Routinen bleiben ewig treu

[Ilka-Maria]

Der Mensch ist von Natur aus schlecht
und deshalb für die Welt von Übel,
er denkt und handelt ungerecht,
vermehrt globale Abfallkübel,
pumpt Quellen aus bis auf den Grund
und wird vor Gier am Herzen wund.

So spricht ein grüblerischer Mann,
der meint: Ich will es besser machen
und fange gleich am Montag an!
Ab dann ist Schluss mit all den Sachen,
dem unsinnigen Tand und Kram
und Umweltsünden-Melodram.

Er schiebt den vollen Einkaufswagen
zur Kasse in der Zuversicht,
pompösem Leben zu entsagen,
doch freut sich jetzt auf das Gericht,
das ihm die Frau, am Herd versiert,
aus vier Pfund Fleisch bereiten wird.

Auch darf das Speiseeis nicht fehlen,
man gönnt sich eigentlich nicht viel
und muss ja nicht gleich Erbsen zählen,
denn etwas Luxus zeugt von Stil.
Und Schnaps und Tabak? Ein Problem?
Nein, zweifelsohne angenehm!

Im SUV fährt er die Beute
nach Haus: Der Anfang ist gemacht,
und er fühlt eine tiefe Freude,
denn er hat gründlich nachgedacht.
Ein Trost nur, dass erst Freitag ist
und man, was schwer fällt, schnell vergisst.

06.06.2022

[C.Alvarez]

Zitat von Ilka-Maria

Im SUV fährt er die Beute
nach Haus

Der Todfeind aller Klimaterroristen darf hier natürlich nicht fehlen. Das Feindbild "Sport Utility Vehicle" (ich schreib das mal aus, weil in D trotz eifriger Verwendung des Begriffes kaum einer weiss für was er steht) ja, das Feindbild wurde von den Medien ja so gezielt aufgebaut, dass man sich wundert, dass solche Fahrzeuge überhaupt noch eine Zulassung erhalten. In den Schlagzeilen heisst es ja heutzutage auch "SUV fuhr in Menschenmenge" - nicht der Fahrer, das würde dem Feindbild abträglich sein.
Gott sei Dank glaubt nicht jeder, dass die SUVs den Weltuntergang bedeuten und geniesst weiterhin die Fahrt im Range Rover oder vergleichbarem. In anderen Ländern gibt es dieses SUV Bashing nicht, warum auch, aber man weiss ja, dass Deutschland gerne eine Sonderrolle einnimmt.

Corazon

[Ilka-Maria]

Keine Ahnung, warum das so ist, denn die Autoindustrie war schon immer eines unserer Zugpferde. Aber das ist nicht der Tenor meines Gedichts. Es geht nicht um Bashing von außen, sondern um Selbsterkenntnis und Selbstanspruch, der jedoch nur unter radikaler Änderung seiner Lebensweise umsetzbar wäre. Aber ohne permanenten Konsum funktioniert unser System nicht, und deshalb haftet diesen ganzen Konsum- und Umweltdebatten ein riesiger Widerspruch an. Außerdem ist es dem Menschen immanent, dass er eingefahrene Gewohnheiten und Weltanschauungen beibehält, solange es geht. Wie hat es denn mit dem Anprangern der Zustände in den Nähmanufakturen von Bangladesh letztendlich ausgesehen? Die Leute sind zu Primark gerannt und haben dort billige Klamotten gekauft.