|
|
Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
13.08.2015, 22:42 | #1 |
gesperrt
|
Und so..
Wir saßen anfangs nur irgendwo am Wegrand
und jeder starrte in sein eignes Leben rein. Da unser Schweigen sich noch zu einem Wort fand, ließ fremder Schmerz den eigenen allein. War nicht der Prinz auf einem stolzen Schimmel, und du warst nicht die Königin der Nacht. Und zwischen uns noch unberührter Himmel, den haben wir in unser Haus gebracht. Und so gingen wir, und so sprachen wir, und so lebten wir im Arm des andern, so nah. So kam von fern ein ungeahnter Frühling, der hob im Herbst die alten Blätter wieder auf. Und da, wo sonst im Baum ein schwerer Sturm hing, trug uns ein Schmetterling ins dichte Grün hinauf. In unsren Händen hielten wir die Zeit fest, in unsren Augen durchschliefen wir die Nacht. Wenn man, was leicht ist, einfach leicht lässt, hat man das Schwere schwerelos gemacht. Und so lachten wir, und so träumten wir, und so liebten wir im Arm des andern, so nah. Dann kam der Winter mit seinem kaltem Schweigen, da kroch die Kälte tief in unsre Haut. Wir vergaßen, die Zärtlichkeit zu zeigen und unser Blut, das rann nicht mehr so laut. Wir sprachen zu oft dieses Wörtchen „leider", der Schnee aufs Herz fiel schneller als gedacht. Und wir umarmten nur noch alte Kleider, so legte sich auf uns die schon verbrauchte Nacht. Und so gingen wir, und so schwiegen wir, und so starben wir im Arm des andern, so fern. Jeronimo |
13.08.2015, 22:44 | #2 |
|
|
13.08.2015, 22:59 | #3 |
abgemeldet
|
So ähnlich könnte man es sich gedacht haben.
MFG |
13.08.2015, 23:29 | #4 |
Jeronimo,
Was soll ich sagen? Treffend, melancholisch, tatsächlich hätte ich auf das schon vor schwerelos verzichtet, aber das ist Geschmackssache. Die Wiederholungen machen den Text für mich dicht und drängend.. Liebes von Ännchen |
|
14.08.2015, 09:30 | #5 |
Lieber Jeronimo
Was für ein tiefsinniges, wunderbares Gedicht. Zentral ist für mich persönlich in der Geschichte dieser ersterbenden Liebe , über die du hier so einfühlsam erzählst, folgender Vers: In unsren Händen hielten wir die Zeit fest, in unsren Augen durchschliefen wir die Nacht. Wenn man, was leicht ist, einfach leicht lässt, hat man das Schwere schwerelos gemacht. Wie oft misstraut man seinem eigenen Glück, da man es einfach nicht fassen kann. Wie oft hat man zu wenig Zutrauen in die Sterne, in sein Schicksal. Bela Balázs (Ein Baedeker der Seele) schrieb einmal so oder so ähnlich: "Unsere Stunden haben keinen eigenen Sinn, keinen Eigenwert. Unsere Zukunft saugt das Blut aus unserer Gegenwart." Dieser Satz trifft genau das, was ich bei den meisten Menschen (leider auch bei mir selbst) als "Fehler" feststelle. Dass man das, was einen gerade glücklich macht, nicht ausreichend zu genießt. Dass man das, was einen beschwingt, nicht mit der Leichtigkeit nimmt, die es besitzt. Sondern dass man sich - all zu zukunftsorientiert- bereits Sorgen macht, obwohl (noch) gar keine aufkeimen dürften. Diese Geisteshaltung verleiht auch dem schönsten Zustand auf Dauer eine gewisse Schwere. Dem entgegen steht dein Appell: Wenn man, was leicht ist, einfach leicht lässt, hat man das Schwere schwerelos gemacht.[/I] Und dieser Vers : Wir sprachen zu oft dieses Wörtchen „leider", der Schnee aufs Herz fiel schneller als gedacht. Und wir umarmten nur noch alte Kleider, so legte sich auf uns die schon verbrauchte Nacht. Es ist dieses erdrückende Gefühl des verwirkten Glückes. Man hat selbst dazu beigetragen, den Zustand der Leichtigkeit auszulöschen. Durch zu viele Vorbehalte, durch zu viel "Irrealis"- ein "hätte", "würde" , "könnte" - oder durch die von dir erwähnten "leider". Wenn du reimst, Jeronimo, so ist dies stets ein Zugewinn für den Text und dessen Aussage. Es rutscht nie ins Kitschige ab, es wirkt nie bemüht oder "auf Reim getrimmt". Die Verbindung zwischen gereimten und ungereimten Passagen hier gefällt mir außerordentlich gut: die ungereimten Passagen gliedern den Text und beschreiben den Gemütszustand des Paares nach den Inhalten der jeweils 2 vorangegangenen Versen. Sehr schön gemacht, und für mich persönlich mit der "Warnung" versehen, dass es oft nicht die äußeren Einflüsse sind, die eine Liebe belasten oder gar zerstören, sondern dass es meist aus dem Paar selbst, also "von innen heraus" kommt. Kein Angriff, sondern eine "Zersetzung". lg Anouk |
|
14.08.2015, 14:14 | #6 |
Hallo Sirius!
sehr ausgefeilt und auf den Punkt. Echtes feines Handwerk, das die Aussage intensiv vertieft.
Danke dafür. Grüße von Ann 🌻 🐝 |
|
14.08.2015, 19:37 | #7 |
gesperrt
|
Lieber Gylon,
dankeschön für deinen lieben Kommentar! Hallo Poesieger, dein unvermeidlicher Einwurf war zu erwarten, bringt mir aber nichts. Trotzdem dankeschön! Liebe Anna, ich freue mich, wenn es dir gefallen hat. Das „schon“ habe ich gleich nach deinem Kommentar entfernt, es ist so besser. Hab herzlichen Dank für deine lieben Worte! Hallo Ann, auch dir meinen herzlichsten Dank für dein Lob! Liebe Anouk, zunächst möchte ich dir sehr für dein großes Lob danken. Ich denke, wir Menschen sind wohl, emotional gesehen, nicht so richtig lernfähig, und fallen immer wieder in unsere alten „Fehler-Mechanismen“ zurück, meist ungewollt. Die Leichtigkeit, die zu Beginn einer Beziehung herrscht, lange zu bewahren, gelingt uns meistens nicht, weil man so viele Dinge will. Man will, dass der Andere auch die Dinge mag, die man selber will und dem geht es auch so. Spontanität wird meist nur zu Beginn als schön empfunden, dann sollen es doch besser feste Zeiten sein oder zumindest vorher eine Absprache stattfinden, als einfach zu sagen, wir schließen jetzt die Welt hinter uns ab und nicht morgen erst um 16 Uhr. Dann merkt man zu spät, welches die Dinge waren, die einen zuerst glücklich gemacht haben, man möchte zu schnell den anderen sicher haben, als ihn einfach fliegen zu lassen und ihm zu vertrauen. Liebe ist auch immer Egoismus. Man liebt, weil man selber geliebt werden will, man macht sich an seinen eigenen Ansprüchen selbst unfrei, und ehe man sich versieht, ist diese Leichtigkeit dahin, die alles gibt und nichts haben will. Zukunft will immer Glück und Liebe planen, anstatt, wie du es richtig sagst, den Moment auch mal auszukosten, ohne sich Gedanken um danach zu machen. Ich meine nicht das oberflächliche Stehlen von Gefühlen für die eigene Befriedigung, sondern das Erkennen von Glück in dem Moment, wo man es erlebt. Es gibt immer etwas zu erwarten, zu wollen, zu wünschen, zu ändern, anstatt einfach alles zu lassen, den anderen, sich selbst und die Umstände. Wir scheitern meist an unserer Vorstellung von Glück, anstatt das Glück einfach anzunehmen und nicht lenken zu wollen und wir bemerken unsere Fehler zu spät, die wir doch immer wieder machen. Ich danke dir herzlich für deinen umfangreichen Kommentar und für deine Gedanken, liebe Anouk! Jeronimo |
14.08.2015, 21:23 | #8 |
gesperrt
|
Herzlichsten Dank, lieber Jonny! Wie immer erfreut mich wieder dein Kommentar.
Jeronimo |
14.08.2015, 21:39 | #9 | |
gesperrt
|
Lieber Sirus,
Manchmal könnte ich fast neidisch auf deine Poesie werde. Was mich wohl daran hindert ist, dass sie mich immer so sehr bereichert. Wie schaffst du das nur? Ohne in den Kitsch abzugleiten, so überzeugend Emotionen zu vermitteln und mich mitten ins Herz zu treffen, wie so viele andere wohl auch! Du bist ein Rattenfänger! Aber einer, der die staunenden Kinder in die Stadt zurück bringt! Ach, ja und diese Verse, schade, dass es hier keinen Kuss-Smilie gibt: Zitat:
Und Anouk hat es ja schon ähnlich gesagt, die Reime sind für dich ein Spielzeug - nicht mehr und nicht weniger. Chapeau! Lieben Gruß shoshin |
|
14.08.2015, 22:52 | #10 |
gesperrt
|
Ach, liebe shoshin,
du musst doch auf niemanden neidisch sein, so hervorragend, wie du schreibst. Hier bei Poetry ist ein großer Stamm von hervorragenden Autoren und Autorinnen und man selber sieht sich immer als kleines Licht, wenn man die anderen liest. Mir geht es jedenfalls so. Und ich bin kein Herzensfänger, ich berühre sie nur manchmal für einen kurzen Augenblick. Ansonsten bin ich nur der Sarkast, der immer provoziert. Aber ich trage alle meine Gedichte in mir, dort, wo sie noch wortlos singen von all der zu erwartenden Traurigkeit. Ich danke dir für dein so großes Lob, liebe shoshin. Jeronimo |
15.08.2015, 00:09 | #11 |
Lieber Jeronimo,
Heute ist's mir eingefallen ... viele deiner Gedichte klingen für mich wie wehmütige Lieder aus der Taiga . Sie enthalten die Weite, die Melancholie , sind wie Jahrhunderte alte Weisen, die uns das Leben in seiner schlichten Schönheit präsentieren und dabei nicht die Einsamkeit vergessen. Und du bist eben doch ein sehr guter Schreiber..... Eine Begeisterte |
|
15.08.2015, 00:39 | #12 |
gesperrt
|
Liebe Anna,
das ist nun doch etwas übertrieben, aber natürlich erfreuen mich deine Worte sehr. Dankeschön! Jeronimo |
16.08.2015, 23:57 | #13 |
abgemeldet
|
Was soll ich schreiben,
mir fehlen die Worte, die Tränen sie treiben, verlassen die Pforte, der Äuglein -unhaltbar. Sie rinnen und rollen, mir übers Gesicht, wie sie es grad wollen, es stört mich nicht- nicht im Geringsten. Danke für diesen Lesegenuss, von Letreo an Jeronimo! |
18.08.2015, 00:28 | #14 |
gesperrt
|
Liebe Letreo,
ich danke dir für deinen wunderbaren Kommentar, aber ich hab dich nicht zum Weinen bringen wollen. Jeronimo |
18.08.2015, 14:57 | #15 |
abgemeldet
|
Haste aber.
|
23.08.2015, 10:28 | #16 |
R.I.P.
|
hallo jeronimo
gerne verlängere ich hier die liste der erbauten leser. als formbegeisterter kriege ich hier nahrung, es ist wie jazz statt free-jazz. zeilen 1 und 3 sind rhythmisch etwas individuell, wenn man sie mit den andern strophen vergleicht. aber man müsste da jetzt mmn nicht unbedingt dran rum basteln, weil es auch so gefällt. url |
23.08.2015, 10:37 | #17 |
R.I.P.
|
Hallo, Jeronimo -
schön! Wirklich schön! Lediglich Kleinigkeiten hätte ich anzumerken, aber die sind sowas von marginal angesichts diesen tiefen Gedichts. Chapeau! Thing |
23.08.2015, 11:21 | #18 |
23.08.2015, 13:39 | #19 |
gesperrt
|
Hallo Url,
ich freue mich sehr, dass dir das Gedicht auch in der Form, bis auf die angesprochenen Mängel, gefallen hat. Die Mängel gehen zu Lasten meiner Melodik, weil ich den Text beim Schreiben singe, um einigermaßen im Rhythmus zu bleiben. Hallo Thing, ich danke dir sehr, dass du unabhängig unserer Differenzen ein hiervon nicht betroffendes Urteil abgibst, dass sich rein auf den Text bezieht. Hab herzlichen Dank dafür! Hallo Blobstar, Du hast Recht, manchmal kommt es auf die Details an. Jeronimo |
23.08.2015, 17:26 | #20 |
Melancholisch, traurig und trotzdem schön.
|
|
23.08.2015, 17:42 | #21 | |
R.I.P.
|
Zitat:
ich hab nolens-volens dran rumgefummelt, obwohl das nicht meine Intention war. Und wahrscheinlich hab ichs schlimmer gemacht. Du hast Deine Melodie im Kopf, ich hatte mir eine eigene "komponiert". Nix für ungut: Thing PS Ich liebe (subjektiv!) schöne Gedichte. Da schert es mich nicht, ob der Dichter mich mag oder nicht mag. Das spielt nämlich keine Rolle. |
|
23.08.2015, 21:21 | #22 |
gesperrt
|
Hallo Silbermöwe,
dankeschön, dass dir das Gedicht gefallen hat, darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut. Hallo Thing, „allzu oft“ klingt harmonischer, ohne Frage. Das „lichte“ Grün passt auch gut. Ich denke, wenn ein Gedicht gut ist, kann man es nicht „verschlimmern“, nur noch verbessern. Aber was „gut“ ist, ist auch schon wieder relativ. Danke für die Beschäftigung damit. Jeronimo |