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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 03.12.2020, 22:14   #1
weiblich tschick
 
Dabei seit: 11/2020
Beiträge: 11

Standard Winzige Bank vor winzigem Café

Das kann doch so nicht angehen.
Sie sitzen hier nebeneinander auf einer winzigen Bank vor einem fast ebenso winzigen Kaffee und sehen gerade nebeneinander so stylisch aus wie die ProtagonistInnen eines hippen Indie-Films, der in Paris spielt: Er im hellgrauen Mantel, die Haare im lässigen Dutt und sie im zinnoberroten Mantel, die Haare unter der Mütze hervorlugend.

Ein perfektes, ästhetisches Bild. Aber der Rest passt nicht dazu.
Sie unterhalten sich gut, sind heiter. Auf eine oberflächliche Weise. Sie weiß ganz oft nicht, was sie zu seinen Statements sagen soll: Sekt mit Mate interessiert sie nicht wirklich; an Silvester war sie um halb 2 im Bett und noch nie erst um 8 Uhr morgens.

Sie beschleicht das Gefühl, er findet sie sicherlich wahnsinnig langweilig. Oder ist sie einfach nur erwachsener als er? Es ist nett und komisch zugleich. Das hatte sie schon ewig nicht mehr oder noch nie? Sie hat das Gefühl, die Dinge, über die sie alle nicht reden, killen die Stimmung und nicht die, über die sie gerade tatsächlich sprechen.

Das ist interessant. Und auch nicht ungewöhnlich.
Dieses ganze Treffen fühlt sich stark nach einem Epilog ihrer gemeinsamen Geschichte an.

Prolog: Sie lernten sich im Sommer beim Tanzen mit einem gemeinsamen Freund kennen und stiegen nachts heimlich auf den Chemie-Turm der Universität, um den Sonnenaufgang anzuschauen. Es war bewölkt. Doch keine Morgensonne.

Hauptteil: Sie treffen sich allein und fallen bei ihm übereinander her.
Sie treffen sich ein paar Mal: Spielen Schach, rauchen, trinken, haben Sex.
Sie treffen sich weiter, es wird komisch. Sie vergisst nach dem Sex ihre Armbanduhr. Sie versuchen sich zu verabreden, damit sie ihre Uhr endlich wiederbekommt. Er ist mit mysteriösen Problemen beschäftigt.

Epilog: Sie sitzen atemberaubend stylish angezogen nebeneinander auf einer winzigen Bank vor einem winzigen Café. Er gibt ihr die Uhr wieder. Sie läuft noch nach Sommerzeit. Sie plaudern belanglos. Sie schmerzt die Stille und die Belanglosigkeit ein wenig. Ihn vermutlich nicht, aber wir wissen es nicht. Sie gehen jeder ihrer Wege. Sie geht arbeiten, er kauft sich Deodorant.

(Der letzte Satz macht sich für ein Filmskript nicht so gut.)
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Stichworte
affäre, epilog, szene

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