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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 27.11.2015, 10:53   #1
männlich Ex-DrKarg
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Dabei seit: 01/2012
Alter: 76
Beiträge: 3.139

Standard Anderwelt


Anderwelt

©Hans Hartmut Karg
2015

Einst waren die Nächte so liebevoll kurz
Und die Tagträume unendlich lang.
Damals trugen die Frauen noch Röcke und Schurz,
Nähten, strickten mit viel Gesang.

Würdest Du heute noch dafür plädieren,
Würde man Dich als alten Macho beschimpfen.
Heute will man sich nur noch amüsieren,
Andere gerne in Foren verunglimpfen.

Hat sich das inzwischen so sehr geändert,
Wenn die Welt von heute nur noch bequem,
Sehr ausgefranst, horizontgerändert
Nichts mehr belässt beim Ehedem?

In der Vereinzelung wabert die Fläche,
Das Smartphone ersetzt die Gemeinschaft.
Kein Sponsor, der noch begleicht die Zeche –
Unerkannt, anonym die Sehnsucht lacht.

Wer sich nicht anpasst, wird überrollt,
Versinkend im Strudel der Zeiten,
In denen kaum einer Dir Nähe zollt,
Damit Herzen und Seelen sich weiten.

In Trubelmasse breitet Einsamkeit
Ihre Flügel zur Sehnsuchtswelt aus,
Um überbordend, anlehnungsbereit
Erfindend ein liebendes Haus.

Wie geht es weiter in der Anderwelt,
Mit der virtuell die Kontakte,
In welche die Jugend hineingestellt,
Suchend nach lebendigem Akte?

*
Ex-DrKarg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.11.2015, 14:00   #2
weiblich Rosenblüte
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 2.163

Hallo DrKarg,

Zitat:
Zitat von DrKarg Beitrag anzeigen
Damals trugen die Frauen noch Röcke und Schurz,
Nähten, strickten mit viel Gesang.
Tipp: In M-V und im Wendland gibt es völkische Siedler, die Artamanen, die die gestrigen Ideale wieder hochleben lassen.

Im Ernst: Nähen und Stricken ist bei den jungen Frauen wieder sehr beliebt. Und wir Frauen tragen außer praktischen Hosen auch hübsche Kleider und Röcke, und zum Kochen auch eine Schürze.

Es gibt zum Glück kein Kleider-Diktat mehr wie damals, als wir Schülerinnen laut Hausordnung keine Hosen tragen durften. Jede Frau kann sich kleiden, wie es ihr beliebt.

Zitat:
Hat sich das inzwischen so sehr geändert,
Wenn die Welt von heute nur noch bequem,
Sehr ausgefranst, horizontgerändert
Nichts mehr belässt beim Ehedem?
"The times, they are a-changing". Die Welt von gestern ist nicht mehr die Welt von heute, und die Welt von heute wird nicht die Welt von morgen sein.

Zitat:
In der Vereinzelung wabert die Fläche,
Das Smartphone ersetzt die Gemeinschaft.
Auch das Smartphone dient hauptsächlich der Kommunikation mit realen Freunden.

Zitat:
Wer sich nicht anpasst, wird überrollt
War das nicht schon immer so?

Zitat:
In Trubelmasse breitet Einsamkeit
Ihre Flügel zur Sehnsuchtswelt aus
Das kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen.

Zitat:
Wie geht es weiter in der Anderwelt,
Mit der virtuell die Kontakte,
In welche die Jugend hineingestellt,
Suchend nach lebendigem Akte
Wie immer. Die Jugend sucht sich ihre eigenen Wege. Und auch virtuelle Kontakte sind Kontakte. Außerdem findet das Leben nicht nur im Internet statt.

Für alte Leute, die keine Familie mehr haben und nicht mehr viel ausgehen können, kann das Internet sogar ein wahrer Segen sein.

Lieben Gruß
Rosenblüte
Rosenblüte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.11.2015, 18:56   #3
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 61
Beiträge: 6.714

Ich hab noch nie gern genäht und gestrickt, hab es in der Grundschule mit Ach und Krach erlernt und später nie gemacht.

Bin ich ein Macho, wenn ich nie dafür plädieren würde?
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.11.2015, 19:48   #4
weiblich Rosenblüte
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 2.163

Ich stricke und nähe auch nicht gern und würde nie dafür plädieren. Aber wenn's jemandem Spaß macht, warum nicht?
Rosenblüte ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2015, 09:32   #5
männlich Ex-DrKarg
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Alter: 76
Beiträge: 3.139

Standard Re: Anderwelt

Liebe Mitdichterinnen,
mit meinem kleinen Gedicht wollte ich nicht zurück in die emanzipatorische Steinzeit. Mir ging es nur darum, daran zu erinnern, dass es möglicherweise sinnvollere Tätigkeiten gibt, als sich dem Dauerdaddeln hinzugeben. Wenn die Digitalisierung alles überwältigt, gehen uns andere Lebensgestaltungsmöglichkeiten sicher verloren....
Herzliche Grüße!
H. H. Karg
Ex-DrKarg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2015, 14:54   #6
weiblich Ex-MeineEigeneWelt
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Beiträge: 1.503

Regt zum Nachdenken an, lieber Dr. Karg. Genau so ist es richtig.
Aber unsere Gesellschaft kann man nicht einfach verändern, es sieht ja keiner das, was Du beschreibst. Man macht einfach mit. Das ist das Ding. Es interessiert keinen. Und mir ist es mittlerweile auch schon relativ egal, weil wir so und so machtlos sind.

LG
Ex-MeineEigeneWelt ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2015, 23:41   #7
männlich dr.Frankenstein
 
Benutzerbild von dr.Frankenstein
 
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Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.465

Standard In der Anderswelt gehts so weiter:

https://www.youtube.com/watch?v=HquKZPsi1as
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2015, 11:55   #8
männlich Ex-DrKarg
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Dabei seit: 01/2012
Alter: 76
Beiträge: 3.139

Standard Re: Anderwelt

Liee Dichterfreunde,
natrülich gilt immer noch:
JEDER NACH SEINEM GUSTO!
Und das ist gut so!
Mir ging es in meinem Gedicht nur um die Darstellung vonälterer Lebensgestaltung, um auch andere Lebensformen (noch!) zu sehen, die vielleicht vorschnell als antiquiert gelten. Nicht alles, was einmal war, ist verachtungswürdig! Wer nur noch daddelt, der übersieht vielleicht Möglichkeiten für sich selbst, die ihm gut täten....
Herzliche Grüße
H. H. Karg
Ex-DrKarg ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2015, 08:25   #9
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
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Alter: 61
Beiträge: 6.714

Was ist denn "Dauerdaddeln" oder "Daddeln"? Ich kenne den Ausdruck nicht, vermute aber, es geht um Surfen und Kommentare schreiben im Internet?
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2015, 09:55   #10
männlich Ex-DrKarg
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Dabei seit: 01/2012
Alter: 76
Beiträge: 3.139

Standard Re: Anderwelt

Liebe Silbermöwe,
"daddeln" oder "dauerdaddeln" bedeutet nichts anderes, als ständig nur noch mit dem Internet verbunden zu sein und entweder spiel- oder antwortsüchtig präsent zu sein. Man lebt quasi nur noch in der digitalen Welt. Das ist eine der großen Krankheiten unserer Zeit und unserer Zivilisation, wenn nicht mehr persönliche Kontakte gepflegt werden.
Beste Grüße H. H. Karg

Geändert von Ex-DrKarg (01.12.2015 um 09:55 Uhr) Grund: Textergänzung
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