Der Urlaub in Spanien XI - Schwere Hilfe

[Schreiberli]

Atemlos kam Jutta wieder in ihrem Zimmer an. Ben, der gerade auf dem Klo saß, hörte seine Mutter im Nebenraum rumoren. Sie riss die Klamotten aus dem Schrank, stopfte alles in die Koffer hinein und kramte hektisch in ihrer Jacke herum. Sie suchte vergeblich den Zimmerschlüssel, konnte ihn jedoch nicht finden. Da stand auch schon der Hotelbesitzer mit der Pinzette hinter ihr.
„Gute Frau, nun stellen Sie sich nicht so an. Ich habe auch schon ganz andere Sachen gesehen, da ist die Zecke doch ein Kinderspiel.“ Er versuchte vergeblich, die aufgebrachte Frau zu beruhigen, doch diese begann wieder hektisch im Kreis zu rennen. Nun sprang sie auch noch auf ihr Bett und sperrte sich schließlich im Schrank ein. Der Hotelbesitzer wusste nicht, was er noch machen sollte. Er wollte dieser Frau doch nur helfen, aber wenn sie sich nicht helfen ließ, konnte er sie nicht dazu zwingen.
Da hörte er ein leises Klicken und die Badtür ging quietschend auf. Nun stand doch tatsächlich der kleine Junge vor ihm, dem er die Küche gezeigt hatte.
„Hallo, was machen Sie denn hier?“, wollte Ben wissen und sah Angelo freundlich grinsend an.
Jutta linste aus dem Schrank, sprang wieder aufs Bett und zeigte schreiend auf ihn: „Ben, renne so schnell du kannst! Lauf um dein Leben! Dieser Mann hat eine … eine Pinzette!“
„Eine Pinzette? Und darum rennst du so gestört weg?“ Ungläubig sah Ben seine Mutter an, die noch immer auf dem Bett stand und nun dem Hotelbesitzer mit einem Kleiderbügel drohte. „Ja, eine Pinzette! Er will mich umbringen, aber die Zecke frisst mich schon von innen auf!“
„Mama, Angelo will dir doch nur helfen!“ Mit diesem Satz sprang Ben auf seine Mutter zu, zog ihr das Nachthemd vom Bauch herunter und Angelo entfernte kurzerhand die Zecke. Jutta schrie entsetzt auf, als sie sah, wie er mit der Pinzette an ihrem Bauch herumfuchtelte.
„Was, du kennst ihn? … Jetzt hat er mir die Gedärme aus dem Bauch herausgezogen. Er will mich umbringen, dabei wollte ich doch nur einen schönen Urlaub erleben und zudem habe ich auch noch bezahlt! Und ganz billig war es auch nicht. Was fällt diesem Unhold nur ein? Das ist ja wie im Horrorfilm: Der Mann, der die Gedärme klaut.“
Angelo schüttelte verständnislos den Kopf, dann Bens Hand und verließ schließlich das Zimmer.
„Es tut mir leid, aber meine Mama hat einen leichten Schaden.“ Na ja, oder doch wohl einen größeren!, dachte Ben.