Mensch I
Endlich stand ich 15m weg von einer stark befahrenen Eisenbahnbrücke, ganz in der Nähe der unverwestlichten Südlichtspiele, in meiner neuen Zweizimmerwohnung. Alle Leitungen waren über Putz. Die Fenster rutschten fast in den von Trichtern und Wällen übersäten Fußboden. Die Wasseranschlüsse suchte ich vergebens. Das Klo fand ich eine halbe Treppe tiefer. Ich hatte gerade Nägel in die Wand geschlagen, als kalte Asche auf meine Bücher stürzte und die billige Tapete auf den Dauerbrandofen einschlug. Die Deckenlampe über mir schaukelte dazu in einem gefährlichen Rhythmus, der das anschwellende Rattern des heranrauschenden Zuges überdröhnte.
Er kam mit dem späten Zug, und wir stolperten die Lutherstraße entlang. Die Erlen standen noch, und sie schwärzten den ohnehin verschwindenden Asphalt, der die Feuerkäferkolonien und auch das grobe Kopfsteinpflaster mit sich riss. Wir bogen die Straße aus, hauten die Bäume ab, drängten die Düsternis der Mietshäuser in die verwahrlosten Vorgärten, in denen unsere menschelnden Eisenskulpturen gegen die plötzlichen Nähen und gegen die kinderlosen Gehwege aufbegehrten. Doch die Bewohner schliefen neben ihren schiefen Hauseingängen und aus den blauen Futterkübeln krochen ihre Hunde, die in fauligen Dunstnetzen hungrige Fliegen in unsere verborgensten Winkel mitschleppten.
„Hier ist es!“ Hier späht sie mit üppigen, süßholzraspelnden und doch traurigen Parterreblicken, aus dem gardinelosen Fenster einer Brückenwohnung.
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