In seinem Zimmer

[klaatu]

~

In seinem Zimmer

gab es nur
ein einziges Fenster,
das sich nicht öffnen ließ,
aus dem heraus
es nichts zu sehen gab
und vor dem
niemals der Wind wehte.

~

Es gab nur
einen einzigen Knopf,
den er immer wieder und wieder drückte,
bis sich die Beschriftung abnutzte
und er vergaß,
welches Wort einst
darauf geschrieben gewesen war.

~

Es gab nur
eine einzige Tür
- doch so oft er sie auch durchschritt,
so verließ er doch
kein einziges Mal
das Zimmer.

[Ex-Pennywise]

Moin Klaatu,

das ist wieder Deine Kernkompetenz. Bedrückende und auch leicht verstörende Bilder, die sprachlich gekonnt offengelegt werden.
Zuletzt habe ich bei Dir "Schnief, schnief, schnief... Ich bin so depressiv" kommentiert. Da hatte ich ja so meine Probleme mit.
DAS hier ist für mich Depression in lyrische Reinstform gebracht. Denn im Grunde sind die Bilder hier drin so geniale Metaphern für eben diesen bedrückenden und verstörenden Zustand. Ich bin mir der Wiederholung dieser beiden Worte bewusst, aber für mich trifft es das eben genau.
Ich habe das Thema auch ein paar Mal angepackt. Aber so plastisch und greifbar ist es mir meiner Meinung nach nicht gelungen.
Ich bin begeistert.

Gruß

Pennywise

Hi klaatu,

Du zeichnest sehr intensiv einen Menschen,
der völlig isoliert und eingesperrt ist.
In sich gefangen.

Als ich das Gedicht gestern erstmals las,
hat es mich sehr traurig gemacht.

Das Gedicht spricht vllt. von einem Menschen, der depressiv ist,
vllt. auch von einem, der nur noch im Internet unterwegs ist.

Vllt. hängen beide Zustände auch zusammen.

Durch die stete Zunahme des Internetkonsums,
könnte ich mir vorstellen,
dass in wenigen Jahren viele Menschen das LI dieses Gedichtes sein können.

VG 4WS

[klaatu]

Hallo zusammen!

Bei diesem Text hatte ich nicht unbedingt Depressionen im Sinn, sondern eher das Gefangensein in seinen eigenen Gedanken und Handlungen. Ich denke mal, dass jeder so etwas auf die eine oder andere Art von sich selbst kennt. Kann natürlich auch schnell krankhaft werden.

LG
k