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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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28.10.2012, 11:55 | #1 |
Arme Kinder
Kinder von heute
ertrunken in der Flut der Bilder Erlebnisse aus 2. Hand - armes, reiches Land. Wenig Möglichkeiten lange Weilen zu entdecken auszuhalten Phantasie zu entfalten freie Zeit mit anderen (draußen) zu gestalten. Von so vielem zu viel vom Leben zu wenig. |
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28.10.2012, 13:30 | #2 |
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Beiträge: 562
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Hallo, wüstenvogel,
"ertrunken in der Flut der Bilder" - eine starke Metapher, gefällt mir sehr gut; ebenso "von so vielem zu viel" und "vom Leben zu wenig". Generell gefällt mir dein Gedicht. Aber ich "vermisse" doch etwas die Erwähnung von "anderen Dingen". Hier erkenne ich vor allem das Fernsehen. Stimmt, auch ich gebe dem Fernsehen einen großen Anteil, aber es ist doch mehr als "nur" das. Vor einiger Zeit saßen mir in der U-Bahn zwei junge Mädchen gegenüber, ich schätze, sie waren ungefähr 14, 15 Jahre alt (allerdings bin ich ausgesprochen schlecht in Altereinschätzungen). Beide saßen mit gesenkten Köpfen da und tippten eifrig in ihre Handys. Hätte nicht irgendwann eine der beiden den Kopf gehoben und eine kurze Bemerkung zur anderen gemacht (bevor das Tippen weiterging), dann wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, dass sie sich "per SMS miteinander unterhielten". Das machte mich, gelinde gesagt, baff. Sie saßen direkt beieinander, aber anstatt "miteinander zu sprechen", fand die Unterhaltung "per Umweg" über die Handys statt ... Fernsehen, Mobiltelephone, Computer, Computerspiele, vorgefertigtes Spielzeug, durchgeplante Tagesabläufe, zu Kindergeburtstagen ein "vorgeführtes Showprogramm" ... zu viel, als dass da noch genügend Zeit und Platz für Fantasie, für kreatives Spielen oder, wie du schreibst, fürs "Leben" wäre. Wie gesagt, das Gedicht gefällt mir, nur finde ich, dass es die Problematik leider nur "streift", da es sich auf den "Bilderaspekt" beschränkt. Meistens ist zwar weniger mehr, aber hier wäre "mehr mehr". Aber das ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung, nichts für ungut, in Ordnung? Freundlichen Gruß, Poetibus |
28.10.2012, 20:53 | #3 |
Arme Kinder
Hallo Poetibus,
Mit den "Bildern" habe ich nicht nur das Fernsehen gemeint. Computerspiele, Playstation funktionieren hauptsächlich mit Bildern. Aber du hast schon recht, irgendwie trifft dieser Ausdruck nicht ins Volle. Vielleicht sollte ich schreiben: Kinder von heute ertrunken in der Flut elektronischer Medien Erlebnisse aus 2. Hand ... Was meinst du dazu? Wenn viele Kinder ab dem 1. Schuljahr in ihrem Kinderzimmer einen Fernseher, einen Computer (nicht selten mit Internet-Anschluss), eine Playstation, ein Handy haben, dann ist das für mich eindeutig zu viel - statt "ertrunken" könnte man auch "erschlagen von" schreiben. Viele liebe Grüße wüstenvogel (aus dem hier der noch aktive Grundschullehrer spricht). |
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28.10.2012, 21:30 | #4 | |
Dabei seit: 09/2012
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Beiträge: 562
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Hallo, wüstenvogel,
ich sage immer, dass ich mich mit meinen Interpretationen auch irren kann - wie gesagt, das war nur eine Rückmeldung, wie die Aussage deines Gedichtes zu mir "herüberkam" - jemand anders kann das natürlich ganz anders sehen. "Elektronische Medien" - ich gebe zu, da schwanke ich ein bisschen. Das liegt am Wort "Medien". Medium bedeutet ja eigentlich "Informationsträger", aber ich denke, dass das wohl auf das heutige Fernsehen nur noch sehr begrenzt zutrifft - *hüstel*, und der Informationsgehalt eines Spiels auf der Playstation lässt sicher auch so manches zu wünschen übrig. Außerdem beginnt das heute bereits vor der Grundschule: Elektronische "Haustiere" (vom Häschen bis zum Dinosaurier), CD-Player, "Super-Flipper" (ja, im Ernst - der Glücksspielautomat für die Kleinkinder, damit sie's früh genug lernen) und "Musik-/Hüpf-/Tanzmatten" (nur als Beispiele), gibt's ab 3 Jahren. Kein Plüschtier, kein "echtes" Haustier, nein, ein "großes Tamagotchi" für die Kleinen ... Wie wäre es denn z. B. mit: Zitat:
Jetzt frage ich sozusagen "zurück": Was meinst du? Freundlichen Gruß, Poetibus |
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28.10.2012, 22:40 | #5 |
Arme Kinder
Hallo Poetibus,
ich weiß nicht so recht - "Elektronik" steckt ja heutzutage in vielen Dingen drin. Wenn ich nur "Medien" schreiben würde, hättest du sicher recht - Bücher sind ja auch Medien, gegen die ich nichts einzuwenden habe. Wir wissen, was gemeint ist. Der optimale Begriff ist wahrscheinlich nicht zu finden - manchmal verliert man das Ringen um das treffende Wort, dann muss man sich mit dem zweitbesten zufriedengegeben. Auf jeden Fall möchte ich mich bei dir für deine Mühe bedanken. Du hast mir einiges zu denken gegeben - und das ist gut so! Viele liebe Grüße wüstenvogel |
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28.10.2012, 23:10 | #6 |
Dabei seit: 09/2012
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Beiträge: 562
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Hallo, wüstenvogel,
ich stimme dir zu. Ist schon in Ordnung so. Aber den "Gedankenaustausch" habe ich ebenfalls genossen. Denken ist immer gut. Schönen Abend noch! Freundlichen Gruß, Poetibus |
29.10.2012, 09:26 | #7 |
abgemeldet
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Jaja, die armen, armen Kiddies von heute, was haben's die schlimm! Nichts als elektrisch erzeugte, bunte Bilderl, gute und böse, die sie sich auf Knopfdruck in ihre hohlen Köpferln schaufeln und dann nicht mehr rauskriegen, bis sie gut hundert Jahre später auf dem Sterbebett liegen werden.
Da hatten's die Kleinen vor knapp 70 Jahren noch viel besser - alles live! Die Sirenen haben wirklich geheult, die Bomben wirklich gekracht, die Dunkelheit im Luftschutzkeller war echt und die verkohle Omi, die's nicht mehr mit hinunter geschafft hatte, auch. Es gab noch echte Werte, die zu erreichen man täglich geprügelt wurde, und Vorbilder, die mit schnarrender Stimme Tapferkeit einforderten und von Endsiegen quasten. Dafür gab's nichts zu fressen, und wenn man unter dem falschen Stern geboren worden war, wurde man abgeholt und mitsamt seiner Familie in einer Gaskammer erstickt. Pappi ist nicht mehr heimgekommen, und wenn doch, dann war er so anders, dass man Angst vor ihm haben musste. In den Schulklassen saß man zu siebzigst, und die Mickky-Maus-Hefte waren verboten. Wer schwul war, wer abtrieb oder das, was er in seiner beschissenen jungen Ehe nicht fand und bei einem anderen abholen wollte, wanderte in den Knast. Ja, das war wirklich großes Kino! Die Kiddies heute können sich das nicht mehr vorstellen, wenn sie mit dem Kopfhörer ihren iPod auslutschen oder im Facebook den Ochs am Berg spielen. Die Ärmsten! Aus denen wird bestimmt mal nichts. Mit denen wird man keine Kriege führen können, wenn's wieder mal soweit ist. Mit denen nicht, diesen degenerierten Couch Potatoes! Wie? Der Bundesfreiwilligendienst hat eine Platzbörse einführen müssen, weil zu viele Jugendliche erkannt haben, dass gebraucht werden etwas Schönes ist? Scheiße. Ich sollte mein Gedicht umschreiben. lg z |
29.10.2012, 09:38 | #8 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Also: Was soll das? Wer drückt für die Pamper-Generation ein Tränchen ab? Bitte melden! |
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29.10.2012, 11:06 | #9 |
abgemeldet
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Wer nonchalant diesen Faden dafür hernehmen möchte, den so genannten "Erwachsenen" jede Verantwortung dafür abzusprechen, dass sie den Kleinen das richtige Fenster zum Hof aufmachen, liegt so schief, dass er schon fast kpopfüber daherkommt.
Die Kiddies haben damals den Krieg nicht angefangen, und sie produzieren auch jetzt nicht den Dreck, mit denen globale Andbieter ihnen die Köpfchen zuscheißen. Die Kleinen brauchen keine Häme und kein Pontius-Pilatus-Geschwätz, sondern echte Zuwendung. Dann werden sie zu Riesen und fangen später keinen Krieg an, sondern finden bessere Lösungen. Vor dieser Verantwortung sollte sich keiner drücken, der glaubt, erwachsen zu sein. |
29.10.2012, 18:13 | #10 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Die Frage ist halt, ob es wirklich arme Kinder sind. Für mich ist das ein typisches Generationsproblem. Die ältere Generation ist an das gewohnt, was sie kennt, was "damals" so war. Sie kann sich nicht vorstellen, dass die Menschen sich im Lauf der Generationen ändern. Und das neue bevorzugen. Vor 100 Jahren gab es keine Radios, keine MP3 Spieler. Man machte Hausmusik. Sang gemeinsam und musizierte. Möchte das heute noch jemand? Ich nicht. Ich finde die ganzen Möglichkeiten heute gerade für Kinder toll. Sie haben unendliche Möglichkeiten der Kommunikation, des Lernens, der Erweiterung ihres Horizontes. Und ganz andere Möglichkeiten zu spielen, als langweiliges "Mensch ärgere dich nicht". Klar, die ältere Generation sieht nur die möglichen Gefahren, die junge Generation sieht die Möglichkeiten. Meine Tochter ist 10. Klar sie hat einen eigenen TV, X-Box 360, Nintendo Wii und ein Laptop. Trotzdem lebt sie auch in der realen Welt, hat Freundinnen und hängt nicht nur in der Wohnung rum. Sie liest auch gern. Aber eben mit einem Kobo Glo. Man sollte nicht von armen Kindern reden. Man sollte offen sein für Veränderungen.
CDP |
29.10.2012, 18:53 | #11 |
Forumsleitung
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Man sollte besser mal darüber nachdenken, was das Wort "arm" bedeutet.
Für mich hieß das einmal, unter Geldmangel, Hunger und Kälte zu leiden und keine Wohnstatt zu haben. Aber nicht, vom Wohlstand überflutet zu sein. Wenn das der Maßstab wäre, gäbe es in den Vereinigten Staaten von Amerika seit der Gründung soviel arme Kinder, daß wir die Care-Pakete dorthin hätten schicken müssen statt umgekehrt. |
29.10.2012, 19:41 | #12 |
Arme Kinder
Hallo, ihr Leute,
mit "arm" habe ich auf keinen Fall materielle Armut gemeint -wieder so ein missverständliches Wort! Es geht mir eher um den Mangel an Phantasie, an Kreativität, der durch elektronische Medien oft entsteht, weil viele Kinder nicht mehr die Möglichkeiten haben, sich zu langweilen und diese "langen Weilen" konstruktiv, kreativ und sozial zu nutzen. Natürlich sehe ich auch die Chancen dieser Medien, plädiere aber für einen vernünftigen, kontrollierten Umgang mit ihnen. Da sind die "Erwachsenen", in erster Linie die Eltern, gefordert - und viele von ihnen überfordert! Kinder brauchen echte Zuwendung, das ist völlig richtig, und keine elektronischen Babysitter. Ich bedauere die modernen Kinder nicht - im Sinne von "die armen Kleinen", doch ich finde, sie haben es verdient, sich möglichst frei zu entwickeln, und dazu gehört, dass sie medial, sozial und kreativ kompetent werden, um die Chancen, die ihnen diese Gesellschaft bieten könnte, möglichst optimal zu nutzen. Vielen Dank für eure Bemerkungen! wüstenvogel |
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