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Humorvolles und Verborgenes Humorvolle oder rätselhafte Gedichte zum Schmunzeln oder Grübeln. |
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19.02.2024, 10:58 | #1 |
Mensch Meier
Meier hat Paris erkundet
und den Eiffelturm umrundet, will nunmehr den Trubel fliehen und sein Nachtquartier beziehen. Auf dem Mahagonitische grüßen bunte Tropenfische, welche sehr den Raum beleben und die Atmosphäre heben. In des Deckenlichtes Schimmer tritt er in das Badezimmer, um sich nach so langem Wachen für die Nacht bereit zu machen. Dort im Apothekenschrank steht ein reiner, heller Trank, schimmert im Kristallflakon mit der Aufschrift "Pur Poison". Vom Französisch aus der Schule weiß er nur noch Grundmodule, denn die Sprache von Voltaire, sie erschloss sich ihm nur schwer. Aber sicher weiß er: "Pur" - dieses Wort bedeutet "für", und "Poison" heißt: Für den Fisch kommt der Inhalt auf den Tisch. Meier nähert sich sogleich mit dem Fläschchen Neptuns Reich, spricht vertraulich zu den Fischen: "So, ihr Lieben, lasst es zischen!", und mit wohlgeübtem Schwenk aus dem linken Handgelenk träufelt er das Elixier in ihr flüssiges Revier. Sandelholz- und Moschusduft schwängern lind die Abendluft, auch ein sanfter Hauch Vanille - schon erlischt sein schwacher Wille, noch ein wenig wach zu bleiben, Tantchen einen Brief zu schreiben. Lass, das hat bis morgen Zeit... Morpheus macht die Arme weit... Meier liegt bis morgens flach, wird vom Kuss der Sonne wach. Auch im Unterwasserland: Alles friedlich und entspannt. Welse, Salmler, Keilfleckbarben sieht er mit verblassten Farben durch des Fischbehälters Scheiben bäuchlings in der Strömung treiben. "Na, ihr seid ja ganz gechillt! Eure Nacht war sicher wild", freut sich Städtebummler Meier jetzt auf seine Frühstückseier. Als er sich am Aufzug bückt und das rote Knöpfchen drückt, hört er fern aus seiner Kammer eines Zimmermädchens Jammer: "Le monsieur - hélas! - y laisse une triste bouillabaisse!" Ohne Wissen, was dies heißt, ist er zügig abgereist. (Anmerkung: Wäre das Dior-Parfum "Pure Poison" - so die originale Schreibweise - wirklich "für Fische" bestimmt, müsste es "Pour Poisson" heißen...) |
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11.03.2024, 17:37 | #2 |
Lieber Cornelius,
ich habe mich seit Deinem Kommentar gestern in Deinen Gedichten verloren. Tauche ab und an auf (zwangsläufiges Arbeitsluftschnappen) und stürze mich kopfüber und genüsslich wieder hinein in Dein artenreiches Wortbassin. Dieses Gedicht ist köstlich - ich kringel mich! Pure Poison, der Flacon, dessen Öffnung innerhalb von 3 Sekunden ein WG Zimmer olfaktorisch in ein Établissement anderer Art umwandeln konnte... Grüße Lizard |
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11.03.2024, 21:58 | #3 |
Lieber Cornelius,
das ist ein sehr vergnügliches und gut gereimtes Gedicht. Ich hätte den Flakon bestimmt auch in den Fischtank geschüttet Liebe Grüße, Lee |
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12.03.2024, 22:55 | #4 |
Guten Abend Lizard und Lee Berta,
freut mich, dass mein Quatschgedicht euch Spaß gemacht hat. Leider scheint die Blütezeit der humoristischen Gedichte (von der Satire bis zum reinen Nonsens) zumindest in diesem Forum vorüber zu sein. Es kommen zwar immer wieder welche hereingeflattert, aber sie finden kaum noch Beachtung. Da freut man sich über jeden Kommentar. Ich weiß nicht, wie es den anderen hier noch aktiven Humorpoeten ergeht, aber obwohl ich noch gar nicht so lange hier bin, fühle ich mich schon wie ein Dinosaurier. Unter uns: Ich bin ganz gerne einer... Grüße Cornelius |
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12.03.2024, 23:00 | #5 | |
abgemeldet
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Zitat:
Mein Humor ist so schwarz, die Dinosaurier würden ein zweites Mal aussterben! Aber du hast recht. Ich glaube, Humor ist so eine Sache. "Ich will jetzt humoristisch schreiben" funktioniert selten, da Humor sich selten erzwingen lässt. Ist wie Mundgeruch: Entweder man hat ihn oder eben nicht. Deine Humorgedichte allerdings wollen wenig und geben viel. Vorallem ein Lachen! lg EV |
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13.03.2024, 00:04 | #6 |
Ach Cornelius, Dinos fand ich schon als Kind ganz toll... Und Drachen.... Und Echsen...
Freue mich über Deine Gedichte! Liebe Grüße Lizard |
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13.03.2024, 00:06 | #7 |
abgemeldet
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...Und ich trete in Fettnäpfchen
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13.03.2024, 02:29 | #8 | |
Zitat:
Das will ich als Kreuzstichbanderole über meinem Sofa hängen haben! |
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13.03.2024, 22:51 | #9 |
Das sind ja mal vergnügliche Kommentare...und danke, Eisenvorhang, für dein schönes Kompliment: "Wollen wenig und geben viel". Das möchte ich dir gerne zurückgeben, aaaber: Deine Gedichte sind eindeutig ambitionierter als meine, das heißt: Sie wollen viel - aber sie geben noch mehr. Bei der Lektüre deiner neuesten Werke kann ich nur immer wieder über wahre Quantensprünge in deiner dichterischen Entwicklung staunen (nicht, dass deine ersten hier veröffentlichten Versuche schlecht gewesen wären...). Dazu qualifizierte Kommentare abzugeben fiele mir mittlerweile schwer.
Ich dagegen verspüre gar nicht den Ehrgeiz, für mich neue Formen ausprobieren zu wollen. Der größte Quantensprung in meinem Schaffen: Als ich nach einer Flut von Paarreimgedichten mein erstes Gedicht in Kreuzreimen geschrieben habe... Frohes Dichten wünscht Cornelius |
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14.03.2024, 16:22 | #10 |
abgemeldet
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Hey Cornelius!
Wegen Sprünge: Stell dir das wie einen großen Tisch vor, auf dem leere Blätter verstreut liegen. Auf jedes Blatt wird dann eine unterschiedliche Textart geschrieben: "klare texte", "leicht verständliche texte", "sprachartistische texte", "unverständliche texte", "gänzlich unverständliche texte", "wissenschaftliche studien" usw usf. Jan Wagner schrieb über die Wahrnehmung von Berlin unter anderem "die kleine nachtmusik der ambulanzen". Und es existieren so viele kreative und schöne Werke, dass es schade ist, nicht in dieses Feld einzutauchen. Gerade du, der technisch sehr versiert ist, verpasst da eine Menge Potential. Es ist wie eine Wanderung durch das tiefste Innere und rubbelt so manches unbekanntes Glückslos frei. Für das Lob danke ich dir! Allerdings versuche ich mich in Bescheidenheit zu üben, da ich finde, dass Demut der Schreibarbeit immer gut tut. Dir einen schönen Tag, Dichterfreund! lg EV |
15.03.2024, 19:08 | #11 | |
Hallo Cornelius,
ein wirklich klasse Gedicht, habe es sehr gerne gelesen! Zitat:
Ich kann doch nicht immer dasselbe drunter schreiben. LG DieSilbermöwe |
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15.03.2024, 22:39 | #12 |
Hallo Eisenvorhang,
danke für deine Ermunterung, zu neuen Ufern aufzubrechen, und deine Anregung mit den verschiedenen Papierstapeln. Derzeit liegen auf meinem Schreibtisch nur zwei Kladden: "Flüssige Texte" und "Überflüssige Texte"... Demut gehört definitiv zum Rüstzeug eines Poeten. Hallo Silbermöwe, vermutlich hast du recht. Wenn ich immer wieder denselben Kommentar lesen müsste, würde ich mich vermutlich auch bald fragen, ob er noch etwas zu besagen hat... Jedenfalls haben eure Kommentare nicht zum ersten Mal meinen Abend gerettet. Grüße Cornelius |
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16.03.2024, 01:58 | #13 |
Welse, Salmler, Keilfleckbarben
sieht er mit verblassten Farben durch des Fischbehälters Scheiben bäuchlings in der Strömung treiben. In dieser Zeile betrachtet der Autor seine Umwelt. Der Mensch betrachtet die Welt. Der Primat betrachtet die Schöpfung. Das Universum betrachtet sich selbst. OMMMMMMMMMMMMMMMMMMMMM Und nun, liebe Schwestern und Brüder und Dazwischengestalten, möchte ich euch die wahrste aller Wahrheiten enthüllen: Aus Sicht des Biologen sind wir Landwirbeltiere nur ein Teilbereich der Fische. "Fische" ist ein paraphyletisches Taxon. Meditieren wir doch eine Weile über diesen Begriff. paraphyletisches !yay! paraphyletisches !yay! paraphyletisches Taxon !nnnn! Meier hat sein eigen Fischfleisch und Fischblut getötet. Ist das wirklich lustig? "Ja", sprach der Galgen. Liebe Grüße, Lee |
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22.03.2024, 09:17 | #14 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Moin Cornelius,
Zitat:
Es hat mir großen Spaß gemacht, Städtebummler Meiers Parisaufenthalt zu verfolgen. Lieben Gruß Nöck |
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22.03.2024, 09:45 | #15 |
Hallo Cornelius.
Poisson sans boisson est poison - einer dieser unnützen Sprüche, die aus der Schulzeit hängen geblieben sind. Hätte man uns damals doch so ein amüsantes Poem wie dein Paris-Scherzo vorgesetzt! Ein heiteres Wochenende wünscht ftatateeta |
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29.03.2024, 13:13 | #16 |
Mensch Meier
Hallo Cornelius,
sehr köstlich und vergnüglich das Gedicht! Habe nie Französisch gelernt. Ein Lexikon kann gelegentlich Helfen. ;-) Für Strophe 1, Zeile 3: "will nunmehr den Trubel fliehen", schlage ich zugunsten der Metrik folgende Änderung vor: "will dem Trubel nun (dann, jetzt) entfliehen" LiebeLyrikGrüße Orbrert |
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29.03.2024, 23:11 | #17 |
Hallo Orbrert,
danke für dein Lob und deinen Änderungsvorschlag, den ich gerne übernehmen werde. Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen? So klingt es deutlich ungezwungener und besser. Der Austausch in einem Forum ist manchmal doch zu etwas gut... Danke auch dir, Nöck, und dir, ftatateeta, für eure schönen Kommentare. Möge der Humor euch nie verlassen. Gruß Cornelius |
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21.04.2024, 06:51 | #18 |
"Mensch Meier was ist denn mit dir los? Was ziehste denn für ein Gesicht?"
"Ach ich hab ja solche Sorgen" "Was heisst hier Sorgen? Immer lustig, immer froh! Wie der Mops im Paletot!" |
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