Zum 60 sten

[leipykyw2603]

Ein Mensch mit leicht ergrautem Haare
zählt schon in Summe 60 Jahre.
Sein Blick in einen Spiegel zeigt,
was er sich gern und oft verschweigt.
Wie wird's noch werden, was wird noch kommen?
Weshalb hat er soo zuegenommen?
Von Süßigkeiten, Biergebrauch
verschwand denn auch der Waschbrettbauch.
Auch hängen schon die Tränensäcke
und da und dort sind Altersflecke
auf seiner welk gewordnen Haut.
Die Augenbrau'n sind schon ergraut.
Kein Zupfen hilft und auch kein Färben.
Die Mannespracht sie liegt in Scherben.
Er gibt nicht auf, mit Vehemenz
prüft er verbissen die Potenz.
Oft hilft kein Streicheln und kein Flehen
das dumme Ding kommt nicht zum Stehen.
Die Viagra nimmt er nicht mehr ein
um wild im Bett mit ihr zu tollen,
sie dient ihm einzig und allein
um nachts nicht aus dem Bett zu rollen!
Der Mensch, er kann es gar nicht fassen,
das Ding taugt kaum zum Wasser lassen.
Selbst dieser Vorgang wird zur Qual.
Der Blasendruck zeugt keinen Strahl;
nur Tropfen gibt's mit viel Geschinde.
Als Zuschlag hat's da noch paar Winde.
Sie zwängten sich bevor sie schieden
durch seine Sammlung Hämorrhiden.
Die Inkontinenz, ach was führ'n Schitt
macht sich schon breit in seinem Schritt.
Weshalb das Bier vom Brauhaus Kindl
zum Glück versiegt in seiner Windel.
Zu dem bisher erfahrnen Leid,
gesellt sich die Vergesslichkeit.
Die Welt war früher voller Namen,
die schnell ihn ins Gedächtnis kamen.
Doch fällt ihm schwer jetzt - zweifelsohne
sich zu erinnern, wo er wohne.

So wie man's aus dem Vers entnommen,
muß es in Wirklichkeit nicht kommen.
Diese ist der Wunsch zur runden Zahl
zum 70-sten, da schau'n wir mal.

[Ilka-Maria]

Kräftig daneben, denn mit 60 steht man heutzutage noch seinen Mann und ihre Frau im Erwerbsleben, sieht noch proper aus, wird um zehn bis fünzehn Jahre jünger geschätzt, als man ist, und geht nicht selten nochmal ein neue Liebesbeziehung ein.

Nee, das Gedicht überzeugt mich nicht. Das ist, seit Curd Jürgens "Sechzig Jahre und kein bisschen weise"sang, abgehakt, das muss so weit von unserer Wirklichkeit wie in den 60ern gewesen sein. Seitdem hat sich viel weiterentwickelt, und die Frauen bleiben immer jünger. Sie stehen nicht mehr auf alte Männer, die sich Viagra einwerfen, sondern nehmen sich die jungen, die dankbar dafür sind, in die Geheimnisse der Liebe eingeweiht zu werden.

Kluge Männer nahmen sich schon immer kluge Frauen und umgekehrt, und sie machten es weder am Alter noch am Sex fest. Wenn alles zusammenpasste, war es ein Glücksfall. Und sie waren erfolgreicher und hielten besser zusammen, als an ihren Emotionen zu scheitern.

Auf Romantik zu setzen ist die schlechteste aller Optionen, denn sie ist das Flüchtigste und Vergänglichste, das es gibt. Und Viagra kann man eh vergessen. Selbstbefriedigung zu zweit hatten die meisten Menschen ihr Leben lang genug. Durch Viagra wird der Umgang miteinander nicht liebevoller.

[Heinz]

Mit sechzig - ich stimme Ilka-Maria zu - da liegt der Verfasser tatsächlich daneben. Es ist alles noch viel schlimmer! Offensichtlich gilt das Gesagte nur für Männer. Da das Gedicht in der Rubrik "Humorvolles ..." steht, nehme ich alles nicht so tragisch und kann mir bei mehreren Versen das Grinsen nicht abgewöhnen. Mals sehen, wann und wie eine weibliche Version folgt.
Heinz