Das Goldene Vlies

[Heinz]

Hast du, mein Schatz, schon mal geträumt,
dass Sekt in deinem Nabel schäumt?
Es gäbe außerdem noch Sachen,
die dir gewiss viel Freude machen.

Moral und Scham, die sollten wir beiseite lassen
und nicht vor lauter Ängstlichkeit und Schreck erblassen.
Als erstes werden wir sofort das Versmaß wechseln,
wir wollen daktylisch viel bessre Verse drechseln.

Wagt euch mit mir in die Schluchten des sinnlichen Eros:
Knaben zu lieben war Griechen erotische Lust.
Lieber sind mir die gelenkigen Mädchen mit schwellenden
Brüsten, und hab ich als Mädchen sie satt, dann bedienen
gern sie als lüsterne Knaben den brünstigen Freier.
Kenner erkennen: Die Einsicht vermittelte mir Goethe
nach seinem Urlaub in Roma, der Haupstadt Italiens.

Bist du ein Mädchen und lässt dir ein andres das Herzchen
schneller im wogenden Busen erzittern, dann gehts dir
grad so wie mir, der mit neidischen Blicken die schönsten
Frauen am Ufer des Tibers erspäht und sich wundert
über die Sanftheit der Gesten der sapphischen Töchter.
Später am Abend, wenn Venus die himmlichen Pfade,
gleich neben Luna, der Göttin der Nächte, betritt,
werden die zärtlichsten Küsse getauscht und vertraute
Worte geflüstert und Blütengeriesel verwehret
lauschenden Ohren das Rascheln der seidnen Gewänder.

Kehr zu den Wolken, mein Schatz, gelenkig die Beine, schenke
Göttern, gönne auch mir lüsterne Blicke der Neugier!
Wähne nicht, die Verherrlichten würden nun schlecht von dir denken,
volles Vergnügen verspricht ihnen der Blick auf das goldne
Vlies, das im Haine des Ares hing, beschützt und bewacht von
einem riesigen Tier. Listig das Vlies zu entwenden
ist mir gelungen und kunstvoll gefertigt war bald schon der Schurz,
der mit goldenem Pelz sicher den Hügel der Venus bedeckt,

[dunkler Traum]

... puuh Heinz, das scheint hohe Verskunst, liegt mir nicht, der Inhalt schon. Wahnsinnige Sprünge schaffst du noch, von Eros zu Goethe in Rom nach Kolchis.
Ich glaub, ich bin lesbisch, ich mag Frauen.

wünsche schöne Träume

[Heinz]

Hallo dunkler Traum,
puuuh, das habe ich auch gesagt nach Fertigstellung des einen oder anderen Gedichts unter Verwendung griechischer Versmaße. Was deine lesbischen Neigungen angeht - hast du die Verse nicht richtig gelesen:
"Bist du ein Mädchen und lässt dir ein andres das Herzchen
schneller im wogenden Busen erzittern, dann gehts dir
grad so wie mir..."
Noch eindeutiger lässt sich mein Hang zur holden Weiblichkeit kaum beschreiben. Den Goethe habe ich erwähnt, weil bestimmte Passagen, bzw. deren Inhalt, bei ihm geklaut sind:
"und hab ich als Mädchen sie satt, dann bedienen
gern sie als lüsterne Knaben den brünstigen Freier."
Hohe Verskunst? Na ja, man gibt sich halt Mühe.
Besten Dank für deine lobenden Worte!
Liebe Grüße,
Heinz