Ach, lieber Mai…

[Inka]

erlaube der Sonne nie, das Gesicht zu verziehn.
Verwandle die Wiesen in sattes Grün,
die meist Vierbeinern vorbehalten sind.
Ignoriere die Pferdeäpfel und Kuhfladen,
auch mal Beine vom Menschenkind,
ob von den krummen oder geraden.
Lass die Blumen voll erblüh'n,
selbst wenn Wiederkäuer sie bald fressen.
Selbige mal aufsteh'n, dann wieder knie'n,
tu alles nach deinem Ermessen.

(24.4.1997)

[Heinz]

Liebe Inka,
wenn das angegebene Datum (24.4.1997) stimmt, dann hat das Gedicht ja heute so etwas wie silberne Hochzeit.
Beim "Anlesen" verführte der Titel natürlich zur Fortsetzung des angefangenen Satzes: Komm, lieber Mai, und mache - die Bäume wieder grün.
Stattdessen verlangst Du schier Unmögliches vom Mai, aber man wird ja wohl mal ein bisschen fantasieren dürfen. (A bisserl naiv kommt das Gedicht schon rüber, aber weil gestern und vorgestern und auch heute die Sonne so schön geglänzt hat, bleibe ich guten Mutes).
Liebe Grüße,
Heinz

[Inka]

Ach, lieber Heinz,
das ist mindestens e i n s
von meinen Gedichten,
die den Weg zu Zeitungspapier
und Druckerschwärze fanden,
um sich dort zu verewigen.

Was, fünfundzwanzig Jahre ist das schon her? Es sind ganz bestimmt nicht mehr dieselben Kühe, Pferde oder Schafe, die seinerzeit auf der Weide standen. Sag mir, wo sind sie geblieben?

Ich komme vorzugsweise etwas naiv „herüber“. Wem würde das schaden? Vielleicht aber auch mal wieder leicht moralinangesäuert oder moralapostolisch oder flapsigalberisch (gibt es die Wörter überhaupt?)

Es lebe die Kindlichkeit !

Liebe Grüße von Inka (die eben so ist, wie sie ist)

P.S.
Sehr schade, dass man heutzutage die jungen Leute mit diesen schönen alten Volksliedern hinter keinem Ofen mehr hervorlocken kann, aber vielleicht gibt es Ausnahmen?

https://www.youtube.com/watch?v=dHVvdLiHRo4
Komm, lieber Mai (Mozart/Uli Singer) - Psycho-Chor der Uni Jena

[Ex-Pennywise]

Moin Inka,
ich habe bei Dir bisher keinen Kommentar hinterlassen, weil ich nie so richtig Zugriff zu Deinen Texten gefunden habe. Sie haben auch selten eine für mich erkennbare Form, denn hier zum Beispiel beginnst Du erst ab der Hälfte mit dem Reim. Du formulierst das alles etwas freier. Manchmal wirkt es ein bißchen drüber...
Aber! Mittlerweile erkenne ich da Deine Handschrift. Es ist Dein Stil. Man merkt, dass Du Dir oft die kleinen Themen suchst. Einen Flohmarkt, Menschen die auf Handys starren. Zumindest die Themen sind unbegrenzt, während ich echt oft lang überlege. Und was ich vor Allem merke ist, dass Du eine unglaubliche Freude am Schreiben hast. Dieses Gedicht hier hat übrigens einige schöne lyrische Aspekte, die man vielleicht noch an ein oder zwei Stellen in eine geordnetere Form bringen könnte. Das musst Du aber nicht.
Was ich eigentlich sagen will. Mach das weiter mit so einer Freude, denn oft finde ich das erfrischend und muss grinsen.

Gruß

Pennywise

[Inka]

Lieber Pennywise,

über Deinen Kommi habe ich mich unbändig gefreut und bedanke mich sehr! Besonders für Deine bestärkenden Worte.

Ja, ich weiß, ich fahre immer auf einem Nebengleis (und hoffe, dass ich nicht mal entgleise!)

Zumindest gelingt es mir manchmal, andere zum Grinsen zu bringen und das ist ja schon mal was.

Stimmt, ich habe viel Freude beim Schreiben (ansonsten wäre mein Leben ziemlich eintönig) und amüsiere mich oft selber. Vielleicht ist es auch so eine Art Selbsterhaltungstrieb?

Ich wünsche Dir noch einen schöne Restsonntag!

Herzgruß von Inka

Unsere Freude beginnt dort, wo wir andere zum Lächeln bringen.
(Indisches Sprichwort)

Die Welt ist immer so wie du: Ein Lächeln und sie lacht dir zu,
ein wenig Trotz, ein wenig Zorn und statt der Rose blüht der Dorn.
(Simon Dach)

Lachen und Lächeln sind Tor und Pforte, durch die viel Gutes in den Menschen hineinhuschen kann. (Christian Morgenstern)

https://www.youtube.com/watch?v=G0OBQURWSKk