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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 29.01.2023, 10:57   #1
weiblich Rumpelstilz
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Beiträge: 311

Standard Landwinter

Eis weht ins Land,
die Erdkrume weiß vor Schnee,
Höfe, geduckt unters Himmelsgrau.
Der Tag windgeboren.

Krähenflug über dem Acker.
Ein Glockenton schwingt aus.
Legenden in den Stuben schläfern
die Alten ein.

Einsam die Chaussee,
dann und wann ein Gefährt.
Tiefschwarz, fern
die Kontur eines Waldes.
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Alt 01.02.2023, 17:08   #2
weiblich Candlebee
 
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Beiträge: 850

Hallo Rumpelstilz,

bist ja auch noch neu hier. Sei willkommen. Dein Gedicht malt einen kalten Tag im Winter auf dem Lande. Ich liebe solche TV Berichte. Meine liebste Zeile : "Ein Glockenton schwingt aus." Wunderbar.

Ich hätte dennoch einige Verbesserungsvorschläge.

Eis weht ins Land,
die Erdkrume weiß von Schnee.
Höfe geduckt unterm Himmelsgrau.
Der Tag windgeboren.

Krähenflug über dem Acker.
Ein Glockenton schwingt aus.
Legenden in den Stuben
schläfern die Alten ein.

Einsam die Allee,
dann und wann ein Gefährt.
In der Ferne tiefschwarz
die Kontur eines Waldes.

Sicherlich erkennst du meine kleinen Verbesserungen. Kannst du annehmen oder auch nicht.

Jedenfalls ist dir was schönes gelungen. Hab ich gern gelesen.

Nette Grüße zu dir, Candlebee
Candlebee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.02.2023, 09:08   #3
weiblich Rumpelstilz
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Dabei seit: 01/2023
Ort: Berlin
Beiträge: 311

Standard Landwinter

Liebe Candlebee,

vielen Dank für deinen Kommentar und die Verbesserungsvorschläge.
Du hast recht, in einem Prosatext würde ich natürlich deine Vorschläge übernehmen, aber hier handelt es sich um einen lyrischen Text. Die lyrische Sprache unterscheidet sich sehr von der grammatikalisch richtigen Sprache eines Prosatextes. Sollte sie jedenfalls.

Wobei ich glaube, dass die Zeile "Höfe, geduckt unters Himmelsgrau" durchaus beide Möglichkeiten aufweist, denn sie ducken sich unter das und nicht unter dem, das Himmelsgrau ist unbelebt. Das hast du auch zum Beispiel bei der Formulierung "Höfe, die sich unter dem Grundbesitzer ducken", da ist das "dem" völlig richtig, also in der personalen Form. In der Umgangssprache wird die "Dem"-Form selbstverständlich genutzt.

Auch dein zweiter Verbesserungsvorschlag weist diese beiden Möglichkeiten auf. Deine Formulierung ist selbstverständlich richtig, sie erscheint mir aber zu sehr geglättet. Ich wollte das Tiefschwarze betonen, das ja etwas Unheimliches hat, das bei deiner Formulierung etwas untergeht. Deshalb habe ich das Wort an den Anfang der Zeile gesetzt, durch Komma sogar von der Ferne getrennt. Indem ich diese Formulierung gewählt habe, nehme ich durch das "fern" (zum Glück) getrennt von der Tiefschwärze, ein bisschen von der Unheimlichkeit, denn die Dorfbewohner kennen den Wald ja, der nur auf Fremde so einen unheimlichen Eindruck macht. Und das unerwähnte Ich, das ja berichtet, muss ja ein Fremder sein, ein Stadtbewohner.

Es ist schon so: In der Lyrik geht es nicht darum, grammatikalisch perfekte, glatte Formulierungen zu finden, sondern mit der Sprache Nuancen zu setzen, besonders in Gedichten zum Thema Natur. Es ist schon verflixt mit der lyrischen Sprache, die so sehr im Gegensatz zum Üblichen steht. Und die lyrische Sprache ist ja für uns Schreibende unser Handwerk.

Hab noch mal vielen Dank fürs Reinschauen und den Kommentar.

Lieben Gruß, Rumpelstilz
Rumpelstilz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.02.2023, 09:32   #4
männlich MonoTon
 
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Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Hallo Rumpelstilz

Wenn beides richtig ist, wäre die nächste interessante Überlegung, ob ich ein weiches "m" haben möchte, oder ein scharfes "s".
Beides hat Vor- und Nachteile.
Ich würde auch Candlebees Variante bevorzugen, denn ein rundes "m" ist immer angenehmer als ein kantiges "s" und soweit ich beurteilen kann will dein Text Melancholie erzeugen und das geht mit weichen konsonanten einfach hörbar schöner.

Lg Mono
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.02.2023, 11:07   #5
weiblich Rumpelstilz
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Beiträge: 311

Standard Landwinter

Liebe Candlelee,

nein, um scharfes s oder weiches m geht es nicht, es geht um die grammatikalische Korrektheit. Es gibt nicht nur ein stimmloses, sondern auch ein stimmhaftes s. Oder müsste man nun jedes s verbieten, weil es auch stimmlos ausgesprochen werden könnte? Natürlich ist ein "m" bei "dem" stimmhaft, aber es stammt aus der Umgangssprache, die alles sowieso nivelliert.

Meine Position:
DAS Himmelsgrau = unter das (Neutrum) Himmelsgrau, Frage: unter wen oder was?
Antwort: unter das Himmelsgrau. Also Akkusativ.

Deine Position:
DER Himmelsgrau = unter dem (Maskulinum) Himmelsgrau, Frage: unter wem oder was? Nicht nur der Artikel, sondern schon die Frage ist falsch.
Antwort: unter dem Himmelsgrau. Also Dativ.

Merkst du, dass das nicht korrekt ist? Das ist Umgangssprache, die es nie so ganz genau nimmt. Ich benutze häufig in meinen Gedichten Umgangssprache, versuche aber, die Hochsprache nicht zu stark zu verletzen. In diesem Fall muss ich leider auf meinem "das" bestehen.

Nun alles klar? Anders kann ich es dir leider nicht erklären.

Lieben Gruß, Rumpelstilz
Rumpelstilz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.02.2023, 11:44   #6
männlich MonoTon
 
Benutzerbild von MonoTon
 
Dabei seit: 04/2021
Beiträge: 1.107

Wenn etwas richtig ist, geht es in den Bereich Ästhetik.
Du sagtest doch selbst, das beides richtig ist.
Ich schlug nur vor den ästhetischen, bzw phonetischen Aspekt zu überdenken.

Ich hatte keine Position
MonoTon ist offline   Mit Zitat antworten
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