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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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02.10.2012, 09:01 | #1 |
Der letzte Ritter
Der letzte Ritter
In blankpolierter Rüstung kommt er angeritten, zu mannhaft fairem Zweikampf mich zu bitten, zu heilen mich von meinem Wahne ist sein lauteres Bestreben, zu wecken mich aus irrem Trugbild aus dem Sattel mich zu heben. Ach, lieber Freund, sag ich, dein gut gemeintes Tun macht keinen Sinn, weil ich, so leid’s mir für dich tut, nunmal nicht Don Quixote bin. Mag meine Welt getrost dir wie ein Traumschloss nur erscheinen, ist sie die weitaus bessre doch und einzig wahre will ich meinen, drum bleibe du getrost verhaftet in der festgefügten Illusion, ich streite unverdrossen weiter, weiß gewiss um meinen guten Lohn. Herab vom Ross magst du mich hundertmal befördern in den Staub, ich schwing erneut mich in den Sattel mit des Siegerkranzes Laub. 2.10.12 |
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02.10.2012, 09:13 | #2 |
Wenn der letzte Ritter sich des Siegerkranzes Laubs wegen oder meinetwegen meint, ihn für so wichtig zu erachten, daß er diesen mit sich nimmt, ein ums andere mal in den streitbar unverdrossnen Sattel schwingt, dann ist er ein Ritter von vielen letzten Rittern.
Und wenn´s ihm Leid tut, für den anderen, dann schaut er so wie so aus einer Ferne, einer Höhe, die nur eine Richtung kennt. Und dennoch, ehrliche Zeilen in ehrlicher Rüstung. Ich brauch kein Pferd, mir reichen meine Schuhe. Staubige und ehrliche Grüße Dead Man |
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02.10.2012, 09:33 | #3 |
Och ja, DEAD MAN,
was heißt schon "wichtig nimmt"? Er hat ihn halt, und keiner kann ihn ihm mehr wegnehmen, mehr ist das nicht, und wie wichtig ihm der ist, danach hat er eigentlich nie gefragt. Und "leid tun"? Er kann beim andern durchaus die gute Absicht erkennen, kann ihr jedoch letztlich keine Beachtung schenken, weil er eine Richtung zu reiten hat, die, ob nun vom Hügel herab oder vom Tal herauf betrachtet, die seine ist, und schon allein deshalb nur eine sein kann, weil er eben nur einer ist. Dasselbe kannst du selbstverständlich auch zu Fuß in deinen Schuhen machen, überhaupt keine Frage. Versöhnliche, obgleich nie zerstritten gewesene Grüße Desperado |
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02.10.2012, 12:24 | #4 |
Hallo Desperado,
Ich hoffe, ich habe es durch Verknappung nicht verfälscht, denn so ganz hat mir der Sinn nicht eingeleuchtet. Ein Reiter kommt geritten die Rüstung blank poliert, hätt gern mit mir gestritten, mir meinen Wahn kastriert. Ich lächle: Sinn ergibt das nicht, hier steht nicht Don Quixote, du Wicht. Du willst mich, Ritter, heilen vom Hirngespinst? - Doch klar bin ich. Den Vorurteilen entgegen gut und wahr. Ich streite dafür. Stößt du mich vom Pferd auch, reit nur schneller ich. LG gummibaum |
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02.10.2012, 13:59 | #5 |
Herrlich, Gummibaum,
federleicht und witzig, bist ein Könner! Und der Sinn... ist allemal kongenial, denn so genau darfst Du mich da unter Humorvolles und Verborgenes nicht fragen, Vieles, was ich hier so dichte, bleibt im Verborgenen und scheut das Lichte. Aber Dein Gedicht ist einen eigenen Thread wert! Heiteren Gruß Desperado |
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02.10.2012, 14:21 | #6 |
Dabei seit: 09/2012
Ort: Einfach geradeaus und dann links abbiegen.
Alter: 56
Beiträge: 562
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Hallo, Desperado,
hm, ja, Ritterehre, da gab es doch mal jemanden, der etwas über Ritter- und Bauernehre schrieb. Und über Duelle. Um dich nicht im Dunkeln zu lassen: Gut verborgen, aber ich habe immer meine kleine Taschenlampe dabei, die hängt am Schlüsselbund. Schließlich weiß ich nie, ob ich sie nicht gebrauchen kann. Und ich denke, dass "hoch zu Ross sitzen" auch zu Fuß geht. Irgendwo schrieb ich kürzlich, dass sich auch jemand "selbst vorführen" kann, z. B. auch ein Gedicht, oder ein Ritter. Formal gesehen, finde ich die Hebungszahl(en) interessant. Ja, er erklärt doch sehr ausführlich, weshalb er nicht zu besiegen ist. Was mich etwas verwirrt, das hat nur indirekt mit dem Gedicht zu tun: Wenn beispielsweise zwei Ritter beide einen Lorbeerkranz haben - wer gewinnt da eigentlich? Oder überhaupt? Oder so. *Kopfkratz* Ich meine, es kommt ja immer wieder ein Ritter vorbei, der es mir ausführlich erklärt. Aber wahrscheinlich bin ich zu dumm, denn irgendwie gelingt es mir nicht, es zu verstehen. Sehr gut gemacht! Freundlichen Gruß, Poetibus |
02.10.2012, 15:46 | #7 | |
Zitat:
Da muss ja keiner gewinnen von beiden, Poetibus, weil keiner den andern zum Duell fordert, ihm nicht seine Wirklichkeit aufzwingen will und ihn nicht von seinem Irregehen befreien, da kommt es dann bestenfalls zum geselligen Umtrunk oder wenigstens zum wissend freundlichen Gruß, so verschieden die beiden auch sein mögen. Der Erfahrungshintergrund der kleinen Geschichte ist ja der, dass es immer wieder mal durchaus edelmütige Menschen gibt, die glauben, dir eine "gesunde" Abreibung verpassen zu müssen, um dich zur Besinnung zu bringen, während du voll bei Sinnen bist und keine Ahnung hast, was der Rittersmann da eigentlich von dir will. Und der Gedanke, er könnte auf Grund einer (Selbst)Täuschung etwas Irregegangenes oder Heilungsbedürftiges in dir sehen, das es nur in seiner wie auch immer gearteten Vorstellung gibt, ist dann so abwegig nicht, weshalb seine "Heilungsversuche" völlig an dir vorbeigehen, da sie offensichtlich seinem Irrtum entsprungen sprich sein Hirngespinst sind und dich nicht weiter beschäftigen müssen. Du stehst wieder auf, klopfst dir den Staub aus den Klamotten und gehst oder reitest unbeirrt deiner Wege, die nur du allein kennst. So in etwa ist das Gedicht gedacht, aber es freut mich jedes Mal, wenn es auf andere Weise gedeutet wird, weil es sich dann "von mir befreit und auf den Weg gemacht" hat, wie ich dazu zu sagen pflege. Ritterliche Grüße Desperado |
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