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Alt 28.04.2012, 18:15   #1
weiblich lungo
 
Dabei seit: 04/2012
Beiträge: 2


Standard Hannas Angst

Der Flur war dunkel . Es roch muffig nach abgestandener Luft. Gerade genug Licht fiel durch die Oberlichter von zwei Türen, um den Weg durch den Flur zu erkennen. Die Tapeten waren fleckig, lösen sich an manchen Stellen. Der dunkle Holzboden hatte eine abgetretene Laufspur, die Ränder waren durch den Staub heller. Hanna ,neunzehn Jahre alt, war auf dem Weg zum Bad. Die Füße kannten das Ziel. Sie wussten welche Dielen knarrten und wie sie belastet werden durften, damit sie sich nicht bemerkbar machten. Kein Geräusch wollte sie machen. Die Türen im Flur sollten geschlossen bleiben.

Hinter der ersten Türen, die sie passieren musste, wohnte die Mutter Die Eltern wohnten in je einem Zimmer - getrennt. Die Türen waren wie Mauern undurchdringbar, gesichert mit Schweigen oder Aggression und Angst. Öffnete sich eine Tür war das als ob eine Flamme aus dem Raum käme.. Verbrennen oder sich retten.
Die Wohnung roch nicht mehr nach Familie.Jegliches Lachen und alle Fröhlichkeit waren nur eine Ahnung. Alles ging nur darum keine unerwartete Reize auszulösen die zur Eskalation führen könnte. Ob es Worte, Gesten oder Schweigen war, Hanna kannte die Auslöser nicht, war mit Allem überfordert. Konnte sich aber auch nicht raus halten, war einfach zu nahe dabei. Es war doch ihre Familie.
Hanna kam aus ihrem Zimmer welches einmal das Esszimmer einer anderen Familie war., Sie bezogen diese Wohnung als Nachfolgende einer toten Frau, die sie nicht kannten. Statt des Namens der Frau bekamen sie die Einrichtung und die Kleinigkeiten, die sich in einem Leben ansammelten dazu. Ahnten wie diese Familie gelebt hatte, Im Esszimmer, jetzt Hannas Zimmer, stand ein großer schwerer Tisch aus dunklem Holz, ausziehbar, so dass an die zwanzig Personen daran Platz fanden. Er passte durch keine Tür, war in diesem Zimmer zusammengebaut worden. Hanna machte ihn zu ihrem Schreibtisch. Daneben gab es ein Vertiko, ebenso dunkel wie schwer. Der Schrank war so breit . dass sie Im Unterteil ihr Bett hätte einrichten können. Alle Gegebenheiten in diesem Zimmer waren zu groß, die Möbel mächtig, zwei Fenster, die hohe Decke. Nichts war richtig heimelig. Hanna musste in diesem Raum genauso stark sein, wie in der übrigen Wohnung.

Vor den Fenstern stand ein mächtiger, alter Ahornbaum. Im Herbst zeigte er dunkelrote Blätter. Vom den Fenstern konnte sie auf die Straße hinunter sehen, sie wohnten im zweiten Stock und das Leben dort beobachten. Lange hatte Hanna die Menschen nicht mehr beobachtet.Hanna war voll damit beschäftigt sich am Leben zu erhalten. So etwas wie Normalität und Alltag zu gestalten.Hanna war in einem Zustand ständiger Anspannungen, konnte die Situationen nicht mehr unterscheiden. Was war so wie immer, wo drohte Gefahr. Wie sah die Gefahr aus? Alles verlangte Wachsamkeit, Aufmerksamkeit. Der Körper versuchte nachts zu schlafen, die Ohren hörten den Staub fallen, waren stets auf Alarm gestellt. Hanna war stocksteif, mit hängenden Schultern, immer suchenden Augen. Sie schlief, doch erwachte sie nie erholt, hoffte nicht verschlafen zu haben.
Die Eltern konnten nicht mehr aufeinander treffen ohne sich wie feindliche Tiere gegenüber zu stehen. Sie suchten Etwas, dass sie bemängeln konnten. Den Anderen demütigen mit Blicken und dann mit Worten. Hanna verstand die Worte, aber nicht ihren Sinn. Bei jedem lauteren Wort zuckte sie zusammen. Stundenlange Beleidigungen, und verbale Verletzungen wechselten sich ab mit Blicken, sich gegenseitig belauern. Auch außerhalb der Wohnung versteifte sich ihr Körper sofort, wenn sich andere Menschen stritten oder nur lauter sprachen. Es waren nicht die Inhalte der Worte, sondern die Lautstärke die ausreichte sich in sich machen. Das Herz schlug schneller, sie versuchte den Atem anzuhalten, um nicht auf sich aufmerksam zu machen.
In der Schule war Hanna zu keinem Lernen mehr fähig. Sie stand an der Tafel sollte eine einfache Rechenaufgabe lösen. Die Zahlen waren Zeichen einer fernen Welt für sie. Sie konnte nicht zwei und eins zusammenzählen, Sie sah die Zeichen. fühlte die Kreide in der Hand und konnte nichts mit ihr anfangen. Der Lehrer versuchte zu helfen, Hanna wusste nicht was er von ihr wollte.
Ihre Schrift war winzig, kaum zu lesen und recht ungeformt. Erschien wie eine Linie auf dem Blatt.

Am wohlsten fühlte Hanna sich zwischen anderen, fremden Menschen, denen sie zwar nichts von der Lage sagen konnte, die sie aber nicht bedrohten. Die Familienorder lautete: über innere Dinge spricht man nicht mit anderen, man nimmt nichts von anderen.
Hanna fragte auch niemand, kein Lehrer, keine Freundin. Da sie gerade die Schule gewechselt hatte, gab es keine beste Schulfreundin. Sie fuhr stundenlang mit dem Bus durch die Stadt, ohne ein Ziel zu haben, nur um nicht nach Hause zu müssen und nicht in die Schule zu gehen.
Alles was sich noch an Normalität in der Familie abspielte ging von Hannas Impuls aus. Sie putzte, kaufte ein. Sie war eine Meisterin darin alle Geschäfte zu durchforsten, damit es am Monatsende noch etwas zu essen gab. Ihre Wäsche wusch sie schon lange allein. in einem großen Topf auf dem Gasherd., kochte sie vor sich hin. Es gab keine Waschmaschine. .Es gab überhaupt selten etwas was Standard bei anderen Familien war, keinen Kühlschrank, Staubsauger oder Telefon. Eigenartiger weise aber ein Fernsehgerät . Als sie eines nachmittags beim Vater im Zimmer fern sah, sagte er nebenbei: ich bringe die Mutter noch um.

Es gab niemanden der Hanna zuhörte, sie tröstete, sie in den Arm nahm. Die Familie bestand nur aus den Dreien. Es gab kein Außen.
. Hanna hatte keine Vorstellung was hinter den Türen der Eltern vor sich geht. Alle lebten wie in einer Pension. Jeder, jede hat ein Zimmer. Der Vater versuchte Ansprüche als Ehemann zu erheben, wollte versorgt werden, verlangte Zärtlichkeit und Sex. Die Mutter suchte Arbeit, fand aber keine. De Vater hatte auch keine Arbeit und war auf jeden Mann eifersüchtig. Hanna stand dazwischen.Die Eltern hatten sich verloren. und sie vergaßen Hanna zeitweise, waren zu sehr mit sich befasst. Sie hofften, dass Hanna etwas für sie entscheide würde, Fürsprecherin wurde. Hanna wollte sich nicht entscheiden, sie hätte auch nicht gewusst für was, wogegen, wofür.

Mutter und Tochter hatten die Flucht vor dem Vater gewagt, aber es gelang der Mutter nicht ein selbständiges Leben zu führen.Dies war die Zeit als beide Elternteile sich um Hanna bemühten. Sie auf ihre Seite ziehen wollten, aber nicht über eigene Veränderung nachdachten. Sie wollten den alten Zustand des Unverstehens, des Nebeneinander, wieder haben. .

Von Hannas Zimmer waren es nur wenige Schritte vorbei am Wohnzimmer in dem die Mutter wohnte. Dies Zimmer war genauso groß wie das Zimmer von Hanna, sie waren durch eine große Tür miteinander verbunden. Sie stellte sich immer vor, dass sie der Mutter durch diese Tür schnell zu Hilfe eilen könnte. Wenn was geschah?

Im Zimmer der Mutter standen modernere Möbel. Ein Esstisch und vier Stühle, ein Klappsofa, die Mutter nutzte es als Bett, ein Nierentisch und kleine Sessel.. Diese Möbel speicherten keine Erinnerungen, sie wurden auf Kredit gekauft,gepfändet weil die Raten nicht bezahlt wurden. Zeitweise gab es gar keine Möbel außer den Betten. Die übrige Einrichtung bestand dann aus Umzugskisten.
Die Mutter nahm Hanna als Freundin schüttete ihr Herz aus. Sie berichtete von dem Liebesleben mit dem Vater. Es ekelte Hanna, denn sie verstand nicht was die Eltern taten. Es klang bedrohlich. Die Mutter schien so wehrlos. Hanna hatte noch keine eigenen Erfahrung mit Männern und schon gar keine mit der Sexualität gemacht. Kannte die verschiedenen Variationen des Liebesspiel nicht.
Die Angst um die Mutter ließ Hanna zusammenschrumpfen. Sie wurde dünn und dünner. Sie hatte sich entschlossen die Mutter zu beschützen.. Weil sie ein Frau war? Sie konnte nicht immer dazwischen bleiben ,musste sich entscheiden und wurde vom Vater dafür nicht wahr genommen Dabei hatte die Mutter sich weniger als der Vater um Hanna gekümmert. War besorgt, wenn sie krank war. Zärtlichkeiten von der Mutter gab es nicht.

Die Mutter wollte keine Kinder. Sie hatte mehrere Schwangerschaftsabbrüche. hinter sich. Dies zu Zeiten, als sie dafür hätte ins Gefängnis kommen können. Die Abbrüche fanden auf einem Tisch liegend unter schlechten Hygienischen Verhältnissen in einer Privatwohnung statt. sie waren schmerzhaft. Die Mutter musste sei allein durchstehen. Niemand nahm sie danach in den Arm. Bei einem Abbruch war das Kind schon größer und sie beschrieb es genau. Hanna sah das Kind vor sich, hatte Mitleid mit dem Ungeborenen. Als die Mutter davon erzählte war Hanna zwölf Jahre alt.
Vor Hanna gab es einen Halbbruder, ihr Vater war nicht der Erzeuger. Hanna glaubte die Mutter hatte den Kindesvater geliebt. Das Kind wurde zu Haus geboren. Es kam halb tot auf die Welt und starb mit einem Jahr. Der Mutter wäre es lieber gewesen ,wäre es schon bei der Geburt gestorben, der Kindesvater starb im Krieg. Die einzige Rührung der Mutter in Bezug auf Kinder: in der Nacht als der Halbbruder starb hat er mich angelächelt. Diese Aussage leuchtete von innen, wie eine Belohnung oder wie eine Abbitte? Hier lächelte die Mutter. Es kam ein Glanz auf ihr Gesicht. Es entstand eine unsichtbare Verbindung zum toten Sohn.
Hanna hatte Sehnsucht nach der Mutter, nach liebevollen Umfangen. Vielleicht wollte Hanna ihr vormachen, wie es geht zu einem Menschen zu stehen indem sie jetzt zu ihr stand.
Sie kam unbemerkt an der Tür der Mutter vorbei.
Kurz vor dem Flurende war das Zimmer des Vaters.
Der Vater bewohnte das ehemalige Schlafzimmer. Es lag nach Norden Dieses Zimmer war immer kalt. Schön im Sommer, sehr kalt im Winter. Zudem war es dunkel, wie ein Erdloch, egal zu welcher Jahreszeit. Auch hier standen ererbte Möbel. Ein riesiger viertüriger Schrank mit einem Spiegel. Dann ein Doppelbett zwei mal zwei Meter. In der Ecke zum Balkon eine Waschkommode mit dicker Marmorplatte, die auch immer kalt war und einen dreiteiligen Spiegel besaß. alles war riesig und unheimlich.Das Zimmer war nur dunkel und kalt. Genauso so hoch wie die anderen Räume. Kein kuscheliges Schlafzimmer , das Zimmer war ein Möbelstück. Wenn man es betrat hatte man das Gefühl keinen Platz zu haben, wusste nicht wohin mit sich.

Der Vater flüchtete sich bei allen Problemen in die Krankheit, das Herz, sicher tat es weh und es wäre wert gewesen mehr Beachtung zu bekommen, als es mit Tabletten zu einem richtigen Schlagen zu bewegen. Kurze Zeit war der Vater auf einer psychosomatischen Station. Der junge Arzt konnte nicht hinter die Fassade schauen. Der Vater konnte gut erzählen und beobachten, er erschuf sich ständig neue Szenarien. Er nahm das Innen der Menschen war, konnte sich einfühlen, war aber mit den eigenen Gefühlen überfordert.
Der Vater war stolz auf Hanna, machte sich ein eigenes Bild von ihr. Er schuf sich seine eigene Welt, erfand Geschichten, erzeugte verbale Nähe zu Menschen die er gar nicht kannte, ließ Menschen sterben mit denen er sich nicht auseinandersetzen wollte. Seine Tochter vergötterte er . für Hanna war es eine Bedrohung. Sie war nicht diese Person. . Mit dem Vater durch die Stadt zu gehen hieß in die Herzen der Menschen zu schauen.
Er war überfordert für seine Familie und für sich zu sorgen. Er konnte nicht weiter als bis zum aktuellen Augenblick denken.
Seine eigene Mutter sah in ihm den toten Bruder und nannte ihn auch bei dessen Namen. Er stand immer im Schatten dieses Bruder, den seine Mutter liebte. Er war ein Vaterkind, trieb Sport, war smart.Sein Vater starb, als er siebzehn war, an einem Sylvestertag, an einer Blutvergiftung, er hatte noch Blut für den Vater gespendet, aber es war zu spät. So war das Jahresende immer eine Trauerfeier. Nicht sentimental, aber doch spürbar.
Hanna kam der Badezimmertür langsam näher

Das Bad lag gegenüber von Hannas Zimmer über den Flur. Das Bad selbst war ein schlauchartiger Raum mit einer verzinkten Badewanne auf Füssen. Ein beheizbarer Ofen sorgte für warmes Wasser. Geheizt werden konnte der Raum mit einem Gasofen an der Wand. Er sah aus wie ein Karton, dessen unterer vordere Teil ausgeschnitten war. In diesem Loch reihte sich ein Gaszündspur auf. Die Technik war nicht sehr verlässlich die Flammen gingen einfach aus, das Gas aber weiter ausströmte. Die Mutter sagte, der Vater hätte einmal absichtlich das Gas aufgedreht um Selbstmord zu begehen. Seitdem kontrollierte Hanna diesen Ofen ständig besonders vor dem Schlafen gehen oder wenn sie merkte, dass der Vater im Bad gewesen war.
Hanna wusste, dass es möglich war sich mit Gas umzubringen. Beide Großelternteile de Mutter hatten ihren Kopf in den Backofen gesteckt, den Gashahn geöffnet und sich umgebracht. Erst die Großmutter, Jahre später der Großvater.Zum Glück ohne andere Menschen mit in den Tod zu nehmen. Es wurde nie darüber gesprochen. Als die Großmutter starb bekam Hanna dies nur zufällig mit, weil ein Telegramm kam und sie an der Tür gelauscht hatte. Sie war erschrocken, kurz traurig, denn sie hatte diese Großmutter nur einmal gesehen und aus den Erzählungen der Mutter nahm Hanna sie mehr als böse Mutter wahr. Beim Tod der Großmutter war Hanna sechs Jahre alt. Das Leben ging weiter ohne eine Fürsprache für die Verstorbene. Nichts kam in den Haushalt von ihr, kein Bild, kein Gegenstand. Sie war einfach nicht mehr da. Jahre später als der Großvater sich das Leben nahm, war es auch nicht anders. Es gab keine Beziehung. Hanna war traurig um eine unbekannte Person, die formal zur Familie gehörte, zu er es aber keine Nähe gab. Nirgends Es gab keine Familienbilder nicht alte und auch keine Neuen. Es gab überhaupt nichts was die Familie bei ihren diversen Umzügen ständig begleitete. Jede Wohnung war eine neue Welt und nur ein eigenes Stofftier rettete Hanna in die jeweils neuen Gegebenheiten.

Die Eltern ertränkten ihre Abneigung zueinander. Der Vater wurde rührselig, die Mutter neigte zur Offenheit, wollte klarstellen, aber nicht an den richtigen Partner, denn sie nutzten Hanna, die nicht wusste wie sie sich gegen das Zuhören wehren sollte. Hanna stand zur Mutter, aber wie sollte Hanna die Mutter retten? Eigentlich wollte Hanna erst einmal Ruhe haben. Keine Zänkereien mehr. Sie wollte dieser immer anwesenden Spannung entfliehen, die sie auch auf sich bezog, mit der sie aber gar nicht gemeint war. Irgendwie fühlte sie sich schuldig. Wie könnte sie das Familienleben wieder herstellen. Warum musste es in ihrer Familie so sein, wo sie doch nur Mutter und Vater hatte?
Sie war immer allein gewesen. Die Mutter arbeitete mit Freuden, der Vater wechselte die Arbeitsstellen. Die Gerichtsvollzieher gaben sich die Klinke in die Hand. Die Wohnungen wechselten häufig.
Mit anderen Kinder hatte Hanna wenig Kontakt, zumal sie durch die vielen Umzüge ständig neue Beziehungen aufbauen musste. Alles was Geld kostete, wie Ausflüge mit der Schule, Klassenreisen konnte sie nicht mitmachen, denn es war kein Geld da. Um zu überleben blieb nur das schnelle erwachsen werden.
Um die Hilflosigkeit zu überwinden beschloss Hanna sich zu wappnen. Sie wollte etwas tun können, wenn der Vater der Mutter etwas antun wollte, ihr zu nahe trat.
Hanna sammelte die leeren Weinflaschen und Wermutflaschen, die die Eltern hinterließen, die reichlich anfielen. Sie verteilte die Flaschen an unterschiedlichen Stellen in der Wohnung. Sie wollte vorbereitet sein, wenn die Mutter bedroht wurde, sie verteidigen. Dem Vater mit der Flasche schlagen. erschlagen? Er sollte sie nicht wieder in eine solche Hilflosigkeit treiben wie vor Tagen, als alle in der Küche waren.
Zwischen kochen und abwaschen ließ eine nebenbei gemachte Aussage , sie wusste nicht welche, die Situation explodieren. Der Vater hatte einen kleinen Topf mit heißer Suppe gerade vom Gasherd Er schaute die Mutter und Hanna mit einem weiten Blick an.Sein ganzer Körper war steif. Eine Hand hielt den Topf ausgestreckt von sich. Das Gesicht glich einer Maske. Keine Emotion, das Gesicht war einfach leer. Die Augen starr. Hanna war nicht fähig sich zu rühren stand mit dem Geschirrtuch und einem abzutrocknen Teil in der Hand da und fixierte den Vater. Die Zeit stand still. Hanna war darauf gefasst, dass die Suppe gleich die Mutter treffen würde. Die Mutter stand genauso reglos dort. In der Gestalt lag etwas herausforderndes. Tu es doch, du traust dich ja doch nicht. Kein Laut war zu hören, aber die Spannung irgendetwas könnte geschehen. Dem fällt mein Entsetzen dem Vater auf und er verließ kommentarlos den Raum.
Die Angst blieb im Raum stehen. Weder die Mutter noch Hanna waren fähig zu reden. Die Alltagshandlungen des Abwasches und Abtrocknens rettete die Situation. Langsam löste sich die Erstarrung. Die Routine half. Es gab jedoch keine Nähe zwischen Mutter und Tochter, keine Umarmung, keine Worte. Hanna war allein, obwohl sie zu zweit waren. Es wurde nicht darüber geredet. Es war vorbei.
Hanna wollte für das nächste Mal bewaffnet sein. Nicht so starr herum stehen. Es machte ihr keine Angst Gewalt anzuwenden, es schien ihr eine Rettung zu sein. Es war ein aktives Handeln und sie fühlte sich gestärkt. Die Wohnung wurde zu einem Flaschenminenfeld. Sie übte wie die Flaschen am besten in der Hand lagen. Wie sollte sie ausholen? Würde sie den Kopf treffen? Was wenn nicht? Was geschah, wenn sie es tat? War der Vater tot?
Überall hatte Hanna die Flaschen verteilt, ihre Retterflaschen. Für die nächste schwierige Situation.
Hanna hatte das Bad erreicht ohne die Eltern zu stören oder ein Geräusch zu machen.
lungo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.04.2012, 20:57   #2
weiblich Ex-WUI
 
Dabei seit: 09/2018
Beiträge: 1.057


Hallo und herzlich willkommen Lungo

Ich habe deine Geschichte gern gelesen. Sie ist tragisch.
Arme Hanna, mit der möchte man nicht tauschen.

Eine so verfahrene Situation kann Kinder dazu bringen furchtbare Dinge zu tun...

Vielleicht... hätte ich persönlich deiner Geschichte einen anderen Titel gegeben. Vom Ausdruck und von der Wortwahl finde ich sie gut. Ein paar kleine Fehlerchen sind noch drin, die du in deiner Version zuhause ausbügeln konntest. Einfach nochmal ganz in Ruhe drüberlesen.

Liebe Grüße an dich
von WuI
Ex-WUI ist offline   Mit Zitat antworten
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