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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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10.03.2010, 13:20 | #1 |
Tagebuchsonett eines Hoffnungslosen
22. Dezember 1942 Plötzensee Posaunenstöβe von erstürmten Gipfeln, die niederfahren ins entfernte Tal und dort, wie Stöhnen in den Wipfeln, ertönen als Metaphern meiner Qual, sind Halluzination und Traum geblieben. Und nun? Der Illusion bin ich beraubt. Wer hörte mich denn von den Mördern, Dieben und Kollaborateuren überhaupt? Nur du bist mir geblieben, moosbesetzter Erdulder meiner Worte:Wand aus Stein. Mit meinem Sammelsurium vernetzter Tristessen war ich ohnehin allein. Und heute hänge ich: Dies wird mein letzter Posaunenstoβ im Geist und Eintrag sein... PS: Entschuldigt bitte den Schreibfehler im Titel. Es handelt sich hier selbsverstaendlich um ein "Sonett". |
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10.03.2010, 21:55 | #2 |
10.03.2010, 22:11 | #3 |
Liebe SuesseWolken,
dass Metaphern Sinnbilder sind, wird dir sicherlich klar sein. Und die stoehnenden Posaunen stehen hier sinnbildlich fuer die Qual des lyrischen Ichs. Ich dachte eigentlich, das waere eindeutig. Zur Zeichensetzung bleibt mir eigentlich nur eines zu sagen: Wo siehst du da Probleme? Es liegt in der Natur jeglicher Texte, dass sie manches Mal durch Kommata, manches Mal durch Punkte gegliedert werden. Was haelst du denn von dem Gedicht als solches? Gruesse vom Glasbleistift |
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10.03.2010, 23:38 | #4 | ||
Zitat:
Zitat:
Mmh... ich weiß nicht so recht. So richtig etwas damit anfangen kann ich leider nicht. Es klingt schon ganz nett, aber irgendwie fehlt mir hier etwas. |
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10.03.2010, 23:57 | #5 |
Dabei seit: 07/2006
Ort: Mauritius, stella clavisque maris indici
Beiträge: 4.889
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Lieber Glasbleistift,
du wagst dich da an ein Thema, das gerade hierzulande nicht sehr einfach zu behandeln ist. Du weisst, was ich meine. Denke ich. Urteile, Hinrichtungen, Gefängnisse, Unrechtsurteile, Nationalsozialismus - alles voller Möglichkeiten Peinlichkeiten und Unangemessenes zu schreiben. Es ist dir gelungen, das nicht zu tun und einen angemessenen Text zu schreiben. Kompliment! Corazon |
10.03.2010, 23:58 | #6 |
Liebe SuesseWolken,
dass du mit meinem Gedicht nicht so richtig etwas anfangen kannst, ist legitim. Ich weiss ja nicht, inwieweit du mit Sonetten vertraut bist, doch ist es durchaus sehr gebraeuchlich, die Quartette und Terzette syntaktisch zu verbinden. Der These (1. Quartett) folgt die Antithese (2. Quartett) und dann die Synthese (Terzette). Dem Traum folgt die Wirklichkeit und dann das Resultat. Meiner Meinung nach macht der Satz auch Sinn: Posaunenstoesse (und die folgenden Eigenschaften) sind Halluzination und Traum geblieben. Was macht da keinen Sinn? Und sicherlich hast du Recht, dass ich meine Saetze wie "normale" Saetze mit Zeichen versehe. Wo macht man das nicht so? Interessant waere, zu erfahren, was genau dir fehlt, aber das ist ja nicht immer so einfach zu bestimmen, nicht wahr? Trotzdem vielen Dank fuer deine Meinung und Einschaetzung. Gruesse vom Glasbleistift |
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11.03.2010, 00:22 | #7 |
Liebes Steinherz,
es freut mich, dass mir deines Erachtens die angesprochene Gratwanderung gelungen ist. Ein heikles Thema ist es allemal, weshalb ich das Gedicht auch aus einer sehr individuellen, subjektiven Sicht verfasste: Als Tagebucheintrag an einer Zellenwand. Ich bedanke mich fuer dein Kompliment. Gruesse vom Glasbleistift |
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19.03.2010, 04:38 | #8 |
Kompliment auf der ganzen Linie
Ist Dir ziemlich perfekt gelungen lieber Glasbleistift,
heroische Farben den Heroen des 22. Dezember Und gleichzeitig: Stauffenberg hatte tatsächlich diese Nüchternheit, die Du in den letzten zwei Versen anklingen läßt. Überhaupt ist das Gedicht ein Klingen und Dröhnen, daß einem die Ohren weh tun. Das sollen sie auch. Wenn man bedenkt, wie wenige sich den Mördern entgegenstellten.. Mehr als 1.000 KZ's (!) damals im großen Reich.. Daß kaum noch einer heute weiß, was war, in Plötzensee. Die Verschränkung Deiner Sätze über die Strophen hinweg ist ein besonderer Reiz Deines Gedichtes, der das Hoffnungslose, Alleingelassene dieses einsamen Helden umreißt. Im Guten wie im Bösen, Deutsche hatten schon immer was zum Heldentum. Eines Tages wird man Raspe und Meinhoff ähnliche Gedichte widmen, denke ich. Aber erst, wenn der letzte Baum gerodet und die Meere nur noch Pestjauchen sind. Bei Dir drüben wißt Ihr ja auch ein Lied davon zu singen. Wieviele hocken da im Karzer, nur weil sie was zu sagen wagten... cu amrit |
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19.03.2010, 10:45 | #9 |
Lieber Amrit,
in meinem Gedicht ist nicht von Stauffenberg die Rede. Es handelt sich um ein Mitglied der am 22. Dezember 1942 in Ploetzensee gehaengten Mitglieder der Widerstandsgruppe "Rote Kapelle". Naeher moechte ich das nicht eingrenzen. Vielen Dank jedoch fuer deinen Kommentar. Schoen, dass du mit meinem Gedicht etwas anfangen kannst. Bis bald Gruesse vom Glasbleistift |
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