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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 20.12.2022, 22:33   #1
weiblich Die Preussin
 
Benutzerbild von Die Preussin
 
Dabei seit: 03/2021
Ort: Schwaben
Beiträge: 158

Standard Vergeblich

Ich ging ein Glück zu suchen, das sich stärker findet
als eine Nabelschnur es je gekonnt,
die nur den Leib an seinen Ursprung bindet,
doch nicht die Seele fröhlich mitbesonnt.

Ich machte meine Leinen los hinauszuziehen
dorthin wo ewig kühn Verheißung glüht.
Es war kein Streben nur, wohl auch ein Fliehen-
dem Leben, das nur wächst und niemals blüht.

Ich suchte überall, wohl auch in fernen Welten
von dem was mir Erfüllung heißt, die Spur;
kein Flehen zu Verweilen, ließ ich gelten
besinnungslos trieb stets meine Natur.

Doch ganz egal wohin es mich verschlug,
nie war es Heimat mir, immer nur Selbstbetrug.
Die Preussin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.12.2022, 23:14   #2
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Liebe Preussin,
mir geht immer das Herz auf, wenn ich Wohldurchdachtes und schön Geschriebenes lese.
Den Schlussvers

nie war es Heimat mir, immer nur Selbstbetrug. (xXxXxXXxxXxX)

schlage ich vor, leicht umzustellen:

nie war es Heimat mir, nur immer Selbstbetrug. (xXxXxXxXxXxX)

Besinnliches/Nachsinnendes passt in die Weihnachtszeit!
Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2022, 14:35   #3
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.614

... traurige Zeilen, trotzdem gern gelesen, macht aber ein wenig betroffen, deshalb mein Tipp: Nie das Glück suchen, lass es kommen.

wünsche schöne Träume
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2022, 18:43   #4
weiblich Die Preussin
 
Benutzerbild von Die Preussin
 
Dabei seit: 03/2021
Ort: Schwaben
Beiträge: 158

Lieber Heinz,
ja überlegt ist es, wenn es dann noch von dir als sprachlich gelungen empfunden wird, freut mich das sehr. Mit der letzten Zeile hast du sicher Recht, ich bin da teilweise unsicher, danke fürs Lesen und Verbessern.
Die Preussin
Die Preussin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.12.2022, 18:45   #5
weiblich Die Preussin
 
Benutzerbild von Die Preussin
 
Dabei seit: 03/2021
Ort: Schwaben
Beiträge: 158

Lieber dunkler Traum,
danke für deinen einfühlsamen Kommentar.
Traurig, betroffen ja; aber nicht untröstlich. Denn wenn das Glück in uns wohnt ist es ja auch auf allen (Ab)wegen zugegen.
Die Preussin
Die Preussin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2023, 15:19   #6
weiblich Rumpelstilz
gesperrt
 
Dabei seit: 01/2023
Ort: Berlin
Beiträge: 311

Standard Vergeblich

Liebe Preußin,

Ein Shakespeare-Sonett.
Eine Weltreisende, die Heimat suchte und sie nirgends fand. Das ist eben die Frage "Bleiben oder Gehen"? Viele sind gegangen. Ihre Nachrichten in die Heimat waren sicher zu optimistisch. Ein Gedicht der Enttäuschung, die Erwartungen waren zu groß. Hat dein Ich gedacht, Preußen wäre überall?

Das Gedicht liest sich gut, du hältst das Metrum sauber ein, nur in der letzten Zeile holpert es etwas. Ein paar Kommas in der 2. Strophe müssen noch gesetzt werden.

Lieben Gruß, Rumpelstilz
Rumpelstilz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.01.2023, 22:14   #7
weiblich Die Preussin
 
Benutzerbild von Die Preussin
 
Dabei seit: 03/2021
Ort: Schwaben
Beiträge: 158

Liebe Rumpelstilz,

danke für deine Antwort. Die letzte Zeile hat Heinz ja bereits gerichtet. Dem habe ich mich gern angeschlossen. Und nein Preußen dachte ich nicht überall. Es bezeichnet nur meine Herkunft, der man sich mit zunehmenden Alter immer weniger entziehen kann und immer mehr bewusst wird.

Die Preussin
Die Preussin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2023, 00:45   #8
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Hallo Preussin

Deine Texte sind mir vorher nie konkret aufgefallen.
Dieser hier tut es, denn er ist sprachlich sehr überzeugend.
Ich sehe dich sonst nur kurze Texte schreiben, wenn ich denn etwas von dir lese. Dieser Text hier gefällt mir sehr.

3 Quartette im Kreuzreim, 1 Couple im Paarreim, Versmaß im Jambus (Reimmuster: a,b,a,b | c,d,c,d | e,f,e,f | g,g)


Zitat:
Ich ging ein Glück zu suchen, das sich stärker findet
als eine Nabelschnur es je gekonnt,
die nur den Leib an seinen Ursprung bindet,
doch nicht die Seele fröhlich mitbesonnt.
xXxXxXxXxXxXx | Das Versmaß bricht um 1 Versfuß aus dem Muster
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX

Zitat:
Ich machte meine Leinen los hinauszuziehen
dorthin wo ewig kühn Verheißung glüht.
Es war kein Streben nur, wohl auch ein Fliehen-
dem Leben, das nur wächst und niemals blüht.
xXxXxXxXxXxXx | okay es wiederholt sich, also gewollt. Ich mags.
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX

Zitat:
Ich suchte überall, wohl auch in fernen Welten
von dem was mir Erfüllung heißt, die Spur;
kein Flehen zu Verweilen, ließ ich gelten
besinnungslos trieb stets meine Natur.
xXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXx
xXxXxX|XxxX ? | Hier komme ich mit der Betonung nicht ganz zurecht.

trieb|stets hat einen starken gleichlaut und der 2-Silber "meine" wird zwingend auf der ersten Silbe betont, was ihn an der Position nicht sinnvoll macht.
Wie wäre es mit
"besinnungslos umtrieb mich die Natur."
xXxXxXxXxX

Zitat:
Doch ganz egal wohin es mich verschlug,
nie war es Heimat mir, immer nur Selbstbetrug.
xXxXxXxXxX
XxxXxX|XxxXxX

vielleicht ja auch
"wie Heimat war es nicht, nur Selbstbetrug"
xXxXxXxXxX

Denn ich finde die Schlusszeile etwas zu lang, sie sollte schneller auf den Punkt kommen, sonst wirkt es unentschlossen. Da man es sprachlich zu sehr in die Länge zieht.

Gerne gelesen
Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.02.2023, 23:29   #9
männlich Faber
 
Benutzerbild von Faber
 
Dabei seit: 10/2022
Beiträge: 384

Liebe Preussin,

das Gedicht finde ich sehr gelungen & überzeugend. Streben und Flucht lassen sich leicht verwechseln.

Grüße
Faber
Faber ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.02.2023, 22:49   #10
weiblich Die Preussin
 
Benutzerbild von Die Preussin
 
Dabei seit: 03/2021
Ort: Schwaben
Beiträge: 158

Lieber MonoTon, lieber Faber,
vielen Dank für die kurze doch richtige Anmerkung (nichts schreibt sich gleichzeitig leichter und schwerer als authentisches) und die ausführliche Analyse.
"...umtrieb mich die Natur..." als "...um trieb mich die Natur..." übernehme ich gern. Die letzte Zeile, wenn auch länger würde ich lieber wie vom Heinz vorgeschlagen belassen.
Die Preussin
Die Preussin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.02.2023, 20:31   #11
Ex-Pennywise
abgemeldet
 
Dabei seit: 12/2020
Beiträge: 599

Moin Preussin,

ich kann mich dem nur lückenlos anschließen. Das ist sehr schön geschrieben. Es hat Tiefgang. Ich werde es jetzt direkt nochmal lesen, weil es mir sehr gut gefällt und ich glaube, dass ich noch einiges drin entdecken kann.

Gruß

Pennywise
Ex-Pennywise ist offline   Mit Zitat antworten
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