eine Prise Mittellebenskrise

[dr.Frankenstein]

Fox:
"Das Leben ist ein Meereskönig auf eimem Seepferdchen?

Mir geht alles hier auf den Sender! Der Kapitän, der der Krake keinen rechten Haken gibt und die einfach wegschwimmt. Meine Schuppen. Mein Durst auf Rum. Meine Hobbys, hab ich keine. Meine aufgedrehte Melusine, die das hier alles eingefädelt hat. Wie konnte ich eigentlich nur hier stranden? Was wäre wenn alles anders wer wär?"
Mera:
"Probier doch einfach mal was neues. Such dir doch eine Stelle und sag deiner Crew, dass ihre Piraten Abenteuer dich langweilen und du die pure Zeitverschwendung satt hast. Schwimm raus aus Atlantis in deinen Garten oder tanz einen Tanz am See. Lass dir ein riesiges Ankertattoo auf den Rücken stechen.
Kauf dir ein Huhn. Angel dir ein Abendbrot. Such dir eine lebendige Freundin. Schwitzhütte oder indoor Rodelbahn ? Oder brech einfach in alte Häuser ein."
Fox:
"Soll ich mir wirklich ein Huhn kaufen?"

[dr.Frankenstein]

Mera: "Ein Pirat hängt in der Sinkkrise: Er will alles sein und ist nichts. Er hat ein Problem. Flirtcoach Notger Fuchs will seiner verschlagenen Seele helfen."
Fox: "Ja es ist seltsam, heute Morgen saß ich in der Badewanne und dachte, wie lange muss ich untertauchen um am Ende nur noch in Fantasieen zu sein? Ich spüre weder das Wasser, noch den Raum, das was ich spürte war unglaubliche Überforderung. Dann drohte ich aber langsam zu ersticken und tauchte röchelnd wieder auf. Mera, ich glaube dieser Pirat hier, versinkt im großen Nichts, dem schwarzen Loch in der Fantasie."
Mera: "Ja, die Männer haben die Kontrolle über die Welt verloren.
Du bist ein gutes Beispiel dafür, was überall im argen liegt, weil du durchleidest, was alle Männer durchleiden oder noch vor ihnen liegt. Ärzte, Rechtsanwälte, Bürgergeldempfänger, Müllmänner, Kfz Mechatroniker, Milliardäre und soziale Obdachlose, allen geschieht das gleiche.
Die meisten sind über 40, denn in dem Alter fangen Männer erst an zu reflektieren."
Fox:" Was soll das Mera, willst meinen Podcast in sone Art Wikingerexpedia Artikel verwandeln oder was läuft bei dir nich in deinen Schaltern kreisig? Ich hab hier ein echtes Problem und außerdem, wollten wir ein Huhn kaufen."
Mera: "Ok, ich scanne die Umgebung. Fox, du weißt, sich lustig machen, Trauer, Wut, Verleugnung, Akzeptanz sind die 5 Phasen einer Krise. Du sollst nur wissen, dass ich dir gerne gut gemeinte Ratschläge gebe."

[dr.Frankenstein]

Zwei Stunden später auf der Hühnerfarm. Der Bauer öffnet die Tür und vor ihm steht der nassgeregnete Fox mit dem Fahrrad.
"Was willst du Bagalude denn hier? Kommst du wegen der Stelle?"
Mera: "Sag ja!"
Fox: "Äh ja?"
Bauer: "Nagut denn komm mal rein."
Ich folge dem bulligen Ingo in seine komische DDR-Baracke. Ich glaube, dass die Landratten hier schon seit Jahren wollen, dass der Schandfleck in der Ortsmitte sich auflöst, aber denn hat sich Bioingo hier eingenistet mit seinen mobilösen Hühnerställen. Und jetz stehen die Hausmuttis doppelt auf die Barrikaden.
Darum braucht Ingo einen Security-Mann der die ganze Sache im Blick behält.
Er kuckt mich an, auf seinem zerschlissenen Lederstuhl und gibt mir einen festen, feuchten Händedruck. Ich glaube das ist Hühnerkacke.
Bauer: "Sie sind also Herr Goldmarie."
Fox: "Äh ne, ich bin F.. äh ja Goldrami."
Bauer: "Haben sie gut hergefunden?"
Fox: "Naja, war ziemlich holprig auf der Landrattenpiste. Die Schlaglöcher sind so groß wie die ganze Hühnerfarm und dann pisst das auch noch wie Hechtsuppe aus die verrunzelten Wolken."
Bauer: "Willst was trinken? Bier?"
Fox: "Naja ausnahmsweise, eigentlich nur Rum." Der holt mir dann seine eklige Plörre. Ich nehm da einen Hieb und spuck das wieder aus: "Was is das fürn Drecksbräu? Schmeckt ja wie Katzenpisse."
Bauer: "Endlich, endlich erkennt mal einer, dass ich vorher in die Flasche pinkel."
Fox: "Bist du räudig oder was? Du alte Potte."
Ich kipp ihm das Zeug über seine blöden Zettel da und der, der lacht sich kaputt. Den hauts total vom Stuhl. Die Blödbirne, der kriegt schon Atemnot vom Lachen und läuft rot an.

[dr.Frankenstein]

Fox: "Wie lange wächst denn so ein hässliches Huhn, bis man es fressen kann?"
Bauer: "Geschlachtet werden alle 2 Wochen die kleinen Hähne die keine Eier legen, aber erst nachdem die drei Monaten alt sind, damit die mindestens zwei Kilo wiegen."
Fox: "Kriegen die irgendeinen besonderen Fraß?"
Bauer: "Ne die fressen Gras."
Fox: "Ach Gras fressen die, aha. Einfach so, die fressen einfach Gras pur?"
Bauer: "Ja und Körner. Ich dachte sie sind mit der Branche vertraut?"
Fox: "Ja Körner. Klar, das wusste ich, ich bin der absolute Fachmann was das Federvieh angeht. Sehn sie mich doch an. Aber was is, wenn so ein Vieh irgendwie schlapp da rum hängt?"
Bauer: " Na entweder Kopp ab und in die Tonne oder ich nehm das kranke Hühnchen und pflegs gesund. Nich wie bei die großen Mastanlagen wo alle Viecher dauerhaft Medizin ins Wasser gepumpt kriegen, was sie vielleicht kennen."
Er streichelt ein Huhn das er aus ner Kiste geholt hat und mir läuft das Wasser im Mund zusammen.
Fox: "Haben viele Leute Hunger auf das Fleisch?"
Bauer: "Ja klar, das geht weg wie warme Semmeln. Neulich hat so ein Eumel am Telefinkasten rumgeheult, weil er nich sofort mehrere Hähnchenschenkel kriegte.
Ich sagte: Eh ich muss die erstma schlachten und ruppfen du Wurst."
Fox: "Ah und dann hat der ohne Keule in die Röhre gekuckt."
Bauer: "Ja genau. Ein Heini war das, sag ich dir."

[dr.Frankenstein]

3 Wochen später, bin ich dann schon voll drin, in dem Rumgelunger auf Ingos Hühnerhof. Eigentlich parafox, aber was tu ich nich alles, nur weil Mera mir einredet, das wäre gut für mein Gekrise. Ich lieg da so entspannt in der Hängematte, da kommt der Nachbar an und quatscht mich an.
Nachbar: "Hallo sie da?"
Fox: "Tach, was gibts, du Physalis?"
Nachbar: "Na mich plagt da so eine Frage. Ich hab zu Hause 5 alte Hennen und einen anarcho, Punker-Hahn.
Könnten sie mir als Experte nicht mal intensivst beipflichten, dass die noble Abstammung sich nicht in dem niederschlägt, was die Henne frisst und wieviel sie in ihrer beruflichen Laufbahn dem legen gefrönt hat, wenn die Zeit sich verlängert und die Hennen gnadenlos aus dem Raster ihrer Maßstäbe fallen. Kann man dann wie bei Hähnen die Axt ansetzen?
Hähne haben bei mir ja normalerweise einen Urlaub in Kopfabhausen reserviert, wenn sie einmal den Schnabel zu weit aufreißen.

Mein Problem ist ja, warum machen mir die Hennen so viele Sorgen, während Hähne mir bis auf den Anarcho total egal sind?

Sagen sie mir bitte, dass es gut ist, altehrwürdige, Rentnerhennen zu enthaupten?
Diese Mistviecher gönnen sich ständig selber den freien Auslauf und die ständige Kluckerei von mindestens Dreien von denen ist doch Schizophrenie. Oder werde ich verrückt? Hier bricht doch eindeutig die Anarchie aus."
Fox: "Ja stimmt, du siehst ganz schön schizophren aus. Vermutlich solltest du einfach einen Rum trinken und dann in den Garten kucken, wie die Hühner da rumrennen und das is dann so ungemein entspannend."

[dr.Frankenstein]

Am nächsten Tag kommt es noch dicker. Auf dem Hühnerhof liegen hunderte Hühner von irgendeinem Tier angegriffen und als ich aufs Klo will, liegt da mit weit aufgerissenen Augen Ingo am Boden mit Hose unten. Ich will ihn rütteln, doch er ist kalt wie eine Eisprinzessin.
Ich würde beim Klabautermann wirklich gerne Lupenspürhund spielen, aber ausgerechnet heute wollte ich sehen was mit dem verruchten Goldschatz ist. Eigentlich wollte ich zum Kapitän, aber nun liegt der Affe da und die Hühner? Für Heute ist es glaube ich eh zu spät fürs Suchen und fürs wegräumen der gemeuchelten Hühner. Na ja, Morgen ist ja auch noch bisschen verranzte Zeit übrig.
Mera: "Kommt dir diese Einstellung nicht bekannt vor Fox?"
Fox: "Was mischt du dich da schon wieder ein, du wolltest doch unbedingt, dass ich hier rumlunger."
Mera: "Lustig du kleiner Flauschi, deine innere Pechmarie hat dich voll in der Fuchtel."
Fox: "Pechmarie, Pechmarie! Ich entscheide ja wohl, wie ich mein verruchtes Leben lebe und mich verflüchtige. Ich mach mich ja wohl zum Traumpirat und hinder mich daran, dieses langweilige Dahinvegetieren sehen zu müssen."
Mera: "Würdest du nicht gerne mal ein echtes Abenteuer erleben?"
Fox: "Also meine innere Piratenstimme flüstert mir grad zu, wie bequem doch die Hängematte heute wieder dahängt."
Mera: "Ich weiß schon, deine größte Charaktereigenschaft, ist die Angst was wildes zu machen, was Neues."
Fox: "Angst! Ich hab verflucht nochmal keine Angst, ich bin ein echter Mann."
Spring ich jetz vor sie.
Mera: "Achso und warum hängst du dann immer in deiner Komfortzonenhängematte und träumst nur vor dich hin?"
Fox: "Also das wird mir jetzt zu wellig, ich leg mich jetz bequem hin und hör dich garnicht mehr."
Mera: "Und damit blockst wieder alles ab und trittst auf der Stelle, statt mal was zu erleben und denn fühlst dich wieder so tragisch und heulst mir die Ohren voll."
Fox: "Nagut, dann räum ich jetz die abgegammelten Hühner weg und such denn nach diesem ominösen Meuchler von Ingo und den Viechern."
Mera: "So gefällst du mir."
Fox: Ich bleibe erstmal wieder liegen: "Wir könnten doch irgendwo eine Maschine mit Schiebeschild besorgen und die Hühner wegschieben oder mit nem Seil oder ich warte, dass das Tier oder was es war wieder kommt. Angelockt von dem Fleisch? So könnte sich doch alles ganz einfach aufklären."
Mera: "Oh Man, du bist ein wahrer Optimus Fox, das rumsinnieren macht dich nich zum Macher. Denk mal eher an die Problematik und die Hürden. Wohin mit den Hühnern zum Beispiel und könnte man sie noch ausnehmen und verkaufen? Und was ist mit Ingo, musst du nicht die Polizei rufen oder Krankenwagen und so."
Fox: "Die Affenwachttypen kommen hier nich aufs Gelände, soweit kommt das noch."
Mera: "Aber was willst du tun?"

[dr.Frankenstein]

Nach einiger diskufusion aufm achter Deck
kam mir dann einfach mal so in den Sinn, dann räum ich eben die Hühner weg. Räum ich die weg. Krieg ja sonst eh keine flautenhafte Ruhe mehr auf meinem Hängemattenkahn von der alten Labertasche.
Während ich da so räume und die Kadaver in die Schubkarre schmeiße, fällt mir auf eima was ominösiges auf. Da is im Rasen, eins von diese Löcher wo nix drin ist und am Rand, steht mein Lieblingshuhn. Ich habs Hackfresse getauft, weil alle anderen Hühner dem immer eins drauf geben. Dafür is es zu mir total zutrauvoll. Is komisch, weil ich die Gackersprache nich verramdüdeln kann in meine Hirnwindböhen, darum kann ichs leiden. Würde ichs verstehen, würde das Teil mir vielleicht genauso auf den Mast gehen, wie dem anderen Mobb. Klopp, Klopp erstmal nen Kurzen und denn geh ich mal zu Hackfresse.
Nur die doofe Trude, eiert rum und fliegt natürlich in das Loch rein. "Ohhr ne, wie bescheuert kann man sein."
Ich gaff da runter, das verliert sich voll im dunklen Seekuhpansen da unten.
Ich hörs gackern und planschen und röcheln.
Ich hüpf da garantiert nich hinter her. Wer bin ich denn?
Mera: "Willst du jetzt auch noch Hackfresse sterben lassen?"
Fox: "Ne, ich weiß doch nich, was ich machen soll?" Glotz ich hilflos in der Gegend umher. Am Seil klettert die dich niemals hoch.
Mera zeigt aufs Haus.

Eine große Leiter. Na toll, darf ich das Ding auch noch durch die Gegend schleppen.
Mera: "Bellt dein innerer Faulfuchs eigentlich oder stöhnt der?"
Fox: "Mera, du bist extrem nervig und effektiv mich irgendwelchen Mist machen zu lassen.
Eigentlich wäre ich viel lieber desinteressiert und Traumschlammcatcher, wie man es echten Piraten nachsagt. Also lass mich wenigstens mit deinem Psychokram in Ruhe! Kapiert?"

[dr.Frankenstein]

Mera: "Ach Füchschen, sei doch mal nich so grimmduselig. Sieh doch das Positive, wer weiß was da unten tolles ist, in dem Loch."
Fox: "Ja höchst wahrscheinlich das Spagettimonster, das die verruchten Hühner umgenietet hat.
Ein quallentierter Pirat wie ich, der nur Leitern durch die Gegend tragen soll und tote Hühner wegsammeln, der empfindet den Klüver eben als Erniedrigung.

Es entsteht übelster Stress bei mir durch die Unterforderung meiner geistigen Hochleistungsfähigkeit."
Mera: "Ach daher kommen deine Symptomatiken. Typisch, dass ich das wieder nich mitbekommen hab. Deine Konzentrations- und Langschlaf-Langwachstörungen, die Antriebsarmut, dein verschusseln und verpeilen von Terminen und dann noch die Depries im Suff. Vermutlich müssen wir vielleicht wirklich etwas angenehmeres für dich finden."
Fox: Ich steh jetz auf der Leiter, die ich ins Loch geschoben hab und beweg mich mit der komischen Laterne ins Dunkle. Die Henne gackert noch da unten.
"Mera, das ist so abgeschilft wie du das "Wir" betonst. Ich könnte glatt vom Hocker fallllll...... aaaaaaaahhhhhhhr."
In dem Moment gibt der Schlamm unten nach und die hässliche Leiter rast mit mir und dem Affenzahn nach unten. gssschkrchhh platsch.
Duster, matschig, Aua.
"Da haben wirs wieder!"

[dr.Frankenstein]

Tief im Hals spüre ich die Moorschlammkälte des luftleeren Raums meiner Furcht. Das verdammte Loch hatte mich eingesaugt, wie Lui und ich glaube ich werde nicht atmen können. Wie durch die Kraft des Seeschlangenmahls in Atlantis. "Tu es nimm einen tiefen Zug." Schreit eine erbärmliche Stimme in mir.
Fox: "Welchen Zug soll ich denn nehmen, etwa von dem erbärmlichen Schlamm hier du Ratte und bringt der mich zurück oder was springt dabei raus? Hoffentlich holt Mera mich hier raus und wenn keiner kommt? Welche Fresse hält dem stand und wann komm ich fort? Wie weit bin ich weg? Wie tief steck ich drin? Soll ich warten oder es einfach kommen lassen, um mich nicht mehr zu haben?
Wäre dieser Moment doch ein Tag und das alles garnicht da, aber ich bin doch verschifft nochmal da, weiß ich denn beim Klabautermann wie weit die See sich streckte? Wie tief das Meer sich einsog, wie weiß der Seenebel die Klippen zerschnitt? Ob ich das verquaste Strudelsein hier überlebe, oh mist, wenn nicht gleich was passiert?"

[dr.Frankenstein]

Die Dunkelheit bekommt langsam so schöne Kreise "Kuck weg." Schreit die erbärmliche Stimme wieder: "Kuck nicht hin, wie sie kriecht und tanzt und verschwimmt und in dich dringt, alles ist aus Energie entstanden. Energie bewegt alles, sie wächst, blüht und vermehrt sich, sie ist zu sehen. Hier unten, weit unten bist du in deinem Gefängnis, aber du willst nicht dunkel sein, du willst auch Energie sein, mit fließen und kämpfen, die Zeit vertreiben, bis die Dunkelheit dich verschlingt."
Fox: "Was willst du denn, du Knaller. Wenn ich mit der Dunkelheit verklumpe, muß ich ja die Augen aufreißen, muss einen Taucherglockenhelm um meinen Schädel haben wie so eine Banane, die wird nie dreckig oder son Ei. Ich will dir mein verkorkstes Leben nich geben. Damit die Dunkelheit als Mietnomade bei mir alles verwüstet. Ich will leben als Herr über mein Energie Überaschungsei, auf dieser einen Seite meiner Geschichte und tot sein auf der anderen Seite, die hoffentlich nie kommt."

Und vor mir erscheint eine leuchtende Hand und ein Wesen mit Augen, aus denen Blitze schießen, mit Fingern die meinen Körper umschließen können und sie zieht mich und das Huhn raus.

Gräuslige innere Stimme: "Geh aus der Schale du Nomade und macht euch was zu futtern klar.«

[dr.Frankenstein]

Mir veröffnet sich so eine felligrane Felsformationierung in abstrakter Verschachtelung. Auf der wir irgendwie Kopf über Rum spazieren.
Es duftet plundervoll nach Plätzchen hier in der komischen Hohlerde. Hackfresse lässt das kalt, die frisst die Hartgräser am Fels um ihre Binsengrasweisheit darin zu finden.
Ich glaub ja langsam, wir sind in die Binsen gesumpft.
Aber da hinten, da hinten steigt Rauch ausm Schacht.
Ich bin voll genervt, genervt davon, schon wieder genervt sein zu müssen, dass das so unsagbar weit weg is. Meine Glotzen brennen noch von dem Schlick und mein Kopf hämmert, wie das stumpfe Metronom-Picken von der Henne auf dem Felsen.
Auf einmal steht da so eine alte Trulla vor mir und gafft mich an. Wie aus dem Nix. Ich spring da erstmal ein Stück zurück, so unautoristisch Zerplext.

[dr.Frankenstein]

Alte: "Schon wieder einer dieser erbärmlichen Wesen, mit ihrer verruchten Kultur."
Schnaubt sie und wischt sich die Hände an der Kittelschürze ab.
Fox: "Also wenn du jetzt so eine Art Frau Holle bist, wieso muss ich keine Äppel flücken oder Brötchen backen?"
Oh man wieso stell ich so blöde Fragen?
Alte: "Harke, ich bin Frau Harke und der Quatsch mit der Arbeit, ist zweischneidiges Scheidegras und damit schneid mal was.
Ich hab noch kein Wesen gesehen, das aus sorge um den Lebensunterhalt gearbeitet hat. Das Wort schon.
Lebensunterhalt!
Ihr denkt das Leben wäre so eine Art Unterhaltungsshow, der man friedlich auf der Couch beiwohnt und paar Chips futternd in die Geschehnisse blicken kann?"

Fox: "Schön wärs, aber ich wöllte trotzdem hier wieder hoch, nach oben zu Mera und so."
Wir laufen los, warum auch immer, zumindest kommen wir in Richtung Plätzchenduft.
Alte: "Du sprichst doch nur mit deines Gleichen. Zergehst nicht in Flüssen oder rauscht mit dem Wind und den Sterndingern. Du hast das große Gefüge verlassen. Mit dem Versummen hast du auch den Sinn deines Universums zerscherbelt."
Fox: "Also hab ich schon unendlich viele Appelbäume übersehen?"
Alte: "Ihr habt so eine völlig verquirlte Botschaft in euren Köpfen. Wenn Arbeit so schön wäre, dann hätte man die Leibeignen ja nicht jahrhundertelang dazu gebrauchen müssen. Dann hätte ja eine marxistische Gesellschaft durchaus eine Chance gehabt.
Aber die Arbeiten so fröhlich darzustellen ist in Anführungszeichen moderne Idee.
Das haben die Christen im späten Mittelalter erfunden mit ihrem Ora et Labora Rhabarber. Und damit haben sie schon eine Treppe für die modernisierte Version der Leibeigenschaft erfunden, die Arbeit als Beruhigungsmittel.

Da steht dann irgendein Idiot hier vor mir und erzählt: <Kuck du alte Schabracke, meine Arbeit tut nicht nur weh und muss sein.
Nein, die ist das wichtigste in meinem Leben, das Wetvollste und der Schlüssel gut dazustehen.
Und du alte faule Tante lebst auf meine Kosten.>

Hab ich schon fast eins zu eins so gehört."

Fox: "Ne echt? Also von mir würdest sowas niemals hören. Ich mach keine Arbeit gerne."

[dr.Frankenstein]

Alte: "Oh, das freut mich für dich. Viele die ich hier rumgeführt habe wussten nicht, dass Faulheit einfach ohne Plan durch den Tag leben ist. Sich vom Wind treiben lassen. Keine Zukunft haben, keine Vergangenheit, nix vor, nix zu tun. Einfach in den Moment hinein leben.
Einfach, nur die von innen zwingenden Gelüste nach Futter, Gesöff und einem Schlafplatz suchen gehen.
Die restlichen Sinneseindrücke dazwischen einfach mal genießen. Das ganze Getümmel und mitten drin lungerst du rum."
Fox: "Man, endlich mal jemand, der die Sache so wie ich sieht."
Jetz stehen wir plötzlich doch vor einem Appelbaum und ich pflück mir einen und will grade meine Zähne da rein rammen, da hält sie meine Pfote fest.
Alte: "Wenn du wieder zurück willst, würde ich hier unten nix essen!"
Fox: "Wieso das denn?"
Alte: "Wenn du in der Unterwelt etwas isst, wird die Unterwelt ein Teil von dir. So wie in deiner Oberwelt und dann musst du hier bleiben und für meine Schwester arbeiten."
Fox: "Na toll, dann laufen wir jetzt völlig umsonst zu den Plätzchen oder willst du mich etwa deiner Schwester bringen?
Und was mach ich jetzt mit dem blöden Apfel?"
Alte: "Wirf ihn einfach in die Schlucht, dann fällt er auf der Erde vom Baum und ja ich begrüß dich einfach und red mit dir, weil mir grad so war.
Meine Schwester wird dir vermutlich auch hier irgendwo auflauern Is so unsere Art. Es gibt hier ja einige Versuchungen, die es ziemlich schwierig machen nix zu essen, aber denk dran, du wirst danach vielleicht sehr lange arbeiten müssen. Dein Huhn muss schon hier bleiben."
Fox: "Oh man, das wird ja immer schöner."
Ich werf den Appel in die Schlucht und noch zehn hinterher, um mich erstmal zu beruhigen von dem Klüver hier.
"Was soll das? Ich wollte nur Hackfresse retten und jetzt bin ich völlig umsonst hier und darf nichmal was futtern. Wie komm ich denn jetzt hier raus?"

[dr.Frankenstein]

Hinter uns geht so ein irres Getrammpel los, eine Horde von irgendwas kommt uns hinterher gerannt. Eine riesige Staubwolke umgibt das Geräusch. Als ich zu fragend zu Frau Harke kucken will, is die Alte verschwunden. Was soll das?
Die Wolke hat mich erreicht, verstummt und verzieht sich langsam.
Eine Horde von Toten hängt keuchend mit den Händen auf den Knien und vor ihnen rennt so ein Opa mit Umhang im Kreis: "Keine Müdigkeit vorschützen, wir müssen immer bereit sein!" Brüllt er die negationslosen Motiwiesel an mit ihren zerfledderten Jogginghosen.
"Na du kleine Filzlaus!" Wendet er sich an mich: "Aufwärmtraining gefällig?"
Ich blicke mich um, hinter mir is keiner?
"Meinst du mich? Ich hab noch nix gegessen, also bin ich bald weg hier aus dem Kaff. Ich muss mich also eher abkühlen. Aber trotzdem richtig abgeschilft von dir, dass du da an mich denkst."
Er lacht sich natürlich kaputt und kratzt dabei am zugewachsenen Auge, der hat irgendwie nur eins.
Ein paar von den Toten versuchen mit zu lachen, verstummen aber als er sie anglotzt mit seinem einen Glubschauge.
"Du weißt also nicht mit wem du es hier zu tun hast? Ich bin der Trainer für die Windbrigade, Wodan, schön dich kennen zu lernen." Er streckt mir die Hand engegen und zerquetscht meine fast beim Schütteln.
Er lacht wieder: "Bisschen Training könnte dir aber auch nich schaden.
Laufen, ja, laufen ist die richtige Einstellung zum Tod, und auch zu deinem verlausten Leben, denn Leben und Tod sind nur durch die schmale Grenze getrennt. Dein Leben is das gleiche wie dein Tod, denn hier Joggen zu dürfen, ist die windigste Angelegenheit des Lebens.
Denn irgendwann wirst du eins mit der Bewegung und dann löst du dich auf und kannst durch die Welt der Lebenden fegen.
Na wär das nicht was?"

[dr.Frankenstein]

Ich kuck mich nochmal um, um sicher zu gehen, dass er wirklich Fox meint, aber wahrscheinlich hält der Wind mich auch für Herrn Goldmarie?
Dabei fällt mir auf, hinter dem Appelbaum, is ein Eingang zu ner Höhle. Dahin hat sich die Harke bestimmt verdrückt.
Die hat sich da bestimmt festgeharkt. Oh, ich zieh mal vor Wodan den Hut: "Besten Dank, aber ich habe es lieber etwas entspannter, so halterlos zu kondensieren als unsichtbarer Kondensstreifen, is nich die Sache die ich mir vom tod sein so erträumt hab. Eigentlich dachte ich, man liegt da so rum und fault so vor sich hin."
Wodan joggt noch immer im Kreis und ohne mich eines weiteren Glotzers zu erblick.. und so weiter. Setzt sich die Brigade wieder in Bewegung. Manche haun sich noch nen Appel hinter.
Ich geh jetzt mal in die Höhle, das Teil sieht am ehesten nach dem dichtmöglichsten Ausgang aus.
Puh, stinkt das hier drinnen. Was machen die hier?
Die Felswände fackeln im Schein der Flacker. Schatten tanzen kurz, kurz, lang und ich tanz mit, im Fox Trott Schritt.

[dr.Frankenstein]

Auf einmal stehe ich in einem Wartesaal an der Rezeption, ein Zwerg steht dort wie son Bagalude mit seinem gestiegelten und dreckigem Bänkeranzug und dem gestreiften blauen Hemd, ich höre nur: "Bla, bla, bla, bla, blaaaa, Zwergenarbeitsamt... bla, bla!"
Also schildere ich dem abgebrochenen Zwerg da, meine Lage und die is präkehrbesen, wegen der Aussicht endlos malochen zu müssen oder einfach alle 4 von sich strecken und im Unifoxum der verfoxung zu entschiffen. In das weite Meer von Ozeanjähn.
Also das verheimte Land der Fantasie, in dem die verborgenen Felle gekrault werden, wie die schellen Schwimmfossen Tümmler. Die können einem glatt die Seele rausreißen.
Der Zwerg tippt irgendwas auf einem Stein, der aber keine Tasten hat, der auch sonst, keinem Computer ähnlich ist.
Aber dann dampft und qualmt der Ziegel und er sagt: "Bla bla bla Selbständig machen mit bla."
Ich blicke ihm tief in die Visage und sage ihm: „Du bist gerade echt mein Eisberg in der Arktis. Ich bin doch absolut Selbstständig. Ich kann alleine aufs Klo, hab eine Hühnerfarm Stelle und leg mich ganz bewurst in die Hängematte. “
Der Zwerg freut sich: „Bla bla bla bla aufgeschlagener Badeschaum im Buch bla bla bla“.

Dieses „bla bla“ hat so vor sich hin geeinigt und schien sich wie ein Strumpf über Wochen zu ziehen.

Warum erzähl ich das überhaupt als Einstiegshilfe für meine Planke in die Freiheit vielleicht. Da fragt der mich tatsächlich nach dem Thema Stärken? Weil die Aussage vor dem Waldgericht ein Henkerbeispiel dafür ist, wie oft wir unsere eigenen Pfoten nicht vor dem Rauben schützen können. Während ich irgendwie das Bild von dem Zwerg als Puppe im Badeschaum vor mir hab. Der dann mit Helium gefüllt wird und irgendwo in eine Stomleitung fliegt. Nimmt der Zwerg sich als völlig abgeschilften Bürofuzzi wahr, nämlich als stark behaart am Bart, förmlichrich und als regelrechten echten Steincomputer Besitzer oder Hochstuhlbesitzer haha.

Wie siehst du denn aus. Haben deine Eignungsschaften überhaupt einen verflachten Wert, dass du dieses Mistcoaching liest. Viele deiner Eigenschaften sind Verhaltensweisen aber einige spielen sich unter der Oberfläche ab.

Würdest du auf den linken Haken: „Was sind deine Stärken.“ antworten?
Dein Gesichtszucken am Auge entert mich ganz schön oder klar wie Kloßbrühe sollte das Wasser sein, selbstverwurstete Knetmasse der Gedanken?

Jetzt will mich der Zwerg "wieder fit machen für den ersten Arbeitseinsatz bluähhhhr.". Der stellt sich das so einfach vor. "Bla bla Prognosen bla bla bla sind nicht günstig" oder billig, wie diese Ratte, ich will nur nach Hause und nich in seine fette Knollnase blicken müssen, aus der die borstigsten Nasenhaare die ich je gesehen hab hervorquellen, wie aus einem Brunnen der Unterwelt. Wie Schlangen flechten sie sich tief in die Furchen von seinem Fleisch und verzwirbbeln sich zu dem langen Bart der quer durch den Raum wächst. Die ganze Deko dort besteht aus seinem Bart. Unheimlich sag ich euch. Der Zwerg dreht dann so seinen Stein zu mir Rum, ich glotze auf eine steinige Oberfläche und kann echt nichts erkennen. Der Zwerg lässt seine Knolle von oben nach unten reiben auf dem Stein. Kartoffelsaft läuft runter. Er stopt bei einem mir unsichtbaren Bereich auf der Bildschirm Oberfläche vom Stein. : "Bla bla bla 793 Träumer arbeitslos blameldet, bla bla nur 128 haben Arbeit vermittelt bla bla bla."

Ich bin zwar ein Medienstar, aber ich habe nix gehört, dass Saftblätter, Tischunterleger, Unfunk- und gernsehsandmänner als Naturalisten über mich berichtet haben.

Und oft sind da selbt welche dabei, die mal kurzscheitlig, so für zwei Monate oder noch weniger, mal irgendwen interessieren.
Vermutlich geht es ja gerade um die Vertauschbarkeit der Täuschung?

Der Zwerg reibt wieder an seinem Stein.

[dr.Frankenstein]

Plötzlich mitten im Gesprechsel tippt mir so eine alte Mutti mit so einer Schneeglöckchenhaube und Kittelschürze mit Holunderblüten auf die Schulter: "Kuck nich so verkniffen du Fuchs, lächel so lang du noch Beißer hast."
Der Zwerg brabbelt weiter vor sich hin und ich weiß gar nicht was ich darauf foxen soll?
Meine Lippe zittert, is das etwa die Sklaventreiberin Holle? Nur sprechen ihre Dreads und der Joint den sie sich gerade ansteckt eine andere Sprache. Es riecht nur nach einem Frühlingswald wenn sie ausatmet.
Und in dem Arbeitsamt hier sprießen kleine Blumen.
Als ob sie mir in den Humus in meiner Rübe glotzt wettert die Alte los:
"Die Unterwelt ist ein Trip in die abgefahrensten Bahnhöfe deiner Atemzüge. Du entgleist schienlich in die Dampflocken deines roten Fells. Arbeiten is hier unten nich das selbe, die Arbeit verwandelt Schlagsahneschmetterlinge in chaostheoretische Wirbelwürmer, die da so durch deinen Kopf graben um die erdigen Winkel mit deinem entfallenen Laub zu bescheißen. Ja es gibt kaum Geld zurück, du willst wieder zurück, oder."
Mit offener Schnauze läuft mir der Tropfen aus dem Mund: "Abgefoxt nochmal, muss ich jetzt etwa Bettwäsche bügeln und solchen Kram?"
Die Alte kriegt einen Lachanfall und kriegt sich garnicht mehr ein. Dann kloppt sie mir auf den Buckel: "Keine Angst Fox, du kriegst deine eigene Aufgabe. In deiner Piratenwelt-Fantasie gibt es einen Goldschatz. Bring mir den und du bekommst einen Zug Frühlingsbriese aus meinem Stumpen." Sie wedelt mit dem Joint. "Aha, ich soll dir Gold serviertieren um am Ende an deinem angesabberten Dübel lutschen zu dürfen. Was soll das bitte für ein Blumenhandel sein?"
Frau Holle lacht sich natürlich wieder schlappig und kippt fast aus die Filzlatschen: "Ne, hihihahu, der Zug bringt dich zurück an die Oberfläche, nur der Frühling kann die Schranke nach oben aufkurbeln. Lernt ihr da oben garnix mehr?"
Ich zucke mit den Schultern und reib mir die Pfoten: "Das klingt endlich mal nach einem Plan. Die Crew wird mich hassen. Vielleicht reicht dir mein Anteil oder die Hälfte?" Ich zwinker ihr zu. "Nein! Ich brauche alles. Du weißt gar nicht welch ein Segen du bist. Die meisten Nahtoten haben keine Fantasie die über die Grenzen hinaus geht und nur aus Traumgold das in einer selbsterschaffenen Geschichte liegt, kann ich etwas besonderes für diese Welt errichten. Ich brauche es als Belohnung."
Ich schlurfe mit meinem Holzbein im Bart vom Zwerg. Wie kann ich sie am besten überlisten? :
"Verfoxt nochmal, Ja du Kobbs Muschel, ich bring dir das Krakengold. Wenn du mir sagst wie ich dahin schilfen kann?"

[dr.Frankenstein]

"Das is ganz einfach." betoniert sie, obwohl sie gar nicht so betoniert aussieht mit den weißen Dreads. Eher von der entspannten Sorte, könnte man denken. Dabei ist sie ausgefuchst wie'n Aal.
Sie hustet sich ab und Schmetterlinge fliegen ihr aus der Fressluke. Denn hebt sie den Uhrzeigefinger: "Jedes kompliziert reziprogrammierte Wesen kämpft ständig mit Dingen, Gefühlen oder Erinnerungen um die Herrschaft im Labyrinth und dorthin musst du, zu erlangen. Vieles, woran du dich klammerst, ist unnützer Balast.
Schwere Güter oder Wesen, die anderer Meinung sind: Wenn du noch belastet bist, kannst du nicht zurück, du solltest Selbstreflektion lernen. Im Labyrinth begegnen dir auch vergangene Auh Auas oder tragische Rumheul Anleger.

Du bist vielleicht in einer Erinnerungslücke gefangen, wenn keine Freude in dir hervorquillt oder Beziehungen die dich täuschen wollen.
Wenn du ganz ehrlich zu dir selbst bist, erkennst du den Eingang in dein Gehirnlabyrinth schnell, da ist alles wovon dein Kopfkino handelt. Wenn du jetzt daran denkst, bereitet das dir Bauchschmerzen, vielleicht weißt du auch keine realistische Lösung dafür."

[dr.Frankenstein]

Ich springe einfach gegen die nächste Wand um ihr blödsinniges Gerede loszuwerden und siehe da. Ich bin mitten in meinem Labyrinth. Wer sagts denn, ein bisschen Bla, bla und Fox findet den Eingang.

Standard Gänge und andere Türen als ich sie mal angeglotzt hätte.

"Miststück", kommt mir in die Rübe, die Holle is einfach so was wie ein "Miststück", inmitten all dieser demontierten Schrauben meiner Gedankengänge, in diesem heckenähnlichen, Minihirn mit eingebautem Seemannsgarn, alten Häusern, präsent vereitelten Segeln aus Erinnerungsfetzen, mit Booten, Rum, einer Lügenerzählerin und einem Schifferklavier Opa der durch die Zähne pfeift und tanzt, der is ein alter Seehase in Boltenhagen. Aber was immer er ist, er ist waallich kein "Miststück", wie die Alte.

Ich öffne aber trotzdem erstmal die erste Tür, mich sehnt es nach einem Häppchen Kontrastprogramm, einem Netzwurf im Hirnschlick. Eigentlich bin ich ja der Herrscher über all das, ein Piratenfuchs, der es selbst in diesem dreckigen Loch gerafft hat, einen Durchgang zu foxen, und einen warmen Furz herauszupressen.

Wetten, dass die Piraten, die sich in dem Raum hier gut hörbar ausloten, schlecht gebieren lassen Distanz zu halten.

Mehr als nur ein Innenstoffreich als Fantasieschauspiel sind die Affen hier, ein Fest scheint hier zu laufen.

An meinem linken Haken, wie um meinen erbarmungslosen Kulturschock noch zu bestärken und mir paar Szene zu petzen.
Eine Füchsin verschwindet durch eine Tür auf der anderen Seite des Raums.
Kurz davor schaut sie aber einen winzigen Moment durch die Menge zu mir durch, löst sich mit einem für mich lautlosen Klappen, aus meinem Glotzbereich und bewegt sich irgendwo anders.

Ich stelle mir vor, sie würde mich ansprechen:

"Du musst Mister Fox sein, der berühmte Pirat."

Ich lache darauf natürlich dreckig und durchsuche meine Tasche nach der Schatzkarte und wie es so sein soll, auch nach meinem Neokortex.
Ich latsche also erstmal zur Tür und kucke durch einen Spalt. Da tanzt sie eine Schwarzfüchsin mit Mob, Boots, wildem Haar, grün braunen Augen und ein marineenterndes Rüschenhemd. Eine Füchsin mit Geschmack.

Sie bremst aufs mal und gafft mir in die Glotzen, ein Lächeln aus der Distanz schwirrt hier so bei mir rein. Sie tanzt weiter Rum nur ab und zu ein kleiner Blick zu mir der da so rumschunkelt mit dem Kopf,
eigentlich bin ich ja begnadeter Tänzer vorm Klabautermann.
Also die Reiserücktrittsversicherung, dass ein exotischer Hering mich aus den Latschen haut kann ich in ihrem Abschüttelgebiet vergessen, das geht ja runter wie Rum. Die Szene nimmt ihren Lauf an die Schläfe.

Stunden vergehen.

Irgendwie gibt's hier Troll-Personal, welches auf ma den Raum stürmt und beginnt rumzuräumen, die mumifizierten Tische sind Nackt und Blitzen hinter der Augenklappe und verleiten da rumzudonnern.

Die Füchsin steht vor mir mit einem Besen am Rand des Tisch massakers.

Ich richte meine Jacke: "Hör zu, du Tanzfüchsin, es gibt wie immer im Labyrinth exakt 3456 Möglichkeiten falsch abzubiegen. Ich hole dir mein Kofferadio aus dem Nebenraum und zeige dir ein paar ausgefuchste Tanzschritte. Exkursiv, Orbitant, einschnürend. Oder Du kehrst für mich."

[dr.Frankenstein]

Sie streckt mir den Besen wie einen Säbel entgegen und pfeift. Plötzlich verstummt auch die Piratenparty im Backboard-Stage und ich bin umringt von tollwütigen Halunken.
Ich lasse mir natürlich nix anmerken, dass ich mir nix merken kann. Vor allem weil sie so ungeschollten wirkt mit ihrem grünen Kapuzenumhang. Wie eine Mischung aus Grünkäppchen und Assibrödel. Verrucht und doch anmutig veralternativt sind ihre Zähne und ihr leicht filziges Haar umspühlt ihren zarten Kopf.
"Glaubt ihr etwa alle an diese Binsenweisheit, dass ein kleiner Fuchs ein Feind wäre, nur weil er sich ein wenig dazwischen durchschleicht. Kuckt doch, ich bin einer von euch. Ein räudiger Piratenfuchs."
Aus der Masse schuppt sich ein verlauster Waschbär: "Ist der Fuchs denn etwa nix anderes als eine Filmleinwand auf der er als Bedrohung für unsren Haufen erscheint?"
"Ja." Brüllen alle im Chor und stacheln mich an.
Der Waschbär lacht: "Und dann bildet er sich ein die erotische Phantasie für unsere Füchsin zu sein.
Weißt du denn von ihrer Stummheit die Ausdruck ihres Andersseins ist und der Grund für ihre Aussenseiterbesenreiterrolle ist?"
Alle starren mich fragend an:
"Äh, ne, aber ich bin auch gerade hier erst reingeschneit ins Labyrinth und war einfach geflascht von ihr."
Plötzlich entdecke ich Lui dazwischen.
"Lui, he du kennst mich doch, sag denen wer ich bin."
Lui schüttelt den Kopp: "Jetz kannst auch mal alleine klar kommen. Wie damals als du mich im Schiff hast ersaufen lassen."
Bei genauerer Betrachtung erkenne ich auch einige der verrückt Gewordenen, die wegen Dr. Med. Dusa über Bord gegangen sind. "Seit ihr die tote Piratenbrigade oder was is hier los?"
Der Waschbär streicht seinen Bauch: "Mag sein, du etwa nicht?
Sind wir als Einzelschicksale überhaupt intressant für dich? Ich glaube, dich interessiert eh nur die stumme Füchsin die Tochter des Unterweltkapitäns, sie ist sein unheimlicher Schatz. Weißt was er macht? Er geht mit ihr auf Raubzug, er weiss, sie ist die bessere Schleicherin als er. Er vertraut ihr, lässt sie ohne Bewachung mit uns tanzen und überall darf sie hin, sehr zum Verdruss von uns manchmal.

Eigentlich ist sie mit ihrer demonstrativen Freiheit ein Ärger und Bedrohung für unsere Männlichkeit. Die Tochter geht mit rauben und wir nicht, was soll das?

Darum glaubt sie, sie müsse besonders gut auf der Pirsch sein.

Ich glaube ihr Traum ist es, den Drachen zu besiegen und das Labyrinth von der unsichtbaren Bedrohung zu befreien.
Auf die Art hofft sie, einen Platz in unserer Piratengemeinschaft zu finden.

Aber es existiert garkein Drache, dafür tauchst du auf. Ein unbekannter Fuchs und vielleicht bist du ja, ein Diener des Drachen für sie? Dadurch vielleicht sogar faszinierend, anziehend und gefährlich."

[dr.Frankenstein]

Also wollen die mir garnicht ans Leder, die wollen, dass ich sie entführe.
Entführung mit der Schwierigkeit, nicht mit ihr labern zu können. Also setz ich erstmal meine Ansprüche dagegen:
"Gerade, weil ihr als Schauer nicht daran glaubt, den Verlauf des Geschehens durch Daumendrücken zu verflüssigen, seid ihr gezwungen, die Daumen um so fester in die Faust zu pressen.
Um hier so geballt vor mir zu stehen.
Dieser unheilige Ernst beim Raufspiel ist reine Täuschung, die ihr eh durchschaut.
Nach der Klopperei geht man doch eh einen trinken und alles is vergessen.
Dieser verdreckte Ernst des Lebens is eine Sinnesverdrehung, die wir nicht blicken und die uns dann dem lustigen Leben beraubt.

Ein nacktes Symbol wie das der Magie braucht eine Darstellung zum anglotzen, weil die Theaterdarstellung dieses Gefühls, dass sagt, man sei nicht einfach hilflos ausgeliefert, uns entlastet.

An den Zauber glauben bedeutet unendlich weit gehen zu können, ohne in den Ernst zu stürzen.
Magisches Handeln braucht figurative Darstellung um zu überzeugen.

Also lasst uns ihr den Weg zum Drachen ebnen, indem ihr sie mit mir gebt. Wir werden für lange Zeit unterwegs sein, um den Drachen zu suchen."
Ich zwinker dem Waschbären zu und lächel die Füchsin an.

[dr.Frankenstein]

Und tatsächlich überlegt der Waschbär, in seiner Gehirnwäsche, uns gehen zu lassen. Sie müssen sich das so vorstellen, die Füchsin und ich mit wehenden Haaren in einer Kübelausleerenden malerischen Labyrinthdekoration von Spinnenweben in Stollengängen, Tretminen von Hunden und der seltene Bewuchs an den Wänden erinnert mich an meinen Wald, mit schönen, farbsatten Blättern.

Der Weg zieht sich doch wellig in die Länge. Am hochsseewelligsten gegen sein Ende am Horizont, als die plötzlich geschnürte Drachenangst und das Pfeifen das ab und zu fröhlich von ihr kam abbrach. Melodien die ich nie vernommen. Wenn etwas zu deutlich mitgespielt wird, so sehr, dass man sich unwirklich fragt, ob dieser Moment im Phantasiereich stattfindet oder in einem Schnittmuster und das wird wohl jäh gezeigt.

[dr.Frankenstein]

Wir stehen jetzt genau auf der Weltenachse und vor uns häutet sich grad der Drache in einer Nische. Als er uns sieht stolpert er über die halb ausgezogene Haut und die Füchsin streckt ihm den Besen entgegen.
"Ernsthaft, du willst den Drachen mit nem Besen erledigen. Er ist vielleicht ein Freund?"
Darauf pfeift sie mir in voller Lautstärke ins Ohr, dass hallt nach.
"Ich hab gehört, damals zogen Nomaden mit den Drachenkräften der Erde mit, sie folgten der Spur.
An manchen Orten, an denen sie rumlungerten und ihre rauschenden Partytempel zum tanz für die Natur hinzimmerten, gibts bis heute noch Drachensagen.
Das althochdeutsche Wort für Drache ist "Track", was auf Englisch ja zu Weg oder Strecke wird.
Der Drache ist der Hüter des Weges."
Aber sie prügelt längst mit dem Besen auf ihn ein, der da so halb in seiner Haut hängt und winselt. Auf der weichen Haut zwiebelt der Besen bestimmt ordentlich.
"Warte, warte." Ich halte ihren Arm und sie kloppt mir den Besen in die Beine:
"Aua, Ohne den Drachen können wir uns doch gar nicht verknusen, wer wir wirklich sind.

Ich hab gehört Poseidons Kumpel Vulkan, kann die Drachenkraft in jedem wecken.

Er gestattet es aber nur einer Elitetruppe von Halbgötteridioten, die spielten sich dann auf, weil sie so toll sind.
Aber die Könige, Herzoge und das Arbeitersklavenvolk bekamen nix davon ab, denn Vulkan brauchte sie nicht für seine Pläne.
Aber die Mächte der Menschen haben dann gezeigt das sie besser sind als erbärmliche Götter und alle Halbgötter wurden hingerichtet. Bis es in Vergessenheit geriet, nun sind Halbgötter nur noch Idioten, deren Zustand einfach belächelt statt gefeiert wird.
Und ich möchte den Drachen nur Fragen, ob es stimmt, dass er einem besondere Schläue geben kann."

Ich kann sie ja auch verstehn, sie will ihrem Vater beweisen, dass sie den Drachen platt macht, aber denn wäre auch unsere Allianz hinfällig.