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28.11.2018, 01:27 | #2674 |
Glaube Quell des Wissens
Die Debatte der Erkenntnistheorie hat alles Wissen in seiner Grundsätzlichkeit widerlegt. Alles Wissen basiert auf einer nicht bewiesenen und oft nicht zu beweisenden Annahme.
Somit hat das fideistische Element ganz ofiziell Einzug in alle Erkenntniss erhalten. Um die Erkenntnis durch Rationalität irgendwie zu retten, formulierte Adorno den Satz vom Segel des Denkens, das die Erkenntnis vorantreibt. Die Autorität der Vernunft als Wahrheitsfinder löste er jedoch auf, da Jahrhunderte der Debatte das Problem des ewigen Regress, nicht aufzulösen vermochte. Die Basis allen Denkens, Erkennens, Argumentierens ist und bleibt der Glaube. Und so hat sich das von den Fideisten ihren Widersachern entgegen gebrachtes "tu quoque", am Ende dieses langen Streits bewahrheitet. Denn nicht nur die Fideisten glauben, auch die Rationalisten, kritischen Rationalisten, pankritischen Rationalisten, Positivisten und derer mehr sind Gläubige. Die Vertreter des Atheismus , die meist mit dem Habitus der rational erlangten Erkenntnis daherkommen, scheinen diese grundlegende Tatsache noch nicht verinnerlicht zu haben und glauben tatsächlich immer noch, beinahe mittelalterlich, das sich ihr Wissen auf ein rationales Fundament stellen lässt, haben also Jahrhunderte der erkenntnistheoretischen Diskussion negiert. Wobei schon Popper von einem, "irrationalen Glauben an die Vernunft", sprach, um den Anspruch der Autorität Rationalismus zu retten. Gleichzeitig trug er sie mit dieser Aussage zu Grabe. Ja, Atheisten sind Gläubige und der Atheismus ist eine Religion und das oftmals in der schlimmsten Ausprägung. Euch Gottes Segen Blade |
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28.11.2018, 01:51 | #2675 | |
abgemeldet
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Alter: 29
Beiträge: 573
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Zitat:
Hier besteht allerdings folgender Widerspruch: Wenn ich behaupte, dass meine Ansicht so oder so aussieht - stelle ich damit nicht für mich gesichertes Wissen vor? Anders gesagt: Ich sage: "Ich glaube, dass ..." - aber ich weiß, dass ich dies glaube. Damit aber habe ich gesichertes Wissen und keinen Glauben - denn ich weiß, dass ich glaube, dass ... Und wenn wir uns einem Skeptizismus hingeben, dann ist die Behauptung, dass jeder Mensch glaubt, kein Beweis für die Religion. Der Glaube an eine Theorie ist keine Religion wie die des Buches: ich stimme Darwin in großen Teilen zu, ich glaube an das Gros seiner Theorie - dennoch gehen meinem Darwinismus bestimmte, für Religionen typische Charakteristika ab: Ich habe keinen moralischen Codex durch Darwin erhalten, ich habe keine Vorschriften hinsichtlich bestimmter Rituale, es gibt keine Versammlungspflicht oder eine religiös begründete Bevorzugung der Einsamkeit usw. Wenn du also durch einen Skeptizismus und die Behauptung, dass der Glaube Grundlage der menschlichen wissenschaftlichen Tätigkeit ist, dann ist das keine zu schlüssige Beweisführung für die Richtigkeit resp. Wahrheit der Religion. Der Skeptizismus lässt sich auch anders kritisieren: Marx (Thesen zu Ludwig Feuerbach): Wenn wir unsere Handlung geistig konzipieren und unsere Handlung oder Praxis das Ergebnis zeitigt, dass wir gedanklich bereits erschlossen und deshalb erwartet hatten, dann korrespondiert unsere Erkenntnisfähigkeit mit der Realität. Feuerbach (Kritik am Idealismus): Wenn ich fühle, dann muss es etwas geben, dass dieses Gefühl auslöst - es muss also etwas außer mir geben, dass, setze ich mich irgendwie in Beziehung zu diesem Etwas; es gibt also eine Welt außer uns. Wirkt sie auf uns ein, dann stellt sich - denkt man von hier ab weiter, im Sinne unsrer Diskussion - die Frage, warum diese Wirkung keinen Anspruch erheben kann auf Richtigkeit. Kritik am Ding an sich: https://de.wikipedia.org/wiki/Ding_a...ungsgeschichte Die erkenntnistheoretische Diskussion ist weder entschieden noch ist die Tendenz zu bestimmten Ansichten Grund genug, diese Ansichten selbst als wahr zu betrachten - ich mag keine Absolutismen. Gruß, Larks |
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28.11.2018, 01:56 | #2676 | |
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Zitat:
Die Atombombe hat trotzdem funktioniert, nach einer Entwicklung von wenigen Jahren, was niemand für möglich gehalten hatte. Das hatte nichts mehr mit einer "zu beweisenden Annahme" zu tun, sondern mit konkretem Wissen. Was blieb, war ein Rest an Risiko mangels Ersterfahrung. Auf diese Weise gelang auch die Mondlandung: Wissen, Physik, Mathematik und akribische, wissenschaftlich begleitete Vorbereitung. Genauso wurde die Mikrowelt, die Menschen geschadet hatte, bekämpft: Wissen, durch Beobachtungen im Mikroskop gewonnen, und das Wissen, wie man Impfsubstanzen entwickelt, brachten Seuchen zum Aussterben. Da stand kein Gott dahinter, sondern die Neugier des Menschen und sein Wissensdurst. Und genau deshalb verfügt er über Wissen. Natürlich sind die Grenzen nach oben weiter offen. 2. Karl Raimund Popper solltest du aus dem Spiel lassen. Er ist der Wissenschaftsphilosoph par excellence. Für ihn gilt jede wissenschaftliche Erkenntnis solange als gültig, nämlich als verifiziert, bis sie durch neue Infragestellung und neue Erkenntnisse falsifiziert werden kann und neu verifiziert werden muss. Genau darauf beruht seine Philosophe: Verifizierung und Falsifizierung. Da kann man Begriffe wie "Vernunft" und "Rationalität" getrost hintenanstellen. Nachdem ich ziemlich alle Bücher von Popper gelesen habe, traue ich mir zu, dieses Urteil über ihn fällen zu können. Das heißt jedoch nicht, dass man das bisherige Wissen verwerfen muss. Würfe heute eine Atommacht eine Atombombe, hätte sie die gleiche verheerende Wirkung wie 1945 - wenn nicht sogar eine schlimmere. |
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28.11.2018, 02:25 | #2677 |
Eine Ecke weiter
Die Frage war nicht, ob sich Wahrheiten hier und da finden lassen.
Es geht zum Einen um den Weg der Erkenntnisgewinnung und da steht immer der Glaube an erster Stelle. Zum Anderen ging es um die Metaphysik der Erkenntnis, die sich jeder Rationalität entzieht. Dies war auch ein Grund, warum Einstein die Quantenphysik ablehnte, da sie die rationalen Zusammenhänge, im Sinne einer linearen Argumentation aufhebt. Rationalität hat keinen Anspruch auf Autorität und ist eine Insel im Ozean des Glaubens. Der Glaube ist Ausgang und Ende der Erkenntnis und die Rationalität ist nur ein kurzes Stück Weg dabei. |
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28.11.2018, 08:31 | #2678 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Mir ist schon klar, worauf du mit dem Glauben hinauswillst. Das ändert für mich aber nichts. Auf einen Glauben ist nun mal kein Verlass, schon gar nicht, wenn er wie die Religionen als Instrument missbraucht wird, Herrschaftsansprüche zu rechtfertigen und abzusichern. Ich setze lieber auf den Begriff des Vertrauens, aber auch nur, weil mir nichts anderes übrig bleibt, denn letztendlich können Menschen, weil sie nicht alles wissen, im sozialen Umgang miteinander ohne Vertrauen nicht auskommen. Wenn es schief geht, kann ich mit vom Objekt meines Vertrauens lösen, da bin ich völlig frei. Eines Gottes bedarf es jedoch weder für das Vertrauen in andere Menschen, noch für das Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. Es hatte einen guten Grund, dass Gerhard Schröder bei seiner Vereidigung zum Kanzler die Formel abgelehnt hatte: "So wahr mit Gott helfe." |
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28.11.2018, 09:10 | #2679 |
Glauben
Ist Vertrauen.
Die Frage ist nur wem vertrauen wir. Wer mag, der soll auf sich und, oder andere Menschen vertrauen. Auf wen wirst du im Sterben vertrauen, Ilka-Maria? Gerhard Schröder tat gut dran keinen Eid auf Gott zu leisten, denn die Schrift sagt:"Du sollst nicht schwören". Ansonsten ist Schröder für vieles ein Beispiel, aber kaum nachahmenswert. |
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28.11.2018, 09:20 | #2680 |
Forumsleitung
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Die Frage stellt sich mir nicht, weil ich nicht nach einer Antwort suche. Es wird irgendwann passieren - und fertig. Offen gesagt ist mir die Tatsache, sterben zu müssen, völlig wurst, da nicht zu ändern.
Zwischen "Glaube" und "Vertrauen" liegt für mich ein gewaltiger Unterschied. |
28.11.2018, 20:03 | #2681 |
abgemeldet
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Also, ich nehme gerade Philosophie Klassen und irgendwie verstehe ich kaum was Larkin z.B. sagt. Was soll diese mega Ansammlung von Informationen bewirken? Kein normaler Mensch wird verstehen, was die Kernaussagen deiner Antworten sind. Vielleicht bin ich aber einfach nicht intelligent genug, weil ich ehrlich gesagt, erschlagen bin von eurer Informationsdichte per Kommentar. Ilka ist auch gut, aber irgendwie noch nachvollziehbar. Na ja, weiter so, ihr seid echt gut.
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29.11.2018, 09:00 | #2682 | |
Antwort
Zitat:
Zwischen Glauben und Vertrauen ist kein riesiger Unterschied. Du folgst jemanden, dem du vertraust. Du vertraust jemandem, weil du Ihm glaubst. |
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29.11.2018, 10:13 | #2683 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Das sehe ich anders. Ich könnte dir den himmelweiten Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen locker erklären. |
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29.11.2018, 17:05 | #2684 |
Drehen uns im Kreis
Das Schöne ist, Ilka-Maria, wir brauchen nur warten.
Alles wird offenbar und wir werden es nicht verpassen. Also können wir ganz ruhig bleiben und abwarten. Übrigens Lebenserfahrung schützt vor Torheit nicht, ist also kein Kriterium für irgendeine Qualität Wirklich Liebe Grüße Blade |
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29.11.2018, 17:23 | #2685 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Also glaube du an deinen Gott, es sei dir gegönnt wie auch allen anderen Menschen, die daraus Kraft ziehen können. Ich weiß durchaus, was ein starker Glaube bewirken kann. Aber meine Welt ist das nicht. |
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04.12.2018, 22:49 | #2686 |
Gott und Seele
Fragen:
Würden die Gläubigen auch an einen Gott glauben, wenn es erwiesen wäre, das es keine Seele gibt? Wie stellen sich die Seelen Gläubigen sich eine Seele vor? Wenn eine Seele nicht materiell, bzw. stofflich ist, was macht es dann für einen Sinn diese zu bestrafen, belohnen und ihr zu vergeben? LG |
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