auslöst, nicht um eine der vielen Alltagskonflikte, in denen die Auseinandersetzung mit der nicht zugeschraubten Zahnpastatube beginnt und in einen Machtkampf ausartet, bei dem man vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt, am Ende vom Ursprungskonflikt weit entfernt ist und die Türen knallen lässt. Der Protagonist in deinem Beispiel ist krank, sogar dramatisch krank. Wahrscheinlich ist die Diagnose relativ neu, so dass noch keine Bewältigungsstrategie dafür gefunden werden konnte. Der Druck, damit fertigzuwerden, ist so stark, dass der Protagonist nicht noch zusätzlichen Druck gebrauchen kann, nämlich die Tochter einzuweihen, von der er eigentlich Sorgen weghalten möchte. Er fürchtet sich vielleicht auch vor ihrer Reaktion, entweder die Krankheit herunterszuspielen ("wird schon nicht so schlimm"), den Vater zu bejammern, als läge er bereits im Sterben oder ihn zu bemitleiden. Da ist verständlich, dass er sich erst einmal Luft verschaffen und nicht zu Geständnissen zwingen lassen will. Dabei auch mal laut zu werden, ist noch kein Streit, denn es handelt sich nicht um einen Angriff, sondern um Abwehr. Ich würde das allenfalls als eine emotionsgeladene Auseinandersetzung bezeichnen. In dem Gedicht von dunkler Traum geht es aber um Emotionen, die viel tiefer schürfen und offensichtlich die sachliche Ebene verlassen. Darin ist von einem Vorwurf die Rede, der Wut und den Wunsch zu einer vernichtenden Gegenattacke auslöst. Von Wunden ist die Rede, die man nicht wieder aufreißen will, deshalb gibt das Lyrische Ich nach und hält den Mund. Das lässt darauf schließen, dass ein alter Konflikt wieder nochgekocht ist, den beizulegen noch nicht gelungen ist. Dunkler Traum scheint demnach auf persönliche Angriffe abzuzielen, die bewusst verletzen sollen. Man wird also übergriffig und beleidigend, versucht, den anderen herabzusetzen, lächerlich zu machen oder ihm Schuldkomplexe einzureden. "Normalerweise" geht das hin und her wie bei einem Pingpong-Match, aber das Lyriche Ich streicht die Segel: Du hast recht und ich meine Ruhe, lautet dann die Devise. Was in dem Gedicht nicht steht: Das Feuer schwelt weiter, solange ein Konflikt im Raum hängen bleibt, und wird irgendwann zu einem explosiven Stoff. LG Ilka |
02.11.2024, 18:30 | #10 | |
Zitat:
und so geht es dann Tag für Tag. LG DieSilbermöwe |
||
04.11.2024, 22:56 | #11 | |
Hallo ihr da
und liebe Grüße Flocke Als ich den Text las, hatte ich Bilder des Schauspiels (und Films) "Wer hat Angst vor Virginia Wolf" (verletzende Dialoge, brutal, deprimierend wie der Film "Die Katze") und erinnerte mich an diese grausamen Dialoge, mit denen sich das Duo Elisabeth Taylor und Richard Burton verletzten. im Grunde glaube ich, dass es in allen Arten von Begegnungen, den beteiligten Personen, tiefe Verletzungen zugefügt werden kan. "dunkler Traum" stellt einen Denkansatz und einen Spüransatz (gibt es das Wort?) vor, der zeigt, wie eine giftige Kommunikation aufgelöst werden kann. Ich will mich gar nicht auf die Diskussion einlassen, auf welche Art von Diskurs sich der Beitrag von "dunkler Traum" beziehen könnte. Ob auf Situationen, die einmalig sind oder schon chronisch oder die einmal oder mehrfach passiert sind. Es ist egal. Wir sind ein Gesprächskreis von Schreiberlingen, die sich für Poesie interessieren. Deswegen macht es wohl Sinn, wenn ich mir das Gedicht (ist es überhaupt ein Gedicht?) näher anschaue: Der Text hat einige Leser offensichtlich sehr berührt. Ich will zeigen, wie die Anwendung von Gestaltungsmitteln, die wir aus der Poesie kennen, die gemachten Aussagen "eindringlich und tief" (so Silver) klingen lassen. Zum Einstieg erst nochmal der "Seitenwechsel" von "dunkler Traum". Zitat:
In der 1. Zeile wird das neue Verhaltensmuster an (Zeile 1: "... lasse ... wirken") angekündigt. Das Lyrische Ich reagiert nicht wie früher auf einen "Vorwurf" stereotyp und unreflektiert mit dem Bedürfnis nach Gewalt, er stoppt sein Bedürfnis, ("vernichtend") zu zerstören. Als säße er auf einem Hochsitz beobachtet er von einer Metaebene aus mit reflektierendem Bemühen wie ein vermeintlicher Vorwurf seines Gegenübers bei ihm als erstes "Wut" hervorruft (Z 2: "Spüre ...") und zu was ihn diese Wut provozieren will (Z 3: " ... vernichtend parlieren"). Wir können annehmen, dass diese "wütende Reaktion" mit dem folgenden Wunsch den anderen zu "vernichten", eine bekannte Reaktion ist, die er diesmal aber zu verwerfen trachtete. In der zweiten Zeile steht ein Satz, der auf dem ersten Blick wie ein Imperativsatz aussieht, in dem das Lyrische Ich für sich selbst eine Handlungsanweisung formuliert: "spüre die aufsteigende Wut in mir / und zwar jetzt!* (*Dieses Anhängsel ist von mir und soll das Imperative stärker herauszustellen!) Aber wenn ich diesen Satz in der "Befehlsform" ausspreche, klingt es zu pointiert. Ich habe nicht den Eindruck, dass ein klassischer Befehlssatz die Intention des Autors träfe. Aber es gibt tatsächlich noch eine zweite Möglichkeit, die Grammatik dieses Satzes zu verstehen. Wir können ihn nämlich auch als einen elliptischen Aussagesatz ansehen, wobei in diesem Fall das Subjekt des Satzes ausgelassen wurde, nämlich das Personalpronomen "Ich". (Info zum Stilmittel "Ellipse" in https://wortwuchs.net/stilmittel/ellipse/) "(Ich) spüre die aufsteigende Wut in mir". Es handelt sich also hier um eine sachliche Aussage, die beschreibt, wie das Lyrische Ich diesmal auf neue Weise mit der "Wut" umgehen will. Aber auch hier bin ich mit dieser Festlegung nicht zufrieden. Diesmal zeigt mir mein "Lautlesen-Test", das ein rationaler, nicht gefühlsbezogener Hintergrund in keiner Weise Dimensionen von "Tiefe "und "Dringlichkeit" in sich tragen und mithin auch nicht beim Leser triggern kann. (so wie es z. B. Silver erlebte). Ich denke, dass wir hier nicht zu einer Entscheidung entweder A oder aber B gezwungen werden. Beide Sinngehalte schwingen gleichzeitig mit oder oszillieren. Und genau dadurch bekommt dieser Satz eine besondere Qualität. Wir können ihn als Aussagesatz lesen, in dem versteckt oder mehr oder weniger offen ein Imperativ mitzieht. Wir finden einen Aussagesatz, in dem eine Aussage imperativ umhüllt ist oder einen Befehlssatz, dessen Schärfe vermindert wird, weil er doch nur das fordern kann, was dem Lyrischen Ich auch naturwüchsig ohne sein Wollen geschehen würde. In den beiden folgenden Strophen beschreibt das Lyrische Ich weiter, wie es sich jetzt alternativ verhalten will. (Z 4: "Versuche ...", Z 6: "erkenne ....", Z 7: "Schlucke ...", Z 8: "gestehe ... zu ..."). Und wieder liegt uns eine doppelte Sicht vor wie im vorherigen Absatz. Um es nochmal an einem anderen Beispiel kurz zu explizieren: Ich schaue auf einer Metaebene zu, wie: (ich) "schlucke ... ". Und gleichzeitig gibt das Lyrische Ich mir und dem Leser eine Aufforderung mit, (Du da - ich meine dich! Sofort) "schlucke"n ... (Imperativform). Auch hier trägt der Satz beide Deutungen in sich. M.E. können wir in keinem dieser vier parallel platzierten Sätze, die syntakrisch die gleiche Struktur besitzen, eine Sichtweise gegenüber der anderen favorisieren oder aber die andere Komponente ausschließen. Beide Interpretationen schwingen mit. Und nicht nur das, sie sind lebendig. Es kann gut sein, das ich morgen diesen Satz etwas anders betone, dass er etwas anderes klngt als heute, einfach weil jeder Tag ein anderer ist. Vielleicht kann man sagen: Diese Sätze sind in Bewegung, sie leben und deswegen sind sie auch wirkmächtiger auch als irgendein nüchterner Aussagesatz. Bleiben nur noch zum Abrunden meiner ersten Textsichtung die zweite Zeile der zweiten Stophe und die dritte Zeile der dritten Strophe. Mit ihnen formuliert das Lyrische Ich, was es mit seinem geänderten Verhalten bewirken wlll: "um die Perspektive zu wechseln" (2 Str / 2 Z), Es möchte also seinen Blick erweitern und mehr Kompetenz besitzen. Und zum zweiten, was das wichtigste für das "LI" ist: "und nicht alles wieder aufzureißen" (3 Str./ 2 Z). Das scheint mir auf die hauptsächlicihe Motivation anzuspielen und sein wichtigstes Ziel zu benennen: --> keine Verletzung mehr! Das Ich öffnet sich, nimmt das Gegenüber in seinen Bedürfnissen wahr und transzendiert die Egogrenzen Es fällt auf, dass "dunkler Traum" nicht einfach nur eine Argumentationskette aufgeschrieben hat, sondern dass der Text zusätzlich und mit Absicht in eine spezifische Struktur eingebunden wurde. Die doppelte Deutung (Imperativsatz und Aussagesatz existieren nebeneinander) habe ich gerade schon untersucht. Und wir fanden Schwingende Sätze oder swing- sentences, wie ich sie nennen will. Ferner konnten eine parallele syntaktische Gestaltung zweier Zeilen in der zweiten und dritten Strophe entdecken. Auch im Metrum gibt es eine interessante Entdeckung zu machen. Ich möchte mit der Analyse der 3. Strophe beginnen: Die 1. Zeile der 3. Strophe arbeitet mit einem 6-fachen Iambus, die zweite Zeile mit einem 5-fachen Trochäus und die letzte Zeile mit einem 5-fachen Iambus. Die gesamte Strophe wird also von einem konsequent durchgehaltenen, alternierenden Rhythmus getragen. Sie laufen sozusagen auf einem alten DKW Zweitaktmotor. Schlucke die Verbalattacke ungesagt, gestehe dir die letzten Worte zu, um nicht alles wieder aufzureißen. *(betonte Silben sind fette Silben) Nicht so regelmäßig und mit einigen Stellen, die verschieden ausgelegt werden können, sind die beiden Strophen davor: Ich zeige ein Beispiel dafür, dass in den ersten beiden Strophen verschieden Betonungen der Silben denkbar sind. und dass manchmal der Unterschied von betonten und unbetonten Silben aufgelöst wird, weil die Betonungen aufeinanderfolgende Silben ineinander übergehen, verwaschen sind und sich reziprok nivellieren. Schauen wir die erste Zeile an und dokumentieren verschiedene Möglichkeiten. Kurz lasse ich deinen Vorwurf wirken X x x X I X x X x X x Kurz lasse ich deinen Vorwurf wirken x x x X I X x X x X x Kurz lasse ich deinen Vorwurf wirken (X-X-X) X I X x X x X x (X-X-X) --> bedeutet, dass alle 3 Silben in etwa der gleichen Weise betont werden, sie bilden eine schwebende Betonung, die auf der Betonungsstrecke leicht variieren, aber nicht die Stärke von einer normal betonten Silbe erreichen. Ähnliches lässt sich auch in anderen Zeilen der ersten beiden Strophen zeigen. Die erste und die zweite Strophen haben eine deutlich größere Tendenz zu prosaieren (wenn es denn dieses Wort gibt), die letzte Strophe läuft auf einem eindeutigen Metrum, das ein klassisches Gedichtsmetrum ist. Der Metrum zeigt also einen Entwicklungsschritt an. Wir werden gleich noch ein anderes Stilmittel kennenlernen, das diesen Entwicklungsschritt passend zum Inhalt des Textes mitgeht. Das Assoziationsfeld um die Zahl 3! Auf die auffallenste Ordnungsmaßnahme dieses Textes komme ich erst jetzt: Die "3"! Er hat 3 Strophen a 3 Zeilen!! 0A Die Zahl 3 verweist auf eine riesige Tradition von Dingen und Geschehen, die mit der Zahl 3 verbunden sind. Ich denke, dass wir alle mit vielen Assoziationen zu der Zahl 3 leben und dass diese Assoziation viel stärker, als wir zu glauben neigen, auch Einfluss auf unser Denken und Handeln haben. Ich nenne hier einige Begriffe und Sätze, die um die Zahl 3 in einem Assoziationsfeld liegen: In Sprichwörter und zusammengefügten Begriffen z.B. " Aller guten Dinge sind drei"; - "Dreikäsehoch"; - "In Dreiteufelsnamen". Oder in Märchen: - "Der Teufel mit den drei goldenen Haaren": - "Die drei kleinen Schweinchen". Oder auf Inhalte in Märchen: - "Schneewittchen" ---> 3 Mordversuche der Stiefmutter - "Rumpelstilzchen" ---> Zwerg hilft der Königstochter 3 x In Märchen gibt es oft Dreier-Gruppierungen - "3 Brüder" ; - "3 Wünsche"; - "3 Prüfungen". Prüfungen steigern sich oft in ihrem Schwierigkeitsgrad. In der Mathematik ist das Dreieck die kleinste geomtrische Figur, mittels des Dreisatzes wird aus zwei Verhältnissen , ein drittes Verhältnis abgeleitet. In der Philosophie und in den Wissenschaften werden Argumente oft in drei Schritten ausgebreitet. Bekannt z.B die Dialektik ---> These, Antiths, Synthese Ich könnte noch lange fortfahren. Aber ich hoffe, dass ihr auch jetzt schon empfindet, welche Kraft, Energie und Potenzial diese "3" mit sich trägt. Wichtig ist der Gedanke, dass der "3" auch sehr oft eine Steigerung eigen ist. So werden im Märchen die Prüfungen immer härter, beim Aufzählen steigert sich die innere Anspannung (z.B.: "Wartet ab, ich zähle bis dreI: "Eins" - "zwei" - "drei! " Auch in "Seitenwechsel" ist die "3" als Strukturfaktor aufgefallen. Nachzutragen bleibt, dass sich in dem Inhalt es Textes ein Entwicklungsaufbau zeigt: (1) Da ist meine Wut auf dich; (2) Ich wechsel zu deiner Perspektive; (3) Und ändere mein Verhalten, um dir nicht mehr wehzutun. Mit ein bisschen Abstraktionsvermögen kann man hier.einen klassischen dialektischen Argumentationsaufbau erkennen: These:------> Meine Sicht Antithese ---> Deine Sicht Synthese ---> In meiner neuen Sicht ist auch die deinige "aufgehoben!" Wir haben jetzt über grammatische Formmöglichkeiten gesprochen. über den parallelen Satzbau, über das Schwingen und der Lebendigkeit einzelner Struturen im Textsein, von Wiederholungen auf verschiedenen Ebenen, vom Unterschied der lyrischen Metren zu den Rhythmen der Prosa, von Assoziationsfeldern am Beispiel der Zahl "3". Was passiert mit dergestalt traktierten Werken und Texten, welche besonderen Qualitäten haben sie? Warum bearbeiten wir, strukturieren wir, wählen wir bestimmte Kombinationen? Warum stecken wir soviel Energie in diese seltsame Kunstformen? Ich gebe nun eine Inhaltsangabe des Inhalts von "dunkler Traums" Gedicht "Seitenwechsel": "Wenn mir ein Gesprächspartner Vorwürfe macht, reagiere ich darauf nicht mehr, dass ich meiner Wut freien Lauf lasse. Ich versuche zu verstehen, warum diese Person sich so verhält. Und manchmal sehe ich eine alte Verletzung in ihm. Dann schlucke ich das, was er auf mich gemünzt gesagt hat - und Ruhe ist!" Wollte ich meinem Sitznachbarn beim Geburtstag meines Cousins diese Gedanken erzählen, würde er höflich zuhören. Vielleicht, wenn er mich nett findet, würde er nachfragen. Er könnte mit mir auch darüber diskutieren wollen, ob mir diese Weg wirklich gut täte, solange ich böse Vorwürfe auch weiterhin zu schlucken gedachte. Wahrscheinlich hätte er das Erzählte am nächsten Tag vergessen. Ich notiere hier nun Reaktionen einiger Leser auf den "Seitenwechsel": Silver: "Deine Zeilen gefallen mir sehr gut, da sie eindringlich und intensiv sind. Wer wünscht sich nicht eben diesen Perspektivwechsel, um den Anderen besser verstehen zu können." Candlebee: "Ich rolle gerade mit den Augen. Deine Zeilen sind an mich gerichtet, oder" MonoTon: " ... das man Allgemeingesehen erst einmal Kritik sacken lassen soll und nicht an sich heranlässt." Die Bemerkungen dieser Leser zeigen, dass der Text von " dunkler Traum" etwas mit ihnen "gemacht" hat. Im Vergleich beeindruckt "scharzer Traums" Text sehr viel mehr als meine Inhaltsangabe: "eindringlich" und "intensiv", sagt Silver. Candlebee fühlt sich direkt angesprochen. Starke vegetative Rreaktionen werden hervorgerufen. "Ich rolle gerade mit den Augen" Und MonoTon meint in sich lauschend, dass man Kritik erst mal nicht an sich heranlassen soll. Ich habe einige Verdichtungstechniken angesprochen, die in diesem kleinen, fast unscheinbaren Text angewandt wurden wie die Dopplung von Strukturen, die "3" und ihr assoziatives Umfeld, der argumentative Dreierschritt, das Eingebunden in Strophen und Zeilen, implizit vermittelte Hierarchie mit Steigerungsschritten. Letztlich führt ein sinnvoller Gebrauch von Stilmitteln, dass der Inhalt, die Essenz - erlebbar, ehrlich und wahrhaftiger erfasst werden kann. Vielleicht bin ich Romantiker. Aber ich denke immer noch, dass Literatur, insb. Gedichte nicht per se esoterisch und abgehoben sind. Lyrik ist dann gut, wenn sie mit ihren Mitteln ein genaues Bild vorführen oder entdecken lassen, von dem was ist. Sie sind in der Sprache das Element, das am genauesten und am wahrhaftigsten Gefühle, Empfindungen, Erlebnisse und Wahrheiten darstellen kann. Wenn unsere Texte in diese Richtung gehen, dann können sie uns berühren. "dunkler Traum" hat uns ein Geschmack von Wahrheit spüren lassen. PS Sorry dunkler Traum - nie wieder will ich einen Thread so auffüllen wie diesen! Geändert von Flocke (05.11.2024 um 10:25 Uhr) |
||
05.11.2024, 02:54 | #12 | |
Zitat:
Nein, damit habe ich eigentlich gemeint, dass es für mich im Text erkennbar ist und davon spricht, wie man mit Kritik umgeht. Es war Teil meiner Interpretation, da ich den Text aus der Sicht las das jemand nicht Kritikfähig sei und sich gegen gesagtes stellt, ohne darüber nachgedacht zu haben und sich beleidigt fühlt. Wenn, dann wäre es schon eher eine persönliche Erfahrung meinerseits auf meine vergangenen Kritiken und wie mit diesen oft umgegangen wurde. Für meine Interpretation sprach der Text vom Umgang mit Kritik. Da mir Liebe fehlt, habe ich Liebe nicht erkannt und habe den Aspekt "Beziehung" im Text gar nicht erst ausgemacht. Ich habe erst im Verlauf erkannt, dass der Text Metabezug herstellt und auch toxische Verhältnisse in einer Beziehung darstellen soll. Zudem kann ich keinen Bezug auf deine Antworten nehmen, wenn deine Antworten erst nach meiner kamen. Ich wüsste auch keine Situation in der ich, von mir gesagtes, an dich richten würde. Ich mache dich als sehr sachlich aus und schätze deine Kritiken. Lg Mono |
||
05.11.2024, 07:14 | #13 | |
Hallo Flocke,
eine beeindruckende Analyse hast du hier geliefert. Besonders interessant finde ich, dass auch hier das Metrum nicht „egal" ist. Aber eine Frage habe ich an dich: Zitat:
Das Wort habe ich noch nie gehört, habe es bei Google auch nicht gefunden. Oder ist das ein Tippfehler? LG DieSilbermöwe |
||
05.11.2024, 07:50 | #14 |
Forumsleitung
|
Das soll Betonungsstrecke heißen. Der Kommentar wimmelt vor Tippfehlern.
|
05.11.2024, 08:46 | #15 |
Eine Betonungsstrecke wird soweit mir bekannt ein Versmaß genannt.
Eine, aus Versfüßen bestehende Folgereihe identischer Versmaße, welche ein alternierendes Metrum bilden. Man empfindet es als besonders harmonisch/melodisch/rhythmisch. Versfuß xX Versmaß xXxXxXxX Metrum ist die Gesamtheit mehrerer Versmaße |
|
05.11.2024, 08:54 | #16 |
Forumsleitung
|
Darum geht es nicht, MonoTon, sondern darum, welches Wort Flocke schreiben wollte. Liege ich mit meiner Vermutung richtig, gibt es dennoch einen Unterschied zwischen einem Versmaß und einer Betonungsstrecke; letztere sagt für sich allein nämlich nichts darüber aus, um welches Versmaß es sich bei einem Gedicht handelt.
|
05.11.2024, 10:46 | #17 |
Hallo,
Schön! Ich freue mich über die rege Resonanz. In dem Kapitel, das mit (X-X-X) anfängt, habe ich gerade die gröbsten Schreibfehler beseitigt. Ansonsten würde ich gerne mehr über "schwebende Betonungen" und "schwingende Sätze“ hören. Ich bin in diesem Thema völlig unbewandert. Rede ich in diesem Zusammenhang Mist oder könnt ihr mit meinen Überlegungen etwas anfängen? Gibt es Texte, die in diese Richtung weisen? Ich danke euch sehr. Ein entschuldigendes Danke auch an dunkler Traum, dessen Raum wir einfach so ausnutzen (dürfen?)! LG Flocke |
|
05.11.2024, 14:43 | #18 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.885
|
puuh Leute ...
... das kam jetzt unerwartet. Hätte nicht gedachtet, mit 9 Zeilen solch eine Anzahl an Kommentaren loszutreten, aber danke.
Leider rieselten diese Zeilen erst nach einem selbst erlebten Streit aufs Papier. Ich versuchte zu reflektieren, warum er eskalierte und erkannte meine Wut durch Verletzung. Es war eigentlich kein lebenswichtiges Thema, also hätte ich mich zurück nehmen können und sollen. Kritische Worte sollte man annehmen, wenn sie nicht wertend kommen, doch selbst da hapert es gelegentlich beim Sender oder/ und beim Empfänger. Danke Flocke für Zerlegung und Analyse, ich kann da nicht gegen und nicht für sprechen, da ich aus dem Bauch schreibe (bisschen Kopf ist auch dabei). wsT dT |
05.11.2024, 14:55 | #19 |
Forumsleitung
|
Sehr wahrscheinlich doch, denn das Thema, das den Streit und die Wut auslöst, ist meistens der Stellvertreter für einen unter dem Deckel gehaltenen Konflikt.
|
05.11.2024, 15:08 | #20 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.885
|
... korrekt Ilka, doch mit geladener Emotion rationell streiten, kann nicht jeder. Zudem sollte man sich auf das Level des Gegenparts begeben. Ich meine jetzt nicht niveaulos, sondern in Ausdruck und Sprache, damit er versteht, dass es nicht um seine Person, sondern sein Verhalten geht.
dT |
05.11.2024, 15:35 | #21 |
Für den dunklen Traum:
Guter Bauch, dunkler Traum, schöner Satz! Kopf ist raus, nur noch Bilder und viel Platz. Wer da denkt, reflektiert, der wirdl kahl. Qualität, kommt auch gut, ohne Qual! LG Flocke |
|
05.11.2024, 15:46 | #22 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.885
|
danke Flocke
... netter Reim, bei mir meist leider nur Einzelstücke.
Übrigens Ilka, auch aus der Katze habe ich in jungen Jahren gelernt, wie man es fies macht. Komischerweise gelingt dies besser, als den Streit in eine produktive Diskussion zu kanalisieren. dT |
05.11.2024, 16:11 | #23 | |
Forumsleitung
|
Zitat:
Wir sollten beim rein Menschlichen bleiben, das ist kompliziert genug. Was sich in Beziehungen als Konflikte aufbaut und schließlich entlädt, sind Verhaltensmuster, die wir fast alle aus der Kindheit mitbringen. Wir wurden erzogen statt begleitet, d.h. zu Objekten gemacht, die die Erwartungen der Eltern und anderer Autoritäten zu erfüllen hatten, wenn sie keinen Zoff bekommen wollten. Genau das versucht man später in einer Beziehung, nämlich sich gegenseitig zu Objekten zu machen und Erwartungshaltungen einzunehmen, die niemand gänzlich erfüllen kann. Dabei neigen Frauen eher zu einem Streben nach Perfektion, weil sie sich nie gut genug fühlen, Männer hingegen eher zum Narzissmus, denn sie finden sich bereits großartig. Das erklärt, weshalb Frauen, die fremdgehen, Anlehnung bei verständnisvollen Männern suchen, während Männer sich von Frauen locken lassen, die zu ihnen aufsehen. Jedenfalls kommt es selten vor, dass man sich in einer Beziehung auf gleicher Augenhöhe gegenübersteht. Man setzt die Unmündigkeit, in der man aufgewachsen ist, einfach mit anderen Personen fort. Das gilt nicht nur für Paarbeziehungen, sondern für alle Beziehungen des sozialen Lebens. |
|
07.11.2024, 11:07 | #24 |
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 61
Beiträge: 1.885
|
... mit der Katze bezog ich mich auf deinen Kommentar über den Film "Die Katze".
beaux rêves |
07.11.2024, 11:14 | #25 |
Forumsleitung
|
Ach so, alles klar.
|