Die Uhr

[s.trash]

Ich reihe mich ein, zwischen dem Kalender
in seinem ewigen belanglosen Repeat,
dem Regal,
das Bücher vor dem Fall bewahrt und
wie ein Tafelschwamm das kalkweiße Wissen
der verstrichenen Dekaden in sich
aufgesogen haben muss und den Gemälden
der großen Meister. Wir alle bewohnen den Wandputz.
Auch ich laufe in der Endlosschleife,
in der Warteschlange
des expandierenden Raums - die Uhr.
Wo ich die komplexen Operationen
feinster Uhrmacherkunst in mir vereine,
blicke ich auf meinen Wirt - viel mehr der Parasit,
der MICH befiel -
hinab.
An diesem Tier, dem Menschen, ist
nichts fein. Unter meinem Diktat verrichtet er
sein Tagwerk und
rufe ich 7 Uhr, so öffnet er die müden Augen, setzt sich
auf und danach in Gang.
Rufe ich 7.30 Uhr, brüht er sich ein aschbraunes,
sich ins Porzellan fressendes Aufputschmittel -
auch meine Zahnräder greifen ineinander,
beginnen den Tag zu mahlen.
Der Arbeit widmet sich mein Gast
auf Zeit, flüstere ich 8 Uhr. Beginnt
zu schreiben, zu erfinden, zu schaffen, raucht
Tabak und macht Meter.
Und wie mein Zeigwerk dem Unausweichlichen,
dem Schwindel, entgegen rotiert,
so zeigt auch der Tüchtige, der mich einst
hier installierte, erste Zeichen
der Ermüdung. Man versöhnt sich und so geht
er vorbei, der Mensch an mir, der Tag
an uns. Er steigt zurück in den Schlaf.
Ich laufe weiter - die Uhr.


In einem Uniseminar sollten wir neulich verschiedene Techniken anwenden, mit denen man Kinder zum Schreiben motivieren kann. Wir hatten 10 Minuten Zeit, eine Geschichte, ein Gedicht einen Tagebucheintrag oder oder oder zu einem Haushaltsgegenstand zu verfassen. Bei mir hat die Übung zumindest funktioniert, wenn es auch etwas von meinem sonstigen Duktus oder der Art wie ich meine Texte mag abweicht.