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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln.

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Alt 28.09.2022, 19:55   #1
männlich Heinz
 
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Standard Noahs Arche

Ein jeder kennt bestimmt die Geschichte
von Noahs Arche und ich versichre euch,
dass ich kein einzges Wörtchen hier erdichte,
es steht geschrieben so im Pentateuch.

Jehova hat in Mußestunden traurig auf sein Werk geschaut,
auf Pflanzen, Tiere, Menschen, auch aufs Meer und resümierte:
O Gott, da hast du wirklich allergrößten Mist gebaut;
es war die eitle Menschenbrut, für die er sich genierte.

Ich werde, sprach Jehova, eine Sintflut schicken,
und alles was ich einstmals schuf, sei‘s Pflanze, Mensch, sei‘s Tier,
ganz gnadenlos, brutal in Wassers Flut ersticken,
und Ruhe ist auf Erden, Frieden auch im Waldrevier.

Nur einem erlaubte der rächende Gott eine Arche zu bauen,
sein Name war Noah, der durfte mit seinen drei Söhnen und Tieren
den Fluten entkommen und dank guter Winde und voller Vertrauen
die hölzerne Kiste bis hin zu dem Berg in Armenien lancieren.

Damit er da nicht wie gehabt auf die dümmsten Gedanken verfiele,
bestimmte Jehova nach langem Bedenken fürs weitere Leben
der Menschen; Seid fruchtbar und mehrt euch und schaffet der Menschen gar viele,
ich will euch die Herrschaft und Macht über alles was lebt übergeben.

Man darf an der Weisheit des göttlichen Willens nicht rütteln,
es sei denn, dass Menschen in biblischen Texten auch Fehlerchen finden.
Ich wag es die Stirne zu runzeln, den Kopf auch zu schütteln
und zweifelnd zu versuchen, den wirklichen Sinn unres Seins zu ergründen.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2022, 13:41   #2
männlich Georg C. Peter
 
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Nur einem erlaubte der rächende Gott eine Arche zu bauen,
sein Name war Noah, der durfte mit seinen drei Söhnen und Tieren
den Fluten entkommen und dank guter Winde und voller Vertrauen
die hölzerne Kiste bis hin zu dem Berg in Armenien lancieren.
Lieber Heinz,

stilistisch meisterhaft hast Du der Arche ein ehernes Denkmal gesetzt,
Deine Zeilen lesen sich vortrefflich! (siehe oben)

Dass die gesamte Erde mit einem "Flatsch" ertränkt wurde, deucht mir ebenfalls fragwürdig.

Wie auch gestaltete sich die Auswahl der Passagiere?
Waren es die Starken? Die Schönen? Die Guten?
Die, die verdammt gute Gedichte schrieben?

Die Wissenschaft bleibt dran!

Viele Grüße von Dichterfreund Georg
Georg C. Peter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2022, 14:58   #3
männlich Heinz
 
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Lieber Georg C. Peter,
bestimmt hat die Sintflut (die biblische ist ja nur eine von vielen Mythen) nicht den ganzen Globus mit einem Flatsch ertränkt. Wollen wir großzügig sein und den Verfassern zugestehen, dass sie den ihnen bekannten Teil der Erde meinten.
Die Auswahl der Passagiere war gottgewollt. Mir stellt sich die Frage: Womit hat er das ganze Viehzeug und seine Familie gefüttert? Am Fuße des Ararat ist eine fruchtbare Ebene. Ich nehme an, die Archepassagiere haben halb Armenien vor Hunger kahl gefressen.
(In einer armenischen Kirche durfte ich eine Holzplanke der am Ararat gelandeten Arche staunend bewundern).
Für deine lobenden Worte ist dir mein Dank gewiss!
Liebe Grüße, Poetenbruder!
Heinz
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Alt 30.09.2022, 15:52   #4
weiblich Ilka-Maria
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Schön in Versen nacherzählt, obwohl auch die Bibelversion spannend zu lesen ist. Die Sintflut - oder auch mehrere - muss es gegeben haben, taucht sie doch, wie wir wissen, nicht nur in der Bibel auf, sondern auch in anderen alten Geschichten und Epen. Aber steckte wirklich Gott dahinter? Warum sollte er Noah von jeder Tierart ein Pärchen an Bord nehmen lassen? Das scheint mir inkonsequent und eines Gottes nicht würdig zu sein. Auch Noah und seine Familie hätten nicht überleben dürfen. Denn bekanntlich ging damit nichts von vorne los, sondern das bereits Geschaffene, das so furchtbar schlecht gewesen sein soll, setzte sich fort. Das Ergebnis sehen wir heute.

Konsequent wäre gewesen, nochmal bei einem neuen Adam und einer neuen Eva anzufangen oder gar keine Menschen mehr auf die Erde zu setzen.

Alle Tiere konnten von Gott bei seiner Vernichtungsorgie ohnehin nicht berücksichtigt werden. Wie sollte das bei den Millionen Tierarten, die im Wasser leben, funktionieren? Da hätte man Registertonnenweise Gift reinpumpen müssen. Und was war mit dem Federvieh, das einfach den nächsten Felsen oder Berg ansteuern konnte?

Die Ernährungsfrage, was Noahs Tiere angeht, ist ein wichtiger Punkt. Dabei spielt weniger die Länge des Aufenthalts an Bord eine Rolle, denn Mensch und Tier können lange ohne Nahrung auskommen, als vielmehr die mangelnde Lagerkapazität. Der reichlich alberne Film "Noah" mit Russell Crowe in der Titelrolle hatte das Problem geschickt gelöst: Die Tiere wurden in so etwas wie einen Winterschlaf versetzt, verpennten somit den Hunger und wurden außerdem daran gehindert, übereinander herzufallen und sich an der Fresskette entlangzuhangeln.

Je mehr man über Noahs Geschichte nachdenkt, umso mehr Aspekte tauchen auf. Wieso hatte nur er die Sintflut vorausgesehen? Wieso sollte es keine Menschen gegeben haben, die rein aus Misstrauen Noah nachgeahmt und auch Schiffe gebaut haben? Und warum wurden die Schiffe, die bereits existierten, nicht eingesetzt, um Leben zu retten? Waren die Flutwellen höher als die Tempel, die man oft auf den höchsten Hügeln gebaut hatte und in die man hätte flüchten können? Wieso hatte Gott nur Noahs Familie erlaubt, zu überleben? Warum nicht einer weiteren Familie? So war doch dem Inzest Tür und Tor geöffnet.

Fragen über Fragen. Offensichtlich geht es einem Gott wie den menschlichen Herrschern: Allmacht ist kein Indiz für einen klugen Kopf.
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2022, 16:19   #5
männlich Heinz
 
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Liebe Ilka-Maria,
ja, nicht nur dieser Bibeltext ist spannende Literatur, und damit sind wir beim Wesentlichen: Alles Geschriebene und Aufbewahrte (u.a. das Gilgameschmythos, die Ilias und Odyssee und viele andere Zeugnisse aus längst vergangenen Zeiten, stammt von Menschen, denn Gott - so man an einen Gott glaubt - braucht keine Tafeln mit Keilschrift, kein Papyrus mit Hieroglyphen oder Bänder mit Knoten. Ich denke, die biblische Geschichte von der Sintflut (und Sintfluten waren auch in anderen Kulturen berichtenswerte Naturphänomene) ist ein unvollkommener, teils sehr fragwürdiger Bericht von einer realen Naturkatastrophe. Denke ich an andere Bibelteile, z.B. das Hohelied Salomos, werde ich als Hobbypoet auf die Sprachgewalt und Poesie der Altvorderen neidisch. Wer von uns brächte so etwas zustande:
"Sonne, steh still zu Gibeon,
und Mond, im Tal Ajalon!
Da stand die Sonne still
und der Mond blieb stehen,
bis sich das Volk
an seinen Feinden gerächt hatte.
Ist dies nicht geschrieben
im Buch des Redlichen?
So blieb die Sonne stehen
mitten am Himmel
und beeilte sich nicht unterzugehen
fast einen ganzen Tag."

Liebe Grüße,
Heinz
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2022, 16:40   #6
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
Zitat von Heinz Beitrag anzeigen
Denke ich an andere Bibelteile, z.B. das Hohelied Salomos, werde ich als Hobbypoet auf die Sprachgewalt und Poesie der Altvorderen neidisch.
Richtig. Wenn mich jemand fragt, wie man gutes Schreiben lernen kann, nenne ich vier Quellen: Die Bibel, Sigmund Freuds Werke, Martin Luthers Schriften und Büchners Hessischen Landboten. Mit den Inhalten muss man nicht einverstanden sein, aber stilistisch sind diese Werke erste Sahne.
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Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2022, 17:03   #7
männlich Heinz
 
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Du hast den Größten vergessen, meiner Seel!
Ich nenn ihn dir aus voller Kehl:
Er stammt aus Frankfurt am schönen Main,
widersprich mir nicht, das wär gemein.
H.
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2022, 17:09   #8
weiblich Ilka-Maria
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Doch. Ich widerspreche. Ein Meister des Verses - außer bei Balladen, da räumte er Schiller ein, der Bessere zu sein. Goethes Prosa hat mich wenig beeindruckt. Dazu war er zu er zu wenig Rebell und Erneuerer. Er stand halt im Staatsdienst.
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