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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 19.04.2021, 11:00   #1
männlich Twiddyfix
 
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Dabei seit: 02/2012
Ort: kleines Nest in Bayern
Beiträge: 2.797

Standard Das ist Heimat

Das ist Heimat

Mein Morgenfrühstück, das ist Heimat,
die Zeitung, die gehört dazu,
Fenster öffnen, Vogelstimmen,
dem Frühling kann man nicht entrinnen.

Das ist Heimat

Gartenarbeit, Beete richten,
Unkraut zupfen und vernichten.
Danach in Sonnenwärme ruh'n,
Augen schließen, nichts mehr tun.

Das ist Heimat

Mittagessen, gibt es Braten?
Komm, ich möchte es erraten,
es duftet wie im Essen-Tempel
oh war das gut, konnt's kaum erwarten.
Das ist Heimat

Spazieren gehen, mit Frau und Hund,
gesünder Leben, das ist gesund.
Einkehren, wo's uns gefällt,
ein Bier, ein Wein und Hundewasser.
Das ist Heimat

Das ist nicht mehr meine Heimat

Mich weckt früh um fünf der Muezzin,
mit seinen lauten Rufen,
ich dreh mich gerne noch mal um,
der hat hier nichts zu suchen.

Zum Frühstück gibt es einen Döner,
er schmeckt, doch ich mag ihn nicht,
am Mittag brennen Autos in den Straßen,
Steine fliegen, weg vom Fenster.
Der Mob rast durch die Gassen

Hetzparolen, anders Denken,
Kopftuch, Fez und volle Bärte,
Trillerpfeifen, Fahnenschwenken,
fremder Hass in voller Stärke.

Frauen jagen und sie nehmen,
jedes Schwein würde sich schämen,
aber die wir aufgenommen
sind Verbrecher, sind verkommen,

Natürlich sind nicht alle so,
ehrbare Menschen gibt es viel,
darüber sind wir wieder froh,
sie zeigen Herz und MItgefühl.

Nein, das ist nicht mehr meine Heimat


Heimat, das heißt glücklich Leben,
trautes Heim, nach Arbeit streben,
Sauberkeit auch auf den Straßen,
Mensch sein, keinen Fremden hassen,
auch Liebe, zwischen fremden Rassen,
zu dulden und mit Toleranz
die Welt verändern, total, ganz.

Überall soll -Heimat- sein.
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Alt 19.04.2021, 11:19   #2
männlich Heinz
 
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Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo Twiddyfix,
nee, den Vorwurf ein antisemitisches Gedicht geschrieben zu haben, kann man Dir nicht machen.
Aber was da im zweiten Teil Deines Werks Deiner Feder entfließt, ist vorurteilsbeladen und entspricht der Wahrnehmung ultrarechter Gesinnungsgenossen.
Ich habe nichts gegen die Liebe zur Heimat, aber - ich glaube, der Spruch stammt von Gottfried Keller - ich halte es so:

Achte jedes Mannes Vaterland, aber das deinige liebe!

Aus Deinen ersten Teil spricht die Liebe zur Heimat, aber im zweiten Teil spüre ich Ablehnung, Ignoranz und Hass.

Du hast Deine Verse gereimt. Es wäre konsequent gewesen, wenn Du sie in Stabreimen geschrieben hättest. Den Endreim haben wir den Arabern zu verdanken (und vieles andere auch).

Vor ein paar Jahren ist meine Mutter gestorben. Eine Freundin hatte zu dieser Zeit die Betreuung meines Sohnes übernommen, weil ich an der Seite meiner todkranken Mutter war. Meiner Freundin fiel die Aufgabe zu, meinem Sohn den Tod seiner heißgeliebten Großmutter zu verkünden. Der brach in der Fußgängerzone zusammen und - drei Türkinnen sprangen hinzu, trösteten den Bengel und versicherten ihm, seiner Großmutter ginge es gut, sie sei nun bei den Engeln und dem lieben Gott.
Warum erzähle ich Dir das? Nun - das Nachdenken überlass ich Dir.
Dein Gedicht ist, was den zweiten Teil angeht, abscheulich.
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2021, 11:42   #3
männlich Twiddyfix
 
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Dabei seit: 02/2012
Ort: kleines Nest in Bayern
Beiträge: 2.797

Standard Das ist Heimat

Hallo Heinz,
natürlich kann ich Deine Reaktion verstehen, der zweite Teil meines Gedichtes ist eine Wahrnehmung aus Berlin und anderen Städten.
Ich bin Berliner und habe erleben müssen, wie der Bezirk Kreuzberg, langsam aber stetig verkam. Hier hat natürlich die Politik versagt. Aus TV und Presse, wirst Du ja sicherlich auch einiges Mitbekommen haben.
Hier gehen z.B. Polizisten nachts nicht mehr auf Streife, genauso ist im Bezirk Berlin-Neukölln, von einen Vorzeigebezirk ist hier nichts mehr zu sehen.
Denk einmal an die Sylvesternacht am Kölner Hauptbahnhof, oder verdrängst Du das?
Ich lebe jetzt seit fünfundzanzig Jahren in Bayern, habe sehr gute Kontakte zu Ausländern, wir besuchen uns gegenseitig und helfen uns auch.
Ich bin nicht ausländerfeindlich, der Zweite Teil ist eine Momentaufnahme, wie es wirklich ist, das hat mit Hass gegen Andere überhaupt nichts zu tun.
Nimm Deine Scheuklappen ab und sehe der Wahrheit ins Auge.
Geh einmal nach Berlin, Köln, Dortmund oder in andere Großstädte, da kannst Du Hautnah erleben, wie das Leben dort wirklich ist.

P.S. Abscheulisch?
Ja, Du hast Recht, dieses Hinnehmen von allen Übergriffen, ist Abscheulisch!

Twiddy
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Alt 19.04.2021, 12:50   #4
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo Twiddyfix,
nein, ich trage keine Scheuklappen und nehme durchaus wahr, was in unserem Land alles so schief läuft.
Zu Deinen Versen habe ich aber ein paar Bemerkungen:

Mich weckt früh um fünf der Muezzin,
mit seinen lauten Rufen,
ich dreh mich gerne noch mal um,
der hat hier nichts zu suchen.

Und wenn wir an die Kirchenglocken denken,
die uns nach kurzer Nacht
so oft schon um den Schlaf gebracht,
dann könnt ich ganz schrecklich fluchen.
Mal kurz gefragt: Wieso hat "der" hier nichts zu suchen?


Zum Frühstück gibt es einen Döner,
er schmeckt, doch ich mag ihn nicht,
am Mittag brennen Autos in den Straßen,
Steine fliegen, weg vom Fenster.
Der Mob rast durch die Gassen

Wer schon zum Frühstück einen Döner frisst,
ist selber schuld, denn er vergisst:
Kein Mensch zwingt ihn zu solchem Essen,
wer Döner morgens frisst, ist halt verfressen.
Autos brennen, Steine fliegen, das sind
schlicht Verbrechen, flink wie der Wind
verschwinden Täter
und erst später
merken wir, dass auch die deutschen Knaben
statt Hirn nur Scheiß im Kopfe haben.

Hetzparolen, anders Denken,
Kopftuch, Fez und volle Bärte,
Trillerpfeifen, Fahnenschwenken,
fremder Hass in voller Stärke.

Hetzparolen, anders denken -
lasst uns still die Köpfe senken.
Das können Nazis noch viel besser,
mit Gebrüll und scharfem Messer
und schwarz-weiß-roten Fahnen
lassen sie uns Schlimmes ahnen.


Frauen jagen und sie nehmen,
jedes Schwein würde sich schämen,
aber die wir aufgenommen
sind Verbrecher, sind verkommen,


Diese Worte klingen sehr verächtlich,
darauf find ich keinen Reim.
Ich weiß nur, dass ganz beträchtlich
viele Deutsche auch so handeln,


Natürlich sind nicht alle so,
ehrbare Menschen gibt es viel,
darüber sind wir wieder froh,
sie zeigen Herz und MItgefühl.

Das Fällen von Pauschalurteilen ("aber die wir aufgenommen, sind Verbrecher") gefällt mir überhaupt nicht und bringt uns der Problemlösung nicht näher.
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.04.2021, 13:54   #5
männlich Twiddyfix
 
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Dabei seit: 02/2012
Ort: kleines Nest in Bayern
Beiträge: 2.797

Standard Das ist Heimat

nein Heinz, Kichenglocken mag ich auch nicht.
Du hast ja sehr viel aufgezählt. die letzten acht Zeilen meines Gedichts, hast Du aber bewußt weggelassen, Warum nur?
Du gehst auch nicht auf die Vorkommnisse am Kölner Hauptbahnhof ein, warum nur?
Ich verurteile die deutschen Idioten ebenso, es gibt eben unter allen Menschen, Völkern, Gute und Schlechte Menschen. Die Schlechten werden leider immer mehr.
Unsere Möchtegernnazis, wissen nicht einmal was das Wort -Nazi- bedeutet.
Es ist schliimm, dass sie sich immer mehr Ausbreiten können.
Ich verurteile, genau wie Du, dass sie die Möglichkeiten bekommen, um Aufzumarschieren, Hetzen und Scheiben einzuschlagen, u.n.v.m.
Eine Problemlösung werden wir nicht finden, aber es wäre schon ein Anfang gemacht, wenn man nicht immer versuchen würde, dem Anderen Schlechtes nachzureden, nur weil man eben das Schlechte sucht.

Twiddy...
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