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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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29.03.2010, 09:34 | #1 |
Ein Strandspaziergang
Gischt und Regen schmeißen
Salz in mein Gesicht. Erinnerungen beißen durch graues Tageslicht. Spuren meiner Schritte frisst die Brandung - kaum getan. Ich spür' in meiner Mitte den tiefen Riss durch Zeitens Zahn. Sturm schreibt mir Geschichten aus meinem Einst mir auf die Haut. Er weiß mir zu berichten, wie man ganz leicht nach Innen schaut. Zu stark sind die Gewalten. Zu schwach bin ich, vor mir zu stehn. Nach kurzem Innehalten muss ich verstört landeinwärts gehn. |
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29.03.2010, 09:35 | #2 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Sag mal, was ist denn ein Spaziertgang?
Corazon |
29.03.2010, 09:36 | #3 |
Hättest du eine Sekunde länger gewartet, hättest du diese Frage nicht gestellt.
Es ist ein Spaziergang mit zu dicken Fingern. Gruß |
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29.03.2010, 09:38 | #4 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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29.03.2010, 10:28 | #5 |
Nur hat der Zahn der Zeit die Spuren leicht verwischt. Sie sind dem etwas zu dicken Fingerabdruck gewichen, den die Würgemale auf der Haut hinterlassen. Wenn Du die ersten drei mir streichst und nur das letzte stehen lässt, würde das den Spaziergang durch Dein Poem bedeutend verschönern.
PS: Corazon hat vielleicht trotzdem recht, auch den letzten Mir-Satz zu verändern, damit Du etwas klarer vor Dir und weniger selbst im Weg stehst. |
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30.03.2010, 09:00 | #6 |
Hallo Corazon,
hallo Aporie, mir gefällt es auch ganz gut. Ob es zu viele "mir" beeinhält, ist, denke ich, Geschmacksache. Ich habe mal versucht, es umzuschreiben... Gischt und Regen schmeißen Salz in mein Gesicht. Erinnerungen beißen durch graues Tageslicht. Spuren meiner Schritte frisst die Brandung - kaum getan. Ich spür' in meiner Mitte den tiefen Riss durch Zeitens Zahn. Sturm erzählt Geschichten von Ehemals auf meine Haut. Er weiß so zu berichten, wie man ganz leicht nach Innen schaut. Zu stark sind die Gewalten. Zu schwach bin ich, mich anzusehn. Nach kurzem Innehalten muss ich verstört landeinwärts gehn. ....urteilt selbst. @Corazon: Das "Zu schwach bin ich, vor mir zu stehn." soll darstellen, dass das LI sich während des Strandspaziergangs immer mehr Gedanken über sich selbst macht, und die gewonnenen Erkenntnisse irgendwann nicht mehr erträgt. Vielen Dank für Eure Antworten. Schönen Gruß poeasy |
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30.03.2010, 10:12 | #7 |
Ich möchte jetzt nicht auf einzelne Zeilen oder Worte eingehen, sondern für Deine Art, Gedichte zu schreiben, eine Leiter entwerfen, auf der Du ein paar Srufen höher nach Worten greifen kannst. Doch dieser Griff will geübt sein, sonst kippt die Leiter.
Jedes Gedicht darf bisweilen holpern, aber nur an Stellen der Verdichtung dort wo die Metrik zwangsläufig den Spurwechsel nachvollziehen muss, den der Inhalt die Weichen stellen ließ, in eine Fahrt mit überraschend neuen Landschaftsbildern. Es kommt zu einem Blickwechsel. Was eben noch vor dem Fenster vorbeigezogen ist, guckt jetzt neugierig von außen nach innen. Wer sitzt denn da? Wer sperrt seine Augen so weit auf, dass es schon fast weh tut? Und wenn die Räder des Zugs sich rückwärts drehen, obwohl es weiterhin voran geht, beginnt der Leser das Ziel zu ahnen und ist überrascht, dass er bereits angekommen ist. |
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30.03.2010, 12:05 | #8 |
Nochmals hallo Aporie,
danke für Deine Steighilfe. Das Problem ist, sie hat nicht meine Schrittweite, und lehnt nicht an der Mauer, über die ich steigen möchte. Grundsätzlich glaube ich, dass es in der Lyrik nicht das Ziel sein sollte, höher zu kommen, sondern breiter zu werden. So, als bekäme man vier weitere Augen, sechs zusätzliche Ohren und dann auch noch drei Nasen als Geschenk obendrauf. Scharfe Sinne, die anderen ein Guckloch in den Horuzont schneiden. Schönen Gruß poeasy |
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30.03.2010, 12:17 | #9 |
Gut, dann versuche ich es halt anders, auf Deiner Leiter stehend, aber nach den Regeln der Poetik, die ich meine:
Sing gegen den Wind. ich bin ganz Ohr, streichle die Luft ich bin ganz Haut, lass es regnen, ich forme meine Hände zum Kelch. |
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30.03.2010, 12:27 | #10 |
Wie gesagt, ich stehe auf keiner Leiter. Ich versuche mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Nach meinen Regeln sag ichs so:
Du sagst, du siehst durch Zeit gestähltes Leben Ich sag, ich sehe einen Stein Du sagst, Du siehst Blutstropfen an Südsonnenreben Ich sag, ich sehe roten Wein Du sagst, Du siehst ein landumzäuntes Wasserherz Ich sag ich sehe einen See Du sagst, Du siehst tiefgefror`nen Himmelsschmerz Ich sag, ich sehe Schnee Ich kann kein Lametta in die Sätze binden Du kannst wie toll die Worte drehen Mich mag man zwar sehr einfach finden doch Dich kann keine Sau verstehen |
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30.03.2010, 12:49 | #11 |
Das gefällt mir sehr gut. Und zeigt mir gleichzeitig, dass Du mich verstanden hast, obwohl Du das Gegenteil behauptest.
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