Zitat:
Zitat von Donna
Gemeinsam kamen wir jedenfalls überein, wie leicht es heutzutge ist, Kompetenz vorzutäuschen um Machtstrukturen aufzubauen, wenn das Prinzip der Ablenkung, der Verunsicherung, der nicht nachprüfbaren „Tatsachen“ und der ignorierenden Arroganz eingehalten wird.
Wir müssen wachsam bleiben.
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Richtig. Aber selbst "wachsam" sagt man nicht mehr, sondern "woke", und dieses Wort bezeichnet bei einer negativen Auslegung längst schon bestimmte Gruppen, die von den berufsmäßigen Empörern bis zu den Verschwörungstheoretikern reicht. Die sehen an jeder Ecke den Feind stehen. Und wer kann schon hundertprozentig beurteilen, ob jemand wirklich kompetent und zuverlässig ist, wenn man sich selber auf einem Gebiet nicht auskennt? Ich kann es jedenfalls nicht, sondern mir nur das eine oder andere anlesen, was mich aber noch lange nicht zum Fachmann macht. Aber selbst Leute vom Fach sind sich nicht einig. Man braucht sich nur die Debatte zwischen dem Sozialpsychologen Harald Welzer und dem Journalisten Norbert Bolz zum Thema "Gefahr der Sprachlosigkeit in einer Gesellschaft" anzuhören (gibt es auf youtube) - gegensätzlichere Standpunkte kann man gar nicht haben.
Aber damit kommen wir in die Politik- und Sozialkritik. Also zurück zum "Lob [oder Tadel] der Dichtung". Mir sind dazu noch einige Gedanken gekommen. Zum einen muss es einen Grund haben, dass so viele Schriftsteller im Ausland erfolgreich sind, an der Spitze außer den Angelsachsen z.B. die Franzosen und Russen. Bekanntlich wird in den U.S.A. das kreative Schreiben an den Schulen unterrichtet. Wie es in Frankreich ist, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall wird dort viel geschrieben, und die Schreiber in den Cafés sind legendär. Wer jedoch in Deutschland Literaturunterricht hat, muss die Lebensläufe und den Inhalt der Klassiker und etliche Gedichte auswendig lernen - jedenfalls war das zu meiner Zeit so. Aufsatzschreiben ging nicht über die formale Gestaltung - Einführung, Hauptteil, Schlussfolgerung - hinaus. Da verwundert nicht, dass derart "Bildungsgeschädigte" später keine Lust mehr haben, Romane, Novellen oder Lyrik zu lesen.
Der Kreis derjenigen unter meinen Freunden, Bekannten und Verwandten, die hin und wieder zu einem Buch greifen, ist äußerst klein, und darin beschränkt man sich in der Hauptsache auf Berieselungsliteratur. Ich will das gar nicht schlechtreden, denn auch das Leichte muss nicht zwangsläufig seicht sein (z.B. die sehr unterhaltsamen und angenehm zu lesenden Romane von Antoine Laurain). Aber bei Konsaliks Romanen ist es mit meiner Toleranz vorbei, denn so etwas ist für mich nicht lesbar, selbst dann nicht, wenn man den Zeitgeist (= Nachkriegszeit, kalter Krieg) bemüht.
Aber hin und wieder kann man Überraschungen erleben. Mein Ex-Mann las überhaupt keine Bücher, er fand das Lesen grundsätzlich langweilig. Aber "1984" von George Orwell war die Ausnahme, er las den Roman bis zur letzten Seite und fand ihn klasse.