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27.09.2021, 07:02 | #1816 |
„Das Herz des Bösen" von Joy Fielding. Das Buch fängt eher langweilig an als ich die Leseprobe in meinem E-Reader heruntergeladen hatte, beschloss ich nach den ersten Seiten, es nicht zu kaufen - aber dann steigert sich die Geschichte furios. Ich habe es natürlich doch gekauft und es fast in einem Rutsch durchgelesen. In abgelegenen Häusern in den Bergen ist ein Killerpärchen unterwegs. Parallel dazu steigt die Geschichte bei Val ein, die von ihrem Mann verlassen wurde und allein mit ihrer Tochter lebt. Ihr Ex-Mann hat ein Wochenende in den Bergen mit seiner neuen Freundin und seiner Tochter geplant. Nun landen Val, Freundin des Ex-Mannes, Tochter und zwei Freunde von Val zusammen in einem Hotel in den Bergen und die Wege kreuzen sich. Was sich hier ziemlich anstrengend anhört, ist ungemein spannend und unterhaltsam beschrieben. Die Charaktere sind fein gezeichnet, obwohl die Erzählerin nie beschreibend wird, kann man sich die Personen deutlich vorstellen, so wie sie im Buch auftauchen.
Zudem hat es die Autorin geschafft, mich ziemlich in die Irre zu führen, ich war in der Mitte des Buches auf einer ganz falschen Spur. Für schwache Nerven ist das Buch allerdings nichts, die Szenen mit dem Killerpärchen sind schon etwas brutal beschrieben. |
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21.10.2021, 08:47 | #1817 |
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Jürgen Kaube: "Hegels Welt", rowohlt Berlin, 2020.
Beim Namen "Hegel" schrecken die meisten Leute sicherlich zurück, denn seine Philosophie gilt als schwer verständlich. Ich hätte mir das Buch wahrscheinlich nicht gekauft, es war ein Geschenk, also ließ ich mich darauf ein. Selbst bei Kaubes Versuch, Hegels einzelne Themen verständlich zu machen, ist das Hineindenken für den Leser anstrengend. Der Autor schreibt aber - zum Glück - nicht nur über Hegels schwer zu erfassenden Gedankengänge, sondern, wie der Buchtitel sagt, über seine Zeit und seine Wegbegleiter. Es war das Zeitalter des Idealismus, und da tauchen natürlich Namen wie (u.a.) Fichte und Schelling auf, immer wieder aber auch der Rückbezug zu Immanuel Kant, an dem bis heute kein Philosoph vorbeikommt. Die beiden letzten Kapitel habe ich mir jedoch erspart. Darin geht es um Kunst und Religion, und schon bei einem flüchtigen Blick hinein wurde mir klar, dass Hegel darüber nichts Neues zu sagen hatte. Letztendlich muss jedem Menschen freistehen, bei diesen beiden Themen auch ohne philosophische Begleitung zu seinem persönlichen Umgang mit ihnen zu finden. Kaubes Stil liest sich klar und flüssig, dafür ist dieser Autor bekannt. Trotzdem glaube ich, dass das Buch nur für Leser geeignet ist, die sich für Philosophie und insbesondere für den Idealismus interessieren. |
27.10.2021, 07:20 | #1818 |
„Schatten des Grauens über Bellmore House" von Dorothee Reichling - meine Güte, ist das schlecht. Ich hatte eine Leseprobe geladen und fand den Anfang ganz gut. Nachdem ich es dann ganz geladen hatte (als E-Book) war ich nur noch sprachlos. Keine Absätze und inhaltlich Fehler über Fehler. Ich werde es natürlich nicht zu Ende lesen. Ich erwähne es nur, weil es mich sprachlos macht, wie ein solches Buch - offenbar ohne jede Lektorarbeit - veröffentlicht werden kann.
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27.10.2021, 08:29 | #1819 | |
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Zitat:
Mein Tipp: Bevor du so etwas kaufst, schau dir den Verlag an, bei dem das Buch erschienen ist. Wenn da Namen wie neobooks, lovelybooks oder books on demand steht, ist Vorsicht geboten. Das heißt allerdings nicht, dass alles schlecht ist, was dort rauskommt. Mancher Autor und manche Autorin ist von namhaften Verlagen dort entdeckt und unter Vertrag genommen worden. Trotzdem: Diese Selbstverlage sind ein Riesengeschäft, und ehe man bei ihnen kauft, sollte man sich gründlich über ein Buch informieren. Ich selbst habe bisher neobooks für meine Veröffentlichungen genutzt und dabei nicht mehr als ein bisschen über 10 Euro "verdient"; denn der Löwenanteil der Verkäufe geht an den Verlag. Du kennst meinen Stil: Ich gehe mit Sprache sorgfältig um und bin bestrebt, Qualität zu liefern; aber das ist nur bei wenigen Schreibern der Normalfall. Die meisten überschätzen sich. Nebenbei muss ich dir aber ein Kompliment machen. Du scheinst nämlich einer der wenigen User zu sein, die regelmäßig Bücher in die Hand nehmen. Ich frage mich oft, wie es sein kann, dass sich jemand für einen Lyriker oder Geschichtenerzähler hält, ohne jegliche Leseerfahrung zu haben. Das Märchen vom Naturtalent, das einfach mal so vom Dach fällt, vermag ich nicht zu glauben. Wenn dem so wäre, bedürfte es keiner Schreib- und Journalistenschulen, geschweige denn der Lehrbücher rund um das kreative Schreiben. Oder anders ausgedrückt: Man kann einen Tisch herstellen, indem man vier Äste nimmt und ein Brett auf sie legt. Mann kann das Holz aber auch so bearbeiten, dass Handwerkskunst entsteht. |
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27.10.2021, 12:27 | #1820 |
Du hast recht, es scheint ein Selbstverlag zu sein, leider habe ich erst später darüber recherchiert. Den Namen des Verlages kannte ich gar nicht.
Mit der zweiten Sache gebe ich dir auch recht, wer schreiben will, muss viel lesen ich schaue in der Stadt regelmäßig in meinem Lieblingsbuchladen vorbei und stöbere im Internet bei den E-Books, die sind einfach praktischer für unterwegs. Werde aber zukünftig aufpassen, von welchem Verlag die Bücher heraus gebracht wurden. |
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28.10.2021, 18:27 | #1821 | |
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Zitat:
Habe selbst mal recherchiert. Das ist ein typischer Abzocker-Verlag (DeBehr), der den Autoren für eine Veröffentlichung ordentlich Geld abnimmt. Angeblich berechnet er für ein Buch von 200 Seiten 1.200 Euro. Dafür lektoriert so ein Verlag natürlich nicht. Vermutlich haben diese Geschäftemacher lediglich das Cover erstellt und dann den Text rausgehauen, wie ihn die Autorin abgeliefert hat. Seriöse Verlage machen so etwas nicht. Sie bezahlen den Autor, oder aber sie geben ihm eine ehrliche Absage. |
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29.10.2021, 19:01 | #1822 | |
Danke für die genaue Recherche, Ilka.
Zitat:
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26.11.2021, 01:58 | #1823 |
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Florian Schröder: "Schluss mit der Meinungsfreiheit! Für mehr Hirn und weniger Hysterie", dtv München, 2021.
Ein bitterböses Buch, von dem man sich wünscht, es wäre nur Satire. Leider sind die gesellschaftlichen Zustände, die Florian Schröder schildert, real und besorgniserregend, so dass man ihm dafür dankbar sein muss, sie in seinem gewohnt kabarettistischen Erzählstil zu schildern. Statt mehr dazu auszuführen, verweise ich Interessenten auf diesen Link, einem längeren Interview mit Schröder, in dem er zwischendurch mehrere Passagen aus seinem Buch vorliest: https://www.youtube.com/watch?v=04G7BExfGMU |
26.11.2021, 12:07 | #1824 |
Dabei seit: 11/2018
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Beiträge: 85
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Blake - Der Geschmack des Todes von Jack Heath.
Dies ist der zweite Band der Blake-Reihe. Darin geht es um Timothy Blake. Dieser löst Rätsel für Geld und unterstützt als inoffizieller Berater das FBI bei der Aufklärung von Verbrechen. Im 1. Band wird sehr häufig seine unschöne Kindheit erwähnt und die krassen Umstände, wie er zum Berater für das FBI geworden ist (der korrupte FBI-Direktor erwischt ihn, wie Blake gerade dabei ist einen Menschen zu verspeisen. Denn Blake ist nicht nur Intelligent, sondern auch ein Kannibale, der sich von zum Tode verurteilten Schwerverbrechern ernährt. Im 2. Band arbeitet er für die Chefin einer Verbrecherorganisation und lässt für sie Leichen verschwinden. Was ihm als Kannibalen sehr gelegen kommt. Es ist sehr spannend geschrieben und nichts für schwache Nerven. . |
12.12.2021, 09:49 | #1825 |
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John J. Winters: "Sam Shepard - A Life", Counterpoint, Berkeley, 2017.
Der Schauspieler Sam Shepard fiel mir erstmals in dem Film "The Pelican Brief" auf, hatte aber nur einen geringen Eindruck auf mich hinterlassen. Die Rolle als Professor, der früh bei einem Anschlag stirbt, war dazu auch wenig angetan gewesen. Jetzt bin ich durch den Film "Homo Faber" von Schlöndorff und einige Filme, die er mit Wim Wenders gedreht hat, stärker auf ihn aufmerksam geworden, vor allem, weil er für Wim Wenders an den Drehbüchern mitgearbeitet hatte. Deshalb habe ich mir Shephards Biografie gekauft. Zu meinem Erstaunen gehört seine Leidenschaft nicht dem Kinofilm, sondern dem Theater (auch der Musik, in der er jedoch nicht Fuß fassen konnte). Seine Spezialität ist ein avantgardistisches Theater für die Bühnen des Off-Broadway und Off-Off-Broadway, seine Stärke liegt in biografisch beeinflussten absurden Szenerien und eindringlichen Dialogen. Er ist ein "fast writer", als sei alles bereits in seinem Kopf angelegt und müsse nur noch zu Papier gebracht werden. Stark beeinflusst hatten ihn außerdem Pattie Smith und Bob Dylan. Was er über Jahre geheim zu halten vermochte, war eine Beziehung zu Jessica Lange. Shepard ist ein höchst sensibler, komplexer Charakter, der es trotz einem Hang zur Zerrissenheit immer wieder schafft, zur Balance zurückzufinden. Auf mich wirkt er wie ein real gewordener Parzival, der auf der unermüdlichen Suche nach dem heiligen Gral ist. Interessenten können einige seiner Theaterstücke auf youtube sehen, darunter "Buried Child" (Pulitzer-Preis): https://www.youtube.com/watch?v=vQdt9g6oC9g&t=2706s Zum Buch: https://www.amazon.de/Sam-Shepard-Jo...9295346&sr=8-1 |
29.12.2021, 11:49 | #1826 |
„Patricia Highsmith, Tage- und Notizbücher"
Herausgegeben von Anna von Planta, Diogenes Verlag In dem Buch stehen private Aufzeichnungen von Patricia Higsmith, nach ihrem Tod wurden 18 Tage- und 38 Notizbücher gefunden, und einige dieser Notizen kann man nun in dieser Auswahledition nachlesen. Ich hatte mir im November eine Ausgabe der FAZ gekauft, und in dieser wurde das Buch besprochen, was ich mir natürlicih flugs zu Weihnachten wünschte . Es ist hochinteressant. Natürlich sind es keine Geschichten im üblichen Sinne, es ist auch kein Ratgeber, wie man Geschichten schreibt oder ähnliches. Aber es ist fast so etwas wie eine Zeitmaschine, es beginnt mit Aufzeichnungen von 1941 und man kann in Patricia Highsmiths Leben geradezu eintauchen. Faszinierend finde ich, wieviel verschiedene Lieben/Beziehungen sie als junge Frau gleichzeitig hatte - die anderen Frauen (sie war homosexuell) schickten ihr Blumen etc. Ich hätte eigentlich gedacht, sie wäre immer nur eine Beziehung eingegangen, zumindest wusste ich vor dem Buch nichts von so vielen verschiedenen Beziehungen auf einmal. Sie betont auch oft, dass sie Hosen trägt - für eine Frau im Amerika der 40er-Jahre noch lange keine Selbstverständlichkeit. Viele Seiten sind mit Fußnoten zur Erklärung zum Bezug versehen. Mit einem Satz: Es ist einfach klasse. Und klasse gemacht. Ein großes Dankeschön an Diogenes und Anna von Planta. |
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29.12.2021, 13:05 | #1827 |
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Klingt hochinteressant.
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03.01.2022, 16:32 | #1828 |
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Georg Lentz: „Muckefuck“, Melzer Verlag, 1976/2004. Es ist der erste Band einer Trilogie, in dessen Mittelpunkt Karl Kaiser steht, der seine Kindheit und Jugendzeit in der Berliner Laubensiedlung „Tausendschön“ in der Zeit vor dem 2. WK bis zu dessen Ende und der Besatzung durch die alliierten Siegermächte schildert. Da aus der Sicht eines Kindes erzählt, ist die Geschichte in einer berlinerisch-schnoddrigen Sprache geschrieben, mit witzigen Umschreibungen für die Dinge des Alltags und der Erwachsenenwelt, die einem jungen Menschen noch unverständlich sind. Zum Beispiel hält Karl den Büstenhalter seiner übergewichtigen Mutter für eine doppelte Einkaufstasche mit zwei Henkeln. An ähnlich phantasievollen Vergleichen fehlt es dem Autor nicht, der Roman ist bis zum Ende vergnüglich zu lesen.
Das Buch und seine Fortsetzung, „Molle mit Korn“, bekam ich aus dem Nachlass eines verstorbenen Verwandten. Bis dahin hatte ich noch nie davon gehört, obwohl die Romane als Mehrteiler für das Fernsehen verfilmt worden waren, sie also ein Erfolg gewesen sein müssen. Den dritten Band, „Weiße mit Schuss“, habe ich mir im Internet bestellt, er wurde von einem Antiquar geliefert. |
29.01.2022, 17:59 | #1829 |
Dabei seit: 03/2013
Beiträge: 1.890
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Frag uns doch! Eine Jüdin und ein Jude erzählen
Marina Weisband & Eliyah Havemann, Frag uns doch!, Sachbuch, S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main, ISBN 978-3-10-397491-1, 192 Seiten, gebunden, € 18,00 (D)
Mein (Sach-)Buch des Jahres 2021. Meine Rezension "Ich weiß, dass ich nichts weiß: über Jüdischkeit im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen" findet man hier: http://www.zugetextet.com/?p=9572 70 Jahre Wannsee-Konferenz, die aktuelle Studie des Jüdischen Weltkongresses, die Diskussionen und Verschwörungstexte auch in poetry.de zeigen, wie wichtig das Lesen dieses Sachbuchs wäre. Damit endlich jeder weiß, was Jüdischkeit, Judentum und Judesein heißt - gerade und wieder in Deutschland. Bei diesem Buch gilt Lesepflicht für jeden Deutschen und jede Deutsche, der Lesen kann. Man sieht das Thema Antisemitismus (und Rassismus) nachher anders - versprochen. |
08.02.2022, 18:35 | #1830 |
„Der Verein der Linkshänder" von Hakan Nessar. Fängt interessant an, dann verliert der Autor sich in Geschwafel. Es ist ein Kriminalroman, von dem ich auf Seite 115 noch nicht weiß, was da eigentlich aufgeklärt werden soll. Es geht um einen geheimnisvollen Verein, der in den 90er Jahren gegründet wurde und dessen Mitglieder bei einem Brand ums Leben gekommen sind, bis auf einen, der verschwand und den man für den Täter hielt. Nun taucht in der Gegenwart seine Leiche auf, und somit stellt sich heraus, dass er nicht der Täter war.
Der Plot hätte durchaus spannend werden können, wenn der Autor nicht so davon überzeugt gewesen wäre, die Seiten mit belanglosem Kram füllen zu müssen, nicht szenisch zu schreiben und Sparsamkeit bei den Dialogen zu üben. Fazit: sterbenslangweilig. Früher hätte ich gedacht, wenn mir ein solches Buch eines berühmten Autors nicht gefällt, hätte ich etwas nicht verstanden. Heute weiß ich es besser, mag der Schriftsteller noch so berühmt sein. |
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08.02.2022, 20:10 | #1831 | |
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Zitat:
Nee, so ist das nicht, du kannst deinem Urteil getrost vertrauen. Ein Verlag versucht lediglich, einen Autor, der einmal einen großen Erfolg landen konnte, weiterhin auszuschlachten und den Gewinn einzufahren, solange sich Leser damit fangen lassen. Außerdem bekommt ein Vertragsautor vom Verlag vorgeschrieben, wieviele Seiten er schreiben soll, damit die Herstellungskosten kalkulierbar sind und die Aufmachung des Buchs zu seinen bislang erschienen passt. Wenn die Story dünn ist, aber 350 Seiten dabei herauskommen sollen, muss er eben schwafeln. |
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09.02.2022, 07:41 | #1832 | |
Zitat:
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25.02.2022, 09:26 | #1833 | |
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18.03.2022, 22:46 | #1834 |
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Stefan Aust: "Zeitreise - Die Autobiografie", Piper 2921.
Einblick in die journalistische Arbeit von der Nachkriegszeit bis heute, Einblick in die Strukturen von Presse und Fernsehen. Ein Stück hautnaher Zeitgeschichte mit gebündelten Hintergrundinformatioen. Lobenswert die Grundhaltung: Journalisten sind nicht da, um zu verschweigen, was nicht populär ist, sondern um zu informieren. |
19.03.2022, 18:12 | #1835 |
Edgar Selge: Hast Du uns endlich gefunden
Ich lese sehr viel, wenn ich auch weniges hier bespreche. Aber der Debutroman von Edgar Selge hat mich so begeistert wie schon lange nichts Gelesenes mehr.
Erzählt wird die Geschichte einer Familie nach dem zweiten Weltkrieg. Vater: Gefängnisdirektor und dilettantischer, aber doch guter Pianist mit Nazivergangenheit. Eindringlich werden die familiären Konfliktlinien beschrieben aus der Sicht eines der vier Söhne. Psychologisch sehr glaubwürdig, sprachlich ungewöhnlich eindringlich und bildhaft umgesetzt. Kann ich nur weiter empfehlen, AlteLyrikerin. |
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19.03.2022, 18:23 | #1836 | |
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Zitat:
Edgar Selge ... ich wusste nicht, dass er jetzt in der schreibenden Zunft angekommen ist. Als Schauspieler steht er auf meiner Skala ganz oben. Er kennt keine Tabus, spielt alle Rollen, selbst diejenigen, die einen Menschen zerreißen könnten. Das hat er mit meiner Lieblingsschauspielerin Isabelle Huppert gemein. Selge und Huppert loten Abgründe aus. Danke für den Hinweis. Er hat mich neugierig gemacht. |
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01.04.2022, 09:09 | #1837 |
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Christopher Clark: "Die Schlafwandler - Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog", Penguin Random House / Pantheon-Verlag, 11. Aufl., 2013.
Da in der letzten Zeit im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine immer wieder dieses Buch (das als Meisterwerk gehandelt wird) erwähnt worden ist, habe ich es gekauft und bisher die ersten 150 Seiten gelesen. Clark erzählt darin über das politische Geschehen in den zehn Jahren vor Ausbruch des Krieges. Die Konflikte, Ereignisse und Entscheidungen in den europäischen Staaten, vor allem in Österreich-Ungarn und auf dem Balkan, sind sehr komplex und zeigen, dass es nicht einfach ist, nur einem der Beteiligten die Schuld an diesem Krieg zuzuschreiben, der durchaus hätte vermieden werden können. |
01.04.2022, 09:23 | #1838 | |
Gast
Beiträge: n/a
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Zitat:
Es hat mich erschüttert und so tief erreicht, wie wenige Bücher. Tw. ist es mir so nahe gegangen, dass ich dem Erbrechen nahe war. Es berührt DIE Nahtstelle Nazivergangenheit / Wiederaufbau mit allen ihren dreckigen Lügen und Vertuschungsmechanismen -- sowohl im "großen" Rahmen, wie auch in einer bürgerlichen Familie. Pflichtlektüre für alle deren Eltern in dieser Zeit aufgewachsen sind! lG 4WS |
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01.04.2022, 22:42 | #1839 |
Georges Minois: Die Hölle (Taschenbuch)
und als kostenloses Hörbuch https://www.bibel-server.net/luther....testament.html |
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14.04.2022, 07:27 | #1840 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.492
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Neptun Sehnsucht nach Erlösung, von Liz Green (eine Jungsche Psychoanalytikerin)
Die beste Autorin astrologischer Bücher, über all die Wassergottheiten, auch die vor Neptun die meistens Frauen oder irgendwie geschlechtslos waren, darum sagt man auch das Wasser. Ich hab mich ja auch immer gefragt, warum der Geburtszeitpunkt wichtig is, weil man ja eigentlich schon vor der Geburt existiert. Aber bei der Geburt kommt man aus dem Wasser. Neptun wurde ja schon bevor Astronomen ihn Neptun nannten, von den Römern zum Herrscher der Fische erklärt. Obwohl es ja auf Neptun garkein Wasser gibt, nur 2000 kmh Stürme und Diamanten regnen vom Himmel. |
14.04.2022, 07:41 | #1841 |
Tim Marshall, „Die Macht der Geographie",Untertitel „Wie sich Weltpolitik anhand von 10 Karten erklären lässt". In diesem Buch werden die Zusammenhänge der jüngsten Ereignisse (Annexion der Krim, NATO-Beitritte z. B.) sehr gut erklärt.
Tim Marshall ist anerkannter Experte für Außenpolitik und wurde für seine Arbeit mehrfach ausgezeichnet (aus dem Klappentext). |
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21.04.2022, 16:19 | #1842 |
Dabei seit: 02/2022
Beiträge: 5
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Ich lese derzeit „Cryptos“ von Ursula Prosnanski.
Ein fantastisches und super spannendes Buch wessen Handlung in der Zukunft spielt und es virtuelle Welten gibt. LG Lucia |
02.06.2022, 18:32 | #1843 |
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Volker Reinhardt: "Voltaire - Die Abenteuer der Freiheit. Eine Biografie." C.H.Beck, 2022.
Beim Lesen dieser Biografie wird schnell klar: Voltaire war sowohl beim säkularen wie beim geistlichen Adel auf breiter Front unbeliebt, denn seine Schriften - teilweise unter Pseudonym veröffentlicht - waren gefährlich. Die anonyme Veröffentlichungen nützten ihm nichts, denn am Stil erkannte jeder, wer hinter den aufklärerischen und aufrührerischen Schriften stand. Sie brachten Voltaire einen Aufenthalt in der Bastille und schließlich die Verbannung aus Paris ein, so dass sein Traum von einer Position am Hof von Versailles endgültig platzte. Denn trotz seiner zeitkritischen Schriften und seiner Attacken auf Adel und Klerus war er ein Lebemann und schätzte das angenehme Leben in den höheren Kreise, hatte also in dieser Hinsicht Ambitionen gehabt. Aber welcher Mensch ist frei von Widersprüchen? Seine Annäherung an den "Philosophenkönig" Friedich II. von Preußen scheiterte an zwei Umständen, die er auf Dauer nicht tolerieren mochte: Zum einen war er am preußischen Hofe nicht frei, sondern ein Angestellter; zum anderen entpuppte sich Friedrich als Kriegstreiber, was für den Kriegsgegner Voltaire ein "no go" war. Der Autor des Buches hat sich tief in das Leben des Philosophen (eigentlich war er eher ein Intellektueller seiner Zeit, der vom Geist der Aufklärung geprägt war) hineingearbeitet und nicht nur jedes seiner Werke ausführlich besprochen, sondern auch viele abschnittlange Zitate eingebracht. Besonders ausführlich hat er aus dem Briefwechsel zitiert, um zu zeigen, wie spitzzüngig und spöttisch Voltaire mit den Adressaten verfuhr, mit denen er im Streit lag, ohne jedoch das Gesetz des guten Tons verletzt zu haben - Touchés, die gekonnt sein mussten. Voltaires bedeutendste Werke waren wohl die "Lettres Philosophiques", der Roman "Candide oder die beste der Welten" und das Theaterstück "Oedipe". Kurz: ein schillernder, widersprüchlicher Charakter. scharfsinnig und seinen Gegnern nicht an Macht, aber an Esprit und spottgetriebener Streitlust hochüberlegen, ein Genussmensch (was er aufgrund seiner kränklilchen Natur oft bereuen musste), in Sachen Frauen kein Kostverächter und obendrein ein Finanzgenie, das es verstand, mit Aktiengeschäften und Spekulationen sein Vermögen zu steigern. Ich steuere auf die letzten Seiten der Biografie zu und bedauere schon jetzt, Voltaire bald sterben zu sehen. |
30.06.2022, 11:57 | #1844 |
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Catherine Belton: "Putins Netz - Wie sich der KGB Russland zurückholte". HarperCollins, 3. Aufl. 2022.
Aufschlussreich und billant geschrieben, wenn auch sprachlich nicht ganz fehlerfrei, aber ein Lektor ist auch nur ein Mensch, und zwei Grammatikfehlerchen in über 200 Seiten sind verzeihbar. Jedenfalls geht der Einblick der Autorin tief und gibt jeglicher Illusion, mit Putin über Europas Zukunft verhandeln zu können, den Todesstoß. Seine Marschroute ist abgesteckt und von zahlreichen Namen einer Verzahnung aus Politik, Oligarchie und Geheimdiensten flankiert, die ihr Netz über die ganze Welt gesponnen haben. Zwar kennt jeder längst die Umbenennung der britischen Hauptstadt in "Londongrad", aber das ist nur die Spitze des Eisbergs. Interessant ist zu lesen, wie Putin, der zunächst völlig suchtlos nach Macht und Karriere zu sein schien, von Leuten in sein Amt gehievt wurde, die ihn für lenkbar gehalten hatten. Seine Bescheidenheit und Unauffälligkeit schien dafür geeignet zu sein, ihn wie eine Marionette an den Fäden halten zu können, und das Hauptaugenmerk lag darauf, den permanent besoffenen Jelzin und dessen am Westen orientierten Demokratievorstellungen einzustampfen. Die Autorin war so schlau gewesen, die einschlägigen Namen der putinschen Helfershelfer am Anfang des Buches aufzulisten und ihre Rollen kurz zu beschreiben, um den Leser bei der Lektüre nicht in einem Personendschungel laufen zu lassen. Auch hat sie das Buch in drei Hauptteile gegliedert, nämlich den Niedergang der Sowjetunion nebst Putins Bürgermeisterjahre in St. Petersburg, Putins Amtsübernahme im Kreml und die Wiedererstarkung der Geheimdienste sowie das heutige Streben Russlands nach einer erneuten Großmachtrolle. Der Stoff ist anspruchsvoll, aber flüssig zu lesen. |
09.07.2022, 09:58 | #1845 |
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Dana Buchzik: "Warum wir Familie und Freunde an radikale Ideologien verlieren- und wie wir sie zurückholen können", rohwohlt polaris, 2022.
In Teil I und Teil II des Buches befasst sich die Autorin mit dem Prozess der Radikalisierung und wie man anhand von Persönlichkeitsveränderungen früh seine Anzeichen erkennen kann. Dazu bringt sie einige Fallbeispiele aus ihrer Praxis. In Teil III und IV zeigt sie Strategien auf, wie man mit nahestehenden Menschen, die radikale Ideologien vertreten, im Gespräch bleiben kann, ohne sich auf sinnlose Kontroversen einzulassen und eine unüberbrückbare Kluft zu schaffen. |
09.07.2022, 22:22 | #1846 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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ich kenne das Buch nicht, aber das hier lässt mich zweifeln: "...zeigt sie Strategien auf, wie man mit nahestehenden Menschen, die radikale Ideologien vertreten, im Gespräch bleiben kann, ohne sich auf sinnlose Kontroversen einzulassen und eine unüberbrückbare Kluft zu schaffen."
Als Betroffener und in der Regel unglaublichgeduldiger Mensch habeich in zwei Fällen alle Hoffnung aufgegeben. Heinz __________________ |
10.07.2022, 07:07 | #1847 | |
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Zitat:
Was mich an ihren Ausführungen aber viel mehr interessiert hat, ist der psychologische Prozess, wie ein Mensch in eine Ideologie hineinrutscht. So etwas geschieht nicht schlagartig, sondern allmählich, und die Gründe sind meistens ein Bruch im Lebenslauf, der in die Isolation führt. Man sucht nach neuem Halt, meldet sich bei einer Gruppe, deren Anliegen dem Leben wieder Sinn zu geben scheint, und merkt überhaupt nicht, wie man manipuliert wird. Auch schildert die Autorin, weshalb es extrem schwierig ist, sich von so einer, in der Regel hierarchisch aufgebauten, Gruppe und ihrer Ideologie zu lösen. |
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10.07.2022, 12:09 | #1848 |
Dabei seit: 07/2015
Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.492
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Ja genauso funktioniert das Leben in der Gesellschaft ja die ganze Zeit, egal zu welcher Ideologie man sich verführen lässt.
Darum würde Heinz sich ja auch nie von seiner Ideologie abbringen lassen oder ich. Ich mach das auch meistens so, garnicht auf solche Themen einzugehen, solange die Ideologie mir noch Raum für meine Ideologie lässt, bin ich zufrieden. Ich höre grade ein Hörbuch von Lisa Eckhart. Sie hat echt eine witzige Betrachtungsweise auf zwischmenschliche Prozesse und den Wandel der Zeit, von Sinnlos zu einer noch sinnloseren Zeit heutzutage. Und ich lese noch die Geschichte von Stephan Berndt über Alois Irlmaier. Der Autor wurde ja schon öffentlich als bekloppt hingestellt. Kann ich mir vorstellen wenn man ihn sieht oder seine Lesungen. Er sollte sich besser bedeckt halten. Denn Schreiben kann er aus meiner Sicht recht gut. Spannende Geschichte um den Alois. Wie sie ihn erst erhoben haben und dann weil die Leute in Aufregung gerieten schnell diskreditierten. Schon da haben sie versucht Volksaufstände zu vermeiden, indem man ein bisschen die öffentliche Meinung zur ruhe brachte. Etwas aus dem Blickwinkel entfernte. Was von aufgebrachten Menschen falsch verstanden wurde, indem man es auch verkaufsträchtig leicht verändert publiziert hat. |
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