Das Körnerkissen

[Heinz]

Das Körnerkissen

Dein Gedicht, o Candlebee, über Kissen ohne Zahl,
erinnert mich an einen bösen Traum: Ich schlief einmal
erschöpft auf einem Körnerkissen ein, das sich phänomenal,
zwar raschelnd aber durchaus beinahe genial,
der Form des Kopfes schmeichelnd proportional
anzupassen sich bemühte.

Ein Mäuschen hatte sich, das waren meine Traumgedanken,
in eben dieses Kissen eingeschlichen, grub sich mit den schlanken
Mäusepfötchen durch die Dinkelkörnchen in der Kissenfüllung,
es knisterte gar grauslich in der schützenden Umhüllung.
Mir wurde angst und bang, die Furcht erreichte ihren Gipfel,
ich ergriff vom Traum geplagt des Körnerkissens Zipfel
und hieb zuerst mit kampferprobter Hand
aufs Kissen ein und dann dasselbe an die Wand.

Und Ruhe ward im Gästezimmer,
nur ein schmerzliches Gewimmer
war noch zu vernehmen in der albbeschwerten Nacht:
Nicht das Mäuslein hab ich umgebracht,
sondern mir das Handgelenk verstaucht in meinem Zorn.
Das Resümee: Nur Daunen kommen mir ins Kissen, nie mehr Korn.

[Candlebee]

Lieber Heinz,

ich erinnere mich. Und auch an deinen Albtraum. Kissen haben echtes Potential immer wieder in Verse eingebaut zu werden.
Mir fällt dazu bestimmt bald was Neues ein.

Grüße zu dir, Candlebee

[Heinz]

Liebe Candlebee,
fast wärest du schneller gewesen als ich mit meiner Antwort auf das Ostseestrandessandvergnügen zweier leichtsinniger jungen Leute.
Dass dir zum Thema Kissen was einfällt, daran hege ich keinen Zweifel.

Fragt sich nur, wer in den Sündenpfühlen
öfter schwelgte und im Seidenkissenwühlen
es zu wahrer Meisterschaft zu schaffen pflegte
und den Kopf erschöpft an weiche Brüste legte.

Liebe Grüße,
Heinz