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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken. |
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28.12.2023, 17:49 | #1 |
Bau. Haus.
Bau. Haus.
- englisches Sonnet - Ich bau an einem Fachwerkhaus im Wind: Er kommt von Nordnordost und bläst in Moll, Erzählt mir von der Mutter und dem Kind Und labert mir davon die Hucke voll. Die Balken vor dem Auge schlag ich ein: Der Lehm tritt schnell zur Seite, tät’s doch weh, Schöb ich die Balken einfach in ihn rein – Stattdessen treffe ich den großen Zeh Und setze Lehm auf Lehm in einen Kasten, So hoch wie breit und jeweils doppelt lang. Der Kasteninhalt kommt zu meinen Lasten, Die trage ich und pack sie mittenmang Ins Balkenrechteck Schicht auf Schicht auf Schicht: Ich seh kein Ende – auch den Anfang nicht. |
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29.12.2023, 11:18 | #2 |
Guten Morgen Walther,
"Schaffe, schaffe, Häusle baue" als Shakespeare-Sonett (pardon: Sonnet) - das ist mal wieder ein origineller Beitrag. Besonders gefällt mir, wie der lyrische Baumeister das Brett vor seinem eigenen Kopf zertrümmert. Gelingt nicht vielen. Gruß Cornelius |
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29.12.2023, 13:08 | #3 | |
Zitat:
lb Cornelius, das les ich gern. an andere stelle las ich biblisches. dem sei, wie es sei. der dichter dankt fürs lesen und kommentieren. aus dem württtemberischen grüßt der W. und wünscht guten rutsch. |
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29.12.2023, 17:10 | #4 | |
Forumsleitung
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Lieber Walther,
ich hatte ein bisschen Probleme mit dem Gedicht, gleichwohl eins deutlich rauskommt: Ein Haus zu bauen ist kein Kinderspiel, schon gar nicht, wenn man es mit seinen eigenen Händen tun muss. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich komme aus einer Familie, in denen Maurer und Architekten zu Hause waren. Auch ein Selfmademan, der sein Haus - ein richtiges Haus! - mit eigenen Händen baute (Onkel meiner Mutter). Bei diesem Vers habe ich gestutzt: Zitat:
Ich hoffe, dass dein Lyrisches Ich bei dem Slapstick-Programm, das seinem Hausbau zugrunde liegt, eines Tages erfolgreich beim Dachdecken anlangen wird und dann noch über die Gliedmaßen verfügt, die Ziegel aufzulegen. Lustig ist das Maurerleben! Kleine Anekdote am Rande: Meinem Großvater, gelernter Maurer und später Polier am Bau, sah sich einmal einer umgestürzten Leiter gegenüber. Er hatte keine Chance mehr, ihr auszuweichen. Sie landete so auf seinen Schultern, dass sein Kopf unbeschadet zwischen zwei Sprossen rausschaute. Tat weh, aber die Zentrale behielt ihre volle Funktionskraft. Es gibt Berufe, die schreiben die tollsten Geschichten. Liebe Grüße und weiterhin frohes Bauen, vor allem an poetischen Palästen. Das ist ja deine Spezialität. Schönen Start ins Neue Jahr! Liebe Grüße Ilka |
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11.01.2024, 16:05 | #5 | |
Zitat:
hat ein weilchen gedauert, sorry dafür. gur rübergekommen? ich habe die zugetextet.com ausgabe endlich in der druckvorbereitung und das projekt am laufen, das wir frisch zum Nikolaus reingekriegt haben. es geht um iOS und iPadOS-sicherheit. zum brett vorm hirn, das biblisch als balken in der iris dümpelt: verfremdung im sinne der bekannteren volksweisheit möge verziehen sein. in der tat ist bauen eine äußerst komplexe geschichte. das war es immer schon. ich baue auch romane, essays, zeitschriften, blogs und sonst darüberhinaus jede menge sch... äh mehr oder minder tiefen unsinn. ich wünsche dir und uns allen ein kreatives jahr. aufzubauen gäbe es genug. obschon: im kaputtmachen sind wir menschen wirklich fixer. lg W. |
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11.01.2024, 16:58 | #6 |
Forumsleitung
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Das stimmt doch gar nicht, Walter. Wo kommen denn all die Mega-Städte her? Wieso gehen wir nicht mehr nackt oder dort, wo es kalt ist, in Fellen umher?
Zeige mir eine Stelle in der Menschheitsgeschichte, wo es einen Rückschritt gegeben haben soll? Brüche hat es immer gegeben. Dann mussten die Menschen umdenken, sich anpassen, Neues erfinden. Na und? Hat geklappt. Dabei sind viele Menschen draufgegangen, auf deren Rücken die Umwälzungen ausgetragen wurden. Aber im Gegensatz zu früher sind wir uns heute dessen besser bewusst und versuchen, nicht zuviele der Menschen zu verlieren, die auf der Strecke zu bleiben drohen. Das wird nicht hundertprozentig gelingen, aber vielleicht besser als in der Vergangenheit. Wo sollen wir denn hin? Zurück können wir nicht. Wir können doch nicht einfach alles ausschalten, was wir an Geschichte hinter uns haben und wie wir heute leben. Wie sollte das gehen? Nimm doch nur mal diese Bio-Ideologie: Wie soll man damit Milliarden von Menschen ernähren? Wobei "Bio" oft nichts anderes bedeutet, als dass z.B. Freilandhühner in ihrem keimversuchten Scheißdreck waten. Der Verbraucher verlässt sich auf "Bio" in der Gewissheit: Da kann ich weiterhin zehn Eier pro Woche essen, denn ich trage zum Tierwohl bei. Dabei wäre echtes Bio, zu verzichten, nämlich von allem weniger zu essen. Es würde weniger kosten, man bliebe schlanker und gesünder und könnte hübschere Kleidung tragen. Tja, könntest du jetzt sagen, aber es hat immer Kriege gegeben, und da wurde radikal zerstört. Stimmt. Aber hinterher wurde immer schöner, mächtiger und moderner aufgebaut. Auch das stimmt. Offensichtlicht ist der Mensch, als Art betrachtet, unkaputtbar. |
11.01.2024, 17:13 | #7 |
mir, lb. Ilka, ging es eher um die geschwindigkeiten. lg W.
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11.01.2024, 17:37 | #8 |
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Welche? Wohin? Und wo? In Deutschland geht vieles inzwischen in Zeitlupe, in China hingegen im Zeitraffer. In der Ukraine findet das Geschehen in Echtzeit statt. Im Kreml verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart zu Kassandrarufen in die Zukunft, in der sich Schweden und Finnland schon zu befinden scheinen. In den U.S.A. wird der Geist des Bürgerkriegs wieder spürbar. Und alles wird von einem gewaltigen Rechtsruck in eine neue Zeit des Faschismus gezogen. In anderen Gegenden der Welt scheint die Zeit stillzustehen, da ändert sich gar nichts. Dort bleibt die Armut genauso zäh haften wie der Müll, der an die Strände gespült und von niemandem entsorgt wird. Also welche Geschwindigkeiten meinst du? |
11.01.2024, 17:46 | #9 | |
Zitat:
detail: bei uns in D wird nichts mehr aufgebaut. hier wird runtergewirtschaftet. ausnahmen bestätigen die regel. lg W. |
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11.01.2024, 18:05 | #10 |
Forumsleitung
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Von unserem klitzekleinen Deutschland aus gesehen kann ich dir nicht widersprechen, Walther: Wir kloppen uns selber die Wirtschaft und den Wohlstand kaputt. Freilwillig und ohne Not. Aber habe Hoffnung: Vielleicht stiftet uns mal ein Gönner das Denkmal der besten Nation der EU dafür. Immerhin. Was ist schon das bisschen Fleiß einer Bevölkerung gegen einen prallen Orden an der Brust.
Aber ganz habe ich den Glauben an die Widerstandskräfte in unsererem Land nicht aufgegeben. Und damit meine ich nicht die Ultra-Rechten. Wo sind die Studenten, die früher als erste auf den Barrikaden waren und ihre eigene Haut zum Markte getragen haben? Die Klebe-Heinis und Reemtsma-Stakkato-Donnerer von heute nimmt doch niemand ernst. Das sind wattegebäuchte, bezahlte oder sonstwie subventionierte Typen. |
18.01.2024, 13:09 | #11 | |
Zitat:
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