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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 13.08.2022, 11:33   #1
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Standard Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen, Kant

Sapere aude

Ein jeder kennt bestimmt die Geschichte
von Noahs Arche und ich versichre euch,
dass ich kein einzges Wörtchen hier erdichte,
es steht geschrieben so im Pentateuch.

Jehova hat in Mußestunden auf sein Werk geschaut,
auf Pflanzen, Tiere, Menschen, auch aufs Meer und resümierte:
O Gott, da hast du wirklich allergrößten Mist gebaut;
es war die eitle Menschenbrut, für die er sich genierte.

Ich werde, sprach Jehova, eine Sintflut schicken,
und alles was ich einstmals schuf, sei‘s Pflanze, Mensch, sei‘s Tier,
ganz gnadenlos, brutal in Wassers Flut ersticken,
und Ruhe ist auf Erden, Frieden auch im Waldrevier.

Nur einem erlaubte der rächende Gott eine Arche zu bauen,
sein Name war Noah, der durfte mit seinen drei Söhnen und Tieren
den Fluten entkommen und dank guter Winde und voller Vertrauen
die hölzerne Kiste bis hin zu dem Berg in Armenien lancieren.

Damit er da nicht wie gehabt auf die dümmsten Gedanken verfiele,
bestimmte Jehova nach langem Bedenken fürs weitere Leben
der Menschen; Seid fruchtbar und mehrt euch und schaffet der Menschen gar viele,
ich will euch die Herrschaft und Macht über alles was lebt übergeben.

Man darf an der Weisheit des göttlichen Willens nicht rütteln,
es sei denn, dass Menschen in biblischen Texten auch Fehlerchen finden.
Ich wag es die Stirne zu runzeln, den Kopf auch zu schütteln
und zweifelnd versuche, den wirklichen Sinn unres Seins zu ergründen.

Geändert von Heinz (13.08.2022 um 14:10 Uhr)
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Alt 14.08.2022, 15:36   #2
männlich ganter
 
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Beiträge: 2.478

Hallo Heinz,

Jehova bestimmte, Kant ist für den Gebrauch des Verstandes und Satre meint Freiheit sei menschliches Schicksal.

Jeder dieser Götter hatte seine Vorstellung von uns,
wenn auch, anscheinend, etwas schleierhafte,

herzliche Grüße
-ganter-
ganter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2022, 17:04   #3
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.044

Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Ich werde, sprach Jehova, eine Sintflut schicken,
und alles was ich einstmals schuf, sei‘s Pflanze, Mensch, sei‘s Tier,
ganz gnadenlos, brutal in Wassers Flut ersticken,
und Ruhe ist auf Erden, Frieden auch im Waldrevier.
Ich wünschte, Gottes Einsicht hätte Vorbildfunktion und mancher Mensch versenkte sein stümperhaftes "Werk" ebenso rigiros, anstatt sich dafür feiern zu lassen.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
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Alt 14.08.2022, 18:20   #4
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Lieber Ganther,
liebe Ilka-Maria,
ich habe - nehmt es als Antwort auf Eure Beiträge - ein Gedicht mit dem Titel "Zweifel" eingestellt (und leugne nicht den Einfluss Goethes "Prometheus).
Liebe Grüße,
Heinz
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Alt 15.08.2022, 19:52   #5
weiblich Donna
 
Dabei seit: 02/2020
Beiträge: 406

Hi Heinz,
Die Saat der Zweifel ist dürftig. Religion innerhalb der Grenzen der Vernunft begreifen zu wollen, und dafür Kant zu bemühen, halte ich für recht holprig. Es mag dem einen oder anderen Atheisten an dieser Stelle zweckdienlich sein, seinen Nicht- Glauben philosophisch absegnen lassen zu wollen, letztendlich gründet sich Religion aber nicht auf logischer Vernunft. Denn kein Gott der Welt unterliegt einem philosophischen Konstrukt, kein Gott der Welt ist herleitbar oder zu verwerfen. Auch Kants Gottesbeweis kommt über moralische Betrachtungen nicht hinaus. Im Gegenteil, er sagt, dass etwas existieren muss, über das nicht hinaus gedacht werden kann. Und das Größte, das gedacht werden kann, ist dann Gott. Man könnte sogar fast annehmen, dass man es bei diesen Überlegungen mit einem Agnostiker zu tun hat. Dass Kant selbst nicht an Gott geglaubt hat und ihn zu einem "Bedürfnis" stilisiert, schafft keine Grundlage, um die Arche Noah zu kippen.
L.G.Donna
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Alt 20.08.2022, 13:01   #6
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Liebe Donna,
irgendwie habe ich das Gefühl, dass Du in meine Gedichte allzu Tiefsinniges suchst und, da es nicht vorhanden zu sein scheint, es natürlich nicht findest.
Viele meines Sachen plätschern an der Oberfläche dahin und manchmal darf man auch ein Augenzwinkern vermuten.
Wenn mir nun ab und zu biblische oder mythische Themen vor den Augen herumtanzen, beginne ich, mit der Suche nach dem Grund für die Entstehung solcher Geschichten. Bei der Noah-Erzählung macht Jehova tabula rasa. Er vernichtet bis auf Noah mit seiner Familie und einem Haufen Viehzeug alles, was er selbst geschaffen hat. Das erinnert mich an seltene Wutanfälle meines jüngsten Sohnes, der, wenn ihm beim Aufbau komplizierter Vorhaben ein Fehler unterlief, den ganzen Kram in die Tonne gekloppt hat.
Wie lief das mit Jehova? Hat da ein allmächtiger Gott so gehandelt, wie in der Bibel beschrieben?
Hier setzt meine Aufforderung (abgeschrieben bei Kant) "sapere aude" - habe den Mut weise zu sein - an: Dass es diese Erzählung in der Bibel überhaupt gibt, ist ja wohl darauf zurück zu führen, dass es des Schreibens kundige Menschen gab, die diese Geschichte, aus welchen Gründen auch immer, für berichtenswert hielten. Haben sie nun die Story selbst erdacht oder ist sie ein historisches Ereignis? (Am Ararat, diesem majestätischen "Masis", wie ihn die Armenier nennen, ist ja angeblich eine Planke der Arche gefunden worden, die man heute noch in einem armenischen Kloster bestaunen kann).
Zählt Jehova, wie ich vermute, auch zu den Erfindungen menschlichen Geistes? Und unterstellen wir dieser Schimäre sehr menschliche Eigenschaften, die mich manchmal zu einem breiten Grinsen verleiten?
Eines meiner Vorhaben ist es, mir die Geschichten um Maria Magdalena mit kritischen Augen anzusehen. Aber, wie gehabt, mit einem zwinkernden Auge.
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 20.08.2022, 19:22   #7
weiblich Donna
 
Dabei seit: 02/2020
Beiträge: 406

Den Text versteht nur, wem Kant nicht völlig unbekant ist, lieber Heinz.
Meine Oma hat z.B. auch so ein Zwinkerauge gehabt, was sie zeitlebens nicht losgeworden ist. Auch wenn sie ihren ganzen Verstand zusammen gerissen hätte, und mit beiden Augen gezwinkert hätte, so hätte sie vermutlich nichts von dem Text verstanden, worum es dir dabei wirklich gehen wollte.
L.G. Donna
Donna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.08.2022, 23:08   #8
männlich Heinz
 
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Beiträge: 7.879

Liebe Donna,
ich setze beim Lesen/Verstehen nicht voraus, dass der Rezipient über Kenntnisse der Kantschen Philosophie verfügt (und möchte auch nicht in den Verdacht kommen, etwa selbst über genauere Kenntnisse auf diesem Gebiet zu verfügen. Da wir in einem Kulturkreis leben, der stark vom Christentum geprägt ist, darf ich aber annehmen, dass jeder bei den Stichworten Noah, Arche, Jehova auf die angebliche Sintflut zuerst an die Bibel (ganz Schlaue vielleicht auch an den Gilgamesch) denkt. Der Begriff "Pentateuch" mag nicht allen geläufig sein, aber "penta" = fünf weist auf das fünfte Buch Moses, also auf einen bedeutenden Bilbelteil hin.
Ich glaube, die umfangreiche Schilderung der Sintflut mit ihrer Hauptperson Noah in wenigen Versen verständlich wiedergegeben zu haben (dass ich meine Wahlheimat Armenien, wo die Arche gelandet ist - an der Flanke des Ararat, dem heiligen Berg der Armenier, der heute auf türkischen Gebiet liegt und mit über 5000 Metern Höhe einen majestätischen Anblick bietet, en passant erwähnte, ist meinem pädagogischen Impetus geschuldet und verzeihbar.
Die einzige Verbindung zu Kant ist mein geklautes Zitat, das die Aufforderung enthält, nicht alles, was gelehrt wird, einfach so zu glauben, sondern sich seines eigenen Verstandes zu bedienen (und z.B. neben dem Bibeltext auch die viele hundert Jahre ältere Sintflutschilderung des Gilgamesch anzuschauen.
Liebe Grüße,
Heinz
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