|
|
Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
|
Themen-Optionen | Thema durchsuchen |
27.12.2007, 18:48 | #1 |
Der Physiker
(ich bitte die Boschaft nicht zu generallisieren, ich bin selbst Physiker)
Der Physiker Du verfluchter Narr wiegst dich in der kleinen Erkenntnis und erahnst nicht die Welten außerhalb deines Schwachsinns du zimmerst dir es selbst, dein Brett vorm Kopf Preise deine Wissenschaft und Logik mit der du alles durchschaust nur nicht die Nutzlosigkeit deiner Antworten die tausend neue Fragen bringen die sich aber niemand stellt um zufrieden zu sein das ist dein Sieg? zu wissen wie die Dinge nicht sind mit Sicherheit und ohne Sicherheit zu erahnen, wie sie sein könnten? um diejenigen zu verlachen die durch andere Fenster sehen und deutlich mehr verstehen als du, der nicht einmal seinen eigenen Jammer erkennt du willst uns unseren Glauben ersetzen durch deine Unwissenheit? durch deine Überheblichkeit? Verlasse uns und gehe deinem Wissen nach in die Dunkelheit und die Umnachtung wo du alles verstehst was du siehst und niederkniest vor deiner kleinen, stimmigen Welt bis sie dann zusammen fällt wenn du zum ersten Mal erkennst was es heißt zu irren |
|
30.12.2007, 17:22 | #2 |
hi,
also der inhalt sagt mir zu erinnert mich an denn depressiven faust in der szene lacht. ich kann das lyr ich getrost bei einem selbstgespräch beobachten. textlich bemängel ich die länge da im prinzip nicht viel passiert und nix neues geagt hatt könnte man das kopmrimieren. man langweilt sich nach den ersten strophen einfach. die zentrierte form hast du hübsch gewählt. d/mein problem: der pathos wenn ein physiker von welten spricht ok das wirkt noch aber sowas wie erahnst, preiset usw. das ist übertrieben, "sprache machend" und hat mit dichtung nichts zu tun. leider ist das noch hauptmerkmal deines stils. das ist nicht schön und schmeckt mir nicht. gruß mo.- |
|
30.12.2007, 19:09 | #3 |
Hallo sky so red,
zwar stört mich das Zentrierte enorm [was aber nur eine Kritik an der Präsentation ist] und auch ist so mancher Part etwas langatmig, dennoch aber hat das Stück einige gute Stellen. Diese gehen jedoch im Schwall allzu sehr unter, weshalb ich anregen würde, hier stark einzukürzen, auch um dem Wort Gedicht im Hinblick auf Dichte Rechnung zu tragen. Konzentriere mehr. Zu überdenken sind weiter manche Zeilenumbrüche, den prosaischen Charakter mag ich nicht wirklich monieren. Hier denke ich, stellt sich der Text gerade ob der Länge selbst das Bein: sie ist hier letztlich das 'casus knaxus', der den Text zur monologen Erzählung verkommen läßt. Der Text an sich hat jedoch durchaus Potential inne, welches Du aber - auch durch mangelndes Spiel mit der Sprache - stellenweise aus der Hand gibst. "Du verfluchter Narr wiegst dich in der kleinen Erkenntnis und erahnst nicht die Welten außerhalb deines Schwachsinns du zimmerst dir es selbst, dein Brett vorm Kopf Preise deine Wissenschaft und Logik mit der du alles durchschaust nur nicht die Nutzlosigkeit deiner Antworten die tausend neue Fragen bringen die sich aber niemand stellt um zufrieden zu sein" Das "Wiegen" zu Beginn gewänne meines Erachtens, wenn Du "wiegst [Dich] schwer" einsetzen würdest. Schwachsinn finde ich hier etwas fehl am Platze, auch wenn Du damit den Graben zur Empirie auftun magst. Engstirnigkeit fände ich angebrachter, auch der Kopfbretter wegen. Die Sprache wirkt hier teils etwas bemühlich, gerade in den letzten beiden Zeilen der ersten Strophe. Dieser Nachsatz verfehlt durch das Beistellen seine Wirkung, mögliche mehrdeutige Bezüge verspielst Du, aufzugreifende Bildüberträge [hölzern-zimmern-Brett] sind angerissen, aber nicht ausformuliert. Idee wäre hier, den "verfluchten Narr" zum hölzernen zu machen. Der Übertrag in die zweite Strophe holpert. Zunächst wird das Brett als Sicht"schutz" erwähnt, dann durchschaut er wiederum alles. Dieses Paradoxon aber wird durch die erste Zeile der zweiten Strophe abgeschwächt und ist kaum mehr merkbar. Hier könnte man aber durch das Verrücken der Zeilen wieder einen doppelten Boden ziehen. Vorschlag für die erste Strophe btw.: "Du hölzerner Narr wiegst schwer als kleine Erkenntnis / die Welt außerhalb ist nur ein Brett entfernt von deiner gezimmerten [...]" "das ist dein Sieg? zu wissen wie die Dinge nicht sind mit Sicherheit und ohne Sicherheit zu erahnen, wie sie sein könnten?" Die dritte Strophe würde ich spitzer einleiten "Ist das dein Sieg?" Auch die Zeilenschaltung ist hier erneut Lesepausenanzeiger. Andenken solltest Du vielleicht - wie im obigen Vorschlag ungesetzt - dadruch auch Mehrdeutigkeiten einzuziehen. Zudem wiederholst Du hier die Ahnung [Strophe eins: man erahnt / Strophe drei: man erahnt]. Auch die Doppelung von Sicherheit ist nicht unterstreichend, eher müßig. "um diejenigen zu verlachen die durch andere Fenster sehen und deutlich mehr verstehen als du, der nicht einmal seinen eigenen Jammer erkennt" Wirklich gelungen innerhalb der vierten Strophe sind die letzten beiden Zeilen. Gewünscht hätte ich mir hier aber wieder stärkere Zeilenumbrüche wie e.g. "um diejenigen zu verlachen die durch / andere Fenster sehen deutlich / mehr als [...]" "du willst uns unseren Glauben ersetzen durch deine Unwissenheit? durch deine Überheblichkeit?" Strophe fünf wartet eindeutig als dröger Fragenkatalog auf und wirkt fraglich bis verloren. Innerhalb eines Gespräches sicher rhetorisch chic, innerhalb eines dichten Texten aber unangebracht. "Verlasse uns und gehe deinem Wissen nach in die Dunkelheit und die Umnachtung wo du alles verstehst was du siehst und niederkniest vor deiner kleinen, stimmigen Welt bis sie dann zusammen fällt wenn du zum ersten Mal erkennst was es heißt zu irren" Auch die letzte Strophe ist im Abschluss gelungen, der Rest ist ein steter Wiederaufgriff dessen, was Du zuvor schon versucht hast, anzureißen. Insgesamt überarbeitungswürdig. Komm mehr auf den Punkt ohne zwischendurch diverse Kommata zu setzen. Jetzt ist das Ganze hier allzu schwammig, ja langatmig. Mehr Bilder wie z.B. in Strophe eins und weniger Gerede. Nichtsdestotrotz ist der Text aber in Ordnung; er hat mich nicht vom Stuhl gerissen, aber er hat wirkliche gute Ansätze. Grüße Andi |
|
30.12.2007, 19:22 | #4 |
gesperrt
|
hallo ssr,
bin durchaus beeindruckt von deinem text! finde die aussage aber nur partiell zutreffend, da wir den physikern bzgl. entwicklung von zivilisationstechniken auch sehr viel zu verdanken haben. zutreffend ist sie, soweit es um dekadentes fachidiotentum geht, das trifft aber auf alle wissenschaften in ähnlicher weise zu. zutreffend sicher auch, wenn spartenegrgeiz dazu führt, dass man eine atombombe baut und sogar zündet, wie die amis sich erfrecht haben... fast schlimmer finde ich darüber hinaus, dass die physikalische denkweise, die ja weitgehend von der verifizierbarkeit realer naturkräfte ausgeht, zur denkmodellbildung von geisteswissenschaftlern missbraucht wird - das ist ein weites feld... liebe grüße norbert |
30.12.2007, 19:29 | #5 |
RE: Der Physiker
Die Physik ist so eine Sache!
Die Erklärungen sind Erkenntnisse. Die Wissenschaft neigt dazu sie zu verherrlichen. Eine Welt ist keine einfache Sache. Eine Wissenschaft kann Erkenntnisse bündeln, vereinfachen, sie in Formeln und Regeln packen, sie zu einem Paket schnüren, welches oft allzu verherrlicht wird. Auch die Physik unterliegt der Zeit. Wandelbar ist die Welt. Wahre Erkenntnis liegt in uns. Wissenschaftliche Erkenntnisse wären nicht so schlecht, würde man Sie verwenden um eine bessere, eine humanere Gesellschaft zu formen. Mir gefällt die Kritik, sie ist wichtig und richtig! Weiter so! |
|
31.12.2007, 23:13 | #6 |
@Milano: Das hat mich jetzt beinahe an "21 Punkte zu den Physikern" erinnert, diese Art Nachwort von Dürrenmatt zu seinem Drama "die Physiker" erinnert.
@sky sored (interessante zweite Lesemöglichkeit übrigens ): oben genannte Lektüre solltest du dir mal zu Gemüte führen. Habe es auch gerade gelesen und bin ziemlich beeindruckt. Frohes neues Jahr und "A goohde" (oder wie das hier heißt) erstmalsooderwie |
|