Dans la tête de Poutine

[Ilka-Maria]

Mir ist vor einigen Tagen etwas Merkwürdiges passiert.

Nachdem ich ein Interview im Schweizer Fernsehen gesehen hatte, in dem es um die Quellen von Putins Gedankengut ging, wurde das Buch "Dans la tête de Poutine" des französischen Gesprächspartners erwähnt. Das Buch ist in der deutschen Übersetzung seit Jahren vergriffen, also buchte ich es bei Amazon in der Originalsprache. Die Bestellung wurde bestätigt, Lieferzeit ca. drei Wochen.

Vor vier Tagen bekam ich eine E-Mail von Amazon, die Bestellung sei annulliert. Einfach so. Von mir wurde sie nicht zurückgezogen. Und Amazon bietet das Buch nach wie vor in der Originalfassung an.

Was soll ich davon halten?

[Ilka-Maria]

Stephan Aust: "Zeitreise". Piper 2022.

Austs Biografie. Trocken-spannend zu lesen. Trocken, weil er ungeschnörkelt, undramatisch erzählt. Spannend, weil er oft in dramatische Situationen geriet. So berichtet er z.B. über seine Einblicke in die RAF, über seien Bekanntschaft mit Ulrike Meinhof und die Rettung ihrer Kinder vor der Einbringung in ein Palästinenserlager. Er kam mit vielen Menschen zusammen, die Geschichte geschrieben haben und noch schreiben. Aber weitaus interessanter ist der Blick hinter die Kulissen des Journalismus, vor allem während der Jahrzehnte, in der Aust Chefredakteur des "Spiegel" war und wesentlich dazu beigetragen hatte, das Wochenmagazin vor dem Niedergang zu bewahren.

Wenig bekannt ist, dass Aust ein Gestüt besaß und als Springreiter an Weltmeisterschaften teilnahm.

Vor allem aber bietet das Buch einen Überblick über die deutsche Geschichte seit Ende des 2. WK bis heute. Es ist in vier Teile gegliedert: 1946 - 1979, 1979 - 1994, 1994 - 2009 und 2009 - 2021.

Man sieht an den Jahreszahlen: Ihm geht es nicht um die Umbrüche wie z.B. 1968/70 oder 1989/90, sondern um den Vorlauf und das Nachher.

Die Kapitel sind fast alle kurzgefasst, ein bis maximal drei Seiten. Länger sind nur die Kapitel, die sich mit Meinholfs/Röhls Kindern, mit dem Tod von Grams, mit der Geisenahme der Wallerts auf einer philippinischen Ferieninsel , mir der Suche nach dem Bernstein-Zimmer oder mit der NSU befassen.

Angenehm zu lesen ist das Buch, weil es nicht mit der Genderismus-Verblödung verseucht ist. Ziemlich erstaunlich für ein brandaktuelles Buch, aber da hat offensichtlich jemand seinen Verstand walten lassen.