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Die Philosophen-Lounge Forum für philosophische Themen, Weisheiten und Weltanschauungen. |
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18.01.2010, 23:11 | #34 | |
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Zitat:
Und was war bei Dir das Resultat? Überlange Fingernägel oder abgeschnittene Daumen? Naja, hauptsache, Du lebst noch und hast Dich nicht abgefackelt. |
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18.01.2010, 23:16 | #35 |
Dabei seit: 11/2009
Ort: Bonn
Beiträge: 228
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das war ein Frankfurter, und der schrieb sich mit "ww": Str
Und schon wieder soll ich auf eine andere Ebene hüpfen,
dem Thema scheiß egal?? |
18.01.2010, 23:31 | #36 |
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Nein, wir sollten beim Thema bleiben. Also wie ist das jetzt mit der Gerechtigkeit?
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19.01.2010, 00:37 | #37 | ||
Dabei seit: 07/2009
Alter: 46
Beiträge: 575
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Zitat:
Zunächst mal müssten wir eine gemeinsame Definition für die hier verwendeten Begriffe finden... Was ist Gerechtigkeit etc. Auch wenn es eine aktuell weit verbreitete Definition gibt, so versteht doch jeder etwas anderes darunter. Dann stellt sich die Frage: Gerechtigkeit für wen? Für den Staat, für mich, für die Umwelt, für Pippi Langstrumpf... Da müsste ein Rahmen festgelegt werden, den auch jeder unterschiedlich dehnt. Was verstehe ich unter Staat, unter Menschheit ziehe ich ethnologische Grenzen usw... Nicht zu letzt dann noch der unendliche Regress bezüglich Moralvorstellungen etc... Das alles müsste in diese Diskussion mit einfließen und berücksichtigt werden. Das würde den Rahmen des Forums bei weitem sprengen. Ziel wäre es wohl kaum auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen... lediglich Anregungen für neue Gedankengänge könnte man sich holen. Aber die Frage an sich kann wohl nicht allgemeingültig beantwortet werden. Ich für mich finde: Zitat:
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19.01.2010, 01:04 | #38 |
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Katerchen, deswegen habe ich es auch im engen staatlichen Sinne kommentiert, nämlich vor den in einem Staat gültigen Gesetzen, an die sich nun mal jeder halten muß. Das ist völlig emotionslos und wertfrei. Wenn eine Gesellschaft sich auf bestimmte Gesetze geeinigt hat oder sie zumindest billigt, müssen sie auch angewandt werden. Allein in diesem Sinne bezeichne ich das als "gerecht". Ob das menschlich richtig ist, ist eine ganz andere Frage.
Vom moralischen oder religiösen Standpunkt aus sieht die Sache anders aus. Ich würde in einem solchen Fall jedenfalls nicht gerne die Rolle des Richters oder gar des Henkers spielen müssen. Und ich bin froh, daß wir die Todesstrafe in Deutschland nicht haben. Du hast recht, dieses Thema ist ein weites Feld, und ich hatte ja schon eingangs Bedenken geäußert, daß wir es hier mit einer sehr schwierigen Materie zu tun haben. Andererseits ist es legitim, die Frage zu stellen, ob eine Bestie in Menschengestalt nicht sein Leben verwirkt hat. Betroffene kommen immer wieder in diese Situation, auch wenn sie davor anderer Meinung waren. Die psychologische Seite dieses Problems ist hier bislang allerdings kaum zur Sprache gekommen. Auch nicht aus der Sicht des Täters, der vielleicht bereut, aber die Tat nicht mehr ungeschehen machen kann. Das dürfte allerdings eher bei Affekttätern der Fall sein. Daß die Abschaffung der Todesstrafe eine Lösung sein kann, haben viele Länder inzwischen bewiesen. Keine Lösung ist allerdings die Freilassung von Lebenslänglichen nach 10 oder 15 Jahren, wenn deren Ungefährlichkeit nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann. Aber das ist wieder ein anderes Problem. |
19.01.2010, 02:36 | #39 | |
Dabei seit: 06/2009
Ort: Glei newwa da Elegdrisch
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Zitat:
Cheers |
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19.01.2010, 09:04 | #40 |
Dabei seit: 07/2009
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Davon kann keine Rede sein. Wir alle sind in unserer Lebens-, Denk- und
Kommunikationsweise gefangen. Diese ist niemals gänzlich emotions und wertefrei, da dies zum Wesen Mensch gehört. Wir bewegen uns stets in einem Geflecht aus Emotionen, Gefühlen, Gedanken und werten immer - zu jeder Zeit. Wäre dem nicht so, wären wir keine Menschen, denke ich. Selbst die Argumente eines Sachbuches wurzeln aus der Gemütsverfassung des Autors, da es hier nicht um reine logische Mathematik, bei der es entweder um, wahr, falsch oder zum gegewärtigen Zeitpunkt unlösbar, geht. Allein das zeigt, dass da bereits die Schwierigkeiten beginnen. |
19.01.2010, 09:07 | #41 |
Dabei seit: 07/2009
Alter: 46
Beiträge: 575
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19.01.2010, 09:17 | #42 |
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Irgendwie scheine ich mich nicht recht verständlich machen zu können. Ich trenne die staatliche Räson, die sich für die Todesstrafe entschieden hat, von der privaten Meinung. Wenn der Staat sich für die Todesstrafe entschieden und diese gesetzlich verankert hat (gleich ob durch demokratischen Mehrheitsbeschluß oder durch einen Despoten), bleibt den Gegnern nur der Protest und das Bemühen, sich zu organisieren, um eine Änderung dieser Gesetze zu erwirken. Erst auf dieser Ebene hat es einen Sinn, die Unmenschlichkeit von Todesurteilen zu diskutieren und als Druckmittel einzusetzen. Die Vertreter der gültigen Gesetze werden das in den seltensten Fällen von sich aus tun. Kein Richter wäre sonst in der Lage, ruhig zu schlafen, nachdem er Todesurteile ausgesprochen hat.
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19.01.2010, 09:33 | #43 | |
Dabei seit: 07/2009
Alter: 46
Beiträge: 575
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Zitat:
--- Ilka, ich glaube nicht, dass eine strikte Trennung möglich ist zumindest nicht für mich. Selbst die Entscheidungen eines Richter´s und dessen Gesetzesauslegungen werden sowohl von seiner "privaten" Meinung als auch von seiner gegenwärtigen Gemüstlage bestimmt, auch wenn wir es am liebsten tabuisieren und nicht wahr haben würden, ist dem doch so. Ich denke, wir beide werden hier keine angemessene Kommunikationsbasis finden, da unsere Prämissen und Überzeugungen unterscheidlicher kaum sein könnten. Ich nehme mich jetzt hier raus. |
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19.01.2010, 09:41 | #44 |
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Okay. Vielleicht hast Du recht, und man kann staatliches und natürliches Gerechtigkeitsempfinden nicht trennen. Aber der Versuch, die Frage zu beantworten, war die Diskussion wert. Gibt viel Stoff zum Nachdenken.
Schönen Tag noch, Ilka-M. |
25.01.2010, 03:44 | #45 |
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Beiträge: 581
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Wir haben es doch mit dem Paradoxon zu tun, daß sich auch das jeweils verbindliche Recht aus verschiedenen Gründen als oberflächlich herausstellen bzw. als ungerecht empfunden werden kann, weswegen es immer ein Ringen um eine adäquatere Gesetzgebung geben muß. Wenn Gesetze mit guter Absicht geändert werden, dann doch immer unter Berücksichtigung eines neu hinzugetretenen Kontextes, neuer Gesichtspunkte usw. Wenn Gesetze geändert werden, wofür man eintreten kann, dann wird erklärt, dass die bisherigen unzulänglich waren oder dass sie nun, würde man weiterhin an ihnen festhalten, unzulänglich w ä r e n .
Meiner Meinung nach kann die Todesstrafe nur, neben dem Effekt der Geldersparnis und der Tatsache, dass der (vielleicht nur vermeintliche) Täter nun niemandem mehr zur Gefahr werden kann, ein sehr oberflächliches Gefühl der Genugtuung erzeugen, keinesfalls aber Gerechtigkeit schaffen. Mag sein, dass ein Mörder den Tod verdient hat. Was dann aber machen mit denen, die mehrere Menschen auf dem Gewissen haben, vielleicht tausende? Was hieße hier Gerechtigkeit? Und was mit denen, die ihre Opfer vorher noch, oder die sie ausschließlich bestialisch gequält haben? Ich kann für die Todesstrafe deswegen nicht entreten, weil ich sie einerseits, für sich allein genommen, für ein zu flaches Werkzeug halte zur Herstellung von Gerechtigkeit -- und weil ich andererseits nicht von meinem Standpunkt abzurücken bereit bin, auch einen Mörder, trotz notwendiger Strafen, so human wie möglich zu behandeln -- was Folter grundsätzlich ausschließt. Einmal abgesehen davon, dass es nur allzu oft auch schon die Falschen getroffen hat. Gruß Abendstern |
25.01.2010, 04:09 | #46 |
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Hallo Abendstern,
na, Du trägst Deinen Namen ja wirklich zu recht. Ich bin in der ganzen Diskussion mißverstanden worden. "Gerecht" habe ich immer von dem abgeleitet, was nach den gültigen Gesetzen maßgeblich ist. Und wenn ein Staat die Todesstrafe vorsieht, nach einem fehlerlosen Prozeß in diesem Sinne urteilt und die Todesstrafe vollziehen läßt, kann sie nicht ungerecht sein. Denn sie steht ja in Einklang mit dem gültigen Gesetz. Im menschlichen Sinne sieht das ganz anders aus. Da spielen eine Menge Dinge eine Rolle, wie z.B. Motiv, Geisteszustand, Reflex, spontanes Handeln usw. Oder auf der anderen Seite: Der Täter quält sein Opfer zu Tode. In all diesen Fällen kann man sich natürlich die Frage stellen, ob der Täter nicht auch ein Opfer ist und wer es sich anmaßen kann, als oberster Richter aufzutreten. Die Kostenfrage spielt wohl keine Rolle. Es ist schon hinreichend vorgerechnet worden, daß jede (moderne) Hinrichtung teurer ist als eine lebenslängliche Versorgung hinter Gittern. Ist auch egal, denn jeder festgehaltene Straftäter liegt erst einmal dem Steuerzahler auf der Tasche. Deshalb ist es besser, einen Menschen so schnell wie möglich wieder auf den rechten Weg zu bringen. Es gibt prominente Beispiele, daß manche Straftaten wirklich nur einmalige Ausrutscher waren: Ingrid van Bergen, Bubi Scholz, Gunnar Möller. |
27.01.2010, 05:20 | #47 |
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Ich denke genauso wie Ilka-Maria. Wenn man nach den Gesetzen geht; von unseren Grundgesetzen usw..."Die eigene Freheit endet da wo die Freheit des anderen beginnt", hat schon Kant gewusst und wenn man einfach den moralischen Aspekt weglaesst dann ist die Todesstrafe, meines Erachtens, gerechtfertigt.
Aber dann kommt eben der moralische Aspekt hinzu und aus diesem "menschlichen" Blickwinkel sage ich ganz klar "NO!" zur Todesstrafe. Ich denke bei diesem Thema koennen wir nicht wirklich zu einer Allgemeinen Loesung kommen, wie bei so vielen philosophischen Themen. Viele Staaten in den USA haben sich gegen eine Todesstrafe entschieden, Virginia (wo ich zz bin) und Texas sind jedoch immer noch grosse Anhanger. Leider. Zu Abendstern muss ich noch sagen; glaubst du wirklich dass ein Menschenleben soviel weniger wert ist als das von 1000? So hab ich das herausgehoert, wenn das nicht so ist, entschuldige mich bitte. Aber ich denke nicht dass es da einen so grossen Unterschied gibt. |
27.01.2010, 05:28 | #48 | |
Zitat:
Schliesslich lebt keiner ewig. Statt Todesstrafe sollte man von einer lebensverkürzenden Strafe sprechen, das klingt doch viel charmanter. Schliesslich wird keiner getötet, der sonst ewig gelebt hätte. Es handelt sich lediglich um ein beschleunigtes Ableben. Corazon De Piedra - giving future a face |
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27.01.2010, 05:44 | #49 |
Dabei seit: 11/2009
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Fuer den Begriff kann ich nix. Aber du hast Recht...sagen wir halt "Gesetzlicher und damit berechtigter Mord"
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27.01.2010, 05:53 | #50 |
Ach, das klingt irgendwie so unschön.
Der Täter wurde dazu verurteilt "den Löffel abzugeben"... Das klingt humorvoll, auch für den Verurteilten, und nimmt der Sache diesen Hauch von Mord und Totschlag. Wenn dich sowas interessiert, Todesstrafe und so, jetzt mal ernsthaft, dann lies mal diesen Text: http://www.words-like-violence.de/final.php Gruss Corazon |
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27.01.2010, 19:20 | #51 |
Dabei seit: 11/2009
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das moderne Hinrichtung teurer als lebenslänglich wird
aus Welt online
[Es mag auf den ersten Blick überraschen, dass die lebenslange Unterbringung eines Gefangenen weniger kostet als seine Hinrichtung. Was die Anwendung der Todesstrafe so teuer macht, ist die aufwändige gerichtliche Prozedur, die ihr vorangeht: Berufungsverfahren, Hinrichtungsaufschübe und immer neue Anhörungen ziehen sich in der Regel über zehn oder mehr Jahre hin, ehe der Rechtsweg ausgeschöpft ist und die Hinichtung vollzogen wird. Viele Todeskandidaten werden dabei von Pflichtverteidigern vertreten, die der Staat bezahlt. |
27.01.2010, 21:30 | #52 | |
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Zitat:
Das bringt nichts. Und deshalb finde ich, man sollte bei der Todesstrafe den Kostenfaktor außen vor lassen. Niemand weiß, wie lange ein Todeskandidat die Vollstreckung verzögern kann - umgekehrt weiß man nicht, wie alt ein Lebenslänglicher wird oder was er innerhalb der Gefängniszellen anrichten kann, denn da gibt es ja wohl auch häufig so etwas wie einen "Staat im Staat". Eine Kostenberechnung kann immer nur konkret aufgestellt werden, aber niemand weiß, ob sie auf die nächsten Fälle anwendbar ist. Letztendlich war es vielleicht genau diese Ungreifbarkeit, durch die Hinrichtungen so teuer geworden sind: Sie sollen "menschlich" sein, der vorangegangene Prozeß soll "fair" sein, und der Angeklagte darf alle Register ziehen, um seinem Schicksal zu entgehen, auch wenn seine Schuld hunterprozentig erwiesen ist. Also wurden konsequenterweise "humane" Vernichtungsmaschinen entwickelt, um das Geschrei der Menschenrechtler möglichst leise zu halten. Und diese modernen Methoden wurde eben immer teurer - im Gegensatz zum Hängen oder Erschießen. Und trotzdem weiß immer noch niemand, ob die Giftspritze nicht doch unsäglich leiden läßt, bevor der Tod eintritt. Die Vollstreckung der Todesstrafe müßte nicht teuer sein. Aber die "billigen" Varianten würden die Empfindlichkeiten der modernen westlichen Welt stören. Deshalb bin ich dafür, sie tatsächlich abzuschaffen, denn es gibt keinen "eleganten" oder "klinisch sauberen" Weg, Menschen zu eliminieren, die nicht länger erwünscht sind. Der einzige Weg, der dann bliebe, wäre, sich mit diesen Menschen und ihrem Fehlverhalten tiefer auseinanderzusetzen - und zwar nicht nur vor Gericht und nicht nur beim Psychiater. Ich wiederhole: Das Thema ist schwierig. LG Ilka-M. |
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28.01.2010, 05:00 | #53 |
Ja, da stimme ich dir zu.
Deshalb jetzt mal ernsthaft: Ich persönlich könnte mir in bestimmten Fällen durchaus eine Vollstreckung der Todesstrafe vorstellen. Andererseits kann ich auch den Argumenten der Gegner der Todesstrafe folgen. Ich habe mal etwas gelesen, das hat mich nachdenklich gemacht: Nur der habe das Recht Leben zu nehmen, der es auch geben kann. Wir Menschen können keinem unschuldig getöteten das Leben wieder geben. Also dürfen wir es auch keinem nehmen. Interessantes Argument, hat mich beeindruckt. Macht nachdenklich. Dennoch, in bestimmten Fällen hätte ich durchaus Verständnis für die Anwendung der Todesstrafe. Und die Kosten, nun, ich denke die sollten da nicht unbedingt der Grund für ein Dafür oder Dagegen sein. Schliesslich bezahlen die Hingerichteten ja. Mit ihrem Leben. Corazon |
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28.01.2010, 06:06 | #54 |
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Ja das erinnert mich an Lord of the Rings, wo Gandalf zu Frodo sagt als der Gollum umbringen will Many that live deserve death. Some that die deserve life. Can you give it to them, Frodo? Und damit waern wir wieder beim Thema "Gerechtigkeit" und kommen wieder darauf zu sprechen dass es keine Allgemeine Loesung gibt und dass man zwischen menschlichem und staatlichem Blickwinkel unterscheiden muss. Da dreht man sich doch im Kreis! Dieses Thema ist echt schwerer als ich gedacht hatte. Macht mich wirklich nachdenklich. |
28.01.2010, 06:13 | #55 | ||
Zitat:
Zitat:
Corazon |
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29.01.2010, 13:00 | #56 |
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Vorstellen kann ich mir die Todesstrafe in einigen Fällen natürlich auch. Doch wo wollte man anfangen, wo aufhören? Todesstrafe - wofür? Für Mord, oder auch schon oder erst recht für eine Vergewaltigung? Ich habe von Menschen gehört, die durch Mobbing in den Selbstmord getrieben worden sind. Und dann sind da diejenigen, ich hoffe, dass ich den Bogen hier nicht überspanne, die in purem Luxus leben, ohne sich ernsthaft um die Hungernden in der Welt zu kümmern. Almosen, klar, das war es dann aber auch schon. Wer hat hier welchen Tod, wie viele Peitschenhiebe oder was auch immer verdient? Was um alles in der Welt möchte man mit der Todesstrafe bezwecken? Abschrecken? Menschen mit zu viel krimineller Energie aus der Welt schaffen, damit sie anderen nicht wieder gefährlich werden können? Den Opfern oder den Angehörigen der Opfer das Gefühl der Genugtuung verschaffen? Müßte die Todesstrafe nicht gerade dann in einigen Fällen mit recht intensiven, lang anhaltenden Schmerzen verbunden sein? Man kommt an solchen, hier nur kurz angeschnittenen Überlegungen nicht vorbei, wenn man sich die Frage nach der Gerechtigkeit der Todesstrafe stellt.
Die Todesstrafe ist irreversibel, da ist auch bei einem Fehlurteil nichts mehr rückgängig zu machen; und so viel Angst sie möglicherweise nimmt und so viel Genugtuung sie manchem verschafft, so viel Angst und Beklemmung treibt sie von einer anderen Seite her wieder in unser Leben. Auch und gerade in das Leben sensibler Unschuldiger. |
29.01.2010, 20:27 | #57 |
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also ich hab von einigen statistiken gehört, die beweisen sollen, dass die todesstrafe nicht sehr abschreckend wirkt. ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass ein mensch, der sich an kindern oder frauen vergreift, sich davon abhalten lässt.
dennoch finde ich, dass nach 100%ig erwiesender schuld, ein mörder, kinderschänder, vergewaltiger oder schlimmeres, durchaus hingerichtet werden sollte. ihn einfach nur lebenslänglich einzusperren, belastet die steuerzahler. ihn hinzurichten, den henker... aber ihn nach 10 jahren wegen "guter führung" wieder frei zu lassen, das geht meiner meinung gar nicht. bei diesen menschen (damit meine ich nicht nur die mörder) liegt eine schwere seelische störung vor, von der ich nicht glaube, dass sie zu heilen ist. es ist eine zumutung für die frauen und kinder da draußen, einen stark rükfallgefährdeten menschen wieder auf die allgemeinheit loszulassen. wenn man dann noch mit einbezieht, dass liebe familienhunde, die von nachbarskindern endlos provoziert werden und dann ein mal ein bisschen zubeißen, direkt eingeschläfert, hingerichtet, werden... auch wenn ich von mir behaupte, ein einigermaßen verständnisvoller mensch zu sein, es gibt auch grenzen. ja, ich würde den roten strom-an-knopf für einen vergewaltiger oder kinderschänder drücken. und jetzt halten mich alle für herzlos und brutal, aber mit einer derartigen wut auf diese menschen, und ich bin schon zwei dieser menschen begegnet, kann ich nicht sagen:"ändert das gesetz in den usa, die menschen können nichts dafür, sie sind krank, wie wenn wer 'ne erkältung hat!" das kann ich einfach nicht. und nein, keiner dieser beiden menschen hat eine angemessene strafe erhalten:einer ist ohne davongekommen, der andere hat 2 jahre knast bekommen und war nach einem wieder draußen!!! wenn das gerechtigkeit ist, dann schieß mich tot- nein, besser die feechen |
16.02.2010, 02:13 | #58 |
ist nicht die eigentliche frage ... hat irgendwer den tod verdient für irgendweine tat die er begangen hat, ich weiß dieses thema ist abgelutscht, aber hitler oder himmler hier anzuführen.
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16.02.2010, 23:52 | #59 | |
abgemeldet
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Zitat:
Hinzu kommt dann allerdings immer auch die Frage nach der psychischen Gesundheit des Täters, seiner Zurechnungsfähigkt, seines persönlichen Motives, die zeitlichen Umstände, Hintergründe und so weiter. Und: Viele Mörder, aber eben nicht alle, quälen ihre Opfer vorher auf mehr oder minder grausame Weise. Das alles macht es mir schwer, alle Mörder über einen Kamm zu scheren. Wie will man da vermittels Todesstrafe Gerechtigkeit schaffen, ohne in mittelalterliche Vorstellungen und Praxisen zurückzufallen. Die Todesstrafe bleibt eine ganz platte, flache Angelegenheit, wenn man sie nicht dahingehend differenziert, dass als Strafe auch sehr qualvolle Weisen derselben mit einbezogen werden müßten. Aber wer möchte das. Überhaupt kann die Todesstrafe nur unseren primitiven Racheinstikt ein Stück weit befriedigen, mit Gerechtigkeit hat das nichts zu tun. Gerechtigkeit bestünde darin, durch den Tod des Delinquenten den Ermordeten wieder zum Leben zu erwecken; das aber ist unmöglich. Sollen die Schuldigen in Afrika, unter strenger Aufsicht, Brunnen für diejenigen graben, die es so dringend nötig haben. Und trotzdem gesund ernährt werden dabei. Das ist meine Meinung. Und eine lebenslange Freiheitsstrafe sollte wirklich eine solche sein, in schweren Fällen also im wörtlichen Sinne. LG Abendstern |
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17.02.2010, 07:59 | #60 | |
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Zitat:
Ich überlege, ob der Begriff "Wert" für einen Menschen vielleicht erst in der Moderne entwickelt wurde und auch etwas mit der demokratisch-kapitalistischen Wirtschaftsform zu tun hat (in kommunistisch-diktatorischen Ländern z.B. hat man sich um ein Menschenleben wenig geschert). Es kann kein Zufall sein, daß das Wort "Wert" immer häufiger auftauchte, nachdem die industrielle Revolution stattgefunden und sich der Kapitalismus entwickelt hatte. Seitdem ist der Mensch selbst zum Kapital geworden, dessen Wert (vermeintlich) meßbar ist. Und von daher gibt es sicherlich auch Unterschiede in der Bewertung verschiedener Menschen. Beispiel: In Offenbach hatte vor wenigen Jahren ein Betrunkener frühmorgens eine Frau überfallen, um sie zu vergewaltigen. Da sie sich heftig wehrte, trampelte er sie zu Tode. Er stellte sich selbst, war geständig und reuiig und wurde in zwei Instanzen zu lebenslänglich verurteilt. Obwohl er betrunken gewesen war, wofür oft mildernde Umstände gemacht werden können, gab es für ihn einen großen Nachteil; die Ermordete war Mutter von vier Kindern. Kurz nach der Tat brachte sich der Ehemann um, die Kinder mußten ins Heim. Der Täter hatte vor diesem Hintergrund keine Chance mehr auf ein milderes Urteil durch die zweite Instanz. Die Ermordete war als vierfache Mutter zu wertvoll gewesen, außerdem wurde eine ganze Familie zerstört. Gäbe es in Deutschland noch die Todesstrafe, wäre wohl klar, wie das Urteil dann gelautet hätte. |
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29.04.2010, 17:44 | #61 |
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Alter: 61
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Auch ein Thema,mit dem ich mich beschäftige.
Todesstrafe,nein! Denn in vielen Fällen wurde nach Jahren die Unschuld der Todeskandidaten bewiesen. In Todeszellen zu sitzen,um dahinzuschmoren und zu warten,bis es endlich soweit,vorbei ist,ist unerträglich,Folter im psychischen Sinne. Lebenslanger Knast ist für mich auch nicht das Non+Ultra. 15 Jahre in einer gemütlichen Zelle,mit allem Schicki-Micki.Man steigt in der Hirarchie. Gut,15 Jahre im Knast sind nicht 15 Jahre in Freiheit. Aber wenn ich mir ansehe,wie die sogennanten Gefangenen heute ihr Leben verbringen,wundere ich mich nicht,daß die,wenn sie in Freiheit kommen,ihr Leben draußen nicht in den Griff kriegen,sich sagen-da wars aber viel schöner.Kumpels gehabt,geregeltes Leben.Wenn gewünscht,sogar ne Sexzelle für Fremdbesuche-. So schlecht ist das Leben hinter Gittern doch nicht. Ich bin der Ansicht,daß derjenige,der einmal im Gefängnis saß,sich sagen muß-nie,niemals wieder muß ich dahin,wo ich grad war.Das war die erbärmlichste Zeit meines bisherigen Lebens.Ich muß mich ändern.Keine Straftaten mehr begehen.Ich muß ein sozialer Mensch werden.In ein Gefängnis möchte ich nie mehr-. Ein Knast muß dem Inhaftierten ein Gefühl des Wegseins vom Dasein geben. Er muß sich Zeit seiner Inhaftierung unwohl fühlen. Es darf kein Geborgenheitsgefühl aufkommen. Der Fremde unter Fremden,wenns sein muß,15 Jahre lang.Es dürfen keine Bedürfnisse gefördert werden,nur Notwendigkeiten geduldet. Das sehe ich als gerechte Strafe. Gruß Lucifer |
11.06.2010, 14:23 | #62 |
Die Todesstrafe birgt in meinen Augen weniger ein ethisches Problem, als ein praktisches. Zumindest für einen Rechtsstaat. Eher selten bis gar nicht kann eine Schuld zweifelsfrei erwiesen werden. Auch durch Gentests nicht.
Und solange das so ist, ist die Irreversibilität der Todesstrafe ein Ausschlussgrund, egal, was die rachsüchtige Stimme des Pöbels davon hält. |
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11.06.2010, 18:43 | #63 |
Wer spricht denn hier von Barmherzigkeit außer Dir?
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12.06.2010, 09:27 | #64 |
Na dann schon gleich so:
Perfekte Welt Unter den am Galgen baumelnden Körpern der Söhne versammeln sich weinende Mütter und applaudieren unter Tränen, denn die von ihnen gewählte Regierung verübte Gerechtigkeit an den von ihnen in die Welt gesetzten Entarteten. |
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12.06.2010, 12:11 | #65 |
R.I.P.
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Todesstrafe ja oder nein?
Eindeutig nein. Allein ein einziges zu Unrecht vollstrecktes Todesurteil verbietet die Todesstrafe. Ist sie gesetzlich verankert, so wird legal hingerichtet. Was das mit Gerechtigkeit zu tun hat? Recht und Gerechtigkeit werden nie kongruent sein. Strafe muß sein. Sühne muß sein. Buße muß sein. Aber nicht dadurch, daß man ein Leben nimmt. Auch wenn man das noch so humorvoll umschreiben mag. Ein vollstrecktes Toderurteil hat noch nie wieder die ursprüngliche Tag ungeschehen gemacht. Zumal die Todesstrafe nicht nur bei Mord verhängt wird, v.a. in vielen islamischen Ländern. Da reicht oft schon ein nicht bewiesener Landesverrat. Meine persönliche Meinung. |
12.06.2010, 12:33 | #66 |
abgemeldet
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zweifellos ist die TS keine abschreckung gegen die ausübung von gewalt. warum? weil wir in einer welt der gewalt und des unrechts leben. somit stellt sich die frage: wenn ein mörder gesteht und um seinen tod bittet, soll man ihm die gnade gewähren? oder ihm die mittel zum suizid zur verfügung stellen?
die vielen fehlurteile in den u.s.a. werden sicher noch von jenen in all den ländern übertroffen, in welchen die TS noch gesetz ist. ich finde die chinesiche lösung charmant, auch wirtschaftskriminelle hinzurichten. da würde ein großteil der wallstreet und banker oder die jungs von BP aufs schafott wanken. mhm....also ich habe mehr als ein jahrzehnt drüben gelebt und war auch in so mancher rustic inn. sowas habe ich allerdings noch nie gelesen. da würde ich gerne eine speiskarte gepostet sehen. so eine speise gibt es allerdings in einem chinesischen restaurant am thailändischen pattaya beach und die nennt sich oily electric eyes. |