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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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28.01.2024, 07:39 | #1 |
Hauslos
in einer duftwolke
verfilzt sich das haar mit der zeit tragen fingernägel trauer aus plastik die bettelschale mitten auf dem gehweg erzwingt sich aufmerksamkeiten blickloser füße der hund wohlgenährt verschläft in der wolldecke die kälte der augenblicke Buddha today |
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28.01.2024, 19:17 | #2 |
Genau hingeschaut, Hannahanna. Der Stadtbettler mit seinem Tier. Der Joghurtbecher für die Münzen. Die Schritte, die aus dem Takt kommen. Einzig die Duftwolke krieg ich nicht verstanden. Was für ein Duft? Sag doch mal.
LG ftatateeta |
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28.01.2024, 21:19 | #3 |
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Sehr schön Hanna!
Mir gefällt vor allem, dass du die "Duftwolke" nicht konnotiert, sondern neutral gelassen hast! @ftatateeta Die geschilderte Szene kommt selten in Chanel No. 5 daher. :/ lg EV |
29.01.2024, 08:50 | #4 |
Guten Morgen, Ihr Zwei,
ftatateeta, danke für deine Aufmerksamkeit. Deinen Namen , fürchte ich, werde ich mir nie merken können. Aber vielleicht erkenne ich dich in Zukunft an deinen Texten. (lach) Meine Gedichte sind, wenn sie geglückt sind, eine Einladung an ihre Leser, die eigene Phantasie spielen zu lassen. Meine persönlichen Ideen spielen beim Leser keine Rolle mehr. (Ich gendere nicht) jetzt mache ich für dich mal eine Ausnahme : hauslos, vogelfrei, heilig vielleicht, zufrieden bedürfnislos, elendig, verrückt, duftend nach Salbei, nach Dreck, nach Freiheit....vielleicht hast du Lust, dich für den Fächer an Möglichkeiten zu öffnen und deinen ganz eigenen Bettler zu finden. Es freut mich, wenn du Lust hast, mir zu antworten... LG Hanna Eisenvorhang ( warum dieser Name?, es beschäftigt mich einfach) du bist ein Meister des feinen Beobachtens....ein Geschenk für mich.... LG Hanna |
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29.01.2024, 18:54 | #5 |
Okay Hanna. Also einige Etagen rauf. Duft hat für mich - anders als Geruch, im Gegensatz zu Gestank - immer etwas Positives. Ich liebe Düfte. Also ist mir diese ganze Szene geadelt, in ihr Gegenteil verkehrt, einen Trip, einen Traum. O Plastikbecher, du heiliger Gral. O sedierte Töle, du Ausbund an Adel. O Bettler mit den Beingeschwüren, nimm dir einen Leierkasten und drehe ihn zu meinen Liedern.. Ach nein, das ist wieder eine andere Ebene. Toll. Danke dir für deine Großzügigkeit.
LG ftatateeta |
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29.01.2024, 19:42 | #6 |
klasse, so ist es...
so wollen meine Gedichte "erfasst und frei gelassen werden." LG Hanna |
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29.01.2024, 23:20 | #7 | |
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Zitat:
Ja, der Nick... Er besitzt eine gewisse "Mehrseitigkeit", die ein Resultat meines Lebenslaufs ist. Ich konnte viele Jahre meine Liebe zur Lyrik nicht ausleben. Das hatte soziale Gründe und damit einhergehend ein raues männliches geprägtes Umfeld in meinen Jugendjahren und mit dem Verlust einer mir geliebten Person in meinen gerade durchbrochenen 20ern. Das mein Nick einen harten Kontrast zum eigentlich eher weicheren Tonus der Lyrik bildet, kann ich nachvollziehen, Hanna. Lg EV! |
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30.01.2024, 11:16 | #8 |
Guten Morgen Eisenvorhang,
schon in dem Gedicht über das Sterben deiner Mutter spürte ich einen schmerzhaften Riss...Ich will jetzt nicht persönlich werden...die Metaphernwahl ließ mich das ahnen. Ich laß zu dem Thema des Mann werdens/ Mann seins das Buch von Robert Bly "Eisenhans" ein Buch über Männer...vielleicht ein wenig spirituell, auf keinen Fall esotherisch...eher auch philosophisch ...ein altes Buch, aber immer wieder aktuell. einen schönen Tag für dich von Hanna |
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30.01.2024, 13:41 | #9 |
Hallohannahanna ,
Kompliment auch von mir: Tolle Begrifflichkeit und schön eingefangener Moment! Einzig bringt mich auch die "Duftwolke" auf die falsche Fährte, da ich bei "Duft" hier ebenfalls Parfüm assoziiere (hat der Bettler ein "After Shave" gefunden?). Vielleicht wäre einfach nur "Wolke" etwas weniger verwirrend? Viele Grüße von Georg |
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30.01.2024, 15:07 | #10 |
Danke Georg,
ja, das mit der Wolke ist gut. Die Inspirationen zu diesem Gedicht sind meine Auslandserfahrungen und die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Status eines Bettlers. Das wollte ich beleuchten. Ich lebte länger in Indien und dort ist es eine buddhistische Pflicht, einen Bettler zu versorgen, der manchmal einen heiligen Status hat.( deshalb auch der Schlußvers : Buddha today...) ein kleiner Schlenker in ein Experiment : würde in unseren Zeiten dort ein "bedeutender Mensch" sitzen, würden wir ihn vermutlich ausschließlich nach der äußeren Situation bewerten. (Als Straßentheater - Spielerin erlebte ich das unzählige Male.) Was meinst du ? Wenn ich es lasse, wie es ist, bekommt es meines Erachtens eine Weite, die die eingefahrenen Blicke auf Menschen auf der Straße klarer und differenzierte machen kann. Es leben auch kluge, sanfte Menschen freiwillig dort, natürlich nur wenige, aber ich finde, es lohnt sich immer, nicht jemanden vorzuverurteilen. So ist in meinem Text der" Duft" zur Metapher geworden... Da es kein gutes Gedicht ist, wenn man es erklären muß, lese ich gerne deine Meinung dazu. Ist es für dich dann mit zuviel Idiologien befrachtet? Ich bin bereit, das einzusehen. Gerne möchte ich lernen, "stillere und schlichtere" Gedichte zu schreiben... das ist einer der Gründe, warum ich hier bin... Bei meinem ganz persönlichen freien Stil möchte ich bleiben. LG Hanna |
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30.01.2024, 15:15 | #11 |
Hallo Hanna.
Mir gefällt dass nicht der/die Obdachlose ins Rampenlicht gerückt wird, sondern die gute Sorge um den wohlgenährten Hund. Er scheint das liebste zu sein, dass dem Obdachlosen noch geblieben ist und das Einzige, dass ihn bedingungslos liebt. Da sorgt jemand, der nichts mehr hat und vom Leben erwartet, besser für seinen Hund, als für sein eigenes Wohl. Herzzerreißendes Szenario... Oder aber die Menschen, die vorbei gehen machen sich mehr Gedanken um den Hund, als um den Menschen bei ihm. Das wäre dann wiederum besorgniserregend und hat nichts mehr mit Nächstenliebe zu tun. Leider eine Tatsachenbeobachtung... Wie eine Blume die aus dem Beton spriesst, sitzt ein Obdachloser vorm Aldi... Über das eine freut sich der Mensch, das andere wird als lästig empfunden. Traurig.. Der Duft wird vermutlich nicht für unsere Nasen als wichtig und "duftend" empfunden. Dem Hund ist der Duft wesentlich vertrauter und vermutlich sehr lieb und angenehm an "seinem" Menschen. Er wird ihn überall erkennen. Gerne gelesen. Lg Mono |
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30.01.2024, 15:30 | #12 |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Wie wäre es statt Duftwolke mit Dunstwolke? Ansonsten gut beobachtet und beschrieben.
LG Nöck |
30.01.2024, 21:09 | #13 |
Danke für eure Kommentare...
ich brauche eine Pause, dann melde ich mich wieder... LG Hanna |
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30.01.2024, 21:34 | #14 |
gesperrt
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die kunst liegt hier im weglassen. eine aufs wesentliche reduzierte sprache, die eine ganze geschichte erzählt. und gerade weil das so ist, könnte ich auf >mitten< (ohne mehrwert) verzichten, ohne verzicht üben zu müssen.
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30.01.2024, 21:44 | #15 |
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@hanna
Duft ist Duft. Sillage (Duftspur) im Französischen, wird das Nomen für den eigenen Körpergeruch verwendet (in dem Zusammenhang oft Amproxan oder ISO-E-Super), der sich vom Parfum abgrenzt. Es gibt sogar sehr strengen Moschus, der wie frisch aus dem Stierhoden gequetscht riecht. Alle heftigen sehr ledrigen "Oud"-Nischendüfte bspw. Würdest du Duftwolke oder andere Wortzusammensetzungen herbeirufen, täte das dem Text nicht so gut. Du könntest Duft aber bezüglicher gestalten, wie: "duft aus asphalt und pappe" oder "einen Duft aus Schlamm". (Nur Beispiele) "Duft" an sich ist ein schönes lyrisches Wort. Würdest du "Geruch" nehmen, dann entzögest du wieder Ton, wobei der "Geruch" sprachlich sehr interessant sein kann. Damit kannst du auch spielen: es ist ein geruch erdig und kot verfilzt sich das haar mit der zeit tragen fingernägel trauer aus plastik die bettelschale mitten auf dem gehweg erzwingt sich aufmerksamkeiten blickloser füße Gibt ja tausende Möglichkeiten. Duftwolke finde ich überhaupt nicht spannend. lg EV |
30.01.2024, 22:08 | #16 |
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ich denke der duft hätte ursprünglich mal der dunst sein sollen?!? also der dunst als metapher und nicht als konkretes phänomen.
im dunst der heimatlosigkeit oder auch im dunst der einsamkeit verfilzt sich das haar so könnte zum beispiel dein gedicht beginnen |
30.01.2024, 22:21 | #17 |
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:-) Dunst sind in der Luft schwebende Partikel aus Wasser und Staub, die zu einer Sichteinschränkung führen. „Dunst“ ist meteorologisch und besitzt keine olfaktorische Komponente, die, wie ich finde, im Bezug zum Bettler/Obdachlosen eigentlich nicht fehlen darf.
Die Betroffenen müssen ja jeden Tag damit leben. :-) |
30.01.2024, 22:42 | #18 |
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der dunst ist sozusagen der dunkle schatten, der den bettler begleitet. er ist konnotiert eine metapher für alles mögliche, das sein leben beschwerlich macht. wenn es zum beispiel heißt im dunst der vorstadt, dann weiß man sofort, was gemeint ist, dann hat man bilder vor augen,
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31.01.2024, 07:43 | #19 | |
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662
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Zitat:
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31.01.2024, 11:10 | #20 | |
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Zitat:
er dunstet aus von trauerresten des regens verfilzt sich das haar mit der zeit tragen fingernägel trauer aus plastik die bettelschale mitten auf dem gehweg erzwingt sich aufmerksamkeiten blickloser füße |
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31.01.2024, 11:33 | #21 |
Danke für eure ausführliche Auseinandersetzung mit meinem Text.
Eure Ideen gefallen mir...ich werde sie bedenken LG Hanna |
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