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11.06.2011, 15:32 | #826 |
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Psychohygiene (der Ausdruck ist nicht einmal von mir, mir fällt aber auch grade nicht ein, wo ich ihn herhabe...) ist ein Vorgang, bei dem ich meinen Kopf von geistigem Unrat befreie.
Beispiel: Elisabeth ist auf dem Weg nach Hause. Beim Überqueren einer Straße wird sie beinahe von einem Auto überfahren und sie erschrickt sich fürchterlich. Zu Hause erzählt sie die Geschichte ihrem Mann. Am Telefon ihrer Schwester, ihrer Mutter und ihrer besten Freundin. So bewirkt sie mit jedem Mal, wo sie die Geschichte erzählt, dass diese Geschichte zur Geschichte wird und weniger ein persönlicher Schock: Sie kommt langsam drüber weg, weil sie sich mit der Geschichte wieder und wieder auseinandersetzt. Ihre Freundin Petra ist da erstmal aus ganz anderem Holz geschnitzt. Sie redet Elisabeth zwar zu, aber nachdem sie auflegte, denkt sie sich: Meine Güte stellt die sich aber an! Da muss man doch nicht gleich so einen Riesenaufstand drum machen! Denn Petra hat in ihrem Leben selbst seltener die Erfahrung machen dürfen, nach solchen Schocks aufgefangen zu werden: Sie bekam stets ein "Nun stell dich mal nicht so an, das ist noch lange kein Weltuntergang!" zu hören und nun denkt sie jedesmal für sich, wenn sie schockiert ist: Stell dich nicht so an. Bei anderen kann sie es kaum ertragen, wenn die sich so gehen lassen. Also trifft sich Petra mit ihren anderen Freundinnen und erzählt herum, was für eine Heuelsuse Elisabeth ist, das die ja von ihren Eltern vollkommen verweichlicht worden ist und mit dem Leben gar nicht klarkommt. Und weil Petra das wirklich extrem nervt, erzählt auch sie das wieder und wieder. Das ist ihre Psychohygiene. Nach einer Zeit lernt Petra die Liebe ihres Lebens kennen, alte Wunden werden verarztet, sie erfährt, dass es durchaus nicht verwerflich ist, sich auch mal fallenzulassen und dass ihre Eltern vielleicht nicht mit allem Recht hatten. Wie es mit Geschichten so ist, machen sie die Runde und Elisabeth will nichts mehr von Petra wissen. Petra denkt jetzt aber anders darüber und kommt überhaupt nicht damit klar, dass Elisabeth nicht mehr ihre Freundin sein will. Petra käme aber mit etwas anderem genauso wenig klar: Ihr Gesicht vor ihrer Liebe oder ihren anderen Freundinnen verlieren. Der Druck steigt, sie wird es nicht los, das Leid vergrößert sich. Das Beispiel ist nicht so supertoll, war ja aber auch aus dem Stehgreif. Je nachdem um was es dabei geht, besteht für jemanden wie Petra ein Konflikt aus dem sie so nicht herauskommen kann und sie kann ihren Kopf nicht "freipusten". Grade in Großstädten mit der üblichen Vereinsamung in der Menge, mit der Kontaktarmut vieler Menschen fehlt das Reden. Und so verstopft das Hirn, Hass kann ein möglicher Ausweg sein, Gewalt gegen sich oder andere, Fanatismus... Wenn jetzt jemand ein schweres Geheimnis mit sich herumschleppt, über das er, aus welchen Gründen auch immer, mit niemandem sprechen kann, weil er vielleicht eine Straftat begangen hat und sich selbst bezichtigen müsste (diese Starftat muss ja nicht einmal eine gesetzliche Strarftat sein, es reicht ja wenn die Person meint etwas furchtbar schlimmes getan zu haben), dann is immer das Problem, dass, wie bei einem Dampfdrucktopf, eben kein Dampf abgelassen wird- keine Verarbeitung stattfindet. Und zumindest in solchen Fällen ist die Beichte zumindest etwas. Aber, wie ich schon sagte, nicht das Optimum. |
11.06.2011, 15:41 | #827 | |
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Zitat:
:: Erst einmal gilt: Sich nicht erwischen lassen. Regel Nr. 2: Sich niemandem anvertrauen. Nächste Regel: Guter Anwalt. Nix zugeben, Schnauze halten. Rauskommen aus dem Schlamassel. Den Menschen ginge es besser, wenn man sie Menschen sein ließe, statt in ihrem Seelenleben rumzubohren. |
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11.06.2011, 16:17 | #828 |
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Ich muß Jack einmal etwas zur Seite springen.
Der "Sinn" der Beichte ist es nicht, den theologischen Geheimdienst mit Insiderinformationen zu versorgen, sondern das Erlangen von Vergebung von höchster Seite. Ich habe - Gott strafe mich - noch so viel Vertrauen in die katholische Priesterschaft, daß sie das Beichtgeheimnis ernst nimmt. Anderenfalls würde der Dreifaltige äußerst ungehalten, und daß sie den wider besseres Wissen nur als Popanz für die Masse hochhalten, glaubt nicht einmal ein desillusionierter Realzyniker wie ich. Meine atheistische Ansicht dazu: in Anbetracht des fiktionalen Charakters des Dreifaltigen ist von ihm logischerweise keine reale Vergebung zu erhalten. Vergebung erhält man ausschließlich von dem Menschen, dem gegenüber man gefehlt hat - oder man erhält sie auch nicht! Für den letzteren Fall hat der Katholik einen metaphysichen Bypass, eine Art göttlichen Override. Der Atheist hat den nicht. Etwas persönlich: ich war zu Schulzeiten einem Mädchen in meiner Klasse gegenüber jahrelang ein richtiges Arschloch. Eines Tages, ich war 16, kam mir eine Art ethischer Erleuchtung: "Was Du da machst ist grundfalsch. So ein Mensch darfst und willst Du nicht sein. Es hört hier und heute auf." Es hörte auf für immer, und die Dinge normalisierten sich. Nur die Scham blieb, und das schlechte Gewissen meldete sich jedesmal, wenn irgendwo das Wort "Mobbing" fiel: "Das bist Du!" "Aber ich mache das seit 25 Jahren nicht mehr!" "Du hast es aber getan. Das wischst Du nie wieder ab." 25 Jahre später finde ich sie auf Facebook, eine erfolgreiche Juristin, Mitglied im Mensa-Club, Fachbuch-Veröffentlichungen, Interviews in der FAZ. Ich schicke ihr eine Facebook-Freundschaftsanfrage mit der Mitteilung, daß ich mich seit 25 Jahren für mein Verhalten von damals schäme. Sie erwidert, daß ich damit aufhören solle, alles sei gut. Ich danke ihr. Sie akzeptiert meine Anfrage. Den kathartischen Effekt kann ich nicht wirklich beschreiben. Der einzige Mensch, der den Fleck abwischen konnte, hat ihn abgewischt, 25 Jahre später. Ich weiß nur, daß die katholische Beichte diesen Effekt nie auf mich hatte, obwohl ich bis ca. 14 noch sehr katholisch war. Heute ist mir klar, warum das nicht funktionierte. Darum noch einmal: Katharsis, "closure", Vergebung als den wirklichen Sinn des katholischen Beichtsakraments gibt es nur von Mensch zu Mensch. Aber es ist eine gewaltige heilende Kraft, und in dem Punkt hatte der Nazarener absolut recht. |
11.06.2011, 16:24 | #829 | |
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Willst du mich nicht verstehen?
Zitat:
Was soll Hansi mit einem Anwalt? Das er denkt, ein Unglücksbringer zu sein und stets intakte Beziehungen zu zerstören, ist absoluter Mumpitz, aber das weiß er nicht und wird er auch so einfach nicht glauben. Hansi leidet darunter, ist beziehungsunfähig und will sich dass Leben nehmen. Na gut, lassen wir ihn Mensch sein und springen... |
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11.06.2011, 20:59 | #830 | |
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Zitat:
Und an Jack: Verdammt und zugenäht: Es heißt STEGREIF. Ich habe ja nichts gegen Greife, die sitzen, stehen, laufen oder einen Kopfstand machen. Aber einen Stehgreif gibt es nicht. Es heißt STEGREIF !!! Wie oft hatten wir das eigentlich schon? |
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11.06.2011, 22:10 | #831 |
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Ach, der Stegreif. Er ist ein Steg-Reif, kein stehender Greifvogel.
--- Zur Beichte: das meine ich ja - die katholische Beichte ist ein Surrogat für das Verzeihen zwischen Mensch und Mensch. Als solches taugt sie aber leider nicht, weil nur Menschen sich gegenseitig Schuld vergeben können und kein fiktionales Überwesen das metaphysisch überbrücken kann. Der Katholik hat es da einfacher, der lädt beim Priester ab, und der Fall ist erledigt. Zu seiner Verteidigung sei gesagt, daß aus katholischer Sicht ohne aufrichtige Reue auch der fiktionale Übervatersohngeist nicht vergibt, da kann ein Priester zehnmal Absolution und ein Katholik hunderte von Rosenkränzen sprechen. |
11.06.2011, 22:21 | #832 |
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Äh...ich hatte das ehrlich gesagt noch gar nicht-
aber ich denke, jetzt weiß ich's!!! In manchen Fällen kann ich den Konflikt mit der Person gar nicht mehr direkt klären, z.B. weil sie tot ist oder einen Hirnschlag erlitt und es nicht mehr richtig mitkriegt oder im Koma liegt. Dann hängt man ziemlich blöd da, mit seinem Kram... |
11.06.2011, 22:25 | #833 |
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Allerdings, und da ist nichts mehr zu wollen. Daher sollte man darauf achten, nicht zu vielen Leuten ernsthaft an die Karre zu fahren - man weiß nie, ob sich das wieder ausbügeln läßt.
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05.08.2011, 00:12 | #834 |
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Und was, wenn der, den man um Vergebung bittet, nicht vergeben will? Oder wenn man nicht das Glück hat, ihm noch einmal zu begegnen, um um Vergebung bitten zu können? Was ist, wenn es der Bruder ist, den man verletzt hat, der dann aber plötzlich starb? Und wen kann man um Vergebung bitten, wenn man es einfach versäumt hat, einer Gruppe von Menschen die Hilfe zu gewähren, die man hätte gewähren können?
Ist in all diesen Fällen wirklich einfach nichts mehr zu wollen, auch wenn der Schuldiggewordene seine Schuld sond tausendfach bereut hat? Gibt es einen Weg, dennoch - wenigstens seinen "Seelenfrieden" wiederzufinden? |
05.08.2011, 06:35 | #835 |
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Ja, gibt es: Man findet sich damit ab und hängt Begriffe wie "Schuld" an den Nagel. Oft ist die vermeintliche Schuld sowieso nichts weiter als Selbstzerfleischung, was ein Indiz dafür ist, daß man sich selbst viel zu wichtig nimmt.
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05.08.2011, 08:20 | #836 | |
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Zitat:
Da ist nichts mehr zu wollen. Man wird damit ins Grab und ins Nichts gehen, daß die Verfehlung nicht vergeben wurde. Wie weiter oben schon gesagt, ein metaphysischer Subsidiarvergeber kann nichts für einen tun, da nichtexistent. Fall b) Mehr als eine Person involviert: Man würde sie einzeln abklappern müssen, was an praktische Grenzen stößt. Ergebnis wie a). Für dickfellige und gewissenlose Individuen (Ilka nicht gemeint) gilt ein anderes - die sagen "Scheiß drauf" und ihr Seelenfrieden ist hergestellt. Und kein metaphysischer Sanktionierer tritt sie dafür in den Hintern, weder zu Lebzeiten noch posthum. |
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05.08.2011, 08:36 | #837 |
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Ich hatte eine "Jugendsünde" begangen (ein Kind geohrfeigt), was mich noch viele Jahre lang in der Erinnerung daran vor Scham brennen ließ.
Habe später die Mutter getroffen und mit ihr darüber gesprochen. "Der Michael hatte das eine Stunde später schon längst vergessen" sagte sie mir. So hab ich mich lange Zeit umsonst gepeinigt. Kenne aus meinem Leben noch mehr solcher Vorfälle. Oft scheint das Gegenüber gar nicht so sehr verletzt zu sein, wie man selbst annimmt. (Wollte nur andeuten, daß da keine göttliche Stimme zu mir sprach Ego te absolvo) |
05.08.2011, 22:20 | #838 |
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06.08.2011, 06:18 | #839 |
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Sicher nicht umsonst, lieber Thing. Für Dich war es vermutlich hilfreich, vielleicht sogar wertvoll.
Zum Ego te absolvo: Ich halte es für eine Anmaßung, wenn ein Mensch (hier Priester), der mit dem "Schuldfall" gar nichts zu tun hat, einem anderen "vergibt". Schuld ist eine Sache zwischen den beiden beteiligten Menschen; jeder andere, der sich da einmischt, verhält sich anmaßend. Und die Anmaßung wird zum Grössenwahn, wenn er glaubt, dies auch noch im Namen Gottes zu tun. Liebe Grüsse P. |
06.08.2011, 09:42 | #840 |
R.I.P.
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Es war weder hilfreich noch wertvoll, sondern hat mich viele Nächte Schlaf gekostet.
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06.08.2011, 09:55 | #841 |
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06.08.2011, 10:02 | #842 |
R.I.P.
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Nun ja - insofern positiv, als daß ich mir später wegen vermeintlicher Verfehlungen kein so überaus schlechtes Gewissen machte, das stimmt allerdings.
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06.08.2011, 14:07 | #843 | ||
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Zitat:
Das predige ich da oben. Vergeben kann nur der, an dem man schuldig ist, kein Priester, keine metaphysische Fiktion. Als Konsequenz schaffen wir das Justizsystem ab? (So meintest Du das nicht.) Zitat:
Ich würde hier nicht von Anmaßung reden, sondern von falschen Axiomen. (Gott existiert, die Bibel beschreibt ihn korrekt, die kath. Kirche interpretiert die Bibel unfehlbar richtig). |
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06.08.2011, 14:36 | #844 |
R.I.P.
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Der "Priester" (Beichtvater) ist der sog. Vermittler zwischen Sünder und Gott.
Schaltstelle. Das hatte ich als protestantisches Kind nicht nötig, da bedurfte es keinen (Ver)MIittlers. Da hatte man zum himmlischen Vater und seinem Sohn sozusagen einen direkten und persönlichen Draht. War nicht schlecht! Mir hat er nämlich immer beigepflichtet. |
06.08.2011, 15:19 | #845 |
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Hallo, Schamansky,
ja, das ist mir bekannt. Als ehemaliger Beinahe-Theologiestudent mit dem Ziel, katholischer Priester zu werden, war mir das alles in Fleisch und Blut übergegangen. Und diese Lehre (die katholische) finde ich halt anmassend. Selbst wenn ich an Gott glaubte, würde ich keinem Menschen die "Macht" zugestehen, das Bindeglied zwischen Gott und mir zu sein (da haben es die Protestanten besser, gell, Thing?). Gruss P. |
06.08.2011, 15:32 | #846 |
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Alles klar, Peter. Das ist auch der Kern des Protestantismus, sola fide, sola gratia. Kein Priester kann einen retten, wenn der Boß sich anders entschieden hat.
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06.08.2011, 16:28 | #847 |
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Interessanterweise schüttele ich bei solcherart Diskussionen immer innerlich mein greises Haupt, und wundere mich im Nachhinein darüber, dass ich das alles mal geglaubt habe.
P. |
06.08.2011, 17:07 | #848 |
R.I.P.
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Mein weitaus "greiseres" Haupt hat nie einen irdischen Vermittler benötigt.
Und Maki steht sowieso außerhalb aller religiösen Bekenntnisse/Bekenner. Wie wohl ruhe ich in seinem Schaum! |
06.08.2011, 17:43 | #849 |
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Als Kind habe ich das alles auch geglaubt. Aber irgendwann fand ich es nur noch absurd.
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06.08.2011, 17:48 | #850 |
R.I.P.
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Frosch auf seinem Seerosenblatt:
Ich glaube nicht an Prinzen. ich glaube an den Storch. |
06.08.2011, 17:58 | #851 |
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06.08.2011, 17:59 | #852 |
R.I.P.
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Diametral!
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07.08.2011, 23:49 | #853 |
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Alles interessante, mehr oder hilfreiche Sachen, die da geäußert wurden. Offenbar ist es Glückssache, wenn man die Gelegenheit erhält, etwas bei einem Anderen wieder ins Reine zu bringen, wenigstens im Sinne des Bittens um Vergebung.
Doch ins Reine kommen mit sich und dem Anderen muß letztlich auch der, an dem einer schuldig wurde. Falls dieses Schuldigwerden des Anderen an ihm für ihn überhaupt je zum Problem wurde. Deshalb sollte man in unserem Zusammenhang auch besser nicht einseitig von Vergebung sprechen, die ja nur vom Opfer ausgehen kann, sondern von Versöhnung oder Versöhnlichkeit, die Reue impliziert. Wenn ich mich versöhnlich zeige, wenigstens zeigen möchte, wenn ich bereue, weiss ich für mich selbst bereits, daß ich mich geändert habe und bereits in einem anderen Licht stehe. Vielleicht werde ich, solange ich auf Erden lebe, nie oder nur sehr selten vollkommene Erlösung bzw. Vergebung erfahren. Doch das allein läßt mich schon zur Ruhe kommen, daß mir mein Fehlverhalten Leid tut - und ich, nocheinmal, die Versöhnung ersehne. Letztendlich bitte ich Gott in solchen Fällen stets, die Wunden, die ich bei meinem Mitmenschen geschlagen habe, auszuheilen. Auch das hilft, den innernen Frieden wiederzufinden. Und wenn es nur ein Gebet ist wie "Gott, falls es dich gibt..."! Ich weiß, das wird hier überwiegend für sinnlos angesehen, weil man WEISS, dass Gott nicht existiert. Mich macht mein Glaube aber reich. Und prinzipiell zur Versöhnung bereit. Immer wieder. LG Abendstern |
12.08.2011, 23:08 | #854 |
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Ein Glaube, der versöhnlich stimmt und zur Vergebung bereit macht, ist kein schlechter Glaube. Das kann ich respektieren, wenn auch nicht glauben.
Aber gehören zur Versöhnung nicht immer zwei Seiten? Was wird mit der Versöhnung, wenn der andere nicht will? Unbeschadet von dem allem bleibt, daß man auch ohne Vergebung und Versöhnung aus seinen Fehlern lernen und sich verbessern kann. Mit oder ohne metaphysischen Beistand. |
13.08.2011, 10:59 | #855 |
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Beiträge: 1.453
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... nichts als die Wahrheit, Herr Pfarrer!
... nichts als die Wahrheit, Herr Pfarrer!
Sehen will ich, die ganze Wahrheit, und nicht hören. Sage kein Wort mehr, es macht mich krank, immer dieselben antworten, die nichts sagen. Es ist nicht alles, es ist zu kurz, es ist zu wenig, es ist zu verzerrt, es ist zu einfach, es sind zu dumm, deine antworten. Schweig doch am besten!. Wenn du es nicht wirklich weißt, rede nicht leeres Zeug. Du belügst alle! Siehst du es den, hörst du es den?. Nichts ist da im Ganzen!. Ein Nebel, es macht uns blind, Tag und Nacht, umhüllt es jeden, Jung und Alt, Mensch und Tier, es macht aus uns, was es will!. Wir haben keine Vorstellung von dem! Es hat keine Kontur, kein Abdruck, kein Geruch, keine Stimme, nicht einmal eine leise. Ich bin aber nicht dumm!. Ich kann doch denken, ich kann doch reden, ich kann doch weinen, ich kann doch träumen!. Und doch ist es da, mitten unter uns, überall zu jeder Zeit, wie entsprungen, aus dem nichts. Es ist einfach da! Es war immer da, es war vor uns da. Es sieht uns, es schweigt, es geniest, es ist nicht wie wir. Fühlst du es nicht, sein Dasein?. Ich will es verstehen, ich will reden, ich habe so vieles zu sagen, ich habe so vieles zu fragen, ich bin doch wie alle neugierig, auf die ganze Wahrheit, auf die ganze!!. |
17.08.2011, 09:39 | #856 |
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Beiträge: 90
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Es sei mir gestattet, zu diesem Thema einen Vers von Herrn Nietzsche beizutragen, von dem ich mehr über den Menschen lernte, als von Freud und einem sechsjährigen Medizinstudium zusammen.
Er richtete diesen an Goethe: Das Unvergänliche ist nur ein Gleichnis, Gott, der Verfängliche ist Dichter- Erschleichnis Welt- Rad, das Rollende streift Ziel um Ziel. Not- nennts der Grollende, der Narr nennts- Spiel. Welt- Spiel, das herrische mischt Schein und Sein, das ewig Närrische - mischt uns hinein. |
17.08.2011, 09:45 | #857 |
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Wunderbar, Jörg. Immer wieder ein Genuss: Nietzsche.
Danke fürs Einstellen und Gruss! Peter |
17.08.2011, 09:55 | #858 |
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Apropos Nietzsche:
Niedergang „Er sinkt, er fällt jetzt“ – höhnt ihr ihn und wieder; Die Wahrheit ist: er steigt zu euch hernieder! Sein Überglück ward ihm zum Ungemach, Sein Überlicht geht eurem Dunkel nach. |
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