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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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28.12.2023, 11:52 | #1 |
Das Gendersternchen
Das Gendersternchen wär gern ein Klavier,
bespielt von Männern und auch Frauen, und würd ein Neutrum sich noch trauen, dann wär es richtig glücklich, bunt und queer. © Curd Belesos |
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29.12.2023, 08:40 | #2 |
Hallo curd,
das ist gekonnt den Zeitgeist auf den Arm genommen! LG DieSilbermöwe |
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29.12.2023, 11:53 | #3 |
Gendersternchen
Ja, danke, liebe Silbermöwe,
doch das Gendersternchen lässt gekonnt den Geist der Zeit aus der Flasche. LG Curd |
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29.12.2023, 19:02 | #4 |
Ach, in zwei Bundesländern wird Gendern jetzt doch verboten...
https://www.zeit.de/politik/deutschl...gendern-verbot https://www.zeit.de/news/2023-12/10/...in-kulturkampf Und in anderen Bundesländern ist es, so las ich, sogar schon verboten. https://www.rnd.de/politik/gendern-i...RHZWR4FA4.html |
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30.12.2023, 03:27 | #5 |
Forumsleitung
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Das Gendersternchen kann mir fett
die Spalte meiner Backen lecken. Ich lass ihm gern das dicke Brett, um freies Denken abzudecken. Ich bin nicht Frau durch "in" und "innen", ich bin's durch's Wachsen in mir drinnen, denn nur ich Eva hab die Kraft, die ständig neue Menschen schafft und sie auch satt und heil erhält in dieser feindlich harschen Welt. Bleibt von mir Frau nur Glotisschlag? Ein Misston, wie ihn keiner mag? Lass ihn zu Harmonien biegen, indem die Männer Kinder kriegen und überdenken "in" und "innen". Ach ja, die Weiber sind von Sinnen! Bis an den Hals voll Hetzerei! Der Kampfruf nur ein Hexenschrei. Das Weib, der Mann - so stark entzweit wie nie zuvor in ihrer Zeit. |
23.03.2024, 22:37 | #6 |
Hallo Curd,
mit Vorschriften oder Verboten wird man die "Gleichsprachlichkeit" der Geschlechter kaum erreichen. Sprache muss wachsen und aus dem Herzen kommen.
Gern reflektiert und LG Perry |
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24.03.2024, 22:23 | #7 | |
Hallo Curd,
interessanter Vergleich. Das Sternchen wäre gern ein musikalisches statt ein politisches Instrument. Ein Klavier ist auf den ersten Blick ein relativ zweidimensionales Gerät mit einer Tonleiter, die ein gewisses Spektrum abdeckt und als Extrempunkte zwei relativ beliebige Töne oder Frequenzen definiert, die sich allerdings im Wahrnehmungsbereich des Menschen (nicht etwa des Hundes) befinden. Das Klavier wurde von Menschen für Menschen (nicht Hunde) geschaffen und dient der Unterhaltung als auch der Anlockung potentieller Paarungspartner. Auf einer anderen Ebene kann das Klavier durch Tempi, Lautstärken, Harmonien und Disharmonien auch Emotionen ausdrücken. Es ist auch ein magisches Objekt und sehr vieldimensional. Mit dem Stern verhält es sich ähnlich, er soll darauf aufmerksam machen, dass Geschlecht auch ein Spektrum ist, wobei es von biologischen Extrempunkten markiert wird. 98,8% aller Menschen könnten anatomisch als männlich oder weiblich identifiziert werden, aber räumliches Denken, Sozialkompetenz, Logik, Mitleid, Überlebensinstinkt und Bock auf Eiscreme im Winter sind nicht geschlechtsspezifisch, sondern kulturelle Zuschreibungen. Darauf will der Stern aufmerksam machen, allerdings wage ich zu bezweifeln, dass erzwungene Sprechpausen die Message richtig rüber bringen. Die Multidimensionalität erschließt sich nicht wie beim Klavier, weil man nämlich Menschen viel besser manipuliert, wenn man mit ihren Gefühlen spielt *klimperipimpim* und nicht, wenn man ihnen Vorschriften macht. Die Erschaffer des Gendersterns gehen davon aus, dass jeder Mensch alles über Feminismus, Schwulenbewegung und Poststrukturalismus weiß. Die leben in einer philosophischen Bubble. Ich wette, keiner hier hat je ein Buch von Judith Butler, Judith Jannberg oder Alice Schwarzer gelesen (die alle drei sehr verschiedene Standpunkte vertreten) oder je von Olympe de Gauges gehört oder mal einen Film von Rosa von Praunheim gesehen. Die Menschen verstehen den Stern nicht und wenn das Volk den Philosophen nicht mehr versteht, ist er sein Brot nicht wert und sollte aus der Stadt getrieben werden. Hallo Ilka, Zitat:
Liebe Grüße, Lee |
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25.03.2024, 16:33 | #8 |
Forumsleitung
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Mache ich vielleicht noch, Lee.
Aber noch eine Stellungnahme, wie ich das "Gender-Verbot" bisher aufgenommen habe. Denn mittlerweile gibt es etliche Diskussionen darüber, an denen sich u.a. auch eine Sprachwissenschaftlerin, ein Sprachhistoriker, ein Buchautor und ein Popsänger beteiligt haben. Vor allem der erste von Silbermöwe verlinkte Artikel behandelt das Thema nicht ganz wahrheitsgemäß. Darin ist nämlich nur von einem Gender-Verbot die Rede, aber darum geht es nicht. Schon der erste Absatz in widersprüchlich und einschränkend: An Bayerns Schulen und in Behörden soll zukünftig das Gendern verboten werden. "Für Bayern kann ich sagen: Mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben. Im Gegenteil: Wir werden das Gendern in Schule und Verwaltung sogar untersagen", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seiner ersten Regierungserklärung.Erst heißt es "verboten", dann aber nur noch "kein verpflichtendes Gendern", dann wird nochmal darauf hingewiesen, dass Gendern in Schule und Verwaltung (also sonst offensichtlich nirgendwo) "untersagt" werden soll. Der Artikel der Zeit nennt genauer, worum es geht, nämlich um die Unterbindung von Sternchen, Binnen-I, Doppelpunkt und Unterstrich im Schriftbild öffentlichen Schriftverkehrs und in Schülerarbeiten. Begründung: Diese Zeichen gehören (noch!) nicht zur amtlichen Rechtschreibung und müssen deshalb in Texten als Schreibfehler gesehen und gewertet werden. Das Gendern selber ist dadurch nicht verboten, privat kann das jeder Mensch handhaben, wie er es für richtig hält. Wer das Gendern sowohl in Schrift wie in Rede gut findet, kann das tun, ohne sanktioniert zu werden. |
25.03.2024, 19:03 | #9 | |
Zitat:
"My therapist is very good", ist dann die Botschaft. Ob Mann oder Frau ist egal, die Fachkompetenz steht im Vordergrund der Aussage. Liebe Grüße, Lee |
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25.03.2024, 23:30 | #10 |
Forumsleitung
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Im Türkischen soll es, so habe ich gehört, überhaupt nicht möglich sein, zu gendern, weil die Sprache dafür keine Voraussetzungen bietet. Daraus müsste man schließen, dass dort die Frauen hundertprozentig gleichberechtigt sind, was aber - wie wir wissen - bei weitem nicht der Fall ist. Offensichtlich ist also die Behauptung, von Sprache gehe durch das Zuschreiben von Artikeln Macht aus, nicht belegbar. Die Sprachwissenschaftler - und besonders betont die weiblichen unter ihnen - halten die Genderdebatte für Unfug und rein ethisch-moralisch genährt, um sie politisch zu nutzen. Sie sagen sogar, das Gendern emanzipiere nicht, sondern führe zu einer Ungleichheit, die es vorher nicht gegeben hat. Was "vorher" bedeutet, weiß ich nicht, denn nach meiner Information begann diese Debatte schon vor etlichen Jahrzehnten, war aber nicht ins Bewusstsein der Gesellschaft vorgedrungen. Wäre interessant, herauszufinden, was mit ihrem rasanten Aufstieg gerade in den letzten wenigen Jahren in Wahrheit bezweckt werden soll.
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26.03.2024, 01:21 | #11 |
Hallo Ilka-Maria,
das kann man nicht wirklich vergleichen, da die Kultur der Türkei von anderen religiösen Vorstellungen geprägt ist und in manchen Gegenden noch sehr altertümliche, patriarchale Rollenmuster vorherrschen. Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich geschlechtsspezifisch zu kennzeichnen, auch im Türkischen. Von Sprache geht Macht aus, das ist ein Thema. Artikel sind ein komplett anderes Thema. Philosophie und Sprachwissenschaft sind nicht dasselbe. "Sie sagen sogar, das Gendern emanzipiere nicht, sondern führe zu einer Ungleichheit, die es vorher nicht gegeben hat." Die Wurzel jeder Diskriminierung ist die Trennung in Kategorien. Die Sichtbarmachung von Frauen und Diversen durch Sterne hebt die Trennung in Kategorien hervor oder erschafft sie erst. Das ist der Gedankengang und die meisten Vertreterinnen dieses Gedankenganges sind natürlich Frauen, denen schon wieder Männer vorschreiben wollen, wie sie zu reden haben. Bezweckt werden soll, das Ganze durch Übertreibung lächerlich zu machen, um Frauen weiter entmachten zu können. Wenn ich mich nicht gendere, werde ich regelmäßig von Männern korrigiert, die mir einfach ins Wort fallen, ohne es zu merken. Liebe Grüße, Lee |
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26.03.2024, 08:46 | #12 | |
Forumsleitung
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Zitat:
Übrigens gibt es dazu eine aktuelle, umfangreiche Vorlesungsreihe des Sprachphilosophen Philipp Hübl, die im Internet abrufbar ist. |
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26.03.2024, 08:54 | #13 | |
Zitat:
Danke für den Tipp & LG, Lee |
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26.03.2024, 10:38 | #14 |
Forumsleitung
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Philipp Hübl war auch schon mehrfach beim Schweizer Fernsehen (Sendereihe "SRF Kultur") und bei Thilo in "Jung & Naiv" zu Gast. Ich beobachte ihn schon eine ganze Weile. Kann man alles auf youtube finden.
Ich gebe dir mal die Links zum SRF: Macht und Magie der Sprache https://www.youtube.com/watch?v=7Hw-hWtix8E Streiten über Gott https://www.youtube.com/watch?v=LN0QlfOMRpg Männer werden immer weiblicher https://www.youtube.com/watch?v=9MFxpPGNoBs&t=23s |
26.03.2024, 10:48 | #15 |
Vielen Dank, Ilka-Maria!
Das kann ich sehr gut nebenbei anhören und klingt interessant! LG, Lee |
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Stichworte |
gendern, neutrum |
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