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Liebe, Romantik und Leidenschaft Gedichte über Liebe, Herzschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft.

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Alt 05.04.2017, 00:12   #1
männlich Heinz
 
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Standard Armenien - kleines Land mit großem Erbe

Toast des russischen Gesandten

Dem Gesandten aus Russland gebührt vor den andern,
dem Gebot aller höfischen Sitte entsprechend,
mit gehörigem Spruch einen Toast zu verkünden.
„Ich habe“, so ruft er mit tönender Stimme,
„in Ani die eintausend Kirchen gesehen.
Der Herrgott beschütze das Land und die Menschen!
Erhebt von den Sitzen euch, lasset uns trinken
den goldfarbnen Cognac aus edelsten Reben,
die Noah einst pflanzte am heiligen Masis
und dankend der Gnade des Himmels gedenken!“

Toast des japanischen Gesandten

„Wir haben“, spricht des Tennos würdevoller Mandarin,
im Lande Nippon Sitten, die den euren ähneln:
Der Gast, der unter unsren Dächern weilt, er darf
der Obhut und dem Schutze seiner Wirte sicher sein.
In euren Herzen ist die Tugend, Gäste, Freunden gleich,
mit Wärme zu empfangen, längst Bedürfnis aller Hay.
Der dritte Trunk, er sei der Menschlichkeit gewidmet,
die ich erfahren hab in euren Mauern!“

Toast des arabischen Gesandten

Mesrops Eisenschrift, ihr Brüder,
macht die Bibel uns bekannt.
Khutchaks Verse, Sayats Lieder
klingen bis ins Morgenland,
Komitas Choräle hallen wider
von des Atlas Felsenwand.
Klein ist dieses Land, doch groß ist euer Erbe
Schenke, komm! und mach die dritte Kerbe,
füll das Glas mit rotem Saft der Reben!
Hayastan - hoch sollst du leben!“

Toast des deutschen Gesandten

„Ihr habt mit Wortgewalt und hohem Sinn
das Land am Fuß des Ararat gepriesen.
Verzeiht! Ihr habt versäumt, das Beste zu erwähnen:
Wir sahn in die Augen der Mädchen Nairis hinein -
mit Recht, wie wir meinen, vergleichen die Dichter Armeniens
die Augen der Frauen mit wogenden Wellen des Meeres.
Der vierte und letzte der Lobesgesänge, er gelte
den Frauen und Mädchen des gastlichen Landes!“
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Alt 05.04.2017, 06:27   #2
Thing
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Es fehlt in der Beweihräucherung der türkische Gesandte.
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Alt 05.04.2017, 08:03   #3
männlich Heinz
 
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Thing,
fast ist man versucht zu sagen: Kleines Dummerchen, es gibt in Armenien keinen türkischen Gesandten. Wer a bisserl weniger Galle in der Blutbahn hat, erkennt, dass ich, einem guten Beispiel folgend, die Gesandten aus dem Norden, dann aus dem Osten, danach aus dem Süden und zuletzt aus dem Westen charakteristische Aussagen über ein Land mache, das Du noch nie kennen gelernt hast und dessen Schicksal den ersten großen Völkermord des zwanzigsten Jahrhunderts, bei dem 1,5 Millionen Armenier den Türken zum Opfer fielen, Anlass für mich sind, diesem "kleinen Land mit großem Erbe" (Zitat: Ralph Giordano) ein bescheidenes Denkmal zu setzen. Dein Spott läuft ins Leere.
H.
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Alt 05.04.2017, 09:36   #4
Thing
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Das war kein Spott.
Es ist ja eine Beweihräucherung, wie Du über Armenien empfindest. Sei Dir von Herzen gegönnt.
Aber Du hättest ruhig auch ohne Gesandten auf das schreckliche Schicksal der Armenier hinweisen können - eine angehängte Strophe hätte nichts geschadet.
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Alt 05.04.2017, 19:38   #5
männlich Heinz
 
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mit Weihrauch umgeben, erfüllen
(umgangssprachlich abwertend) über Gebühr, maßlos verherrlichen, übertreibend loben

wenn Du mit "beweihräuchern", wie Du jetzt Deinen Kurzkommentar schön reden willst, das meist religöse Ritual meinst, liegst Du falsch. Ganz einfach, weil ich keiner Religion angehöre und auch im übertragenem Sinn nichts mit Weihrauch umgebe. Der Duft mag für viele ganz wunderbar sein, für mich ist er leider mit schlechten Erinnerungen an die "Zwangsgottesdienste" während meiner Schulzeit verbunden.
Wenn Du, wie ich annehme, das "beweihräuchern" abwertend meinst, mir unterstellst, ich würde mit dem Gedicht eine maßlose, übertriebene Lobeshymne singen, liegst Du noch mehr daneben.
Es gibt mehrere deutliche Hinweise in dem Gedicht, dass die "Trinksprüche der Gesandten" vor dem Genozid 1915 ausgesprochen wurden. Z.B.:
- die tausend Kirchen in Ani gesehen zu haben, behauptet der russische Gesandte; das kann er nur behaupten, wenn er hunderte Jahre vor dem Genozid in Ani war
- des Tennos Mandarin (ich muss Dir doch nicht erklären, dass der japanische Kaiser keine Gesandten im Rang eines Mandarins schicken?
- die Bibelübersetzung ins Armenische war um 500 nChr; die "Eisenschrift" war zu dieser Zeit üblich (heute fällt es selbst Armeniern schwer, sie zu entziffern - in unseren Breiten vergleichbar vielleicht mit einem Text in Altdeutschen
- das Land "am Fuß des Ararat" - das ist lange her. Der Ararat der heilige Berg der Armenier, Masis (Mutterberg) genannt, liegt bekanntlich auf türkischen Staatsgebiet
- die Mädchen Nairis - bestenfalls wehmütige Erinnerung an die berühmt-schönen Frauen des Großarmenischen Reiches
Der Genozid, das weißt Du ganz genau und verschweigst es hier verschämt, ist schon vor Jahren von mir thematisiert worden; das Gedicht trägt den Titel "Nänie".
Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass ich mir bei Gedichten, die mit Armenien zu tun haben, mehr und fundiertere Gedanken mache als Du bei Deinen flott hingeschmissenen Kommentaren.
.
Heinz
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Alt 20.04.2017, 18:17   #6
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„Sag mir, Herr, was größer ist,
der Armenierin Anmut oder Spiel?“
Zitat th / Cellosonaten

http://bosco-gauting.de/sites/defaul...eshirinyan.pdf

lg, th
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Alt 21.04.2017, 00:35   #7
männlich Heinz
 
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Hallo talking head,
dass meine Antwort erst heute kommt, findet sicher Dein Verständnis.
Ich habe kürzlich anlässlich eines armenischen Abends auch eine Pianistin (gleichzeitig Malerin und mit einer hübschen Stimme ausgestattet) und einen Dudukspieler kennen gelernt. Anmut oder Spiel? Hast Du noch eine ähnlich schwierige Frage?
Gruß,
Heinz
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Alt 22.04.2017, 08:07   #8
männlich talking head
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Hallo talking head,
Anmut oder Spiel? Hast Du noch eine ähnlich schwierige Frage?
Gruß,
Heinz
Wie sollte es anders sein, hast du erkannt, dass das Drama nicht für einen Blick nach ganz oben reicht, die Frage ist da gar nicht angekommen. Ein stärkeres fiel mir nicht ein, und so brachte ich's mit diesem Fallobst zu Ende. Gleichwohl: Fallobst wird unterschätzt, mich brachte es durch eine glückliche Kindheit, so dass ich's eigentlich im sicheren Alter liegen lassen kann; besser als umgekehrt, nicht wahr?
Meine Lyrik erzählt knapp kleine und große Geschichten, was nicht jedermanns Sache ist; im Betreten einer Mond beschienenen verwunschenen Lichtung mich erhaben schön in reichen Bildern lyrisch erfüllen könnte ich nicht; du kannst beides, erzählen und malen, ohne das Bild zu überladen, deswegen lese ich deine Gedichte gerne.
Das steckt für mich herausfordernd und zugewandt in deiner Frage.
lg, talking head
talking head ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.04.2017, 09:14   #9
männlich Heinz
 
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Lieber talking head,
fürs Erzählen und Malen sage ich Dir herzlichen Dank!
Liebe Grüße,
Heinz
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